Fördern
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Wie Fördern gelingen kann

  1. 100 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Wie Fördern gelingen kann

Über dieses Buch

Dieses Buch ist sowohl an Fachleute aus dem Bildungsbereich als auch an andere bildungsaffine Menschen gerichtet. Es soll ein Fachbuch sein, aber keine wissenschaftliche Arbeit. Die Lektüre soll neue Ideen liefern und zum Hinterfragen eigener Glaubenssätze und Heuristiken anregen. Es soll nicht abschliessenden Charakter haben, es soll vielmehr ein Prozessbuch sein. Es geht darin um Grundlagen des Förderns, um die beiden Generalplayer Lernende-Lehrende und eine kritische Betrachtung des Systems Schule in Bezug auf das Fördern.

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Information

Grundlagen

Bevor wir uns den Förder-Akteuren, den Lehrenden und den Lernenden widmen, richtet das nächste Kapitel den Fokus auf die Bedingungen, die dem Fördern zuträglich sind. Ähnlich wie ein umsichtiger, professioneller Gärtner Voraussetzungen wie Standort, Bodenqualität, Besonnung, Wasser, Zweck und ähnliches vor der Gestaltung einer Pflanzung bedenkt, müssen sich auch die Lehrenden den Bedingungen achtsam zuwenden, die dem jungen «Schüler-Pflänzchen» das Wachsen ermöglichen oder zumindest erleichtern.
Vieles davon liegt schon in der Person des Lehrenden und insbesondere in seiner Haltung sowohl seinen Klienten (Schüler/in, Eltern) wie auch seiner Rolle gegenüber. Seine Zuwendungsbereitschaft, sein Interesse an Kind und Inhalt, seine Empathie, seine philanthropische Grundeinstellung, seine Agilität und Flexibilität, seine Authentizität, seine Aufrichtigkeit und seine Klarheit sind wichtige Förderfaktoren. Ebenso ist in der Person des Lernenden vieles an Potential oder an Grenzen vorbestimmt.
Da hinein mischen sich Erwägungen oder Kritiken der Gesellschaft, die jeden weitreichenden Konsens in Zweifel ziehen können. Die Aufgabe von Erziehenden und Lehrenden ist eine schwierige. Da lohnt es sich, ein paar Einflussgrössen für den «Garten Schule» gesondert anzuschauen.

Plädoyer für die Wohlfühlschule

Ein beliebter, schon längst zum Schimpfwort avancierter Begriff ist jener der «Wohlfühlschule». Von den Kritikern wird gerne – parallel zu diesem Vorwurf – die Geborgenheit stiftende Familie hochgehalten. Wärme und Sicherheit, Führung und Begleitung, ein Hort der Zugehörigkeit, dies alles macht eine Familie als Grundlage für das Werden des Kindes unverzichtbar. Das Wohlgefühl in der Familie – das ist der unangefochtene Konsens der Gesellschaft.
Und in der Schule? Da soll das Wohlfühlen plötzlich nicht mehr mit Wärme und Sicherheit, mit Führung und Begleitung, mit Hort der Zugehörigkeit assoziiert werden, sondern mit Nichtstun, mit Ziel- und Führungslosigkeit, mit «jeder darf tun, was er gerade mal will».
Da stimmt etwas nicht. Da haben die Kritiker nicht zu Ende gedacht.
Wohlfühlen ist eine Gefühlslage, die den ganzen Menschen umfasst in all seinen Bestrebungen. Müssiggang und freie Entscheidung können ihren Anteil dazu beitragen. Aber es wäre doch sehr lebensfremd und naiv zu meinen, damit sei der Drang zum Wohlgefühl bereits gestillt, zumal in anderen Bereichen wie Beruf oder Verein «wohlfühlen» geradezu zwingend mit gedeihlich erfolgreichem Arbeiten in Zusammenhang gebracht wird.
Diese Widersprüchlichkeit zeigt sich deutlich bei der Gegenüberstellung der folgenden drei Alltagsbilder:
Bild 1
Herr A. hat eine neue Wohnung. Liebevoll richtet er sie ein und hält sie in Schuss. In der Freizeit lädt er auch gerne Freunde ein und bekocht sie. Er fühlt sich in seiner Wohnung ausgesprochen wohl.
Bild 2
Frau B. hat einen neuen Job. Sie lobt das herzliche Team in dem alle auf hochprofessioneller Ebene effizient und engagiert zusammenwirken. Sie arbeitet sehr gerne dort und geht für ihren Betrieb durch dick und dünn.
Bild 3
Kind C. besucht seit einem halben Jahr die 1. Klasse. Es liebt die Lehrerin und ist gerne mit den Mitschülern zusammen. Die Lieblingsfächer sind Rechnen, Deutsch, Turnen, ja, eigentlich alle Fächer. Die Eltern sind erstaunt, was ihr Kind in der kurzen Zeit schon alles gelernt hat und wie fleissig und konzentriert die Klasse jeweils arbeitet. Ihr Kind fühlt sich in der Schule ausgesprochen wohl.
Das Wohlbehagen aller drei Personen erreicht ein sehr hohes Niveau. Während jenes von Herrn A. und Frau B. uneingeschränkt positiv besetzt ist, ist das Wohlfühlen von Kind C. für viele Kritiker verdächtig. Während achtsamen und reflektierten Menschen klar ist, dass Wohlfühlen im Job, in der Wohnung oder im Verein ein selbstverständliches Anliegen ist, unterstellen viele dem schulischen Wohlfühlen Ungutes. Ausgehend von obigen Bildern müssen wir aber protestierend fragen: Wohlfühlschule – was denn sonst?!
Nun ist man versucht, die Kritiker nach ihrem Gegenkonzept zu fragen: Angstschule? Unwohlfühlschule? Qualschule? Sowohl die Forschung wie der gesunde Menschenverstand müssen die Antworten nicht abwarten – sie gehen einhellig davon aus, dass man besser lernt und arbeitet, wenn man sich wohl fühlt.
Wie können die Kritiker zu diesem offensichtlich unsinnigen und einfältigen Vorwurf gelangen? Vielleicht gehen sie von einem unpassenden Menschenbild aus. Vielleicht idealisieren sie ihre eigenen Bilder von Schule völlig unreflektiert. Vielleicht waren sie schon lange nicht mehr in einem Schulzimmer. Vielleicht gehen sie fälschlicherweise davon aus, dass Wohlgefühl bei Kindern stets mit Nichtstun, mit «Larifari» gekoppelt ist und Leistung und Leistungswille dabei ausgeschlossen sind. Aus unserem Alltagsleben wissen wir aber, dass ein guter Arbeitsfluss, eine bemerkenswerte Leistung und ein gesunder Ehrgeiz unglaublich befriedigen und in hohem Mass Wohlgefühl auslösen. Das gilt für Kinder wie für Erwachsene.
Wenn wir starke, gesunde und leistungsbereite junge Menschen heranziehen wollen, müssen wir nichts anderes als eine Wohlfühlschule anstreben und diesen Begriff, wie er es verdient, auf den Ehrenplatz setzen!

Grundbedingungen des Wohlfühlens

Es wurde bereits erwähnt, dass Wohlfühlen eine umfassende Gefühlslage ist und sehr viele Grössen miteinschliesst, die alle Einfluss auf unser Lernen haben. Goethes Satz geht dabei auf die wahrscheinlich zentralste Wohlfühlbedingung des Lernens, vielleicht des gesellschaftlichen Lebens überhaupt, ein: Lieben und geliebt werden. Wenn es uns als Gesellschaft besser gelänge, einander mit Wärme und Wertschätzung zu begegnen, hätten wir wohl ein paar Probleme weniger.
Wenden wir uns hier einigen Grundbedingungen zu, die für ein stärkendes, nachhaltiges und Wohlbehagen stiftendes Lernklima nötig sind:
Liebe und Anerkennung: Wie bereits erwähnt, ist eines unserer zentralen individuellen Bedürfnisse jenes nach Liebe und Wertschätzung. Auch wenn wir als Erwachsene ein reifes Bild unserer Begabungen und Mängel entwickelt haben, ist die Spiegelung durch unsere Mitmenschen doch unverzichtbar, die Nähe und Zärtlichkeit geliebter Menschen ebenso.
> Wir fühlen uns wohl, wenn wir Liebe, Nähe und Wertschätzung erfahren.
Individualismus: Wir Menschen haben den unübersehbaren opportunistischen Drang, alles zu tun, was uns nützt. Dieser individualistische Wesensanteil kann aber bei näherer Betrachtung nicht durch eine vordergründige, moralisierende Kritik als verwerflicher Egoismus verurteilt werden. Dieser Drang nach Eigennutz ist für unser Gedeihen, für unsere Gesundheit, ja für beinahe alle Lebensbelange zentral und somit absolut überlebensnotwendig.
> Wir fühlen uns wohl, wenn unsere wichtigsten Bedürfnisse befriedigt sind.
Rücksichtnahme, Nächstenliebe, Empathie: Es gibt in der Tierwelt sehr unterschiedlich disponierte Arten: solche, die einzig um der Fortpflanzung willen kurz auf ihre solitäre Lebensweise verzichten, bis hin zu jenen, für die eine enge Bindung mit Artgenossen unverzichtbar ist. Der Mensch gehört eher der zweiten Gruppe an. Die gesellschaftliche Wertung von Lebenskonzepten bestätigt dies: Menschen mit einem reichen und bunten Bezugskreis gelten gemeinhin als glücklich und beneidenswert. Vereinsaktivitäten, Veranstaltungen, Brauchtum – alles bringt Menschen zusammen. Portale zur Partnersuche blühen. Überall suchen wir Kontakt und Nähe zu anderen Menschen. In Formen von Rücksichtnahme, in unserer Sprache, in beredter Mimik und Gestik kommt unser Wille zur Gruppe täglich zum Ausdruck. Genau wie der Individualismus scheint in uns Empathie als Grundkonzept angelegt zu sein. Oft verhalten wir uns empathisch, obschon uns dies (aus rein individualistischer Sicht) Nachteile bereitet. Wir helfen oft reflexartig und nicht, weil wir müssen oder weil uns dieses Verhalten unmittelbar nützt – wir wollen es einfach.
> Wir fühlen uns wohl, wenn wir freundlich, rücksichtsvoll und mitfühlend sein können.
Drang zur Aktivität: Langeweile ist zwar gemäss neurologischer Erkenntnisse ein ausgewiesener Kreativitätsmotor, wird aber allenthalben als unangenehme Gefühlslage erlebt. Nichts zu tun, untätig zu sein, ist nicht das zentrale Bestreben von ausgeruhten und gesunden Menschen. Wir streben alle in der Regel nach einem sinnstiftenden Tun. Aktivität scheint uns zu befriedigen, gibt uns Lebenssinn und -ziel.
> Wir fühlen uns wohl, wenn wir motiviert aktiv sind.
Regelhaftigkeit: In einer Welt ohne Regeln droht stets der Übergriff anderer. Es herrscht Unsicherheit. Alle Aspekte des Alltags müssen stets von neuem erkämpft oder zumindest besprochen werden. An eine mittel- oder langfristige Lebensplanung ist nicht zu denken, weil immer alles anders kommen kann.
Überall, wo Menschen sind, entstehen in Kürze Regeln, egal ob in Beruf oder Freizeit. Auch spielende Kinder streben schon im jungen Schulalter stets nach Vereinbarungen, Ritualen und Verbindlichkeiten. Das Spiel im Konjunktivmodus (ich wäre … und du müsstest dann) besteht oft geradezu aus solchen Vereinbarungsmomenten. Wenn wir unsere Kriminalstatistiken anschauen, sind sie immer auf den kleinen Prozentsatz Delinquierender fokussiert. Drehen wir die Sache um, sehen wir, dass sich die meisten Menschen um ein fast vollkommen reguläres Verhalten bemühen. > Wir fühlen uns wohl, wenn wir von verbindlichen Regeln ausgehen können.
Leistung, Konkurrenz, Erfolg: Die Jagd- und Sammelgesellschaft der frühen Menschheitsgeschichte war auf Gedeih und Verderb auf gutes Mitwirken ihrer Clanmitglieder angewiesen. «Seine Sache gut machen wollen» ist aus diesem Blickwinkel ein äusserst sinnvoller Drang. Natürlich kann Konkurrenz in individualistisch-egoistischem Sinn pervertieren. Ist Konkurrenz aber auf «seine Sache gut machen wollen»...

Inhaltsverzeichnis

  1. Über das Buch
  2. Vorwort
  3. Inhaltsverzeichnis
  4. Begriff – fördern und be-fördern, was heisst das?
  5. Bilder – Vorstellung von Bildung im Zusammenhang mit Fördern
  6. Grundlagen – was im Umfeld von Fördern beachtenswert ist
  7. Der Lehrende – die Belange des Fördernden
  8. Der Lernende – die Belange des Geförderten
  9. Systemkritische Gedanken – was hindert, was fördert
  10. 10 Gebote des Förderns – mehr als eine Glaubensfrage
  11. Präsenzdidaktik – Artikel zum Buch von Christof Arn
  12. Literatur
  13. Danksagung
  14. Impressum