Teil 1 – Der Trader und Follower - w/m
Ein Großteil der Trader ist männlich. Aber auf den Anlegermessen sind auch immer mehr weibliche Besucherinnen zu sehen, die sich für das Thema interessieren. Wird im Internet nach der Kombination ‚Trading und Frauen’ und ‚Geldanlage und Frauen’ gesucht, werden einige interessante Artikel hierzu angezeigt. Demnach sollen laut verschiedenen Untersuchungen und Studien Frauen nicht nur in der Geldanlage insgesamt, sondern speziell auch beim Trading erfolgreicher sein. Männer gehen offenbar häufig höhere Risiken ein, erzielen damit aber nicht zwangsläufig eine bessere Gesamtrendite.
Frauen handeln den Berichten zufolge nicht nur intuitiver, sondern halten auch die vorgegebenen Regeln konsequenter ein und setzen ihren Handelsplan disziplinierter um, zwei wichtige Punkte, um die es auch in diesem Buch geht. Obwohl hier für eine einfachere Lesbarkeit die männliche Form für die Begriffe Trader, Follower, Anleger und so weiter verwendet wird, sollen sich aber ausdrücklich auch Frauen angesprochen fühlen.
Ein simpler Handelsansatz mit einem Schuss Risikobegrenzung und einer ordentlichen Prise Moneymanagement reicht aus, um rechnerisch ein positives Ergebnis zu erzielen. Doch das Tradingsetup allein ist nicht alles. Neben den harten Fakten und der erforderlichen Infrastruktur gibt es noch den alles entscheidenden Faktor, der über Sieg oder Niederlage entscheidet:
Der Trader und beim Social Trading der Follower.
Selbsterkenntnis
Vor einigen Jahren beschloss ich, der Sache auf den Grund zu gehen, warum es mir nicht gelang, die mir zur Verfügung stehenden Handelssignale dauerhaft in Gewinne umzumünzen. Auf der Suche nach allen möglichen Fehlern in den Systemen, nach Fehlern in den Informationen, die ich von irgendwo her bekam, gab ich die Schuld allen und jedem, nur nicht mir selbst. Es hat lange gedauert, bis ich auf die Idee kam, mir einmal selbst den Spiegel vorzuhalten und begann, selbstkritisch und ehrlich mein Verhalten zu analysieren.
Zunächst machte ich mir Gedanken darüber, welche Kenntnisse und Möglichkeiten ich überhaupt habe. Sehr schnell war klar, dass ich wohl nie einer der Börsenhändler sein werde, der mit Millionenbeträgen an der Wallstreet jongliert. Die zweite, wichtigere Erkenntnis war, dass manche Varianten des Geldanlegens und Spekulierens einfach nichts für mich sind, auch wenn es noch so verlockend scheint, damit richtigen Reibach zu machen.
Doch die entscheidende Einsicht war sicher, dass ich viele unglaublich dumme Fehler gemacht habe und mir diese einfach nicht eingestehen wollte. Wenn es schlecht lief, waren niemals die Finanzmärkte schuld, denen es völlig egal ist, ob ich gewinne oder verliere. Schuld waren auch nicht diejenigen, von denen ich irgendwelche Informationen und Tipps bekommen habe. Sicher bin ich auch auf einige schwarze Schafe herein gefallen, aber ich war einfach zu leichtgläubig und habe die erhaltenen Angaben nicht überprüft. Zudem habe ich oft nicht auf den Rat anderer gehört oder das, was in Büchern stand, nicht ausreichend beachtet und nicht umgesetzt. Mir dies alles selbst einzugestehen war aber letztendlich die einzige Möglichkeit, auf lange Sicht erfolgreich zu werden.
Wird an der Börse Geld angelegt oder spekuliert, wird eine deutlich höhere Rendite erwartet als auf dem Sparbuch. Gelingt dies nicht, kommen schnell Zweifel an der eigenen Vorgehensweise auf und die Vorgaben werden manchmal übereilt über Bord geworfen. Wurden dann die Grenzen nicht eindeutig abgesteckt, ist unklar, wann die Reißleine gezogen werden muss oder wann es sinnvoll ist, in einer Position zu bleiben. Dies wiederum kann dazu führen, dass wild hin und her spekuliert wird. Mal sind es Aktien, dann wieder CFD’s oder Zertifikate, es wird planlos auf Währungen oder auf Indizes gesetzt und der Anlagehorizont wird von einer Zeitebene auf die nächste verschoben. Entscheidungen werden oftmals rein nach Gefühl und dem Prinzip Hoffnung getroffen. Doch das kann nicht zum Erfolg führen. So lange der Trader nicht weiß, was er will, wird es nichts mit den Gewinnen. Machen Sie sich deshalb einmal Gedanken über folgende Fragen:
- Welche Form der Geldanlage kommt für Sie in Frage?
- Welche Vorstellung haben Sie allgemein vom Trading?
Trading hat viele Gesichter. Wer es ernsthaft angehen will, findet auch den passenden Handelsansatz. Doch egal für welche Form des Tradings Sie sich letztendlich entscheiden, die wichtigste Voraussetzung ist, dass Sie es auch wollen, also bereit sind, es zu lernen und auf Ihre persönlichen Voraussetzungen und Möglichkeiten abzustimmen. Wenn Sie nur deshalb als Trader oder als Follower einsteigen möchten, weil Sie dringend Geld benötigen, dann ist das die falsche Einstellung. Natürlich geht es darum, Geld damit zu verdienen. Aber unter dem Zwang, möglichst schnell etwas herausholen zu wollen, werden Sie scheitern. Gerade auch beim Traden gilt: Gut Ding will Weile haben.
Und dazu müssen Sie für sich selbst erst einmal der Frage nachgehen:
Ist Trading etwas für mich?
Die organisatorischen Rahmenbedingungen können relativ leicht und mit mehr oder weniger zeitlichem und finanziellem Aufwand geschaffen werden. Etwas schwieriger ist es da schon mit den persönlichen Voraussetzungen. Hierzu muss zunächst überlegt werden, ob und vor allem in welcher Form das Trading beginnen soll. Wer sich zum Beispiel bei Entscheidungen gerne Zeit lässt, um alles in Ruhe prüfen und von verschiedenen Seiten betrachten zu können, für den kommt das Scalpen, bei dem Entscheidungen sehr spontan und innerhalb von Sekunden getroffen werden müssen, eher nicht in Frage. Ein Trendfolgeansatz oder das Trading als Follower wäre dann die bessere Wahl.
Doch auch die Handelsstrategien der Trader, denen beim Social Trading gefolgt wird, müssen zur eigenen Persönlichkeit passen. Ist das nicht der Fall, wird zu oft gewechselt. Viel Hin und Her macht aber auch hier die Taschen leer. Es gibt Trader, die mit vielen Transaktionen intraday agieren genauso wie diejenigen, die Positionen über mehrere Tage und Wochen halten. Wird einem Signalgeber Geld anvertraut, sollte auf jeden Fall klar sein, welchen Handelsstil dieser hat. Bei der Anlage in einen Fonds wird ja auch überlegt, ob es ein Hedgefonds oder ein Aktienfonds sein soll, ob das Geld in deutsche Standardaktien oder in spekulative Emerging Markets fließt.
Die Frage, am Trading als Follower teilzunehmen oder das Trading selbst zu betreiben und vielleicht sogar Signalgeber zu werden, kann vielleicht erst beantwortet werden, nachdem dieses und gegebenenfalls noch weitere Bücher durchgearbeitet wurden und Erfahrungen in der Praxis gesammelt werden konnten. Doch jetzt geht es erst einmal darum herauszufinden, welche Form der Geldanlage für Sie überhaupt in Frage kommt, ob Sie lieber passiv Ihr Geld anderen überlassen, ob Sie als Follower selbst ein Portfolio managen oder ob Sie selbständig traden wollen.
Es gibt risikoarme und spekulative Möglichkeiten, sein Geld zu investieren, wobei sich beides ganz besonders beim Trading ergänzen kann. Doch verschaffen Sie sich zur Entscheidungsfindung erst einmal einen grundsätzlichen Überblick darüber, welche Formen der Geldanlage es überhaupt gibt:
- Tagesgeld
- Festgeld
- Sparbuch
- festverzinsliche Wertpapiere
- Aktien
- Hebelprodukte
- Zertifikate
- Investmentfonds
- Kapitalversicherungen
- Bausparvertrag, Immobilien
- Beteiligungen (Schiffe, Solar, Alpakafarmen, ...)
- Trading und Social Trading
- Edelmetalle, Kunst, Oldtimer....
Diese Auflistung erhebt natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie soll nur dabei unterstützen, die Möglichkeiten gedanklich zu sondieren. Grundsätzlich muss gesagt werden, dass es immer sinnvoll ist, das vorhandene Kapital auf verschiedene Anlageklassen zu verteilen. In diesem Buch wird aber nicht auf jeden einzelnen Themenbereich eingegangen, hier geht es um das Trading und Social Trading.
Wer Geld anlegen will, muss sich etwas Zeit nehmen und sich informieren. Wer aktiv traden will, muss mehr Zeit investieren.
Das bedeutet aber nicht, jeden Tag stundenlang vor dem Monitor sitzen zu müssen. Beim Trading und Social Trading ist der Zeitaufwand am Anfang sicher größer als bei herkömmlichen Anlagemöglichkeiten. Je nach Handelsansatz kann dann aber auch ganz nebenbei mit nur wenigen Minuten Aufwand pro Tag oder Woche eine ordentliche Rendite erwirtschaftet werden. Trading ist also nicht nur etwas für Leute, die den ganzen Tag für nichts anderes Zeit haben. Es geht auch anders.
Mit einem weiteren Vorurteil muss an dieser Stelle auch gleich noch aufgeräumt werden: Lehrgeld zu bezahlen gehört zwar dazu, aber auch das lässt sich bei guter Vorbereitung auf ein Minimum begrenzen. Wichtig ist, sich vorher intensiv Gedanken darüber zu machen, mit welchem Ansatz der Einstieg erfolgen soll und nach welchen Kriterien als Follower die Top Trader selektiert werden sollen. Leider zahlen gerade auch beim Social Trading viele Anleger unnötig Lehrgeld, weil blindlings irgendwelchen Glücksrittern hinterher gejagt wird. Nach der Lektüre dieses Buches sollte aber klar sein, worauf geachtet werden muss. Es ist keinesfalls notwendig, erst einmal Pleite gehen zu müssen, um die notwendigen Erfahrungen zu sammeln.
Ganz nebenbei gesagt, Lehrgeld kann auch bei anderen Anlageformen bezahlt werden, und das mitunter gar nicht zu knapp. Meine größten Verluste habe ich mit Aktienfonds erlitten. Und selbst mit angeblich so sicheren Geldanlageformen wie Gold, Immobilien und Bausparverträgen verlor ich Geld. So habe ich zum Beispiel über viele Jahre in einen solchen Vertrag eingezahlt und dafür niedrige Habenzinsen bekommen, weil ja, so die Aussage des Verkäufers, später die Kreditzinsen beim Bausparen deutlich günstiger sind, als die am freien Markt. Als der Vertrag schließlich nach einigen Jahren zugeteilt wurde, ließ ich den Bausparkredit verfallen, weil die Zinsen am Kapitalmarkt zwischenzeitlich wesentlich niedriger waren.
Sicher fällt im Laufe jeder Anlegerkarriere Lehrgeld an. Aber es sollte in einem vertretbaren Rahmen bleiben. Wichtig ist, als angehender Trader genauso wie als Follower rechtzeitig festzulegen, in welche Richtung es gehen soll. Zur Orientierung finden Sie nachfolgend zehn Fragen, die Sie sich selbst möglichst genau beantworten sollten. Die Fragen sollen helfen, herauszufinden, ob Sie Trader oder Follower werden wollen und in welcher Form Sie traden könnten, ob Ihnen das Daytrading oder ein End-of-Day-System besser liegt, ob ein eher längerfristiger Ansatz besser zu Ihnen passt oder ob für Sie das aktive managen eines Follower-Depots erst einmal die geeignete Variante ist.
Bei manchen Fragen liegt die Antwort vielleicht nicht gleich auf der Hand. Formulieren Sie aber trotzdem Ihre Meinung. Sie sollten Ihre Aussagen gleich schriftlich festhalten und sich diese am Ende des Buches noch einmal stellen und mit Ihren jetzigen Antworten vergleichen. So können Sie erkennen, wo Sie vielleicht auf dem Holzweg waren und die ersten Fehler werden schon einmal ausgeschlossen. Heben Sie sich die Fragen und Antworten gut auf und wenn es nicht so gut läuft gehen Sie damit noch einmal in sic...