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Verschleppung Jugendlicher aus Ostpreußen 1945
Gerhard Schirrmacher - Betroffener und Zeitzeuge
- 52 Seiten
- German
- ePUB (handyfreundlich)
- Über iOS und Android verfügbar
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Verschleppung Jugendlicher aus Ostpreußen 1945
Gerhard Schirrmacher - Betroffener und Zeitzeuge
Über dieses Buch
Mein Opa Gerhard - ein lieber, stiller, ruhiger Großvater, aufgewachsen in Schönbruch, einem kleinen Dorf in Ostpreußen vor und während des Zweiten Weltkriegs.Nie hat er viel erzählt von seiner Kindheit, seiner Verschleppung nach Sibirien im Februar 1945, genau zu seinem sechzehnten Geburtstag.Im Rahmen einer Facharbeit habe ich ihn am Ende seines Lebens zu dieser Zeit befragt. Über vieles hatte er bis dahin noch nie gesprochen. Die Reise nach Schönbruch, das heute direkt auf der Grenze zwischen Polen und der russischen Enklave Königsberg liegt, bleibt mir unvergessen.Entstanden ist daraus das authentische Lebensbild eines Zeitzeugen der Verschleppung Jugendlicher aus Ostpreußen kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs.
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Information
1. Kriegsgefangene – die vergessenen Opfer
Das grausame Schicksal der Verschleppung tausender Menschen nachzuvollziehen und in der schriftlichen Wiedergabe ihren Erlebnissen dabei gerecht zu werden ist eine schwierige Aufgabe.1 Die Qualen, die Gefangene in den Tagen des Zweiten Weltkriegs und auch danach durchgemacht haben, können nur schwer in Worte gefasst werden. Der Wortschatz keiner Sprache reicht aus um das wirklich wiederzugeben, was so viele Menschen um ihre Jugend oder ihr Leben gebracht hat. Ist das ein Grund, dieses dunkle Kapitel von schlimmsten Menschenrechtsverletzungen einfach auszulassen?
Die Verschleppung ist ein Thema, das in der Geschichtsschreibung wenig aufgearbeitet wurde. Obwohl der Zweite Weltkrieg in allen Medien, in Büchern sowie im Fernsehen und auch im Internet und der Zeitung durchgehend präsent zu sein scheint, decken die Dokumentationen und Berichte nur einen schmalen Grad der Geschehnisse des Krieges ab. Judenverfolgung und Rassismus, Nazipropaganda oder die Kriegsstrategien der Politiker sind weitgehend bekannt. Aber was ist mit den Kriegsgefangenen, die in den Ländern der Siegermächte teilweise jahrelang unter den schwersten Lebensumständen arbeiten mussten oder dort ihren Tod fanden? Ja, bekannt ist schon, dass es sie gab, die Kriegsgefangenen. Irgendwo, in Frankreich oder Russland. Aber sehr viel Genaueres konnten die Historiker bis heute kaum oder nur unvollkommen dokumentieren. Nur wenige beschäftigten sich mit der Aufgabe, Informationen über das Schicksal der Deportierten, wie die Verschleppten noch genannt werden, zu beschaffen. Denn es ist eine Aufgabe, die nur schwer zu bewältigen ist, da erst in den 90er Jahren eine partielle Öffnung der osteuropäischen Archive erfolgte. Dabei ist zu beachten, dass es staatliche- und Militärarchive gab, man also bei der Forschung zwischen nichtverurteilten und verurteilten Gefangenen, zwischen Zivilbevölkerung und Militär unterscheiden muss. Gut behütetes Archivmaterial muss dabei ausfindig gemacht werden, das oft so lückenhaft ist, dass kaum genaue Angaben gemacht werden könne. Genaue Zahlen und Daten sind eine Seltenheit und selbst wenn sie vorhanden sind, ist es schwer zu beurteilen, ob diese der Wahrheit entsprechen, gefälscht oder ungenau dokumentiert wurden. Eine wichtige Quelle sind dabei Zeitzeugen, die den Krieg und die Gefangenschaft überlebt haben und oft erst heute, Jahrzehnte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, darüber reden. Durch ihre Berichte können gewisse Lücken in der Geschichtsforschung gefüllt werden.
Auch bei dieser Arbeit über die Verschleppung von Jugendlichen bildeten Zeitzeugenberichte besonders in den Bereichen der Gefangennahme, des Transportes und der Gefangenschaft die Grundlage für den Text. Spezielle Informationen über den Unterschied der Behandlung von Jugendlichen zu den Erwachsenen konnten dabei jedoch kaum ausfindig gemacht werden. Diese konnte man hauptsächlich durch Schlussfolgerungen erlangen, die durch Beobachtungen der Zeitzeugen bestätigt werden. Doch ist dabei vor allem zu beachten, nicht in die schriftliche Darlegung mit einfließen zu lassen, was man von den Zeitzeugen hören möchte, sondern sachlich und objektiv ihre Berichte auszuwerten; auch wenn es nicht immer einfach ist, diese Sachlichkeit und Objektivität angesichts der Grausamkeiten der Kriegsgefangenschaft beizubehalten.
1 Zum Folgenden vgl. Valerij Vartanov, Kriegsgefangenschaft in der Sowjetunion, in: Günter Bischof/Stefan Karner/Barbara Stelzl.Marx (Hrsg.), Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs, Gefangennahme-Lagerleben- Rückkehr, Wien 2005, Oldenbourg Verlag, S. 89/90
2. Die Verschleppung von Jugendlichen aus Ostpreußen unter Berücksichtigung eines Einzelschicksals
2.1 Die Verschleppung kurz vor Kriegsende 1945

Abbildung 1: Die ostpreußische Flagge

Abbildung 2: Ostpreußen im Jahr 1937
2.1.1 Wirtschaftliche und soziale Situation von Jugendlichen in Ostpreußen vor und während des Zweiten Weltkriegs
Gern erinnern sich die ehemaligen Bewohner Ostpreußens ihrer alten Heimat kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges.2 Sie bot genug Freiraum und Schönheit, um die Kindheit voll ausschöpfen zu können. Man wohnte gerne dort und das nicht nur aufgrund der bestaunenswerten Gegend. Ostpreußen war auf dem Weg zu seinem wirtschaftlichen Höhepunkt und lockte mit genügend Arbeitsplätzen und sicheren Bildungschancen. Die Hauptstadt Königsberg war Europas größter Umschlaghafen für Holz und auch die vielen landwirtschaftlichen Erzeugnisse wurden durch die Konservenindustrie gefördert, die seit 1933 erstaunlich viele neue Betriebe zu verzeichnen hatte. Durch den wirtschaftlichen Erfolg konnten die Familien ihren Kindern eine angemessene Bildung ermöglichen. Dazu war Ostpreußen und vor allem seine Hauptstadt mit seinen Universitäten und etwa vierzig studentischen Verbindungen wie geschaffen. Die vielen Schulen konnten alle stolz auf ihre schon lange Geschichte zurückblicken. Sie brachten schon berühmte Persönlichkeiten wie E.T.A. Hoffman, Hamann, Corinth, und Th. Gottl. v. Hippel und vor allem den berühmten Philosophen Immanuel Kant hervor; stattliche Namen, die die Aussicht auf eigene Erfolge aufblühen ließ. In ihren bunten Schnürröcken, weißen Stulpenhandschuhen und engen weißen Kleidern, wie es die Studenten bei vaterländischen oder akademischen Feiern trugen, sahen sie auf eine Zukunft, die nach Wohlstand und Ordnung aussah, nach Sicherheit und einem Leben voll Hoffnung und Entwicklung. Und die am Ende doch ganz anders kam als sie es eigentlich werden sollte.
In den 30-er Jahren waren zunehmend Junglehrer „aus dem Reich“, wie man zu sagen pflegte, an die Dorf- und Volksschulen geschickt worden, nationalsozialistische Direktoren bildeten jetzt die Spitze der ausführenden Bildungsgewalt. Die einstmals breit gefächerte Zukunft wurde nach und nach zerstört, propagandistische Einflüsse schon auf die ganz Kleinen ausgeübt, auf Unschuldige, die sich nicht zu wehren wissen. Von wem sollten sie es gelernt haben? Die Jugendzeit ist die Zeit der Orientierung, hier wird man geprägt und dem Leben wird ein Ziel gegeben, Vorbild sind die Väter, Lehrer und Rektoren. Und das wurde auf schändliche Art und Weise mit Kriegspropaganda ausgenutzt. „Mein Rektor war ein richtiger Nazi“3. Ein Rektor, ein Vorbild, ein Nationalsozialist. Das Geschichtsbild im Unterricht war hauptsächlich nationalistisch geprägt. Die Lehrer wurden kontrolliert um zu verhindern, dass den Schülern kein antinationalistisches Gedankengut beigebracht wurde. Informationen über den Krieg, seine Grausamkeiten oder die versteckten Machenschaften der Propagandisten gelangten so kaum zu den Jugendlichen. Oftmals wurden sie von nationalsozialistischen Beauftragten ausgehorcht, um systemfeindliche Beamte ausfindig zu machen und dann zu verhaften. In ihrer Naivität verrieten sie dabei manchmal wichtige Informationen ohne es zu wissen oder gar zu wollen.

Abbildung 3: Propagandaplakat für den Eintritt in die Hitlerjugend um 1939
1937 trat das Jugenddienstpflichtgesetz in Kraft, was für die Meisten den Eintritt in Vereine wie das Jungvolk oder den Bund Deutscher Mädels bedeutete. Hier wurde ihnen zusätzlich nationalistisches Gedankengut eingeprägt, jedoch spielerisch verpackt in spannende Geschichten zum Vorlesen. So bekamen sie die Manipulation gar nicht mit, es machte ihnen sogar Spaß. Doch der Beitritt war nicht freiwillig und mit Kriegsbeginn mussten viele von ihnen an die Front. Vor allem gegen Ende des Krieges wurden besonders Kinder und Jugendliche zu Hitlers letztem, verzweifeltem Angriff gegen die Russen eingezogen. Wer dablieb, wurde trotzdem im Verein ständig beschäftigt um nicht auf antinationalistische Gedanken zu kommen. Nach und nach setzte jedoch bei einigen Jugendlichen eine Bewusstseinsänderung dem Krieg gegenüber ein, die sie aber in starke Konflikte zwischen ihrem angelernten Gewissen, dem Vaterland dienen zu müssen, und der Unterdrückung durch das Regime stürzte.4
2.1.2 Kriegsschaup...
Inhaltsverzeichnis
- Inhaltsverzeichnis
- 1. Kriegsgefangene – die vergessenen Opfer
- 2. Die Verschleppung von Jugendlichen aus Ostpreußen unter Berücksichtigung eines Einzelschicksals
- 3. Deportation, ein Tabu-Thema – wie lange noch?
- 4. Anhang
- 5. Literaturverzeichnis
- Internetseiten
- Tabellen
- Abbildungen
- Impressum