Genossenschaftliche Finanzeinrichtungen
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Genossenschaftliche Finanzeinrichtungen

Beiträge zur 4. Tagung zur Genossenschaftsgeschichte

  1. 140 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Genossenschaftliche Finanzeinrichtungen

Beiträge zur 4. Tagung zur Genossenschaftsgeschichte

Über dieses Buch

Tagungsband mit den Referaten der Jahrestagung zur Genossenschaftsgeschichte 2009 in Berlin, die sich mit genossenschaftlichen Finanzinstituten befasste.

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Information

DIETER HQEFER

„… Gegenstand des Unternehmens ist der Betrieb einer Spar- und Darlehnskasse…“93 -Zur Geschichte der Dresdner Genossenschaftsbanken 1848 bis 1990

Die Bankenentwicklung in Dresden steckte noch bis in das 19. Jahrhundert hinein in den Kinderschuhen. „Zwar hatten sich hier schon im 18. Jahrhundert einige renommierte Wechselstuben etabliert. Sie richteten ihr Geschäft, das zudem oft noch mit einer Spedition oder einer Lotterieannahme verbunden war, [jedoch] vorwiegend auf die Finanzierung des Hofes und des Außenhandels aus“.94
1860 gab es in Dresden 26 Banken. Mit der Industrialisierung ergaben sich jedoch neue Möglichkeiten für den Betrieb von Banken, da seitdem der Bedarf an Fremdkapital stark anwuchs. 1857 hatte die erste Börse in Dresden ihren Betrieb aufgenommen; bis 1880 erhöhte sich die Anzahl der Banken auf 55. An die Seite von Privat- und Staatsbanken sowie der Sparkasse traten nun auch die ersten Genossenschaftsbanken.
Ein erster Sparverein wurde in Dresden „am 17. Febr. 1848 begründet, [der] den Zweck [hatte] unbemittelten Personen Gelegenheit zu geben, kleine Ersparnisse wöchentlich zusammenzulegen u. dafür am Schlusse […] ihre Einlagen, nach freier Wahl, in barem Gelde, Holz, Kohlen oder Kartoffeln zurückzunehmen“.95 Die Gründung erfolgte möglicherweise als gemeinnütziger Verein; seit 1898 fand derselbe als Genossenschaft im Genossenschaftsregister des Dresdner Adressbuches Erwähnung.
Die erste derzeit nachweisbare Genossenschaftsbank in Dresden war der 1858 gegründete Spar- und Vorschuß-Verein zu Dresden.96 Eine erste Satzung liegt von 1862 vor, in der es hieß: „Der Spar- und Vorschuß-Verein in Dresden ist eine von der Königl. Staatsregierung als Gesamtpersönlichkeit anerkannte Genossenschaft, welche als solche activ und passiv zur Sache legitimiert ist und das Recht nimmt vor dem Königl. Gerichtsamt im Bezirksgericht Dresden.“97 Eintrittsgesuche in die Genossenschaft mussten durch den Vorstand genehmigt, Ablehnungen jedoch nicht begründet werden, so dass eine strikte Auswahl vorgenommen werden konnte. Der einfache Manufaktur- oder Fabrikarbeiter, die Wäscherin oder Putzfrau hatten wohl kaum eine Chance zur Aufnahme. 1862 betrug die Mitgliederzahl bereits 2.775 – etwa zwei Prozent der Dresdner Bevölkerung. Zählt man die Mitglieder der anderen Banken hinzu und geht davon aus, dass nur jeweils ein Familienangehöriger – in der Regel der Familienvater – Mitglied der Genossenschaft war, waren zwischen acht und zwölf Prozent der Bevölkerung mittelbar und unmittelbar an Genossenschaftsbanken beteiligt. Das zeigte deutlich den Bedarf für eine Bank der Mittelschicht.
Die erste große Übersicht über Genossenschaftsbanken gab es 1866; damals existierten etwa eintausend dieser Institute deutschlandweit.98 Legt man die Anzahl der Institute in Dresden als Maßstab zugrunde, spielte Dresden nur eine bescheidene Rolle. Die Stadt hatte damals nicht zu Unrecht den Ruf als „Bankenprovinz“; die Zahl der anderen Banken fiel ebenfalls kaum ins Gewicht.99

Gründungswellen genossenschaftlicher Banken in Dresden (1890-1908, 1910-1914)

Mit dem Genossenschaftsgesetz von 1889 wurde eine Beschränkung der Haftpflicht eingeführt. Entsprechend der Satzung haftete das Mitglied nun nur noch mit seinem Anteil bzw. einem mehrfachen davon. Das war ein wichtiger Schritt für die Öffnung der bestehenden Banken gegenüber breiteren Bevölkerungsschichten und ein Anreiz zur Gründung neuer Genossenschaften.
In den folgenden zwei Jahrzehnten entstanden in Dresden mindestens vierzehn Genossenschaftsbanken, so dass von einer ersten Gründungswelle gesprochen werden kann. Die Überlebenschancen dieser Banken waren deutlich höher als die der älteren Institute, da sich im Zuge der Hochindustrialisierung das wirtschaftliche Umfeld weiter verbessert hatte. Der Übergang zur Großindustrie brachte jedoch nicht für alle Bevölkerungsschichten Vorteile mit sich. Namentlich der „alte Mittelstand“ hatte mit Anpassungsproblemen zu kämpfen. So verschwanden zwischen Reichsgründungszeit und „Ausgang der 1880er Jahre … etwa ein Drittel der Dresdner Handwerksbetriebe“100. Nach 1880 kamen in Dresden große Bau- und Investitionsvorhaben zur Ausführung. Damit der Mittelstand an dieser Entwicklung teilhaben konnte, benötigte er neben den vorhandenen Arbeitskräften auch Kapital in bisher nicht gekannter Größenordnung. Direkt auf den Mittelstand ausgerichtete Banken waren kaum vorhanden oder man hatte zu den bestehenden wenig Vertrauen.
Es lag deshalb auf der Hand, sich in den eigenen Reihen umzusehen und eigene Banken zu gründen, die sich vor allem der Finanzierung des Mittelstandes widmeten. So entstanden unter anderem die Handwerkergenossenschaftsbank, die Dresdner Gewerbebank, die Bank für Hausbesitzer, die Bank für Handel- und Gewerbetreibende und die Volksbank zu Dresden. Daneben wurden erste Banken zur Unterstützung der Bautätigkeit wie der Spar- und Bauverein Dresdner Vororte oder der Dresdner Spar- und Bauverein eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht gegründet – beides nach heutigem Verständnis eher Bausparkassen bzw. Baugenossenschaften. Letztere war die erste Dresdner Genossenschaft, die Sparen und Bauen/Wohnen in Kombination förderte; mit dem angelegten Geld wurden Wohnungen gebaut.101
Eine zweite Gründungswelle ist zwischen 1910 und 1914 zu verzeichnen, es entstanden in Dresden mindestens 13 weitere Genossenschaftsbanken, darunter die Spar- und Bauvereine in Dobritz, Laubegast, Mobschatz, Weißig und Plauen. Die Mehrzahl der Institute widmete sich der Finanzierung des Baus von Wohnungen und Häusern, was zur Stärkung der Mittelschicht beitrug.
Mittlerweile war es auch zu einer Verschiebung in der Mitgliederstruktur der Genossenschaftsbanken gekommen. Um 1910 sah die durchschnittliche Verteilung der Berufsgruppen in städtisch geprägten Kreditgenossenschaften wie folgt aus. Mit 68 Prozent dominierten zwar noch die Mitglieder aus traditionell stark dem Genossenschaftswesen zugewandten Berufen (Landwirte, Fabrikanten, Handwerker, Kaufleute, Fuhrunternehmer, Schankwirte). Genossenschafter aus Freien Berufen sowie Rentner stellten jedoch schon 16 Prozent, „unselbständige“ Arbeiter und Angestellte immerhin 12 Prozent der Mitgliedschaft. Dies zeigt, dass Genossenschaften nicht mehr nur als „Kreditquelle“ genutzt wurden. Vor allem die letztgenannten Gruppen sind „wohl vor allem deshalb Mi...

Inhaltsverzeichnis

  1. Inhaltsverzeichnis
  2. Vorwort
  3. Thorsten Wehber: Historische Archive im Bereich der Sparkassen-Finanzgruppe
  4. Peter Gleber: Das genossenschaftshistorische Informationszentrum und die Einrichtungen der historischen Kommunikation im Genossenschaftlichen Finanzverbund
  5. Arnd Kluge: Zur Geschichte der deutschen Genossenschaftsbanken
  6. Burchard Bösche: Die Annahme von Mitgliederkrediten durch Genossenschaften
  7. Armin Peter: Die Bank für Gemeinwirtschaft
  8. Manfred Sonnenschein: Die Entwicklung der Bank im Bistum Essen (BIB) mit einer kurzen Skizze der deutschen Kirchenbanken
  9. Barbara Günther: Katalysatoren regionaler Modernisierung – Zur sozialen und wirtschaftlichen Funktion der Volksbanken, Raiffeisenbanken und Sparkassen im 19. und frühen 20. Jahrhundert
  10. Josef Schmid: Vom kleinstädtischen Vorschuß-Verein zur selbstbewussten Regionalbank – die VR Bank Ostholstein Nord – Plön eG
  11. Peter Hoefer: „… Gegenstand des Unternehmens ist der Betrieb einer Spar- und Darlehnskasse …“. Zur Geschichte der Dresdner Genossenschaftsbanken 1848 bis 1990
  12. Marvin Brendel: Herausforderungen genossenschaftlicher Geschichtsaufarbeitung am Beispiel der Volks- und Raiffeisenbanken
  13. Florian Jagschitz, Siegfried Rom, Jan Wiedey: Die österreichischen Genossenschaften in der Weltwirtschaftskrise 1929. Ein Blick zurück
  14. Micheal Stappel: Geschichte der genossenschaftlichen Zentralbanken und nationalen Verbände
  15. Kurzbiografien der Autorinnen und Autoren
  16. Impressum