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Die Sage von den Hexen des Brockens und deren Entstehen in vorchristlicher Zeit durch die Verehrung des Melybogs und der Frau Holle
[1839]
- 56 Seiten
- German
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Die Sage von den Hexen des Brockens und deren Entstehen in vorchristlicher Zeit durch die Verehrung des Melybogs und der Frau Holle
[1839]
Über dieses Buch
= Digitale Neufassung für eBook-Reader ="Mein Freund, der Archivarius Schrader zu Wittgenstein hat mir nachstehende Schrift geschickt. Ich habe dieselbe durchgelesen, und gefunden, dass sie für Geschichts- und Sprachforscher, die Harzbewohner und namentlich die Brockenbesucher von Interesse und respektive Nutzen sein würde..." (Dr. Freytag)So enthält die Schrift sprachwissenschaftliche Erklärungen einerseits zur Verdrängung des Heidentums durch das Christentum, andererseits hinsichtlich der Besiedelung der Harzgegend durch die unterschiedlichen Volksstämme und damit verbunden der Namensgebung der Orte und Flüsse.
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Information
§. 1. Der Eindruck, den die Umsicht...
Der Eindruck, den die Umsicht vom Brocken seinen Besuchern gewährt,
ist von einer so erhabenen Art, wie ihn die übrigen Berge
Deutschlands, wenn gleich höher, nicht darbieten. Dies hat daher
wohl vorzüglich dazu beigetragen, dass er die Berühmtheit erhalten
hat, von der die große Zahl seiner jährlichen Besucher ein Zeugnis
gibt. Nicht weniger ist hierbei aber wohl die Sage von Einfluss
gewesen, nach welcher der Teufel mit seinen Genossen in der Nacht
vor dem ersten Mai eine große Feierlichkeit auf ihm hält, die der
die sämtlichen Hexen erscheinen. Diese nehmen ihren Weg dahin durch
die Luft, indem sie auf verschiedenen Tieren: Gänsen, Ziegenböcken
usw., in gleichen auf Besen und Ofengabeln dahinreiten. Der
ängstliche Landmann bekreuzt daher am Abende vor dieser
Feierlichkeit die Türen seiner Ställe, und glaubt auf diese Weise
es bewirkt zu haben, dass sein Vieh, besonders das Jungvieh, zu
solchen Gewaltritten, auf denen keine Erholung ist, nicht
missbraucht werde. Selbst das Schlafgemach versieht der Aberglaube
mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes, damit die Schlafenden nicht
etwa gegen ihren Willen von dem Teufel zu der Brocken-Feierlichkeit
abgeholt werden. Ja, gegen jeden Schabernack an lebendigen und
leblosen Dingen, dessen an sich in dieser Nacht von dem Teufel und
seinen Genossen zu gewärtigen hat, wird das Zeichens des Kreuzes in
seiner heiligen Zahl drei, angewendet. Von zwei der größten
Felsstücke auf dem Brocken führt das größte den Namen:
„Hexenaltar“, das zweite: „Teufelskanzel“. Auf der letzteren soll
der Böse seinen Gästen vorpredigen; auf dem Altare aber werden
angeblich die Speisen des Mahles bereitet, welches die versammelte
Gesellschaft der Unholde und ihre Genossen verzehren. Das hierzu
erforderliche Wasser liefert der benachbarte Hexenbrunnen. Den
Schluss der Feierlichkeit macht ein Ball, auf dem der Teufel, als
Gastgeber, mit jeder der Hexen bis zu deren Erschöpfung
tanzt.
Selbst diejenigen, die an diese Feierlichkeit nicht glauben,
benutzen am Morgen des ersten Mais die Sage von ihr zu einem
Scherz, indem sie dieselbe als Statt gehabt voraussetzen, und sich
bei Bekannten darnach erkundigen, wie solche ihnen bekommen
ist.
§. 2. Diese Sage hat sich in weite Ferne…
Diese Sage hat sich in weite Ferne verbreitet, und in manchen, dem
Brocken entfernt liegenden Orten wird dieselbe am Abende vor dem
ersten Mai stärker in das Gedächtnis zurückgerufen, als in den
Ortschaften der Umgegend des Brockens. Sie ist von einer so
sonderbaren Art, dass wohl in Jedermann das Verlangen vorhanden
sein muss, dem wahren Ursprunge derselben auf die Spur zu kommen.
Wie aber überhaupt Sagen selten zur urkundlichen Gewissheit erhoben
werden können; so stellen sich auch rücksichtlich der Sage von den
Hexen des Brockens wenig Anzeigen dar, aus denen die Veranlassung
dazu ohne Anlass zu Zweifeln zu geben, gefolgert werden könnte.
Mancher hält daher die ganze Sage für eine reine Fabel, die
lediglich in dem Gehirn des Aberglaubens entstanden ist. Allein
solche Urteile werden in der Regel mit Unrecht von den Sagen
gefällt, und so der Stab über eine Quelle der Geschichte gebrochen,
die, wenn sie mit Vor- und Umsicht benutzt wird, gar häufig sehr
ersprießlich werden kann.
Ein solches Schicksal hat indes die Hexen-Sage nicht
allgemein gehabt; man hat es vielmehr bereits mehrfach versucht,
ihr Entstehen aus der Geschichte zu zeigen Die gemeine Meinung
hierüber ist, dass sie zur Zeit Karls des Großen veranlasst sei. So
behauptet z. B. Petersen – (das Kirchsp. Weitmar S. 87 und 99) –
dass es vor Karl dem Großen gar keine Hexen gegeben habe, sondern
dass die Sage davon erst zu seiner Zeit entstanden sei. Auch der
Harzbote – (Jahrgang 1833 S. 124-126) – gibt hierüber eine
Mitteilung, welche die Zeit der Entstehung der Sage ebenfalls unter
die Regierung Karls des Großen setzt. Als Kaiser Karl der Große, -
wird hier berichtet -, auch die Ostphalen überwältigt hatte, ließ
er alles, was an das sächsische Heidentum erinnern konnte,
zerstören, besonders auch die Opferfeste vertilgen. Da nahmen die
noch immer geheimen Anhänger der alten Bräuche ihre Zuflucht zu den
Waldungen und Gebirgen des Harzes, namentlich zu dem damals schwer
zugänglichen Gipfel des Brockens, um hier die alten Feste zu
feiern. Sobald aber Kaiser Karl hiervon Nachricht erhielt, ließ er
zu den Zeiten der vornehmsten jener Feste die Pfade sorgfältig
bewachen. Gewalt konnte hier nur den unterjochten Sachsen nicht
helfen. Sie nahmen also ihre Zuflucht zur List. Sie verkleideten
sich in scheußliche Larven, erschreckten durch solche
Teufelsgestalten die abergläubischen Wachen, dass selbige
davonliefen, und der Weg wieder frei wurde. Auf diese Weise also
sollen sich die Helden nicht nur den Zugang zu dem Brocken
verschafft haben, sondern auch bei den Nichtheiden die Sage von den
Hexen entstanden sein.
§. 3. Bei Würdigung dieser Erklärung…
Bei Würdigung dieser Erklärung der Sage muss man aber zunächst
berücksichtigen, dass die wachenden Personen dem Heidentum noch
sehr nahestanden, daher mit den Gebräuchen desselben genau bekannt
waren; überdies keine Hasen waren, und dass es daher sehr
unwahrscheinlich erscheint, es sei den Heiden gelungen sie durch
Larven zu schrecken. Hierzu kommt nun noch, dass man bei Einführung
des Christentums gar nicht so intolerant war, und die Heiden mit
Gewalt von ihren Bräuchen zu bringen suchte. Waren sie erst
getauft, dann war es Sache der Priester, ihnen die heidnischen
Sitten abzugewöhnen. Und was für Priester hatten denn die alten
Deutschen? Man irrt sich ganz stark, wenn man annehmen wollte, dass
dies lauter Bonifacii, Ludgeri usw. gewesen seien. Es gab auch
Priester, die da tauften und sonstige christliche Gebräuche
vornahmen, nebenher aber auch die Opfer der Heiden besorgten.
Verlaufene Knechte suchten sich die Tonsur zu verschaffen, und
übten nachdem Verlangen der Laien den christlichen und heidnischen
Gottesdienst. Selbst in Italien hat man Denkmale vorgefunden, auf
denen sich die dii manes und der Heilige Geist zugleich befanden.
Man darf sich daher umso weniger wundern, wenn der heilige
Bonifacius sich über die Vermischung des Heidentums mit der
christlichen Religion in Deutschland so sehr beklagt, und
christliche Priester angetroffen hat, die den Götzen an Bäumen, an
Bächen, auf Bergen usw. opferten. Ja, nachdem man auch dahin
gekommen war, die Bäume, Berge, Bäche usw. für nicht heilige Orte
zu erkennen, glaubten die Christen noch lange ihre Opfer in der
Nähe einer Kirche, oder zu Ehren eines christlichen Heiligen
bringen zu dürfen. Noch im elften Jahrhunderte verehrte man in
Deutschland Sonne, Mond und Sterne und glaubte bei einer
Mondfinsternis dem Mond das von bösen Wesen geraubte Licht durch
Geschrei wieder zu bewirken. Am Neujahrstage bereitete man für die
Götzen einen besonderen Tisch mit Fackeln und Speisen und sang und
tanzte auf den Straßen den Götzen zu Ehren. Mit einem Schwerte
umgürtet setzte man sich auf das Dach oder auf einer Ochsenhaut auf
einen den Götzen geheiligten Scheideweg, um hier die Ereignisse des
folgenden Jahres aus den von den Götzen gegebenen Zeichen zu
erfahren. In der Neujahrsnacht backte man Brot, um aus dem Aufgehen
desselben das Glück des folgenden Jahres zu erkennen. Vorzüglich
aber war die Verehrung der Nornen Urd, Werdandi und Skuld, im
Gange. Von ihnen glaubte man, dass sie den Menschen zu allem
bestimmen könnten, wozu sie wollten. Sie konnten dem Neugeborenen
sogar die Fähigkeit geben, sich in einen Werwolf usw. zu
verwandeln. Die Mütter waren es daher vorzüglich, die ihnen
opferten, indem sie zu gewissen Zeiten einen Tisch mit Speise und
Trank besetzten, und 3 Messer darauflegten, damit, wenn die Nornen
erschienen, sie sich laben konnten. Gebete wurden nicht nur in der
Kirche, sondern ebenso oft auch an Brunnen, Steinen, Bäumen und auf
Scheidewegen verrichtet. Nur erst mit der Zeit wurden diese Orte in
Marienborne, Margarethenhalle usw. verwandelt, und an die Stelle
eines heiligen Brunnens ein Kreuz aufgestellt. Ja, die heidnischen
Tanzbelustigungen dauern heute noch fort in den Tannentanzen,
Pfingstbieren, Maientanzen, Kirchmessen usw. Alle diese
Belustigungen findet man in manchen Gegenden Deutschlands in den
älteren Zeiten, als heidnische Gebräuche, verboten, und dennoch
dauern sie fort.
Diese Lage des Christentums im 11. Jahrhunderte erhebt es daher
wohl über allen Zweifel, dass man es im 8. und 9. Jahrhunderte
nicht so genau mit dem Heidentum genommen, und die heidnischen
Gebräuche durch Gewalt zu verhüten gesucht hat.
§. 4. Die Sage von den Hexen kann…
Die Sage von den Hexen kann daher in jenen Zeiten auf die angegebene Art nicht entstanden sein. Sie ist vielmehr älteren Ursprunges, wie sich dies schon daraus mit Gewissheit ergibt, dass Hexerei schon im Jahr 742 der Gegenstand eines verbietenden Gesetzes der fränkischen Gesetzgebung ist.1
Dies ist auch bereits von Andern erkannt. Ideler, - in seiner Abhandlung über die Dämonomanie – 2, bemerkt namentlich über den Ursprung des Hexen-Wesens Folgendes:
„Horst leitet den Ursprung des christlichen Zauber- und Hexenglaubens aus dem Orient ab, dessen religiöse Weltanschauung Zoroaster in das dualistische System eines guten Prinzips, Ormudz, und eines bösen, Ahriman, brachte. Die Juden, deren mosaischer Monothe...
Inhaltsverzeichnis
- Die Sage von den den Hexen des Brockens
- Technische Anmerkungen
- Vorrede
- Hexenlied
- §. 1. Der Eindruck, den die Umsicht...
- §. 2. Diese Sage hat sich in weite Ferne…
- §. 3. Bei Würdigung dieser Erklärung…
- §. 4. Die Sage von den Hexen kann…
- §. 5. Dies undeutsche Volk muss…
- §. 6. Schon im Jahre 781 drang Karl…
- §. 7. Von jenen Sorben kann man…
- §. 8. Der Umstand nun, dass die Sorben…
- §. 9. Die Gesichtspunkte, von welchem…
- §. 10. Zu den typischen Namen…
- §. 11. Das der Name des Dorfes…
- §. 12. Ein Zweig der slavischen Völker…
- §. 13. In den Ortsnamen Deutschlands…
- §. 14. Auch das Wort Ben…
- §. 15. Durch die vorstehende Ausführung…
- §. 16. Der bösen Gottheiten…
- §. 17. Der Oberste der Unholden (Djahi)…
- §. 18. Der Oberste der Unholde hatte…
- §. 19. Dieser Melbog musste nun…
- §. 20. Nimmt man dieses an…
- §. 21. Ob nun die Frau Holle…
- §. 22. Die bisherige Darstellung…
- §. 23. Von den eingewanderten Deutschen…
- §. 24. Hexen sind also hiernach…
- §. 25. Der Oberste der deutschen Unholde…
- §. 26. Wie bei vielen Völkern…
- §. 27. Gleiche Verhältnisse fanden statt…
- §. 28. Mit der Einführung des Christentums…
- §. 29. Das Resultat…
- Digitale Neufassungen
- Impressum