Inhaltsverzeichnis der Positivbeispiele
- Seifenmanufakturen gibt es zuhauf!
- Eine dröge Bächerei wurde zum In-Café
- Hier regieren Fleiß und unermüdlicher Einsatz
- Qualität macht das Rennen
- Die Steppkebar
- Die Schokoladenjungs
- Jeans und andere Klamotten pimpen
- Schmuck und Edelsteine – und das an diesem Standort
- Veganer Treffpunkt – trotz Überfüllung ein heißer Tipp
Es sind ganz normale Läden, die ich hier als Beweis dafür vorstelle, dass sich Selbständigen-Träume in Realitäten verwandeln lassen und dass sich der engagierte Einsatz lohnt.
Diese Geschäfte kenne ich persönlich, zum Teil sehr gut. Und ich beobachte ihre Aktivitäten seit geraumer Zeit.
Die Beispiele sollen Ihnen Mut machen, die Selbständigkeit zu wagen. Jede Firma überall hat mal klein angefangen nicht sind große Firmen daraus geworden oder aber eine Reihe von Praxen oder Schulungszentren.
Wer weiß also, was sich noch so alles entwickeln kann aus einem Laden, einerm Café, einer therapeutischen Praxis, die ja allesamt erstmal mit einer kleinen Idee begonnen haben..
Seifenmanufakturen gibt es zuhauf
Aber wenn man erfolgreich sein will, muss alles besonders sein
Seifensorten gibt es tatsächlich unzählige. Und in den letzten Jahren summieren sich auch die Hersteller für handgemachte Naturseifen. Die gibt es in Fachgeschäften, Boutiquen und vor allen Dingen auf Märkten. Viele kleine Unternehmer, meist jedoch Unternehmerinnen, haben den Trend entdeckt und sind auf diesen „Zug aufgesprungen“, weil es einfach scheint, sich mit Seifenherstellung selbständig zu machen.
Denn nicht nur das Thema wirkt anziehend, es sind auch erstmal keine größeren Investitionen erforderlich, wenn man in die Produktion gehen will. Die Folge von dem „Run“ auf diesen Trend ist, dass es zunehmend schwierig geworden ist, für die herrlichen, die duftenden und mit kostbaren Zutaten versehenen Luxusseifen genügend Abnehmer zu finden, um als Neu-Selbständiger davon leben zu können. Nun habe ich mich für das Thema der Seifenherstellung schon seit Längerem interessiert und wollte diese Kunst auch gerne selbst erlernen. So suchte ich in Berlin ein passendes Seminar. Schnell wurde ich unter den vielen Angeboten fündig und wählte einen Kursus, der in meiner Wohnnähe stattfand. Allerdings war ich darüber erstaunt, dass es möglich sein sollte, in nur 3 Stunden die Seifenherstellung zu erlernen. Und der Seminarpreis von 65,- € dafür, schien mir auch erstaunlich günstig.
In der Seifenmanufaktur dann, die von einer netten Dame mittleren Altes geleitet wurde, traf ich auf 8 Mitstreiterinnen. Sie alle hatten an einem langen Tisch ihren kleinen Arbeitsplatz mit Waage und kleinen Schüsseln. Die verschiedenen Öle, Wachse, eine Auswahl von duftenden ätherischen Ölen und andere feine Zutaten standen in der Mitte des Tisches und konnten von jeder der Teilnehmerinnen nach Bedarf und Neigung verwendet werden. Das Ziel des Kurses war, dass jede der Anwesenden zwei verschiedene Sorten Seifen herstellt und damit einen beachtlichen Seifenvorrat mit nach Hause nehmen kann.
So staunte ich auch nicht schlecht, als wir bereits nach einer einzigen Stunde die erste Seifenmasse fertig hatten, die in geleerte Tetra-Safttüten gegossen, in Zeitungen warm verpackt, mit nach Hause genommen wurden. Nach 48 Stunden dann, konnten sie in große Stücke geschnitten werden, um einen Monat lang zu reifen. Eine zweite Sorte wurde auch noch in Angriff genommen, sodass jede der Teilnehmerinnen tatsächlich fast ein Kilo Seife für sich selber hergestellt hatte.
Ich war begeistert. Und ich hatte nebenbei auch noch in Erfahrung gebracht, weshalb es „meiner“ Manufaktur so gut gelingt, sie sich auf dem Markt locker zu behaupten und sich gegen so viele Konkurrenten offenbar mühelos durchzusetzen. Diese nämlich drängen pausenlos auf den Markt und haben offenbar den Eindruck, mit der Seifenherstellung ein „Goldgräberthema“ gefunden zu haben, das satte Gewinne verspricht. Denn bei erster Kalkulation scheint die Handelsspanne vom Wareneinsatz bis zum Verkaufspreis von 4,- bis 6,- Euro für ein Seifenstück regelrecht verführerisch.
Übersehen wird dabei gerne, dass eine Lizenz erforderlich ist, eine Profiküchenausstattung für die Herstellung Bedingung ist und ein Verkaufsstand, sowie Werbemaßnahmen Zeit und Geld besonders aber Fantasie in Anspruch nehmen.
So passiert es dann bedauerlicherweise in den allermeisten Fällen, dass sich die Seifenträume in Seifenschäume verwandeln. Dass es auch anders geht, beweist die Seifenmanufaktur, bei der ich auch ein wenig hinter den Vorhang schauen durfte.
Das Erfolgskonzept „meiner“ Seifenmanufaktur: Ein großer Raum mit angeschlossener kleiner Küche reichte für den Arbeitstisch, eine Verkaufsvitrine und Regale. Dieser Geschäftsraum befindet sich in einem Haus, in dem noch andere Handwerker ihre selbst gefertigten Waren anbieten.
Hier finden die Seifenkurse statt und die Herstellung und der Verkauf aller Manufaktur-Produkte.
Jeden Monat findet ein solcher Seminarabend statt. Je im Wechsel für Anfänger und für Fortgeschrittene, die es lernen möchten, Luxusprodukte für die Badekultur herzustellen. Aber auch Kosmetikprodukte für die Gesichts-Körper- und Haarpflege werden hier aus kostbaren, natürlichen Zutaten gemacht.
Auch dafür kann man Kurse in der Manufaktur buchen. Der Seminarkalender ist immer gut gefüllt. Es gäbe sogar Wartelisten erzählte mir die liebenswürdige Leiterin der Manufaktur. Und der zusätzliche Verkauf von frisch hergestellter Ware floriere bei den Kursen, wie auch bei dem interessierten Publikum, welches das Handwerkshaus während der Öffnungszeiten besucht um die Manufaktur-Erzeugnisse zu besichtigten.
Auf meine Frage, wie denn Werbung für die Seminare gemacht würde, verwies mich meine freundliche Seifenfrau auf die Website, auf der alle Angebote und Seminarzeiten immer aktuell veröffentlicht werden.
Aber es wird auch emsig vielseitige Öffentlichkeitsarbeit betrieben, z. B. an den Ständen beim Seifenverkauf, der an jedem Wochenende auf den einschlägigen Märkten sattfindet. Hier wird dann nicht nur das Manufaktursortiment angeboten, sondern alle Interessenten erhalten einen Flyer, in dem nicht nur auf die besondere Qualität der Seifen und anderer Produkte hingewiesen wird, sondern speziell auf die Seminare, zu denen herzlich eingeladen wird.
Jedes Kundengespräch wird dafür genutzt, um die Kurse ins Gespräch zu bringen und auf die nächsten Termine hinzuweisen.
Zusätzlich zu der Arbeit auf den Märkten, werden auch winzige Seifenproben, die luxuriös verpackt sind, chicen Boutiquen zur Verfügung gestellt, die ein solches Geschenk den Einkäufen beilegen. Der gleiche Service wird auch exklusiven Hotels der Stadt zuteil, die ihre Gäste mit kleinen Luxusseifen verwöhnen. Freilich wird dann eine schöne Visitenkarte den Gästen ebenfalls dazugegeben. Auf diese Weise wird der Online -Verkauf angeheizt.
Hier wird es dann besonders interessant, dass aus Kunden Dauerbesteller werden. Der Erfolg „meiner“ Manufaktur ist keineswegs Zufall, sondern das Ergebnis der Erkenntnis, dass der Begriff SELBST-STÄNDIGKEIT in ihren beiden Begriffen selbst und ständig für das Geschäft seine wortgenaue Anwendung findet.
Eine dröge Bäckerei – wurde zum IN-CAFÉ
Die (sehr netten) Eltern der Betreiberinnen mögen mir verzeihen, dass ich ihre geschätzte Traditions-Bäckerei so kess bewertete.
Besagtes Café gehört einer Freundin meiner Tochter. Diese betreibt es erst seit wenigen Jahren, zusammen mit ihrer Lebenspartnerin. Es ist den beiden „Mädels“ gelungen, aus einer langweiligen Bäckerei, die es einst war, ein „Kult-Café“ zu machen, in dem es ein Erlebnis ist, zu frühstücken oder einen leckeren Imbiss einzunehmen. Das Café ist inzwischen bekannt und macht über die Grenzen unseres Stadtviertels hinaus von sich reden, denn öfter gibt es hier auch interessante Veranstaltungen, über die Reporter gerne in den Stadtzeitungen berichten.
Die Betreiberin hat das Geschäft von ihren Eltern übernommen, die es ca. 20 Jahre als normale Bäckerei geführt hatten. Dieser grundsolide Backladen hatte ausgereicht, um der Familie mit zwei Kindern eine gute Existenz zu bieten. Solche Aufback-Bäckereien gibt es auch heute noch in fast jeder Straße im gesamten Stadtgebiet. Überall die gleichen Backwaren und das ohne Abwechslung über Jahrzehnte hin. Die Ladeneinrichtung war auch eher abweisend als einladend. Harte Holzbänke wirkten ungemütlich und waren auch recht unbequem. Vor dem Geschäft, auf dem breiten Bürgersteig gab es gar keine Sitzplätze. Kunden wurden somit auch nur vereinzelt zu Gästen, sondern tätigten ihre Einkäufe hurtig oder entschieden sich lieber zu Kaffee-to-go, als sich dort zu einem anregenden Schwätzchen mit Freunden zu treffen. Gegen den anfänglichen Widerstand der Eltern, die es gerne gesehen hätten, wenn der Laden in gewohnter Tradition weitergeführt würde, hat unsere Freundin, auch mit Unterstützung ihrer Partnerin und vielen Freunden, ihr eigenes Konzept durchgesetzt. Wie das aussieht? Nun, es hat sich gelohnt, neue Wege zu gehen und das Gesamt-Angebot der neuen Generation anzupassen. Dabei stand die Überlegung Pate, was die Neu-Betreiber sich selbst wünschen, wenn sie Lust haben auszugehen. Und das Ergebnis lässt sich sehen und wurde von Anbeginn an gerne von alten Kunden und neuen Gästen angenommen.
Das Erfolgs-Konzept: Die Bäckerei wurde erstmal optisch modernisiert. Die farbigen Wände zeigen jetzt zeitweise attraktive Fotoausstellungen oder Bilder junger Künstler. Sehr verschiedene Tische, Stühle und Sessel erinnern an ein Studentencafé. Auf der Straße sitzt man hübsch unter einer großen Sonnenmarkise auf dem breiten Bürgersteig. Zum Verkaufen und Mitnehmen gibt es nur noch wenige der gewohnten Backwaren, dafür aber sensationelle Frühstücksangebote, auch für Vegetarier und Veganer.
Knackige, fantasievolle Salate suchen ihresgleichen. Gemüsepfannen und Suppen, oft mit türkischem Touch, gibt es den ganzen Tag. Hausgemachte Kuchen und Torten werden bevorzugt in veganen Varianten angeboten.
Die Mitarbeiter/Innen sind hier besonders engagiert und liebenswürdig. Der Clou aber sind kleine kulturelle Veranstaltungen, wie Lesungen und musikalische Vorträge. Einmal im Jahr sorgt sogar eine Jazzband, die auf dem breiten Bürgersteig platziert wird, für unzählige Zuschauer auf der Straße.
Eine attraktive Besonderheit sind die großen Tafeln neben den Schaufenstern. Dort schreibt die Wirtin mit Kreide wechselnde literarische (öfter mal auch etwas frivole) Texte, die Vorübergehende veranlassen stehenzubleiben, um sie neugierig zu lesen, und dann lächelnd weiterzugehen.
So werden auch Leute aufmerksam, die bei der nächsten Gelegenheit zu Gästen werden. Tja, man muss sich eben was Besonderes einfallen lassen. Einladungen zu speziellen Veranstaltungen werden über Flyer und über Facebook bekannt gemacht. Weitere Werbung ist heute nicht mehr nötig.
Mut und ein zeitgemäßes Angebot waren hier die Motoren für den heutigen Erfolg. Man spürt, dass die Betreiberinnen mit dem Café auch ihrer eigenen Passion nachgehen und immer wieder auch ganz und gar ungewöhnliche Ideen, auch kulinarische, verwirklichen.
Hier regieren Fleiß und unermüdlicher Einsatz
Mein Lieblingsbeispiel für gelungene Selbständigkeit ist ein einfacher Laden
Der kleine Lebensmittelladen gegenüber meinem Wohnhaus ist wirklich ein Musterbeispiel von Fleiß, unermüdlichem Einsatz und auch von gelebter Innovation und Integration sowieso.
Innovation in einem Lebensmittelladen? Jawohl! Und jeder kann das jeden Tag sehen und auch schmecken. Aber hier wird eben alles verwirklicht, was so ein Lädchen hergeben kann.
Dabei unterscheidet sich dieses unscheinbare Geschäft auf den ersten Blick keineswegs von ganz vielen anderen Gemischtwarenläden, die man in früheren Zeiten „Tante-Emma-Läden“ nannte. Es gibt alles, was man so braucht an Grundnahrungsmitteln, Obst, Gemüse und Getränken, aber auch Wasch- und Putzmitteln, Glühbirnen, Toi-Papier u. s. w..
Was den Laden so besonders macht, ist eine Glasvitrine voll von geschnittenen Salaten, verschiedenen Obstsorten, mundgerecht zubereitet. Und das von allen Sorten der Saison, pur oder gemischt. Alles immer frisch, ohne Konservierungen.
Immer sieht man die fleißige Ladenbesitzerin, eine bildhübsche Vietnamesin wie sie am Schnibbeln ist, um die begehrte Frischware nachzufüllen, die sich fast schneller verkauft, als sie produziert werden kann. Aber auch ihr Entsafter, der hinter der Ladentheke steht, ist ständig im Einsatz. Damit wird, je nach Wunsch für die Kunden Frischsaft gepresst aus Karotten, Kohlrabi, Sellerie, Orangen, Äpfel, Ingwer und anderem Obst und Gemüse. Kunden sagen einfach, was das Herz begehrt und das wird flugs in einen frischen Vitamindrink verwandelt.
Ich kenne diesen übervollen Laden nun schon seit über 17 Jahren. Anfänglich hat meine tüchtige, immer gutgelaunte Vietnamesin ihn gemeinsam mit ihrem Mann betrieben. Dieser hat in der Zwischenzeit einen zweiten Laden gegründet, der genauso gut „brummt“, wie mein Gegenüber-Geschäft. Das Vietnamesen-Ehepaar hat zwei Söhne, die nun auch schon Teenager sind und studieren sollen. Nach der Schule helfen sie öft...