
eBook - ePub
Genossenschaften international
7. Tagung zur Genossenschaftsgeschichte (2012)
- 140 Seiten
- German
- ePUB (handyfreundlich)
- Über iOS und Android verfügbar
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Genossenschaften international
7. Tagung zur Genossenschaftsgeschichte (2012)
Über dieses Buch
Das Buch enthält die Beiträge zur 7. Tagung zur Genossenschaftsgeschichte, die unter dem Titel "Genossenschaften international" 2007 in Hamburg statfand.
Häufig gestellte Fragen
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Information
GÜNTHER RINGLE
Ursprung und Entwicklung der modernen Genossenschaftsbewegung in Westeuropa
- 1. Einleitung
- 2. Ursprung des Assoziationsgedankens in Westeuropa
- 3. Entstehung der grundlegenden Kooperationsideen
- 3.1 England
- 3.2 Frankreich
- 3.3 Deutschland
- 4. Geistesgeschichtliche Grundlagen
- 5. Zur Entwicklung des modernen Genossenschaftswesens
- 5.1 England
- 5.2 Frankreich
- 5.3 Deutschland
- 6. Weltweite Verbreitung und Bedeutung der Genossenschaften
1. Einleitung
Die Vollversammlung der Vereinten Nationen hat das Jahr 2012 zum „Internationalen Jahr der Genossenschaften“ erklärt. Darin kommt eine hohe Wertschätzung der Genossenschaftsidee zum Ausdruck, die weltweite Bedeutung der Genossenschaften für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung wird gewürdigt – und zugleich für die genossenschaftliche Wirtschaftsweise geworben.8
Genossenschaftliche Kooperationen erbringen in vielen Ländern eindrucksvolle Leistungen in den Bereichen Landwirtschaft, Handel, Gewerbe und Versorgung mit Wohnraum: für ihre Mitglieder, für die Wirtschaft und Gesellschaft. Doch obwohl die Genossenschaften heute eine Weltmacht darstellen, tritt der Genossenschaftssektor in der Öffentlichkeit nicht entsprechend in Erscheinung. Es schien daher an der Zeit, den Genossenschaften ein Jahr lang globale Aufmerksamkeit angedeihen zu lassen.
Die Auszeichnung durch die UNO legt es nahe, an die Herkunft der genossenschaftlichen Kooperation zu erinnern. Unter den zahlreichen Äußerungen aus Anlass des internationalen Genossenschaftsjahres befindet sich ein Artikel mit der Überschrift „Die Geburtsstunde der Genossenschaften.“9 Von der Einschränkung auf eine Geburtsstunde abrückend wird darin vermerkt: Die weltumspannende Genossenschaftsbewegung wurde in Westeuropa geboren. Ihre Wiege stand dort nacheinander in mehreren Ländern, in denen nachhaltig wirkende Pionierleistungen erbracht wurden, die sich zu einer Gesamtbewegung zusammenfügten.
Demnach kann keine Rede davon sein, wie die Headlines anderer einschlägiger Beiträge suggerieren wollen, dass der „genossenschaftliche Grundstein in Deutschland“10 gelegt wurde und „Deutschland als Ausgangspunkt der Genossenschaftsidee“11 zu gelten habe. Ebenso unbegründet ist die einen Alleinanspruch erhebende These, ausgehend von Deutschland habe das Genossenschaftswesen seinen weltweiten Siegeszug angetreten.12 Für die Entwicklung der modernen Genossenschaften grundlegende Ideen und Handlungsmuster einer Reihe von „Vorläufern“ werden dabei ausgeblendet.
2. Ursprung des Assoziationsgedankens in Westeuropa
In der Einleitung seines 1904 erschienenen Buches über das landwirtschaftliche Genossenschaftswesen in Skandinavien, also fast 110 Jahre dem Ursprung näher als wir heute, machte Heinrich Pudor deutlich, dass es die eine und keine andere exakt datierte Geburtsstunde der Genossenschaften nicht gab. Man irre darin, die Genossenschaftsbewegung für eine aus dem englischen Volk heraus entstandene Bewegung zu halten. Diese Sicht stütze sich nicht allein darauf, dass in anderen Ländern bereits lange bevor die ersten Genossenschaften Englands gegründet wurden frühe genossenschaftliche oder genossenschaftsähnliche Gemeinschaften und Formen der Zusammenarbeit nachweisbar sind. Derartige Zusammenschlüsse habe es zu allen Zeiten der Menschheit und in allen Gesellschaften gegeben.13
Pudor räumt dann allerdings ein, der moderne Genossenschaftsgedanke sei zunächst in England zu größerer Entfaltung gelangt, weil dort der Industrialisierungsprozess, der einen wesentlichen Anreiz zur Entstehung der Genossenschaftsidee bot, zuerst und am konsequentesten einsetzte. Das theoretische Fundament des Genossenschaftswesens wurde jedoch nicht nur in England, sondern ebenso in Frankreich, Deutschland und selbst in Belgien und Dänemark gelegt.14
Ansätze einer neuzeitlichen Genossenschaftsbewegung sind im frühen 19. Jahrhundert zu finden. Etwa zur selben Zeit erwachte der Genossenschaftsgedanke in mehreren westeuropäischen Ländern, wenngleich in verschiedener Gestalt: in England mit Konsumvereinen und Bauvereinen, in Frankreich mit Arbeiterproduktivgenossenschaften und in Deutschland mit Vereinen als Vorgängern der Bezugs- und Absatzgenossenschaften für Handwerker (Tischler, Schuhmacher) und Landwirte sowie der Kreditgenossenschaften.
Wichtige Entstehungsgründe waren überall die im Zuge der Industrialisierung radikalen Veränderungen der technologischen, wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse sowie gravierende Fehlentwicklungen des Marktes. Ungünstige Agrarstrukturen und die Entstehung großer Manufakturen lösten die Abwanderung von Landarbeitern und Bauern, aber auch kleiner Handwerker in die aufblühenden Industriestädte aus. Als Kehrseite des enormen wirtschaftlichen Aufschwungs kam es in diesen Bevölkerungsschichten zu sozialen Missständen, Verelendung und sittlichem Verfall.
Die natürliche Antwort auf die soziale Frage waren Versuche, durch Zusammenschluss die schwache Position der rasch wachsenden städtischen Arbeiterklasse zu stärken. So nahmen die Genossenschaften den Charakter einer zugleich wirtschaftlichen und sozialen Bewegung an. Die europäische Genossenschaftsbewegung wurde damit ein Teil nicht nur der Wirtschafts-, sondern gleichermaßen der Sozialgeschichte.
3. Entstehung der grundlegenden Kooperationsideen
Zu zeigen ist, dass die Anfänge der Genossenschaftsbewegung in England, Frankreich und Deutschland sehr unterschiedlich ausgeprägt waren15 und sich in diesen Ländern verschiedene Schwerpunkte genossenschaftlicher Betätigung herausbildeten.
3.1 England
Als Ausgangspunkt der Entstehung einer modernen Form der Genossenschaftsidee in England gilt besonders der Zusammenschluss zu Arbeiterkonsumvereinen. Der erste Konsumverein wurde 1794 in Mongewell durch den Bischof von Durham errichtet. Davor schon hatten Dockarbeiter in Woolwich und Chatham gemeinschaftlich Mühlen und Bäckereien betrieben (1760), und im schottischen Dorf Fenwick war durch Weber ein konsumvereinsartiger Zusammenschluss entstanden (1769).16
Robert Owen (1771-1858) setzte 1799 in seiner sehr erfolgreichen Baumwollspinnerei in New Lanark (Schottland) in einem Experiment für soziale Arbeitsbedingungen seine sozialen Ideen in die Tat um. Er verkürzte die Arbeitszeit, schränkte die damals übliche Kinderarbeit ein, entwickelte eine Kranken- und Invalidenversicherung, ließ Wohnungen für seine Arbeiter bauen und ermöglichte ihnen einen Konsumladen auf dem Fabrikgelände. Die Manufaktur wurde zum vielbeachteten Musterbetrieb und beispielhaft im damaligen Europa.
Die Schriften und sozialen Experimente Owens halfen, die Kooperationsbewegung in Gang zu bringen. Er vertrat eine neue Auffassung von der Gesellschaft. Um das soziale Elend zu überwinden, sollten sich nach seinen zugleich sozialistischen und genossenschaftsbezogenen Vorstellungen Gewerkschaften und Genossenschaften der Arbeiter zusammentun und das gesamte Wirtschaftsleben in die Hand nehmen.17 Eine wichtige Rolle war dabei Produktivassoziationen zugedacht. International bekannt wurde Owen für seine Experimente mit ländlichen Arbeits- und Lebensgemeinschaften, die sich jedoch nicht als lebensfähig erwiesen.18 Robert Owen ging als der größte Kämpfer für die soziale Idee in die englische Sozialgeschichte ein und gilt als Begründer des britischen Sozialismus. Sein Wirken reicht aber weit über England hinaus. Er sah die Kooperation nicht allein als Mittel zur Erreichung eines individuellen ökonomischen Nutzens, sondern auch zur moralischen Hebung und Erziehung der Arbeiter zu wirtschaftlicher Selbständigkeit.
Als Förderer der Genossenschaftsbewegung traten dann im frühkapitalistischen England der Arzt Dr. William King (1786-1865) und William Thompson (1775-1833) auf. Sie waren zwar von Owens Wirken angeregt, propagierten jedoch kleine Gemeinschaften in der Form von Arbeiterkonsumvereinen. King gründete 1827 in seiner Heimatstadt Brighton einen Konsumverein, in dem erstmals die Idee eines unteilbaren Reservefonds (Rücklagen) verwirklicht wurde.19 Trotz des Misserfolgs des Vereins gab es viele Nachahmer in verschiedenen Teilen Großbritanniens. Die „Vereinsläden“ verbreiteten sich zwar in kurzer Zeit viel versprechend, fristeten aber ein kümmerliches Dasein und mussten schließlich aufgeben.20 Kings größerer Plan war, Siedlungsgemeinschaften („Communities“) ins Leben zu rufen.
Alle frühen Ansätze zur Entwicklung einer Genossenschaftsbewegung verfolgten – wenn auch nicht ausschließlich – den Zweck, in einer bedrückenden sozialen Lage durch gemeinsamem Einkauf die Preise für Konsumgüter (Lebensmittel, Kleidung und andere Bedarfsartikel) zu senken und der Übervorteilung durch Händler bei Warenqualität und Gewicht Einhalt zu gebieten. Nachhaltigen Auftrieb erhielt die Genossenschaftsbewegung aber erst durch eine Gruppe von anfangs 28 Flanellwebern, die dieses Konzept 1844 in der Krötengasse zu Rochdale vorbildlich mit ihrem Konsumverein umsetzten, der für alle späteren Konsumgenossenschaften richtungweisend wurde.
Das Programm der Redlichen Pioniere von...
Inhaltsverzeichnis
- Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Wilhelm Kaltenborn: Von und über Ivano Barberini, Präsident des Internationalen Genossenschaftsbundes 2001 – 2009
- Günther Ringle: Ursprung und Entwicklung der modernen Genossenschaftsbewegung in Westeuropa
- Burchard Bösche: Zeitschrift über den Fronten. Das Bulletin des Internationalen Genossenschaftsbundes im Ersten Weltkrieg
- Philipp Degens: Die Geschichte der Genossenschaftsbewegung aus transnationaler Perspektive: Zur Rolle von Pionieren, Reisen und Kongressen im 19. Jahrhundert
- Anne Santamäki: Finnland, das Genossenschaftsland
- Federico Agostini: Die Genossenschaften im Trentino/Italien
- Alexandra Seifert: Die Geschichte der „Kleinen Genossenschaft“ in Italien – Vom unliebsamen zum genossenschaftlichen Zukunftsmodell
- Florian Jagschitz, Siegfried Rom, Jan Wiedey: KONSUM Österreich – Ein Blick zurück
- Torsten Lorenz: Das Genossenschaftswesen Mittel- und Osteuropas im Prozess der Nationenbildung 1850-1940
- Armin Peter: Vom Entwicklungshilfeprojekt zum Großbetrieb - Die Katray coop-Molkerei in Poona/Indien
- Rosane Yara Rodrigues Guerra: Genossenschaften in Brasilien - ein historischer Überblick
- Kurzbiografien der Autorinnen und Autoren
- Impressum