Das Recht der Hagestolze
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Das Recht der Hagestolze

Historischer Roman

  1. 402 Seiten
  2. German
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Das Recht der Hagestolze

Historischer Roman

Über dieses Buch

»Es war in der bereits stark vorgeschrittenen Dämmerung eines warmen Frühlingsabends im Jahre 1397, als ein einsam daherkommender Mönch über die Neckarbrücke zu Heidelberg auf das Stadttor zuschritt. Seine hohe Gestalt war von der braunen Kutte verhüllt und die Kapuze so tief über das gebeugte Haupt gezogen, daß auch von seinem Gesichte nichts zu sehen war. Er hielt die Arme dicht an den Leib geschmiegt und die Hände davor gefaltet, und sein Gang hatte etwas Unsicheres, Schwankendes, als wenn er, dessen ungewohnt auf den Zehen schliche. Ob er auf Sandalen oder in Schuhen ging, war nicht zu erkennen, denn auch die Füße waren vom Gewande bedeckt.«

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Information

Zwölftes Kapitel

Sidonie ritt heiter und wohlgemut durch den Wald nach Neckarsteinach. Als sie ungefähr noch eine Viertelstunde davon entfernt war, winkte sie den hinter ihr reitenden Knecht zu sich heran und befahl ihm: »Eberle, trabe voraus nach Burg Schadeck zu Junker Hans Landschad, melde ihm meine Ankunft und ersuche ihn in meinem Namen, sofort nach der Mittelburg zu Herrn Bligger zu kommen; ich brächte den Herren eine wichtige Botschaft.« Der Knecht trabte voraus, und Sidonie folgte ihm im Schritt, mit dem breitkrämpigen, federgeschmückten Reisehut, der ihr Gesicht vor der Sonne schützte, und in dem eng anliegenden Reitkleid, das ihre schönen Formen reizvoll hervorhob, eine anmutige und stattliche Reiterin. Unterwegs hatte sie sich überlegt, wie sie nicht allein das ihr Aufgetragene gut ausführen, sondern auch noch ein wenig darüber hinaus durch eigenes Dazutun alles in die rechten Gleise bringen wollte, und hatte nur noch die eine Sorge, ob sie auch wohl ihre Verwandten alle zu Hause antreffen würde. Aber das fröhliche Sonntagskind baute auf sein Glück und lächelte hoffnungsvoll den vier stolzen Burgen der Landschaden zu, deren sie auf den jenseitigen Höhen nun ansichtig wurde.
Als sie mit der Fähre über den Neckar gesetzt war, kam ihr, eben um die Ecke biegend, wo der Weg von der Mittelburg herunter in die Landstraße mündete, Ernst mit einem jungen Menschen in einem langen Rock entgegen. Sobald er die Reiterin erkannte, rief er ihr ein freudiges »Willkommen, Sidonie!« zu und war schnell an ihrer Seite.
»Alle zu Hause?« frug sie, ihm die Hand vom Pferde herab reichend.
»Jawohl!« erwiderte er. »Bringst du Botschaft von Frau Juliane?«
»Ja!« nickte sie, »gute Botschaft!«
Er schritt neben ihr her, und als sie zu der Stelle kamen, wo Ernsts Begleiter stehengeblieben war, grüßte dieser höflich, Sidonien ebenso aufmerksam betrachtend wie diese ihn, und ging dann allein weiter, während Ernst die Freundin zur Mittelburg hinaufbegleitete.
»War der dunkeläugige Jüngling mit dem Mädchengesicht ein Klosterschüler?« frug Sidonie, als sie außer Hörweite von jenem waren.
»Nein,« erwiderte Ernst; »es ist der Sohn eines Juden, der seit einiger Zeit in Diensten meines Vaters bei uns wohnt. Ich habe Freundschaft mit ihm geschlossen und streife Tag für Tag mit ihm im Walde umher.«
»Isaak Zachäus', des Sterndeuters Sohn?«
»Woher weißt du –? ach, freilich!« verbesserte sich Ernst, »er war ja auf der Minneburg, wie mir Joseph zufällig verraten hat, und was übrigens niemand wissen soll.«
»Sieh mal an!« sprach Sidonie, »und uns sagte der alte Geheimniskrämer, er wollte von der Minneburg ohne Aufenthalt zurück nach Heilbronn. Hat er euch auch das Horoskop gestellt?«
»Hat er, gewiß!«
»Nun? wie lautet's?«
»Wir haben nichts erfahren,« erwiderte Ernst.
»Dann geht es euch gerade so wie uns,« lachte Sidonie.
»Ohm Hans soll einmal sein Glück in einem Kloster finden. Das ist alles, was ich von den Prophezeiungen des Juden weiß,« berichtete Ernst, ebenfalls lachend.
»Narretei!«
»Nicht wahr? Niemand glaubt daran, Ohm Hans am wenigsten.«
Auf der Mittelburg fand Sidonie den herzlichsten Empfang. Sie war Bliggers Nichte im dritten Grade, und alle hatten ihre Freude an dem schönen Mädchen, das mit seinem lustigen Wesen überall, wo es erschien, Licht und Leben um sich her verbreitete. Bligger brannte vor Begier, Sidoniens Botschaft zu vernehmen, aber diese wollte mit ihrer Bestellung warten, bis Hans und Konrad kämen, damit sie dieselbe nicht zwei-, dreimal auszurichten hätte.
»Wie geht es meiner vielwerten Feindin auf der Minneburg?« frug er jedoch.
»Sie ist wohlauf,« erwiderte Sidonie, »und wird jeden Tag einen Tag jünger.«
»Und haßt mich immer noch wie die leibhaftige Sünde, nicht wahr? während ich doch nur ihr Bestes will,« lachte Bligger.
»Ersteres glaube ich nicht, und letzteres glaubt sie nicht,« gab Sidonie zur Antwort.
»Glaubst du letzteres auch nicht?«
»Je nun, Ohm,« lächelte Sidonie, »du kannst es heute beweisen, wenn du die Bedingungen annimmst, die ich dir zu stellen habe.«
»Du sprichst ja, als wärst du ihr advocatus.«
»Bin ich auch.«
»So laß hören!«
»Wenn Ohm Hans kommt. – Ah, da ist er! Grüß Gott, Ohm Hans!« rief sie und sprang dem Eintretenden freudig entgegen. »Da bin ich als weißes Täubchen mit dem Ölblatt im Schnabel.«
»Und in was für einem Schnäbelchen!« lächelte Hans mit einem schmunzelnden Blick auf die vollen, roten Lippen des Mädchens. Er hielt ihre Hand fest und streichelte und klopfte sie, sehr vergnügt über Sidoniens Ankunft. »Kommst du allein?« frug er noch, »hast du die anderen beiden nicht mitgebracht als Zeugen und Eideshelfer?«
»Nein, Ohm Hans, ich komme allein als vollmächtiger Sendbote; in meiner Hand ruht Krieg und Frieden,« versetzte sie mit wichtiger Miene.
»In so holder Gestalt kann nur der Frieden kommen,« sprach eine Stimme hinter ihr. Es war Konrad, der unbemerkt eingetreten war, und mit dem sie sich nun auch aufs freundlichste begrüßte.
Darauf nahmen sie alle Platz und saßen im Kreise wie bei einem echten Ding der heiligen Fehme, bei dem Bligger der Freigraf, Sidonie der worthabende Freischöffe und die übrigen die Wissenden waren.
»Daß ich hier bin,« begann Sidonie, »verdankt ihr nur meiner Überredungskunst, denn ohne mich rühmen zu wollen, kann ich euch versichern, daß es mich viel Mühe gekostet hat, Frau Juliane zur Verhandlung mit euch zu bewegen.«
»Die Einleitung klingt nicht sehr friedlich,« warf Bligger dazwischen.
»Doch, Ohm Bligger! Juliane wünscht im Grunde ihres Herzens den Frieden mit euch mehr, als den Wald.«
»So denken wir auch,« sagte Hans, und Konrad nickte dazu.
»Darum liegt es jetzt nur an euch, eine vollkommene Versöhnung mit ihr herbeizuführen,« fuhr Sidonie fort. »Und wenn ihr auf meinen bescheidenen Rat nur ein klein wenig geben wollt, so bitte ich euch, ihr dabei freundlich entgegenzukommen und ihr den Schritt, den wir alle aufs innigste herbeisehnen, nicht durch lästige und demütigende Bedingungen zu erschweren. Bedenkt, sie ist eine zartbesaitete Frau und Witwe, die in Geschäften nicht erfahren ist und sich gegen euch hochmutgepanzerte, ränkevolle, trotzige Männer nur schlecht verteidigen kann.«
»Hoho!« lachte Bligger, »allen dank für die gute Meinung!« und verbeugte sich gegen Sidonie.
»Dafür hat sie an dir einen Fürsprecher, der ein ganzes Fähnlein gepanzerter Männer aufwiegt,« bemerkte Konrad mit dem Tone schmeichelhafter Anerkennung.
»Und ich stehe dir bei, Sidonie!« sagte Hans.
Frau Katharina, die mehr zuhören als mitreden wollte, warf ihrem ältesten Schwager einen dankbaren und aufmunternden Blick zu, und Ernst fühlte sich in seiner Beklemmung schon etwas erleichtert, denn er sah in Hansens Ausspruch den ersten Hoffnungsschimmer für das Zustandekommen eines friedlichen Vergleiches.
Aber Bligger frug ungeduldig: »Was verlangt Frau Juliane?«
»Nichts, als ihr gutes Recht,« erwiderte Sidonie. »Sie bietet euch die volle Pfandsumme, zweihundert Gulden, und verlangt dafür ihren Wald zurück ohne jede Einschränkung.«
»Hm!« machte Bligger, »das ist alles?«
»Ja, könnt ihr denn mehr verlangen, als daß sie euch die volle Schuld bezahlt?« frug Sidonie lebhaft. »Obenein ist es nicht etwa ein ihr geleistetes Darlehen, sondern das Lösegeld für einen Fang, der eurer Übermacht damals wohl nicht allzu schwer geworden ist.«
»Es war in ehrlicher Fehde, und Zeisolf hatte uns abgesagt, nicht wir ihm,« erwiderte Bligger mit einem strafenden Blick, den Sidonie ruhig aushielt. »Frau Juliane stößt sich an dem Wildbann,« fuhr er fort. »Den begehren wir als Entschädigung dafür, daß wir in den drei Jahren keine Zinsen von der Schuld empfangen haben.«
»Keine Zinsen!« wiederholte Sidonie, »Ohm Bligger, für wieviel Gulden habt ihr Holz in den drei Jahren aus dem Walde geschlagen? Ich glaube, ihr habt für dieses Holz allein mehr Neckarzoll unter dem Dilsberge bezahlt, als die Zinsen für die Pfandsumme betragen.«
»Kreuzhagel –«, doch er mußte lachen und sagte: »Mädchen, du könntest Magister in Heidelberg werden! Wenn ich einmal einen Rechtshandel bekomme, werde ich dich zu meinem Sachwalter bestellen.«
»Dann werde ich deine Sache so warm führen, lieber Ohm, wie ich jetzt für Julianen eintrete,« erwiderte Sidonie. »Du kannst ihr doch nicht verdenken, daß sie die freie Herrin auf ihrem Eigen sein will. Wie würde es dir gefallen, wenn du in deinen Forsten nicht pirschen und jagen dürftest, sondern ein anderer hätte das Recht und könnte dich fahen und pfänden, wenn du dich mit der Armbrust darin betreten ließest! Laß diese harte Bedingung fallen, und alles ist klipp und klar; ich selber stifte Frieden und Freundschaft zwischen euch und Juliane. Hier meine Hand! schlag' ein, Ohm Bligger!«
Sie streckte ihm die Hand entgegen und sah ihn mit bittenden Augen an.
»Schlag' ein, Bligger!« sagte Hans.
Konrad und Katharina schwiegen, so sehr sie auch des lieben Friedens wegen wünschten, daß Bligger nachgeben möchte. Aber sie sahen ebensogut wie dieser ein, daß, wenn er zustimmte, der Vergleich geschlossen war, und Hans dann keine Gelegenheit mehr hatte, mit Julianen noch länger zu unterhandeln. Das war es aber gerade, worauf es dem Zögernden ankam.
Ernst, der von Bliggers versteckten Zielen so wenig etwas ahnte wie Hans, hielt den Atem an vor Erwartung, was sein Vater jetzt tun würde.
Und Bligger schlug nicht in Sidoniens Hand. »Nein!« sprach er, »so Kn...

Inhaltsverzeichnis

  1. Titelseite
  2. Erstes Kapitel
  3. Zweites Kapitel
  4. Drittes Kapitel
  5. Viertes Kapitel
  6. Fünftes Kapitel
  7. Sechstes Kapitel
  8. Siebentes Kapitel
  9. Achtes Kapitel
  10. Neuntes Kapitel
  11. Zehntes Kapitel
  12. Elftes Kapitel
  13. Zwölftes Kapitel
  14. Dreizehntes Kapitel
  15. Vierzehntes Kapitel
  16. Fünfzehntes Kapitel
  17. Sechzehntes Kapitel
  18. Siebzehntes Kapitel
  19. Achtzehntes Kapitel
  20. Neunzehntes Kapitel
  21. Zwanzigstes Kapitel
  22. Einundzwanzigstes Kapitel
  23. Zweiundzwanzigstes Kapitel
  24. Dreiundzwanzigstes Kapitel
  25. Vierundzwanzigstes Kapitel
  26. Fünfundzwanzigstes Kapitel
  27. Impressum