Spuren
eBook - ePub

Spuren

Texte - Predigten - Bausteine

  1. 164 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub

Spuren

Texte - Predigten - Bausteine

Über dieses Buch

Dreiundzwanzig Jahre als Gemeindepfarrer in und dreizehn Jahre im Amt des Superintendenten haben Spuren hinterlassen - in Wassenberg, im Jülicher Land, in meinem Leben. Die in diesem Band versammelten Texte sollen exemplarisch an Themen erinnern, die die Zeit von 1984 bis 2007 bestimmt haben.

Häufig gestellte Fragen

Ja, du kannst dein Abo jederzeit über den Tab Abo in deinen Kontoeinstellungen auf der Perlego-Website kündigen. Dein Abo bleibt bis zum Ende deines aktuellen Abrechnungszeitraums aktiv. Erfahre, wie du dein Abo kündigen kannst.
Derzeit stehen all unsere auf mobile Endgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Perlego bietet zwei Pläne an: Elementar and Erweitert
  • Elementar ist ideal für Lernende und Interessierte, die gerne eine Vielzahl von Themen erkunden. Greife auf die Elementar-Bibliothek mit über 800.000 professionellen Titeln und Bestsellern aus den Bereichen Wirtschaft, Persönlichkeitsentwicklung und Geisteswissenschaften zu. Mit unbegrenzter Lesezeit und Standard-Vorlesefunktion.
  • Erweitert: Perfekt für Fortgeschrittene Studenten und Akademiker, die uneingeschränkten Zugriff benötigen. Schalte über 1,4 Mio. Bücher in Hunderten von Fachgebieten frei. Der Erweitert-Plan enthält außerdem fortgeschrittene Funktionen wie Premium Read Aloud und Research Assistant.
Beide Pläne können monatlich, alle 4 Monate oder jährlich abgerechnet werden.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja! Du kannst die Perlego-App sowohl auf iOS- als auch auf Android-Geräten verwenden, um jederzeit und überall zu lesen – sogar offline. Perfekt für den Weg zur Arbeit oder wenn du unterwegs bist.
Bitte beachte, dass wir keine Geräte unterstützen können, die mit iOS 13 oder Android 7 oder früheren Versionen laufen. Lerne mehr über die Nutzung der App.
Ja, du hast Zugang zu Spuren von Klaus Eberl im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Teología y religión & Religión. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.

Information

AUFSÄTZE UND VORTRÄGE

DAS GRÖSSTE VERBRECHEN ALLER ZEITEN

Ein Grenzgang zwischen Theologie und Kriminalliteratur 8
1. NACHT - DA WAR ETWAS...
Er wird dich mit seinen Fittichen decken, und Zuflucht wirst du haben unter seinen Flügeln. Seine Wahrheit ist Schirm und Schild, dass du nicht erschrecken musst vor dem Grauen der Nacht. (Psalm 91,4)
Da war etwas! Mitten in der Nacht hat mich ein Geräusch geweckt. Ich schalte das Licht ein, schaue ziemlich verwirrt umher. Nichts. Jetzt kann ich es sehen. Die Bücher sind vom Nachttisch heruntergefallen. Zwei Stapel, gut und gerne zwanzig Titel. Ein schwankender Doppelturm, dem die schwere Bibel obenauf zum Verhängnis geworden ist. Poes „Mord in der Rue Morgue“, Cherstertons „Pater Brown“, Sayers’ „Lord Peters Hochzeitsreise“, Hammets „Malteser Falke“, Chandlers „Der große Schlaf“, Doyle, Simenon, Le Carré, Sjöwall-Wallöö, Grisham ... Ich liebe Krimis - und ich liebe die Bibel.
Beruhigt krieche ich erneut ins warme Bett. Gedanken rasen durch den Kopf. Unbehagen macht sich breit. Und wenn da doch etwas war? So schwere Bücher fallen nicht von allein herunter! Vielleicht hat jemand die Tür im Kellergeschoß aufgebrochen, und ein Luftzug brachte den Papierturm zum Einsturz! Vielleicht war jemand sogar im Zimmer - ist im Zimmer. Es ist Nacht. Ich rühre mich nicht. Weit aufgerissene Augen schauen unter der Bettdecke hervor.
Pfarrer lesen Krimis, schreiben Krimis, sind Protagonisten des Genres. Eine seltsame Vorliebe. Es geht darum, das Leben in aller Schuldverstricktheit zu bewältigen. Hier begegnet uns die elegante Form: im bequemen Sessel unter der Leselampe, vielleicht ein Glas Cognac oder die Pfeife in der Hand. Die Themen ähneln. Im Krimi wie in der Kirche geht es um Schuld und Vergebung, um Gerechtigkeit und verlorene Illusionen, um Angst und Befreiung. Der Krimi bietet Lebensbewältigung im Reagenzglas.
Worin liegt der Reiz des Krimis? Nach Ernst Bloch9 zunächst in der Spannung des Ratens. Mit der Lektüre beginnt ein Wettlauf zwischen Autor und Leser. Der Autor legt seine Fährten aus. Sie sollen den Leser in die Irre führen, sollen ihn verzweifeln lassen bei der Suche nach dem versteckten Wer. Wahrheitsfindung ist die unendlich seltene Möglichkeit. Oft wird jemand als Täter entlarvt, der von allem Verdacht frei schien. Denn Menschen tarnen sich im Spiel der Welt.
Zum Zweiten reizt das apokalyptische Moment. Die kleinen Zeichen und Indizien sind wichtig. Sie offenbaren den wahren Sachverhalt. Die Detektive gehen unterschiedlich vor. Sherlock Holmes10 liebt es naturwissenschaftlich. Die Lupe ist seine Waffe. Aus dem Straßenschmutz identifiziert er die Herkunft seiner Besucher. Hercule Poirot11 verlässt sich lieber auf seine Intuition. Rationales Pathos liegt ihm fern. Verständlich: die Jahrzehnte zwischen Doyle und Christie waren von Krieg und Wirtschaftskrise geprägt. Davor hat Verstand nicht bewahrt.
Zum Dritten reizt es, den dunklen Punkt in der Geschichte zu finden, von dem aus alles Unheil seinen Anfang nimmt. Jede Detektivgeschichte hat ihren Sündenfall. Der analytische Blick auf die Ursachen des Übels bleibt jedoch nicht auf einen vergnüglichen Wettlauf mit dem Autor beschränkt. Vielmehr bewährt sich Krimilektüre als Übungsfeld für die Gesellschaftsanalyse: Wer ist der Schurke, wer das Opfer? Wie können die dunklen Mächte der Angst vertrieben werden? Am Ende erweist sich der analytische Blick in die Vergangenheit als Voraussetzung für die Entfaltung der Zukunft.
So geht die Nacht mit vorläufigen Gedanken zu Ende. Habe ich das alles geträumt? Angst verjagt? Unsicherheit kompensiert? Sehnsucht nach Geborgenheit ausgedrückt? Wir werden sehen ...
2. MORGENGRAUEN - ZUGÄNGE
In der Mitte der Nacht liegt der Anfang eines neuen Tages, und in der dunklen Erde blüht die Hoffnung12
Ein frühes Licht auf die Wechselbeziehung zwischen Theologie und Kriminalliteratur wirft der Briefwechsel zwischen Karl Barth und Dorothy Sayers. Im Jahre 1939 übersetzte Barth mit großem Vergnügen die kleine Schrift „Das größte Drama aller Zeiten“13 ins Deutsche. „Das Faszinierende ... war für mich die ... Verbindung eines Humanismus bester Oxford Tradition mit einer hervorgehobenen Meisterschaft in der zur literarischen Tätigkeit in diesem Genre unentbehrlichen Technik.“14 Sayers verteidigt kirchliche Dogmatik gegen eine vermeintlich schlechte Presse, sieht in der zentralen Frage nach Christus zugleich das aufregendste Drama, das jemals geboten wurde. Barth klatscht vor Freude in die Hände: Denn die Krimiautorin macht dem Dogma Beine. „Es möchte uns vielleicht angenehmer sein, diese Geschichte (Jesu) nicht allzu ernst nehmen zu müssen. Denn manches in dieser Geschichte ist sehr beunruhigend. Da hatten wir, mitten unter uns wandelnd und redend, einen Menschen göttlichen Wesens - und was wussten wir mit ihm anzufangen? Das gemeine Volk freilich ‘hörte ihn gerne’. Unsere führenden Autoritäten in Kirche und Staat aber fanden, er rede zu viel und sage dabei allerlei irritierende Wahrheiten. Und so bestachen sie einen seiner Freunde, ihn in aller Stille der Polizei auszuliefern. Wir machten ihm mit einer reichlich allgemeinen Anklage wegen Unruhestiftung den Prozess. Wir ließen ihn öffentlich auspeitschen und an den gemeinen Galgen hängen ‘und dankten Gott, dass wir den Schelm los waren’.“15
Genauer betrachtet lässt sich leicht feststellen, dass das Evangelium schon in der Leidensgeschichte Jesu klassische Elemente des Krimis präsentiert: Gerichtsszenen (beim Prozess Jesu), Verrat (des Petrus), eine korrupte Justiz (Pilatus), politischer Mord (Kreuz), Verschwinden der Leiche u.a.m. Das Alte Testament bietet Verhörszenen nach klassischem Muster, indem Nathan den König David des Mordes überführt (2. Samuel 12). Ein Bibelkrimi schlechthin ist die Urgeschichte. Nicht nur wegen des Brudermordes Kains (Genesis 4). In immer neuen Anläufen wird ein Dreitakt thematisiert: 1. Die Welt ist von Gott gut erschaffen. 2. Die geschenkten Lebensmöglichkeiten werden verspielt, weil Menschen sich in Schuld verstricken und gegenüber Gott und ihren Mitgeschöpfen versagen. 3. Gott schenkt neue, gnädige Anfänge.
Erste Beziehungen sind ausgemacht. Welche Folgen haben sie? Kompensieren Christenmenschen mit der Krimilektüre einen gewissen Wirklichkeitsverlust? Geht ihnen die Tragik menschlicher Existenz auf? Schult die Detektion ihre Fähigkeit zum Hinschauen, Entlarven, mithin zu Weltanalyse? Über die Folgen des Krimibooms wird heftig gestritten. Die einen versprechen sich kathartische Wirkungen: Aggressionen werden auf unschädliche Weise abreagiert. Andere befürchten eine Verrohung des Verhaltens, weil Menschen nun einmal durch Nachahmung lernen. Ein weites Feld für Psychologen. Sicher ist nur eines: Lektüre und Fernsehkonsum haben unterschiedliche Folgen. Das Buch malt Geschichten in unserer Phantasie, lesen ist ein kreativer Vorgang. Das Fernsehen tendiert zur Konsumhaltung, fremde Bilder werden eingepflanzt. Nicht ohne Grund sind alle Versuche gescheitert, die Bibel zu „verfilmen“. Die Kirche des „Wortes“ leidet manchmal darunter, dass lesendes Verstehen selten geworden ist. Aber wenn die Verkündigung spannend wie ein Krimi wäre ...?
3. MORGEN - VON DETEKTIVEN UND THRILLERN
Lass mich am Morgen hören deine Gnade; denn ich hoffe auf dich. Tu mir kund den Weg, den ich gehen soll; denn mich verlangt nach dir. (Psalm 143,8)
Der Morgennebel lichtet sich. Bei einer Tasse Kaffee stellt sich erste Wachheit ein. Auch die morgendliche Zeitungslektüre bietet Krimis in Nuce. Allerdings werden die Schurken meist nicht entlarvt. Aber das ist ein anderes Thema.
Spätestens seit Schmidt, Bultmann und Dibelius16 spielt die Formgeschichte eine zentrale Rolle in der Exegese. Wenden wir ihre Methodik auf die Kriminalliteratur an, so lassen sich zwei zentrale Gattungen unterscheiden: Detektivgeschichten und Thriller.17 Der Detektiv schaut in die Vergangenheit. Ein Verbrechen ist geschehen. Im Dunkeln sind Umstände der Tat, Verbrecher, Motive. Intellektueller Scharfsinn ist nötig, um das Knäuel zu entwirren. Blut fließt nur wenig in Detektivgeschichten. Ganz anders der Thriller. Nicht die Entschlüsselung des Verbrechers, sondern die Verfolgung des schon bald identifizierten Täters ist Ursache der Spannung. Nicht ein Wettlauf zwischen Autor und Leser wird inszeniert, sondern einer zwischen dem Helden und dem Schurken.
Am Anfang der Detektivgeschichte stehen W-Fragen: Wer? Wie? Warum? Fast immer geht es um Mord. Der Täter ist in einem geschlossenen Kreis der Verdächtigen zu finden. Denn der Leser muss ja gegenüber dem „allwissenden Autor“ eine Chance haben, die richtige Fährte zu finden. „Fair Play ist hier Vorbedingung der Spannung. Man hätte das Rätsel ja herausfinden können, aber man hat nicht ... Zentrale Person ist natürlich der Detektiv - das Opfer spielt übrigens meist die geringste Rolle. An ihm reiben sich die Phantasien. Bald wird er bewundert, ist er Projektion des Lesers: „So möchte ich sein!“ Bald identifiziert sich die Leserschaft mit ihm: „Einer von uns!“ Typisch ist auch die Einführung eines Gefährten, einer „Watson“-Figur18. Er stellt die „dummen“ Fragen, die nötig sind, damit der Held sich mitteilen kann. Vor seiner Naivität hebt sich der Glanz des Detektivs um so stärker ab. Das literarische Motiv wird übrigens auch in den Evangelien angewendet. Asymmetrische Kommunikation begegnet uns häufig in den Gesprächen Jesu mit seinen Jüngern. Die Jünger verstehen nicht - Jesus erklärt. Die Jünger haben Angst - Jesus tröstet. Die Jünger sind wie wir - Jesus ist der theios anär, der Göttliche und Vollkommene.
Im Thriller ist das Verbrechen nicht festgeschrieben. Mord, Raub, Spionage - das Ensemble der Möglichkeiten ist groß. Durchweg chronologisch wird erzählt, und der Leser wird an den Schauplatz des Verbrechens gezerrt. Er ist dabei, durchmisst die Angst und Verunsicherung, die eine sündige Welt uns auferlegt. Der Held des Thrillers ist oft ein Bezwinger des personifizierten Bösen. Nicht unbedingt intellektuelle Fähigkeiten sind von ihm gefordert, sondern der Mut, sich in die Bresche zu werfen, damit das Leben wieder eine Chance hat. Tapferkeit, Entschlossenheit und Instinktsicherheit werden oft mit der Einsamkeit des Helden erkauft. In gefährlichen Situationen ist er auf sich allein angewiesen. Typische Motive des Thrillers ähneln in mancherlei Hinsicht den Erlösungsmythen religiöser Literatur.
4. MITTAG - ZUR GESCHICHTE DES DETEKTIVROMANS
Der Herr wird dich schlagen mit Wahnsinn, Blindheit und Verwirrung des Geistes. Und du wirst tappen am Mittag, wie ein Blinder tappt im Dunkeln, und wirst auf deinem Wege kein Glück haben und wirst Gewalt und Unrecht leiden müssen dein Leben lang, und niemand wird dir helfen. (5. Mose 28,28f)
In der Sonne des Mittags stellen wir uns dem Grauen. Nur so ist es erträglich. In den Regalen der Abteilung Kriminalliteratur s...

Inhaltsverzeichnis

  1. Widmung
  2. Inhaltsverzeichnis
  3. Vorwort
  4. Lieder und Texte
  5. Aufsätze, Vorträge, Reden
  6. Predigten, Andachten, Meditationen
  7. Bausteine aus Superintendentenberichten
  8. Impressum