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Brücken der Begegnung Würzburg Bosnien-Herzegowina
Informationen Reflexionen Entdeckungen einer interreligiösen Reisegruppe
- 112 Seiten
- German
- ePUB (handyfreundlich)
- Über iOS und Android verfügbar
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Brücken der Begegnung Würzburg Bosnien-Herzegowina
Informationen Reflexionen Entdeckungen einer interreligiösen Reisegruppe
Über dieses Buch
Brücken der Begegnung Würzburg – Bosnien-Herzegowina; Informationen, Reflexionen und Entdeckungen einer interreligiösen Reisegruppe aus Würzburg und Sarajevo. Dieses Buch will ermutigen, aufeinander zuzugehen und als Christen und Muslime Brücken der Begegnung und Versöhnung bauen.
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Information
Teil III
Frauen zwischen Kulturen und Religionen

Dževada Šuško
Frauen in Bosnien-Herzegowina
Zum 20-jährigen Gedenken an den Völkermord von Srebrenica
Frauen in Bosnien-Herzegowina tragen nicht nur seit dem Eroberungskrieg 1992-95 und Völkermord eine schwere Bürde, sondern bereits viel früher. Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts, wie in anderen Teilen der Welt, kämpften die Frauen in Bosnien-Herzegowina für Gleichberechtigung und Anerkennung in einer patriarchalischen Gesellschaft. Zudem zerstörte der erste Weltkrieg (1914-1918) die Wirtschaft und hinterließ Tausende von Witwen. Nach vierzigjähriger österreichisch-ungarischer Herrschaft (1878-1918) entstand ein neuer Staat in Südosteuropa mit Hauptstadt Belgrad: das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen, welches auch Bosnien-Herzegowina einnahm. Ein neues politisches, wirtschaftliches und gesellschaftliches System wurde eingeführt, welches die multiethnische Identität Bosnien-Herzegowinas nicht vollends akzeptierte. Eine diskriminierende Nationalpolitik, eingeschränkte Religionsfreiheit, Arbeitslosigkeit und vor allem die Agrarreform ruinierten die muslimischen Bosniaken. Da viele Frauen verwitwet, ohne Ausbildung und Arbeitserfahrung auf sich selbst gestellt waren, wurden erste Frauenorganisationen gegründet, um Frauen auszubilden, sie über ihre Rechte zu informieren, ihren Status in der Gesellschaft zu verbessern und ihnen eine sichere Existenz zu ermöglichen. In der Zwischenkriegszeit entstanden alleine in Sarajevo bis zu 25 Frauenorganisationen, wie Osvitanje (Morgendämmerung). Frauenbeiräte in etablierten bosniakischen, kroatischen und serbischen Organisationen (Gajret, Napredak, Prosveta, Jugoslovenski ženski savez) wurden gegründet, zum Beispiel der Frauenbeirat von Gajret (Ženski pododbor Gajreta), muslimische Frauenorganisation in Mostar (Muslimanska Ženska zadruga), Die „Gute Tat“ (Dobrotvor) in Stolac, Spas (Rettung) in Banja Luka usw. In den gängigen Medien erschienen Spendenaufrufe für die Organisationen. Mädchen- und Frauenschulen wurden eröffnet, die die Mädchen und Frauen in traditionellen, rollenspezifischen Berufen ausbildeten (nähen, schneidern, stricken, weben etc.). Geschäfte wurden eröffnet, in denen Frauen Ihre Ware verkaufen konnten. Da Bosnien-Herzegowina ein mehrheitlich muslimisches Land ist, in dem die Bildung zum Privileg der Männer wurde, die islamische Tradition eher von Männern interpretiert und die Position der Frauen in der Gesellschaft von Männern definiert wurde, ist der Kampf der Musliminen für das Recht auf Bildung ein Bestandteil der Positionierung der Frau im 20. Jahrhundert. Der Reformdenker und Oberhaupt der Islamischen Gemeinde, Mehmed Džemaludin Čaušević spielte eine wichtige Rolle. Er versuchte Gebräuche und Sitten von religiöser Vorschrift zu trennen und setzte sich für eine neue Interpretation der Rechte der Frau im Islam ein, für die Bildung von Mädchen und Frauen, für ihre stärkere Präsenz im öffentlichen Leben und auf dem Arbeitsmarkt. Seine Initiative trug in der Tat für eine bessere Positionierung der muslimischen Frau bei.
Anstelle einer Erholung nach den Erfahrungen des Ersten Weltkrieges, folgte der Zweite Weltkrieg, aus dem ein weiteres Jugoslawien (1945-1992) entstand, jetzt ein sozialistisches System, welches eine aggressive Säkularisierung und Atheisierung der Gesellschaft betrieb. Das brachte eine neue Bürde für religiöse Frauen mit sich. Da Religionsunterricht in Schulen abgeschafft und in Kirchen sowie Religionsgemeinschaften unterdrückt wurde, gaben Frauen in den eigenen vier Wänden religiöse Werte, den Glauben und die Tradition an die Kinder weiter. Eine neue, weit verbreitete und von der Kommunistischen Partei instruierte Frauenorganisation wurde gegründet. Die Antifaschistische Front der Frauen (AFŽ) sah den ungerechten Status der Frauen als ein Klassenproblem und führte das Wahlrecht, die Gleichberechtigung vor dem Gesetz, das Recht auf Arbeit und Erziehung ein. Die Implementierung verlief nicht ohne Widerstand, vor allem von Verfechtern traditioneller Geschlechterrollen. Der Druck auf Religionsgemeinschaften im Rahmen der sozialistischen Ideologie war so groß, dass zum Beispiel die religiöse Praxis des Kopftuchtragens bei muslimischen Frauen in der Öffentlichkeit fast verschwunden war. Erst in den 1990-er Jahren mit Einführung von Demokratie und Menschenrechten erlosch dieser Druck. Religion nimmt wieder einen Platz im öffentlichen Leben ein und fromme Musliminen wagen es erneut, das Kopftuch zu tragen. Doch bevor die Religionsfreiheit vollends ausgeübt werden konnte, traf die Frauen Bosnien-Herzegowina´s ein neuer Krieg (1992-1995), ausgelöst durch die zentralistische und nationalistische Politik Serbiens, die die durch demokratische Volksentscheide erklärten Unabhängigkeiten Sloweniens, Kroatiens und Bosnien-Herzegowina´s nicht akzeptieren wollte. Es folgte die Invasion der Jugoslawischen Volksarmee (JNA), die Bosnien-Herzegowina von Nichtserben säubern sollte. Das bedeutete Vernichtungs-und Vergewaltigungslager, Massenexekutionen, Vertreibung, Völkermord – und viel Leid!
Bosnien-Herzegowina befindet sich 20 Jahre seit dem Ende des Krieges immer noch in der Transition von Sozialismus zur Demokratie, von der Planwirtschaft zur Marktwirtschaft und vom Krieg zur Versöhnung und Friedensschaffung. Die Verfassung, die ein Bestandteil des Daytoner Friedensvertrages ist, weist viele Mängel auf und erschwert die Schaffung eines Rechts- und Sozialstaates. Korruption, Arbeitslosigkeit und ein mangelhaftes Gesundheitssystem sind schwerwiegende Probleme, die das Leben der Frau erschweren. Der Staat Bosnien-Herzegowina sorgt sich nicht ausreichend um die traumatisierten Vergewaltigungsopfer, alleinerziehenden Mütter, Zeugen des Völkermordes und Witwen. Die Erfahrung mit Tod, Leid und Verlust ist eine noch nicht verheilte Wunde. Das bezeugen viele Frauenorganisationen, wie zum Beispiel „Medica“ in Zenica oder „Mütter aus Srebrenica“.
Frauenorganisationen in der Zivilgesellschaft Bosnien-Herzegowina´s versuchen dem entgegenzuwirken. Die Qualität ihrer Arbeit hängt von einer stabilen Finanzierung, Expertise, Beziehung zu anderen Entscheidungsträgern ab. Schwerpunkte sind politische Partizipation, häusliche Gewalt, Stellung und Schutz der Frau im Arbeitsmarkt, geschlechtsunabhängige Gehälter. Doch Frauenorganisationen beschäftigen sich aber auch mit ethnischer Diskriminierung von Roma oder religiöser Diskriminierung kopftuchtragender Musliminen. Mit diesem Engagement haben Frauen deutlich dazu beigetragen, dass frauenspezifische Gesetze erlassen und Strategien für die Sensibilisierung der Frauenfrage und Gleichstellung der Geschlechter entwickelt wurden. Mit dem Demokratisierungsprozess entstand auch eine neue Form von Frauenorganisationen, die Religion als Ausgangsbasis sehen, von der Religion inspiriert sind, wie zum Beispiel Nahla.
Doch allen Frauenorganisationen in Bosnien-Herzegowina ist folgendes gemeinsam: (a) Friedensarbeit, wie zum Beispiel die Frauen in Schwarz (Žene u crnom) aus Belgrad, die an Gedenkfeiern in Srebrenica und anderen Orten der Kriegsverbrechen teilnehmen; (b) Feminisierung der Zivilgesellschaft, da Frauen eher in der Zivilgesellschaft ihren Beitrag leisten als beispielsweise in der Politik. Das Problem dabei ist, dass das Engagement in der Zivilgesellschaft weniger bezahlt und unsicherer ist; (c) die Qualität der Arbeit hängt vom Wissen, der Expertise und von der Finanzierung ab. Daher laufen viele Frauenorganisationen Gefahr, sich für Projekte zu bewerben, die von Geldgebern ausgeschrieben werden, anstelle Projekten nachzugehen, die sie für viel wichtiger halten. Geldgeber haben oft nicht genügend Kenntnis von der wirklichen Lage und lokalen Umständen und gehen eher einer individuellen westlich-liberalen Sichtweise nach.
Zusammenfassend sei gesagt, dass das letzte Jahrhundert gekennzeichnet war von Krieg und verschiedenen politischen und gesellschaftlichen Systemen. Ein integraler Bestandteil dieser Turbulenzen war der Kampf für die Rechte der Frau. Die Emanzipation der Frau war ein Thema in den breiten Gesellschaftsschichten, im bosniakisch-muslimischen Korpus, aber auch bei den Frauen selbst. Vieles wurde erreicht mit Hilfe von mutigen Frauen und Männern. Männer geben das oft nicht zu und stehen nicht unbedingt in der ersten Reihe, was Frauenrechte anbelangt, aber ohne die Unterstützung der Partner, Ehemänner, Väter und Brüder, wäre kein Fortschritt möglich gewesen. Bosnien-Herzegowina benötigt eine systematische Zusammenarbeit von Frauen und Männern, unabhängig von der ethnischen und religiösen Zugehörigkeit oder Weltanschauung.

Zerina Rizvic
Studieren in Bosnien-Herzegowina reflektierende Erfahrungen
In Sarajevo zu studieren, seine immense kulturelle Vielfalt hautnah miterleben zu dürfen, habe ich immer als Privileg gesehen. Es ist die Stadt, in der die älteste sephardische Haggada seit Jahrhunderten aufbewahrt wird, in der 1914 Weltgeschichte geschrieben wurde; die Stadt, in der die Überreste des Osmanischen Reiches und Österreich-Ungarns an jeder Ecke anzutreffen sind – architektonisch, sprachgeschichtlich, gesellschaftlich. Im kleinen Jerusalem Europas, wie Sarajevo so oft genannt wird, befinden sich die katholische und die orthodoxe Kirche, die aschkenasische Synagoge und die älteste Moschee im Umkreis von einem halben Kilometer. Zwei Gegenpole, Orient und Okzident, sowie die Übergänge zwischen denen, scheinen in Sarajevo ineinanderzufließen.
Als Studentin mit bosnischen Wurzeln muss ich aber auch immer an die Stereotype und Vorurteile denken, die bedauerlicherweise stets mit der Kriegsgeschichte Balkans zusammenhängen. Zu den extrem polarisierten Themen in meinem Land gehören die Politik, die Spaltung des Landes seit dem Kriegsende durch den Dayton-Vertrag, oft gefühlsgeladene Spannungen zwischen den drei Nationalitäten, innerstaatliche Konflikte, schlechte wirtschaftliche Lage. Oft habe ich das Gefühl, als würde uns die problematische Vergangenheit, wie ein Gespenst, immer wieder einholen, wenn im Land Fortschritte gemacht werden. All das hat sich tief in das Bewusstsein der jüngeren Generationen eingeprägt, trotz der Tatsache, dass sie nach dem Kriegsende geboren wurden. Die Medien nehmen diesbezüglich eine wichtige Position ein; sie sind größtenteils Marionetten der herrschenden politischen Parteien. Sie manipulieren das kollektive Gedächtnis und verursachen dadurch nur weitere Spaltungen und Hindernisse. Die „bosnischkroatisch-serbische“ Sprache ist besonders in letzter Zeit zum politischen Instrumentarium und zur Ausrede für jegliche Art des Nationalismus und ethnischer Segregation geworden. Demzufolge haben wir in vielen Städten immer noch die sogenannten „zwei Schulen unter einem Dach“ oder zwei Universitäten, die für unterschiedliche ethnische Gruppen bestimmt sind.
Die Studenten sind oft mit schlechten Zukunftsaussichten konfrontiert; ihr akademisches und Berufsleben sowie ihre Profilierung auf dem Arbeitsmarkt werden durch äußere Einflüsse in vielerlei Hinsicht erschwert. Abgesehen von der Tatsache, dass die Bildung in meinem Land für die Mehrheit der jungen Menschen eine große finanzielle Belastung darstellt, weist das Bildungssystem in Bosnien viele Diskrepanzen auf, weswegen allein die Durchführung der Bildungsreform und Umsetzung der Bologna-Ziele mehrere Jahre in Anspruch genommen hat. Trotzdem sind die Studenten jene soziale Schicht, die sich für positive Änderungen und gesellschaftspolitischen Wandel einsetzt. Sie versuchen über die Konflikte hinwegzukommen und die notwendige Verarbeitung der Kriegsgeschichte zu beschleunigen. Durch ihr Studium und soziales Engagement bauen sie Kontakte zwischen den verschiedenen Ethnien wieder auf und überwinden die für unüberwindbar gehaltenen ethnischen und religiösen Verschiedenheiten. Infolge der Neugründung privater (u.a. amerikanischer und türkischer) Universitäten entsteht im Land ein spezifisches internationales, kulturelles und interreligiöses Klima. Die Studenten, in Zusammenarbeit mit ihren Dozenten, zeigen Interesse an den aktuellen Ereignissen und versuchen, aktiv bei politischen Entscheidungen mitzuwirken oder zumindest ihre Unzufriedenheit durch verschiedene Protestformen zu äußern. Letztes Jahr, nachdem die Mitteilung kam, dass das Erasmusprogramm für den akademis...
Inhaltsverzeichnis
- Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Einleitende Gedanken eines Pfarrers
- Teil I In der Zellerau fing es an
- Teil II Bosnienreise 2014
- Teil III Frauen zwischen Kulturen und Religionen
- Muslime und Christen Gedenken im öffentlichen Raum
- Ausschnitt aus einem Friedensgebet am Denkmal der Versöhnung, 11. Juli 2015, Wurzburg, Klaus Beurle
- Hinweise auf die Autoren
- Bildnachweis
- Impressum