Narzissmus verstehen - Narzisstischen Missbrauch erkennen
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Narzissmus verstehen - Narzisstischen Missbrauch erkennen

Die Narzisstische Persönlichkeitsstörung in ihren Ursachen und Auswirkungen

  1. 144 Seiten
  2. German
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Narzissmus verstehen - Narzisstischen Missbrauch erkennen

Die Narzisstische Persönlichkeitsstörung in ihren Ursachen und Auswirkungen

Über dieses Buch

Nach Schätzungen machen Narzissten heute etwa 4 bis 6 Prozent der Gesamtbevölkerung aus - Tendenz steigend. Doch was bedeutet Narzissmus eigentlich, und wie kommt es zu dieser "Narzisstischen Persönlichkeitsstörung"? In diesem Buch, das sich insbesondere an Opfer narzisstischen Missbrauchs, also an Kinder, Partner und andere nahestehende Personen von Betroffenen richtet, werden die Ursachen der Narzisstischen Persönlichkeitsstörung ergründet und die vielfältigen zwischenmenschlichen Probleme erläutert, die aus der Störung resultieren. Es soll aufklären, Trost spenden und Schuldgefühle mindern. Und vielleicht kann es auch dem einen oder anderen Leser helfen, das eigene Verhalten zu verbessern.

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IV. Teil. Kinder narzisstischer Eltern

Die drei narzisstischen Elterntypen

Man kann narzisstische Eltern grob in drei Charaktere unterteilen: den symbiotisch-idealisierenden Typ, den abfälligabwertenden Typ und den ignorierend-desinteressierten.
Symbiotisch-idealisierende Eltern definieren sich über die herausragenden schulischen, musikalischen oder sportlichen Leistungen oder auch über das hübsche Aussehen ihres Kindes. Sie kompensieren ihre eigene Selbstwertschwäche, indem, stellvertretend für sie, ihr Kind großartige Leistungen vollbringt oder besonders attraktiv aussieht. Sie werten sich also durch ihr Kind auf. Um ihre ehrgeizigen Ziele zu erreichen, setzen sie ihr Kind unter Druck, erwarten von ihm hervorragende Leistungen und sind enttäuscht oder wütend, wenn das Kind diese Erwartungen nicht erfüllt.
Abfällig-abwertende Eltern werten sich ebenfalls an ihrem Kind auf, allerdings auf die entgegengesetzte Art: Ihr Kind kann es ihnen nie recht machen, und sie werden nicht müde, zu betonen, wie unfähig, faul, dumm, hässlich, dick, kränklich, unsportlich usw. ihr Kind ihrer Ansicht nach ist. Sie selbst stellen sich als unerreichbar besser, klüger und attraktiver, als ihr von ihnen als minderwertig empfundenes und dargestelltes Kind dar.
Ignorierend-desinteressierte Eltern sind so sehr von sich, also ihren eigenen Plänen, Problemen, Wünschen und Bedürfnissen, eingenommen, dass ihr Kind, als bisweilen lästiges Anhängsel, außen vor bleibt. Manchmal aber lassen sie ihr Kind auch absichtlich auf eine passiv-aggressive Art ihr vermeintliches Desinteresse spüren. Sie sorgen zwar für die allernötigsten Bedürfnisse des Kindes, und dafür, dass ihnen niemand Vernachlässigung vorwerfen kann, interessieren sich aber nicht wirklich für Wohl und Wehe ihres Kindes. Gelegentlich, wenn es ihnen nutzt bzw. wenn sie das Bedürfnis danach haben, werten aber auch sie sich an ihrem Kind auf, indem sie es abwerten oder aber Erfolgserlebnisse und Leistungen des Kindes auf ihrem eigenen Konto verbuchen.
Gemeinsam haben narzisstische Eltern, dass sie ihre Kinder nicht selbstlos lieben und unterstützen, sondern sie vielmehr für ihre eigene Bedürfnisbefriedigung benutzen.

Symbiosewünsche, Abwertungen und Desinteresse

Narzisstischen Eltern liegt für gewöhnlich nicht viel an der Meinung ihrer Kinder, und so werden die Kinder selten in Entscheidungen einbezogen z. B. welches Mittagessen serviert wird, auf welche Schule sie gehen, wohin die Familie in Urlaub fährt, ob sie den neuen Partner an der Seite des betreuenden Elternteils mögen usw..
Sie überschreiten Grenzen, indem sie beispielsweise in Abwesenheit ihres Kindes dessen Zimmer durchsuchen, sein Tagebuch lesen oder aber die körperliche Intimsphäre des Kindes nicht respektieren. Sie verletzen die Gefühle ihres Kindes, indem sie etwa lachen, wenn es weint, es nicht trösten, wenn es traurig ist, oder ihm zu verstehen geben, dass sie es für hässlich, untalentiert, dick oder dumm halten, oder dass das Kind ihrer Meinung nach einen schlechten Charakter hätte. Sie sind ihren Kindern gegenüber nicht loyal und stellen sich in Konfliktsituationen bevorzugt auf die gegnerische Seite. Auch ignorieren sie Rechte und Wünsche ihrer Kinder, z. B. das Umgangsrecht mit dem geschiedenen Elternteil oder den Großeltern, und verweigern ihren Kindern Taschengeld oder Hobbys, auch wenn sie es sich leisten könnten.
Sie vernachlässigen die Bedürfnisse ihrer Kinder, z. B. Friseurbesuche, Kleiderkauf, oder Notwendigkeiten im hygienischen und gesundheitlichen Bereich, oder sie geben die Verantwortung für diese ihnen lästigen Pflichten in viel zu frühem Alter an die Kinder selbst weiter. Sie parentifizieren ihre Kinder, ordnen sich ihnen (scheinbar) unter und verhalten sich kindlich, so dass die Kinder schon im frühen Alter für sie die Elternrolle übernehmen, müssen ihnen Ratgeber sind, Freund/Freundin oder Partnerersatz. Und letztlich sind sie durchaus imstande, ihre Kinder gänzlich zu verstoßen, wenn sie ihnen nicht mehr von Nutzen sind. Dies kann z. B. geschehen, wenn diese sich im Trennungsfall dazu entscheiden, beim anderen Elternteil zu leben, als Erwachsene im Zuge der normalen Ablösung vom Elternhaus Kritik am elterlichen Verhalten üben, oder schlicht mit mehr Respekt und auf Augenhöhe behandelt werden möchten. Narzissten haben Angst, übervorteilt zu werden, und reagieren wegen ihrer stark eingeschränkten Kritikfähigkeit mit Wut und Empörung auf die unerhörte Bitte (oder Forderung) ihrer Kinder um Zufriedenheit, Ruhe und Akzeptanz.
Narzisstische Eltern werden ihren Kindern durchaus vorwerfen, dass sie auf ihre Kosten leben würden, dass die Eltern schuften müssten, um sie zu ernähren, dass sie Nachteile durch ihre Existenz hätten, oder dass die Kinder nichts für sie täten.
Kinder narzisstischer Eltern haben keine einfache Kindheit, denn ihre Eltern sind kaum dazu in der Lage, ihrer Elternrolle gerecht zu werden und ihre Kinder als eigenständige Menschen mit Rechten und Wünschen zu sehen. Sie betrachten ihre Kinder eher als Eigentum, als einen Teil ihrer Selbst, wie ein (geliebtes oder ungeliebtes) Körperteil, das untrennbar mit ihnen verbunden ist, als einen eigenständigen Menschen mit eigenen Gefühlen und zu wahrenden Rechten. Solche Kinder sind, insbesondere wenn sie in den ersten sechs Lebensjahren (der Zeit also, in der sie besonders empfänglich für Prägungen sind, und in der das ein Leben lang bestehende Selbstwertgefühl entsteht) allein einem Narzissten überlassen sind, sehr gefährdet, dauerhafte emotionale Schäden davonzutragen.
Narzisstische Eltern erfüllen in der Regel lediglich die Grundbedürfnisse ihres Nachwuchses nach Obdach, Nahrung und Kleidung. Das heißt, ihre Kinder sind zwar satt, bekleidet und körperlich gesund, fühlen sich aber von ihnen ungeliebt, missachtet und unverstanden. Die kindlichen Grundbedürfnisse nach liebevoller Annahme, nach Verständnis und Sicherheit, sowie danach, beschützt und wahrgenommen, also gesehen und gehört zu werden, werden vernachlässigt.
Die Weichen werden oft schon vor der Geburt gestellt: Es macht für eine narzisstische Frau einen wesentlichen Unterschied, ob sie ein Kind bekam, weil sie es wollte, und zu einem Zeitpunkt, an dem sie es bekommen wollte, oder ob es ein „Unfall“ war, und z. B. einen von der Narzisstin nicht (mehr) favorisierten Vater hat. Diesen Kindern war mitunter schon im Bauch der Mutter vorherbestimmt, nach der Geburt von ihr abgelehnt und nicht liebevoll angenommen zu werden. Fühlt sich eine Frau mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung durch ein Kind, das einem von ihr abgewerteten Menschen ähnelt – dem Kindsvater, oder der eigenen verhassten Mutter zum Beispiel – an eine ungeliebte Person erinnert, hat sie nicht die Reife, dieses Kind dennoch als eigenständiges Wesen wahrzunehmen und zu lieben. Sie wird es allein schon wegen seiner Existenz ablehnen, es als nicht liebenswert empfinden. Aber auch eine zu große Ähnlichkeit mit ihr selbst wird die Mutter abstoßen, da sie sich selbst ebenfalls nicht liebt. Weiterhin wird sie es als schweren Verrat und Demütigung empfinden, wenn ihr Kind sich von ihr ablöst und beginnt, eine Bindung zu seinen Vater oder den Großeltern zu entwickeln, von der sie ausgeschlossen ist.
Narzisstisch gestörte Frauen haben in den ersten zwei bis drei Lebensjahren ihres Kindes häufig ein inniges, ja geradezu symbiotisches Verhältnis mit ihrem Kind und lassen keinen anderen in seine Nähe. In diesem Lebensalter sind sie regelrecht „verliebt“ in ihr Kind. Aber sie empfinden keine selbstlose Mutterliebe, die dem Kind in ihren Armen gilt, sondern sie lieben vielmehr das Gefühl der Symbiose, also der verschmelzenden Zweisamkeit mit einem Menschen, der sie selbst bedingungslos liebt. Sie benutzen ihre Kinder für ihre eigene Bedürfnisbefriedigung.
Sobald das Kind sein eigenes Ich ausbildet und sich von der symbiotischen Beziehung zur Mutter zu trennen beginnt, wird es von der narzisstischen Mutter als Gegner, als feindlich gesinnt, erlebt. Dass ein Kind beginnt, sich irgendwann von der Mutter fortzubewegen und auch anderen Menschen zuzuwenden, ist völlig normal und gehört zu einer gesunden Entwicklung. Eine selbstsichere Mutter kann ihr Kind diese Erfahrungen machen lassen und dennoch sein sicherer Hafen bleiben, zu dem es immer wieder zurückkehrt. Eine narzisstische Mutter hingegen, die selbst der Liebe und Aufmerksamkeit ihres Kindes sehr bedarf, empfindet die Zuneigung, die ihr Kind einem anderen entgegenbringt, als kränkende Zurückweisung, quasi als Verrat. Sie reagiert auf diese Zurückweisung, die sie an ihre eigenen unverarbeiteten Kindheitstraumata erinnert, in gewohnter Weise: sie beginnt, ihr Kind abzulehnen und abzuwerten.
Da das Kind bis zu diesem Zeitpunkt völlig von der Mutter vereinnahmt und von innigen Beziehungen zu anderen Menschen abgehalten wurde, hängt es auch weiterhin sehr an ihr, es bettelt und trotzt um ihre uneingeschränkte Aufmerksamkeit. Es wird von ihr allerdings mit Nichtbeachtung und Abwehr, und nur gelegentlich mit einem kurzen Aufflackern der vergangenen Symbiose belohnt. Die Mutter wird nachlässig mit ihrem Kind, gibt es für lange Stunden in Fremdbetreuung oder lässt es alleine, und kümmert sich wieder verstärkt um ihre Interessen, neue Freunde und Partner, Sport, Wellness, Hobbys, oder um ihre Karriere. Für die immer hungrige narzisstische Frau zählen vor allem die eigenen Wünsche. Wer nicht ganz und gar auf ihrer Seite steht und außerdem interessant und nützlich für sie ist, ist in ihren Augen uninteressant, ihr lästig oder sogar feindlich gesinnt. Auf Bedürfnisse ihrer Kinder, die nicht ihren eigenen entsprechen, reagiert sie daher unwillig und nur nach wiederholter Aufforderung. Aufgrund ihres Empathiemangels sieht sie die Not ihrer Kinder nicht, sie kann und möchte sich nicht in sie einfühlen.
Manchen narzisstischen Frauen ist gar nicht bewusst, wie schädlich sich ihr Verhalten auf ihre Kinder auswirkt, sie halten sich selbst für sehr bemühte, gute Mütter.
Das Kind versteht die plötzliche Distanzierung der Mutter natürlich nicht, entwickelt wegen der empfundenen Zurückweisung eine große hilflose Wut auf seine Mutter, sowie eine erdrückende Traurigkeit und Einsamkeit wegen der aufgezwungenen Isolation. Erste Selbstzweifel entstehen in ihm. Wenn narzisstische Mütter ihre kleinen Kinder allein betreuen und erziehen, wirkt sich dies zwangsläufig schädlich auf die kindliche Psyche aus. Die Kinder werden in ihrem Selbstwertgefühl gestört und haben ein erhöhtes Risiko, selbst eine narzisstische Persönlichkeitsstörung zu entwickeln.

Emotionaler Missbrauch

Zum emotionalen Missbrauch gehören neben der emotionalen Vernachlässigung und Abwertungen auch die emotionale Erpressung und die Parentifzierung.
Kinder narzisstischer Eltern versuchen instinktiv, den narzisstischen Elternteil stets zufriedenzustellen und sich so zu verhalten, wie es von diesem gewünscht ist.
Die Parentifizierung bezeichnet dabei einen ungesunden Rollentausch zwischen Eltern und ihrem Kind. Eine solche Vermischung findet statt, wenn Elternteile ihre Elternrolle unzureichend wahrnehmen und sich das Kind dazu aufgefordert und verpflichtet fühlt, seinerseits die nicht kindgerechte, überfordernde „Eltern-Funktion“ diesen gegenüber zu übernehmen. Wenn eine Mutter sich ihre Tochter zur Freundin und Ratgeberin macht oder ihren Sohn als Partnerersatz benutzt, ist dies ausbeuterisch von der Mutter und sehr schädlich für ihre Kinder. Damit das Kind Kind sein kann, bedarf es der Mutter als Gegenüber. Die Mutter hat eine festgeschriebene Rolle als ältere lebenserfahrenere Frau, und eine bloß freundschaftliche oder partnerschaftliche Beziehung wäre ein Betrug an ihrem Kind, weil ihm so das ältere, mütterliche Gegenüber fehlt. Da die Mutter in einem anderen Lebensabschnitt ist, sollte sie ihren Kindern mit ihrem Erfahrungsschatz zur Seite stehen. Diese Hilfe der Älteren ist sehr wichtig für Kinder, ganz gleich in welchem Alter sie sind. In der Jugend mögen Kinder es noch als angenehm empfinden, wenn sie mit ihrer Mutter wie mit einer Freundin plaudern oder mit ihr flirten können, aber mit zunehmendem Alter kristallisiert sich heraus, worum es bei dieser „Freundschaft“ eigentlich geht: Um die Bedürfnisbefriedigung der Mutter, die ihre überlegene Position ihren Kindern gegenüber ausnutzt.
Die Bedürfnisse der Kinder bleiben dabei auf der Strecke.
Emotionale Erpressung wird von Narzissten meisterhaft angewandt. Das Kind, das ein starkes Harmoniebedürfnis und Angst vor dem Verlassenwerden hat, und das von den Eltern geliebt werden will, kann damit leicht unter Druck gesetzt und zum gewünschten Verhalten gezwungen werden. Die (meist) unausgesprochenen Botschaften lauten:
„Wenn Du nicht machst, was ich will, liebe ich Dich nicht“, „Wenn Du rebellierst, wirst Du Deine Familie verlieren, keiner wird zu Dir halten“ oder, die Abhängigkeit des Kindes ausnutzend, „Wenn Du mir nicht gibst, was ich möchte, wird es Dir schlecht ergehen“ sind typisch. Das Kind könnte zwar mit gesunder Empörung und berechtigtem Zorn auf solcherlei Vorwürfe und Gemeinheiten reagieren, aber es weiß auch, dass es die Eltern damit „verlieren“ würde, denn es spürt, dass es keine leeren Drohungen sind, die die Eltern da ausstoßen. Und der Gedanke, verlassen zu werden, ist dem Kind, das Liebe und Anerkennung sucht und in allen Belangen noch völlig von den Eltern abhängig ist, unerträglich.
Erschwerend kommt hinzu, dass Kinder narzisstischer Eltern meist auch isoliert von fremden Einflüssen aufwachsen. Narzissten sorgen für gewöhnlich dafür, dass sie ungestört schalten und walten können und unterbinden engere Beziehungen ihrer Kinder zu anderen Verwandten oder Bekannten, ja sogar zum anderen Elternteil oder den Geschwistern untereinander.
Speziell bei hypochondrischen Eltern trifft die emotionale Erpressung auch auf erwachsene Kinder zu, die alles vermeiden, was zur Verschlechterung des vermeintlichen Leidens des Elternteils beitragen könnte. Auch bei der Parentifizierung, also dem Rollentausch der Eltern und ihrer Kinder, bei welchem die Kinder den narzisstischen Elternteil bemuttern, verhindern Schuldgefühle, dass die Kinder sich distanzieren und Abstand gewinnen können. Ihnen wurde von klein auf beigebracht, dass die Gefühle des narzisstischen Elternteils von ihrem Verhalten abhängig sind, ihr Verhalten entsprechend angepasst und ihre Gefühle hintenangestellt. Als Erwachsene haben sie dann oft immer noch das Gefühl, sie seien für das Wohlergehen des Elternteils verantwortlich.
Das Ergebnis ist in allen Fällen gleich: Die Kinder stellen ihre eigenen Wünsche, sogar ihre eigene Meinung, zurück. Sie passen sich an, nehmen Rücksicht auf die Bedürfnisse des Narzissten beziehungsweise unterwerfen sich aufgrund seiner emotionalen Erpressung.
Andersherum funktioniert die emotionale Erpressung übrigens nicht: Narzissten sind dagegen immun.
Auf Vorwürfe, flehende Bitten, empörtes Bestehen auf kindliche Rechte und Tränen in Kinderaugen reagieren sie entweder amüsiert oder ärgerlich. Weil sie sich nicht in die Kinder einfühlen können und wollen, lässt sie deren Kummer schlicht kalt. Nichts wird einen narzisstischen Elternteil dazu bringen, bei einem Streit oder in Grundsatzfragen einzulenken, oder auch nur kompromissbereit zu sein – und zwar selbst dann, wenn er in der Folge deswegen sein Kind verliert.

Auswirkungen mangelnder Elternliebe

Das größte Übel, das wie unseren Mitmenschen antun können,
ist nicht, sie zu hassen, sondern ihnen gegenüber gleichgülti...

Inhaltsverzeichnis

  1. Motto
  2. Inhaltsverzeichnis
  3. I. Teil: Definition und Ursachen
  4. II. Teil: Auswirkungen
  5. III. Teil: Das Umfeld
  6. IV. Teil: Kinder narzisstischer Eltern
  7. Impressum