1. Die Nachteile dieses Buches
Dieses Buch hat drei Mängel, die ich leider nicht aus dem Weg räumen kann:
1. einen vermeidbaren Mangel: Ich bin zu meinem Bedauern noch immer nicht erleuchtet und auch kein Meister, auch wenn ich schon viel ausprobiert und erfahren und betrachtet habe – dieses Buch ist daher nur eine Sammlung von Erfahrungen und Betrachtungen eines „Zaubergesellen“ für „Zauberlehrlinge“. Wenn Sie also bereits jemanden kennen, der offen-sichtlich erleuchtet ist und der Sie lehrt und berät, dann ist dieses Buch möglicherweise für Sie nicht das richtige.
2. einen grundlegenden Mangel: In einem Buch kann man nur zur Allgemeinheit sprechen und darstellen, was die meisten Menschen betreffen wird. In einem persönlichen Gespräch lassen sich auch die persönlichen Umstände und auch das Horoskop eines jeden Menschen betrachten und daher Vorgehensweisen finden, die zu den Umständen des Betreffenden passen.
3. einen schwerwiegenden Mangel: Durch ein Buch lassen sich nur Informationen weiterreichen. In einer persönlichen Begegnung hingegen kann man auch zusammen meditieren und (so seltsam das vielleicht auch klingen mag) Fähigkeiten weiterreichen. Ich selber habe auf diese Weise z.B. einmal die Fähigkeit geschenkt bekommen, mein Bewußtsein still und leer werden zu lassen, so daß nur noch das Bewußtsein selber ohne einen Inhalt wie Denken oder Bilder übrig ist.
2. Wie funktioniert Magie? ... und warum?
In der Regel wachsen wir in Europa ja mit einem mehr oder weniger materiellen Weltbild auf – zumindest werden Ihnen im allgemeinen Führerscheinprüfungen, Fahrpläne der Bundesbahn und Computer geläufiger sein als Astralreisen, die eigene Seele oder Dämonenbeschwörungen.
Als Lehrling der Magie oder als „Jung-Hexe“ steht man daher entweder in der Situation, daß man noch nichts Außergewöhnliches erlebt hat und sich fragt, wie denn magische Phänomene auch mit dem naturwissenschaftlichen Weltbild zusammenpassen sollten, oder man hat schon einige solcher magischen Phänomene erlebt und fragt sich nun, in was für einer Welt man denn nun eigentlich steckt ... Vermutlich kennen Sie auch dies Gefühl, keine funktionierende Sammlung der Regeln zu haben, nach denen sich die Ereignisse in dieser Welt richten.
Einzelne und in sich widersprüchliche Regeln befriedigen im Allgemeinen nicht so besonders: mal verbrennt man sich die Zunge an einem zu heißen Stück Pizza beim Italiener und ein anderes mal ißt man ein Stückchen glühende Holzkohle beim Feuerlauf und sie schmeckt lediglich arg trocken ... Warum ist das so?
Und die Welt einfach als Chaos anzusehen oder Magie und Naturgesetze einfach streng voneinander-der getrennt nebeneinander stehen zu haben, hat mich auch nie so richtig befriedigt.
Da das anderen auch so geht, haben auch schon viele Magier und ähnliche Leute über dieses Thema nachgedacht und ihre Ergebnisse aufgeschrieben.
Nun hat natürlich jeder Zauberer und jede Hexe ihre eigene Erklärung für das Funktionieren der Magie – was ja auch ganz in Ordnung ist.
Meine eigene Beschreibung für die magischen Phänomene stammt aus der Kabbala und vor allem aus der Kernphysik. Die Physiker haben eine interessante Entdeckung gemacht, die allerdings seltsamer Weise meines Wissen nirgendwo explizit ausgesprochen wird, aber die Bedeutung des physikalischen Weltbildes doch sehr grundlegend ausdehnt.
Es ist jetzt seit gut 150 Jahren bekannt, daß alle Dinge, seien sie nun fest, flüssig oder gasförmig, aus Atomen bestehen. Die Atome bestehen nun ihrerseits wiederum aus einem Atomkern und aus Elektronen, die diesen Kern umkreisen. Der Atomkern setzt sich aus Protonen und Neutronen zusammen, die ihrerseits wiederum aus je drei noch kleineren Teilchen, den Quarks bestehen. Diese Quarks sind zusammen mit den Elektronen und den noch sehr viel kleineren Neutrinos (die so heißen, weil sie fast keine Eigenschaften haben) die grundlegenden Bausteinchen unserer Welt, die daher Elementarteilchen genannt werden.
Wie Atombomben, Kernkraftwerke und auch unsere Sonne deutlich zeigt, läßt sich Materie, also Elementarteilchen, in Energie verwandeln. Dies hat Einstein entdeckt und durch die wohl berühmteste Formel der Physik beschrieben: „E=m·c²“ - die Masse (m) zweimal multipliziert mit der Lichtgeschwindigkeit (c) ergibt die Energie (E), in die sich die Masse verwandeln kann. Dies bedeutet, daß die gesamte Welt letztlich aus Energie besteht, wobei man die Elementarteilchen sozusagen als „kondensierte Energie“ betrachten kann.
Einstein hat auch etwas sehr Wesentliches bezüglich der Gravitation erkannt, also bezüglich der Kraft, mit der sich alle Dinge gegenseitig anziehen und durch die z.B. die Erde Sie jetzt gerade auf ihrem Stuhl festhält, sodaß Sie nicht einfach davonschweben. Einstein hat erkannt, daß die Gravitation auf einer Krümmung der Raumzeit beruht, daß die Gravitation also eine Eigenschaft der Raumzeit ist.
Nun ist ja auch die Raumzeit eine der Entdeckungen von Albert Einstein. Der Begriff „Raumzeit„ bedeutet ganz einfach, daß Raum und Zeit nicht unabhängig voneinander existieren, sondern eine Funktionseinheit bilden. Das hat unter anderem eine kuriose Folge für Piloten von sehr schnellen Flugzeugen, denn wenn ein solcher Pilot mit sehr hoher Geschwindigkeit einmal die Erde umkreist und dann wieder an seinem Startflughafen landet, sind in seinem Flugzeug ein paar Sekunden weniger vergangen als auf dem Flughafen. Eigentlich ist dieses Phänomen ja bereits gut bekannt: Bewegung hält jung.
Für das Verständnis der Magie ist es nun bedeutsam, das nicht nur die Gravitation eine Krümmung der Raumzeit ist und die Gravitationsenergie somit ein bestimmter Ort innerhalb dieser „Gravitationsberge und -täler“, sondern daß jegliche Energie einfach auf solchen Krümmungen der Raumzeit beruht. Dies liegt daran, daß es keinen prinzipiellen Unterschied zwischen den verschiedenen Arten von Energie gibt. Das bedeutet also, daß jede Substanz, die Sie jemals in den Händen gehalten haben (und natürlich auch Ihr eigener Körper), aus Atomen besteht und diese aus Elementarteilchen und diese wiederum aus Energiequanten, also kleinen Portionen von Energie, die ihrerseits einfach Krümmungen der Raumzeit sind.
Ihr Körper besteht also aus nichts anderem als aus Raumzeit, die sich lediglich in ziemlich komplexe Formen gekrümmt, gebogen, miteinander verwoben, verflochten und verzwirnt hat ...
Auf der Tatsache, daß alle Phänomene an ihrer Wurzel, also im ganz Kleinen betrachtet, einfach Krümmungen der Raumzeit sind, beruht auch eine kuriose Feststellung der Physiker in den letzten 50 Jahren: alle Dinge lassen sich ineinander verwandeln – jedes Teilchen in jedes andere, jeder Energiequant in jeden anderen, Teilchen in Energiequanten und umgekehrt, Raum in Zeit, Raumzeit in Energie ...
Dies bedeutet, daß all der bunten Vielfalt in unserem Leben letztlich nur die Raumzeit zugrundeliegt. Aus ihren Krümmungen ergeben sich die Energiequanten, deren Zusammenspiel die Elementarteilchen bilden, die sich wiederum zu Atomen zusammensetzen, die dann schließlich die Substanz des Buches bilden, das sie in gerade in Ihrer Hand halten.
Die physikalische Theorie, die seit gut 30 Jahren weltweit entwickelt wird, die all dies zusammenfassend beschreiben soll, wird Superstringtheorie genannt. Das „Super-“ in diesem Namen kommt nicht von der hohen Wertschätzungen dieser Theorie durch ihre Erfinder, sondern von der Beobachtung, daß sich alle Dinge in alle anderen verwandeln lassen, was von den Physikern „Supersymmetrie“ genannt wird. Das „-string-“ in diesem Namen beruht auf dem Bild, mit dem in dieser Theorie die Struktur beschrieben wird, die den Energiequanten und den Elementarteilchen zugrundeliegt: es sind Saiten (englisch „strings“), die kreisförmig sind und in der Form einer stehenden Welle schwingen, so wie es z.B. auch bei Geigen- und Gitarrensaiten der Fall ist.
Der Superstringtheorie zufolge gab es zu Beginn unseres Weltalls, also während des Urknalls nur einen einzigen Superstring, in dem alle Energie und alle Materie unseres Weltalls enthalten war – eine einzige, kreisrunde, schwingende „Saite“. Diese Saite teilte sich dann immer wieder in neue Strings auf, wodurch schließlich die heutige bunte Vielfalt in unserer Welt entstanden ist.
Dies hat zwei wichtige Konsequenzen: Da die Zeit in unserem Weltall ja kontinuierlich „geradlinig“ verläuft, während der Raum sich kontinuierlich ausdehnt, ist die Zeit offenbar das Konstante, während der Raum das Variable ist. Am Ende unseres Weltalls fällt der Raum dann wieder auf den winzigen Punkt zusammen, der er einmal während des Urknalls gewesen ist. Daraus ergibt sich, daß die Zeit das eigentlich Ursprüngliche ist und der Raum so etwas wie eine Ausdehnung der Zeit darstellt. Also: Am Anfang war die Zeit.
Die andere Konsequenz wird deutlich, wenn man sich die Entfaltung der Welt in ihrer zeitlichen Entwicklung einmal genauer betrachtet. Stellen Sie sich einmal vor, zwei Meter links von Ihnen wäre der Urknall und zwei Meter rechts von Ihnen wäre unserer heutiges Weltall. Sie haben also ein Anschaubild vor sich, in dem die Zeitachse von links nach rechts verläuft. Nun befindet sich links der eine „Ursuperstring“, der sich dann nach kurzer Zeit aufzuteilen beginnt. Da der Ursuperstring ein Ring ist, wird seine zeitliche Darstellung zu einem Schlauch. Dieser Schlauch teilt sich dann in zwei Schläuche, also in zwei Superstrings. Diese teilen sich dann immer weiter und werden schließlich am rechten Rand (zwei Meter rechts von Ihnen) zu den ca. 1084 Superstrings, aus denen unsere Welt heute besteht.
Natürlich ist das reale Bild viel komplexer, da sich jedesmal, wenn eine Kraft zwischen zwei Teilchen wirkt (also dauernd und überall), ein „Kraft-Schlauch“ von dem einen „Teilchen-Schlauch“ abzweigt und sich dann mit dem anderen „Teilchen-Schlauch“ vereint. Die Welt besteht also aus einem komplexen Netzwerk.
Wenn man dieses Netzwerk einmal genauer betrachtet gibt es eine kuriose Feststellung: Man steht zwar vor einem unüberschaubaren Netzwerk aus fast endlos vielen „Schläuchen“, aber es gibt nirgendwo einen Schlauch, der aus dem Nichts heraus beginnt oder im Nichts endet oder der irgendwo ein Loch hätte. Und alle Schläuche sind mit allen anderen Schläuchen auf die vielfältigste Weise verbunden (durch die Kraftwirkungen zwischen ihnen, die ebenfalls Schläuche sind). Und schließlich: Es gibt in dem ganzen Gewimmel nur eine einzige Oberfläche! Wenn Sie ein „Punkt mit zwei Beinen und zwei Augen“ wären, könnten Sie auf diesem Schläuchegewirr umherlaufen und könnten von jedem beliebigen Punkt zu jedem anderen laufen – und wie bei einer Kugeloberfläche gibt es nirgendwo eine Kante oder ein Ende.
Wenn man dieses Bild nun etwas vereinfacht, könnte man sagen, es gibt nur ein riesengroßes Laken und in diesem Laken gibt es fast endlos viele Ausstülpungen, die wie Finger emporragen. Diese Ausstülpungen sind die Energiequanten, die sich dann miteinander zu Elementarteilchen verwirbeln. Diese Elementarteilchen-Verwirbelungen verzwirnen sich dann miteinander zu den Atomen und diese wiederum miteinander zu Molekülen usw. ...
Diese der Vielheit zugrundeliegende Einheit, also das „Laken“, wird nach und nach deutlich, wenn man von den großen Gegenständen unser Umwelt zu den immer kleineren Teilchen hinabreist:
In unserer Welt der Menschen, Tische, Bücher und ähnlich großer Gegenstände sind wir es gewohnt, daß alles fest ist und seine Form bewahrt, sofern man keine Kraft aufwendet, um die Dinge zu verändern. Dies verändert sich auch nicht, wenn man in den Bereich der Moleküle hinabsteigt. Im Bereich der Protonen und Neutronen und der Elementarteilchen ändert sich dies jedoch schon deutlich, da sich hier ständig alles verwandelt und aufeinander wirkt. So tauschen z.B. die Protonen und die Neutronen in einem Atomkern ständig Quarks miteinander aus, wodurch sich die Protonen in Neutronen verwandeln und die Neutronen in Protonen – die Anzahl an Protonen und Neutronen in einem Atomkern bleibt zwar gleich, aber diese Kernbauteilchen wechseln ständig zwischen dem Neutronen-Zustand und dem Protonen-Zustand hin und her.
Noch eine Ebene weiter unter bei den Energiequanten wird die Abgrenzung voneinander noch vager, denn im Gegensatz zu den beständigen großen Gegenständen, die fest sind und den Elementarteilchen, die zwar auch fest, aber nicht mehr beständig sind, sind die Energiequanten auch nicht mehr fest: Es können beliebig viele Energiequanten zugleich am selben Ort sein – so wie sich auch die Wasserwellen von mehreren Steinen, die man in einen Teich geworfen hat, ungehindert überlagern können.
Die Wasserwellen auf der Teichoberfläche sind nun auch ein ganz passendes Bild für die Raumzeitkrümmungen, als die die Energiequanten bei genauerer Betrachtung erscheinen: nur die Teichoberfläche ist das eigentlich Reale, also das, was Substanz hat (die Raumzeit) – die Wellen sind nur Bewegungen dieser Teichoberfläche (oder des „Lakens“).
Die Menschen, Tische usw. sind fest und beständig, die Elementarteilchen sind fest, aber unbeständig, die Energiequanten sind auch nicht mehr fest und können zu mehreren am selben Ort sein, und die Raumzeit schließlich ist eins und ungegliedert.
Die Physiker haben also festgestellt, daß die Welt zwar als eine bunte Vielheit erscheint, daß sie aber an ihrer Wurzel eine Einheit ist – das „Laken“, die „Teichoberfläche“, das Schläuchegewirr, der Ursuperstring, die Zeit.
| betrachtete Dinge | Anzahl | Qualität |
| Menschen, Bücher, Stühle ... | viele | abgegrenzt/fest, beständig |
| Moleküle | sehr viele | abgegrenzt/fest, beständig |
| Elementarteilchen | sehr, sehr viele | abgegrenzt/fest, unbeständig |
| Energiequanten | noch mehr | unabgegrenzt, unbeständig |
| Raumzeit | eins | eins |
Was hat das Ganze nun mit der Magie zu tun, mögen Sie sich inzw...