Lothar zwischen Mütze und Podest
eBook - ePub

Lothar zwischen Mütze und Podest

  1. 84 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub

Lothar zwischen Mütze und Podest

Über dieses Buch

Die Reformation im engeren Sinne ist Geschichte.Aber einerseits kann sich Leben ohne geschichtliches Wurzelwerk nicht voll entfalten.Und andererseits kann das postfaktische Zeitalter nur überwunden werden durch eine neue Aktivierung alter Verbindungen von Himmel und Erde, von Inhalt und Form, von Botschaft und Botschafter.In Lothar und Mütze sind diese Verbindungen auf eindrucksvolle Weise sichtbar.Sie ringen ganzheitlich und nachhaltig mit Mächtigen und Machtlosen um Freiheit.Dieses Ringen ist elementar und aktuell.

Häufig gestellte Fragen

Ja, du kannst dein Abo jederzeit über den Tab Abo in deinen Kontoeinstellungen auf der Perlego-Website kündigen. Dein Abo bleibt bis zum Ende deines aktuellen Abrechnungszeitraums aktiv. Erfahre, wie du dein Abo kündigen kannst.
Derzeit stehen all unsere auf mobile Endgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Perlego bietet zwei Pläne an: Elementar and Erweitert
  • Elementar ist ideal für Lernende und Interessierte, die gerne eine Vielzahl von Themen erkunden. Greife auf die Elementar-Bibliothek mit über 800.000 professionellen Titeln und Bestsellern aus den Bereichen Wirtschaft, Persönlichkeitsentwicklung und Geisteswissenschaften zu. Mit unbegrenzter Lesezeit und Standard-Vorlesefunktion.
  • Erweitert: Perfekt für Fortgeschrittene Studenten und Akademiker, die uneingeschränkten Zugriff benötigen. Schalte über 1,4 Mio. Bücher in Hunderten von Fachgebieten frei. Der Erweitert-Plan enthält außerdem fortgeschrittene Funktionen wie Premium Read Aloud und Research Assistant.
Beide Pläne können monatlich, alle 4 Monate oder jährlich abgerechnet werden.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja! Du kannst die Perlego-App sowohl auf iOS- als auch auf Android-Geräten verwenden, um jederzeit und überall zu lesen – sogar offline. Perfekt für den Weg zur Arbeit oder wenn du unterwegs bist.
Bitte beachte, dass wir keine Geräte unterstützen können, die mit iOS 13 oder Android 7 oder früheren Versionen laufen. Lerne mehr über die Nutzung der App.
Ja, du hast Zugang zu Lothar zwischen Mütze und Podest von Peter Baumann im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Teología y religión & Religión. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.

Information

1. AKT

1. Szeneim Vordergrund Grünwald, im Hintergrund mit Isenheimer Gesten Plakatträger, Hans, Lenchen, Jo und Mutter; auf dem Plakat R.I.P., R.I. durchgestrichen
GRÜNWALD: Moin! Mein Name ist Grünwald. Manch einer wird sich denken: Was soll dieser Name? Es ist doch selbstverständlich, dass ein Wald grün ist. Schön wäre es! Zumindest hier in Europa geht im Winter dem Wald die Farbe aus – jedenfalls das hoffnungsvolle Grün. Und um Hoffnung geht es beim grünen Wald. Ohne den grünen Wald würde uns die Luft zum Atmen fehlen. Kommt nun nicht von ganz alleine in jedem Frühjahr die Farbe Grün in den Wald zurück? Leider nein! Es gibt Momente in der Geschichte, da erscheint statt des Hoffnungswalds verbrannte Erde und verdorrtes Gestrüpp. Und darum geht es hier und heute. Insbesondere Lothar wird sich nachher in einer schweren Waldkrise für ein neues frisches Grün ’reinhängen. Aber vorher will ich euch die Figuren hinter mir vorstellen. Es ist übrigens vollkommen berechtigt, dass ich hier vor Lothar auflaufe. Denn ich habe mit meinen Figuren eine Vorlage gegeben für eine Neubegrünung des Walds. Dabei sind es eigentlich gar nicht meine Figuren. Vielmehr sind es Figuren aus der Geschichte, die ich quasi zu einer Collage zusammengestellt habe. In der Mitte mit dem Plakat, das ist der Verstummte. Der war nicht immer stumm. Das hat sich so ergeben. Einerseits wurde er mundtot gemacht, weil er das Spiel der Mächtigen störte. Andererseits wurden einige seiner Botschaften eingebaut in das gesellschaftliche Leben. Denn er hat ja durchaus Staatstragendes verkündet. Man solle zusammenhalten und sich nicht immer auf die Glocke hauen. Allerdings wurden etliche seiner Kernaussagen umgedeutet. Und die Umdeuter haben es dann nach und nach verstanden, den Botschafter an den Rand zu drängen. Da hat es ihm dann die Sprache verschlagen. Aber vielleicht hilft gerade seine neue Rolle, dass seine Thesen zu wahrem Leben erwachen. Denn die Leute können sich nun nicht mehr hinter einem großen Redner verstecken, sondern müssen selbst aktiv werden, wenn sie den positiven Impuls in der Gesellschaft etablieren wollen. Der mit dem Fingerzeig, das ist der Hans. Der Hans ist der Entdecker und der Förderer vom Verstummten. Dabei ist die Aussage eigentlich falsch. Denn als der Hans den Plakatträger traf, da war der noch gar kein Plakatträger und auch nicht stumm. Das meinte ich mit dem Begriff der Collage, den ich vorhin verwandt habe. Der Hans ist ein zentraler Zeitzeuge, aber er gehört streng genommen in die Zeit, in der der Verstummte begann große Reden zu schwingen. Mutter dagegen war die ganze Zeit dabei, vom Anfang bis zum Ende. Wobei es sich eigentlich um ein offenes Ende handelt. Denn sowohl der Plakatträger lebt, auch wenn er keine Reden mehr hält, als auch Mutter, die aus der heutigen Gesellschaft gar nicht wegzudenken ist. Sie ist die große Fürsorgerin, die zwar nicht ohne eigenen Einfluss ist und auch eine riesige Fangemeinde hat, die aber immer wieder auf die Botschaft verweist und manchmal auch dem Plakatträger den Rücken freihält. Das gilt ein Stück weit auch für Jo. Jo ist so etwas wie ein kleiner Bruder vom Verstummten. Und dadurch wird er praktisch auch zu einem Sohn von Mutter. Jo ist zu jung, um eigene scharfe Konturen auszubilden. Seine große Zeit kommt wohl noch. Zunächst geht er quasi in die Lehre beim Plakatträger. Er ist einfach dabei – und zwar aufmerksam. Das gilt sowohl für das Aufnehmen der Botschaft als auch für sein Verhalten, wenn jemand in Not ist und Hilfe braucht. Lenchen allerdings braucht grundsätzlich keine Hilfe. Lenchen ist eine starke Frau, die voller Liebe ist. In diesem Moment aber wird auch sie an ihre Grenzen geführt. Denn sie braucht den lebendigen Austausch. Und seitdem der Verstummte nicht mehr spricht, fehlt ihr ein wichtiger Pfeiler in ihrem Leben. Doch wird sie lernen mit der Situation umzugehen und sich einzustellen auf die veränderten Rahmenbedingungen. Und so wird auch sie zu einer Gärtnerin des Lebens. Denn sie ist mehr als meine Figur. Sie hat Geschichte und lebt weiter. Sie ist Teil der Basis zur Neubegrünung des Walds. Grünwald ist mein Name.
2. SzeneTatze steht auf Podest
TATZE: Sehr geehrte Damen und Herren! Sie alle stehen in der Blüte ihres Lebens. Und ich wünsche ihnen, dass sie auf der Sonnenseite des Lebens bleiben werden. Allerdings sagt mir meine Erfahrung, dass man etwas dafür tun muss. Manchmal werfen Ereignisse Schatten. Dann gibt es mehrere Möglichkeiten neu in den Lichtbereich zu gelangen. Entweder versetzt man die Träger des negativen Geschehens in den Ruhestand oder auf ein anderes Abstellgleis. Oder man schafft sich eine eigene Lichtquelle. Beide Möglichkeiten müssen vorbereitet werden. Wer unvorbereitet auf elementare Probleme stößt, kann sie unter Umständen nicht lösen. An dieser Stelle darf ich ihnen meine Hilfe anbieten. Ich bin bereit, ihnen in größter Not zu helfen. Häufig tritt am Ende eines Lebens eine solche Situation ein. Man kann dann nichts mehr aus eigener Kraft ändern. Man muss Vorsorgemaßnahmen treffen. Ich bündele diese Maßnahmen. Ich bin der verlängerte Arm einer Solidargemeinschaft. Eins ist uns ja allen gemeinsam, nämlich der Wunsch nach himmlischen Zuständen. Wenn man diese Zustände sich nicht mehr selbst erarbeiten kann, dann ist es gut, wenn man vorgesorgt hat und quasi trotz fehlender eigener Leistungsfähigkeit in den Himmel getragen wird. Für kleines Geld können sie sich von allen Nöten freikaufen. Und das gibt Sicherheit. Wenn sie den Versicherungsvertrag unterschreiben, dauert es nur noch wenige Tage bis zum Paradies. Sobald das Geld auf dem Konto eingeht, der Mensch fröhlich im Himmel steht.
PODEST: Und was springt für mich dabei ’raus?
TATZE: Nun, da ist zunächst einmal Versicherungssteuer fällig und damit eine Steigerung des Bruttosozialprodukts. Und dann wird ja die staatliche Führung von ihren Fürsorgepflichten ein Stück weit entbunden, wenn die Menschen private Vorsorge treffen. Vor allem aber sind die Menschen glücklich und zufrieden, wenn sie den Himmel erwarten dürfen. Und vielleicht entwickeln sie auf ihrem Lebensweg auch eine größere Frustrationstoleranz, wenn am Ende die gebratenen Tauben warten.
PODEST: Und du? Bist du der Wohltäter der Menschheit? Was bringen dir die Verträge?
TATZE: Du darfst mich ruhig Menschenfreund nennen. Meine Provision ist im Vergleich zur Versicherungssteuer sehr bescheiden. Entscheidend ist für mich, dass die Richtung stimmt. Und die Menschen rennen doch alle dem Glück hinterher. Ich bin also ein Glücksverwalter.
3. SzeneLothar
LOTHAR: Guten Abend! Keineswegs will ich grundsätzlich der Versicherungsbranche die Existenzberechtigung absprechen. Wenn mir jemand oder eine Gemeinschaft Hilfe zusichert, dann ist das positiv. Entscheidend ist für mich dabei aber, ob für diese Inanspruchnahme von Hilfe von mir im Vorwege eine Leistung erwartet wird. Und ganz besonders schwierig ist es, wenn diese Vorleistung in Heller und Pfennig zu bezahlen ist. Denn es gibt Bereiche im Leben, in denen Geld nichts zu suchen hat. Ein gutes Lebensgefühl entsteht durch freundschaftliche Beziehungen. Und diese können auch durch Krisen tragen. Es gibt Situationen, in denen eine klassische Versicherung nicht wirklich helfen kann. Es gibt Leid und Tod. Und es gibt die Erfahrung von Unglück und fehlender Liebe. Diese Erfahrungen selbst sind weder konkret messbar noch liegen sie in Raum und Zeit. Sie führen zu einem negativ aufgeladenen Bewusstsein, dem man schwerlich mit einem Maßnahmenkatalog und erst recht nicht mit einer bestimmten Summe Geld begegnen kann. Helfen kann nur die Anbindung an eine Struktur, die von Zuneigung geprägt ist. Helfen kann nur eine an uns herangetragene Quelle der Liebe. Das Merkmal dieser Liebe ist, dass wir uns herausgenommen fühlen aus Raum und Zeit. Wir erfahren dann eine himmlische Qualität. Wir spüren Ewigkeit. Diese Qualität kann uns nur zufallen, wenn wir in lebendigen Beziehungen leben. Aber wenn diese Beziehungen nicht wirklich intakt sind, dann hilft auch keine Versicherung. Es ist sogar ein Schritt in die falsche Richtung, wenn man sich auf etwas verlässt, was gar nicht helfen kann. Wenn man einen Versicherungsvertrag in der Hand hält, dann ist die Hand nicht mehr offen für wirkliche Hilfe. Denn eine solche Offenheit ist Voraussetzung dafür, dass positive Energie zufließen kann. Nur wenn wir uns frei machen vom Vertrauen auf eigene Stärke und auf Versicherungsverträge, sind wir in der Lage, Liebe zu empfangen und ein Gefühl des Angenommenseins zu spüren. Nur wenn wir darauf vertrauen, dass uns geholfen wird, obwohl wir das nicht verdient haben, können wir aufgehoben werden aus der Mühsal des Lebens. Diese Erkenntnis haben schon viele Menschen vor uns gehabt. Aber sie ging immer mehr verloren, weil wir uns leicht von der Aussicht auf billige, weil bezahlbare Sicherheit gefangennehmen lassen. Diese Erkenntnis lässt sich aber neu generieren aus alten Mythen und Schriften. Dabei müssen wir aufpassen, dass wir nicht für dumm verkauft werden. Denn auch die Versicherungsbranche benutzt Begriffe aus diesen alten Schriften, zum Beispiel, wenn sie von einer Solidargemeinschaft spricht. Solidarität erfahren wir aber nur über intakte Beziehungen. Und bei dieser Erfahrung ist das Moment der Liebe entscheidend – und nicht eine bestimmte Geldsumme. Deshalb ist es wichtig, dass wir die alten Mythen und Schriften aus ihrer geschichtlichen Gewordenheit heraus und bezogen auf unsere konkreten Lebenssituationen verstehen lernen. Wir dürfen der Versicherungsbranche nicht die Deutungshoheit über alte Weisheiten überlassen. Wir müssen die alten Schriften immer wieder neu lesen lernen. Dann können wir erkennen, dass ein Verstummter uns mehr sagen kann als jeder Versicherungsvertreter. Dann greift das Wort Raum auch ohne Getöse. Das Unscheinbare rettet die Welt. Die Brücke in die Welt der Liebe ist nicht aus Gold, sondern hölzern.
4. SzeneMütze (trägt eine rote Kopfbedeckung)
MÜTZE: Liebe Brüder und Schwestern! Und liebe Genossinnen und Genossen! Lothar hat natürlich recht, wenn er das Geschäftsgebaren der Versicherungsbranche kritisiert. Einem aufgeklärten Menschen leuchtet unmittelbar ein, dass die Praktiken dieser Kaufleute eher etwas mit Selbstbereicherung zu tun haben als mit Solidarität. Und Lothar hat sich große Verdienste erworben in Bezug auf das neue Lesen der alten Schriften. Wir dürfen aber beim Lesen nicht stehen bleiben. Wir müssen das Gelesene auch umsetzen. Wer lediglich passiv wartet, dass ihm Qualität zufällt, der ändert nichts an den schlechten Strukturen. Wer immer nur die Klappe hält, ermöglicht anderen mit ihrem Geschrei Eindruck zu schinden. Gerade die Versicherungskaufleute betätigen sich als Marktschreier. Aber leisten sie einen nachhaltigen Beitrag für unsere Gesellschaft? Sind ihre Geschäftserfolge ein Gradmesser für eine gesunde Volkswirtschaft? Nein! Diese Kaufleute werden geradezu magisch von dem Podest angezogen. Und das Podest bedient sich ihrer und sichert sich so seinen zentralen Standpunkt. Die Pfeffersäcke verhindern, dass das Podest vom Sturm der Geschichte hinweg geblasen wird. Und wenn wir dieses Geschehen lediglich mit offenen Händen begleiten und darauf war...

Inhaltsverzeichnis

  1. Über den Autor
  2. Inhaltsverzeichnis
  3. Vorwort
  4. 1. Akt
  5. 2. Akt
  6. 3. Akt
  7. 4. Akt
  8. 5. Akt
  9. Erläuterung
  10. Bert und Till auf der Suche nach Heimat
  11. Impressum