Raus aus meiner Küche, Mann!
eBook - ePub

Raus aus meiner Küche, Mann!

Ein Drama in fünf Akten

  1. 144 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub

Raus aus meiner Küche, Mann!

Ein Drama in fünf Akten

Über dieses Buch

Eine neue Spezies ist zu besichtigen: der "kochende Mann". Vom Grill hat er sich vorgearbeitet in die Küche und das Hochleistungskochen für sich entdeckt. Über diesen vermeintlichen Traumtypen könnte man natürlich froh und dankbar sein: den Küchencrack, der um das gemeinsame Wohl besorgt ist und sich partnerschaftlich am Haushalt beteiligt! Ist das aber nicht ein Irrtum? Bei genauerem Hinsehen: Ja. Und sind Männer, die kochen, sexy? Auch auf den zweiten Blick: Nein.Im Gegensatz zur Frau, die still und alltäglich vor sich hinköchelt, wird das Kochen beim Mann zum lautstarken Mega-Event und Statussymbol - weit entfernt von normaler Hausarbeit. Diesem neuen Phänomen im Drama Mann-Frau spürt dieses Buch - politisch völlig unkorrekt - in fünf Akten nach.

Häufig gestellte Fragen

Ja, du kannst dein Abo jederzeit über den Tab Abo in deinen Kontoeinstellungen auf der Perlego-Website kündigen. Dein Abo bleibt bis zum Ende deines aktuellen Abrechnungszeitraums aktiv. Erfahre, wie du dein Abo kündigen kannst.
Derzeit stehen all unsere auf mobile Endgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Perlego bietet zwei Pläne an: Elementar and Erweitert
  • Elementar ist ideal für Lernende und Interessierte, die gerne eine Vielzahl von Themen erkunden. Greife auf die Elementar-Bibliothek mit über 800.000 professionellen Titeln und Bestsellern aus den Bereichen Wirtschaft, Persönlichkeitsentwicklung und Geisteswissenschaften zu. Mit unbegrenzter Lesezeit und Standard-Vorlesefunktion.
  • Erweitert: Perfekt für Fortgeschrittene Studenten und Akademiker, die uneingeschränkten Zugriff benötigen. Schalte über 1,4 Mio. Bücher in Hunderten von Fachgebieten frei. Der Erweitert-Plan enthält außerdem fortgeschrittene Funktionen wie Premium Read Aloud und Research Assistant.
Beide Pläne können monatlich, alle 4 Monate oder jährlich abgerechnet werden.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja! Du kannst die Perlego-App sowohl auf iOS- als auch auf Android-Geräten verwenden, um jederzeit und überall zu lesen – sogar offline. Perfekt für den Weg zur Arbeit oder wenn du unterwegs bist.
Bitte beachte, dass wir keine Geräte unterstützen können, die mit iOS 13 oder Android 7 oder früheren Versionen laufen. Lerne mehr über die Nutzung der App.
Ja, du hast Zugang zu Raus aus meiner Küche, Mann! von Andrea Parr,Tina Georg im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Política y relaciones internacionales & Libertad política. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.

Zweiter Akt

Auf Beutezug - wir heizen ein!

Früher, da war alles ganz klar, da war der Mann ein Jäger, der zielgerichtet und zweckorientiert seinem Auftrag nachging: Fallen aufstellen, Beute aufspüren, selbige jagen und erlegen und dann ohne viele Faxen nach Hause in die Höhle schleppen.
Aufessen, fertig.
Und während Caveman das Mammut zur Feuerstelle heimzerrte, war Cavewoman damit beschäftigt, mit ihren Freundinnen durch die Wälder zu streifen und Ausschau zu halten nach der ultimativen Beere: Als erprobte Sammlerin suchte sie natürlich die schönste und reifste an den günstigst gelegenen Sträuchern – nahe beim Haus, bequeme Wege, hübsche Umgebung.
Und dann sammelte sie, was nötig war, und dann noch ein bisschen mehr, noch ein paar Beeren, denn davon kann man schließlich nicht genug haben; und ihre Freundinnen sammelten auch ganz viel, am Ende konnte noch mit viel Juchhei untereinander verglichen und womöglich ausgetauscht werden.
Dann nämlich, wenn man beispielsweise seinen Auftrag vergessen hatte und auszog, ein paar Hülsenfrüchte zum Abendessen zu organisieren, aber auf dem Weg von so tollen, süßen Datteln abgelenkt wurde, da konnte man einfach nicht widerstehen und packte das Körbchen voll, auch wenn man sie gerade eigentlich gar nicht brauchte…
Männliches und weibliches Kaufverhalten können ziemlich eindeutig unterschieden werden, daran hat die Evolution kaum etwas geändert, und eine Studie der Wharton School der University of Pennsylvania bringt es auf den Punkt:
Men buy, women shop.
Seit Urzeiten gehen Männer in der Regel fixiert auf ein Produkt zu, sei es nun ein Bison oder der neue Anzug. Sie avisieren, schlagen blitzschnell zu und ziehen rasch davon, alles andere wäre blanke Ressourcen- und Zeitverschwendung. Abchecken, anlegen, zielen.
Wenn sie auf die Pirsch gehen, haben sie eine ziemlich genaue Vorstellung von ihren Beutestücken. Zielloses Bummeln ist ihnen ein Gräuel, entschlossen steuert Mann Hose und Co. an, man kennt ja seine Größe, probiert notfalls oder hält es rasch am Spiegel vor –„Passt!“ - und marschiert schnurstracks zur Kasse, ohne sich von etwaigen Sonderangeboten auf dem Weg ablenken oder gar zu weiteren Käufen hinreißen zu lassen.
Wozu denn vergleichen oder womöglich noch woanders hingehen? Kommen, kaufen, und ab.
Es gibt sogar Männer, die solchermaßen lästige Aktionen von ihrer Partnerin erledigen lassen, Hose immer 36/36, Hemdgröße 52, was kann da schon schiefgehen?
Nein, eine Rose ist zwar eine Rose…, doch eine Hose ist keine Hose ist keine Hose.
Dass Jeans durchaus nicht „Jeans“ ist, unterschiedliche Passformen hat, nicht immer einen schönen Hintern macht und mehr oder weniger VORTEILHAFT sein kann, registrieren sie kaum, die normalen, angenehm uneitlen Durchschnitts-Männer mit ihrer Ruckzuck-Zack-Zack-Einkaufsmentalität.
Während Männer eher rational beim Kaufen sind – niemals werden sie den enormen Schuhbedarf mancher Frauen verstehen – verhalten Frauen sich oft unschlüssig und nicht so linear. Sie prüfen minutiös - Umkleidekabinen sind ihre zweite Heimat - und sie scheinen sich pudelwohl zwischen gut gefüllten Regalen und Kleiderstangen und Theken und Vitrinen zu fühlen. Einkaufen ist Freizeitspaß, man bummelt mit der Freundin, sitzt zwischendurch im Café: Sehen und gesehen werden. Frauen können Stunden in Shopping Malls verbringen – nicht selten sogar ohne konkrete Kaufabsicht -, während es Männer so rasch wie möglich hinausdrängt.
Außer, wenn es dort Autos gibt vielleicht.
Selbstverständlich gibt es auch Frauen, die lieben Autohäuser und Baumärkte, vermeintlich typische Männerdomänen, genauso wie sich viele Männer für die traditionell weiblich belegten Produkte Mode und Kosmetik interessieren und Lippenpflegestifte sowie Halstücher horten. Doch Männer und Frauen unterscheiden sich darin, auf welche Art sie kaufen.
Frauen vergleichen automatisch Preise und Qualität, können sich nicht entscheiden, rennen von einem Laden zum anderen, “gibt’s dort eventuell günstiger“, probieren endlos und kaufen am Ende gar nichts oder etwas völlig anderes. Spontan eben, aus Lust. Ganz zu schweigen von den sogenannten „Frustkäufen“.
Schick mal einen Mann und eine Frau mit derselben Mission los: In der Regel kommt ER innerhalb einer Stunde mit dem Gewünschten zurück. SIE braucht mindestens dreimal so lang und hat auch dreimal soviel eingekauft, eventuell befindet sich sogar der in Auftrag gegebene Gegenstand darunter…
Klischees? Natürlich - wie immer handelt es sich hier um statistische Durchschnittswerte, und wie immer bestätigen die Ausnahmen die Regel.
Sehr zu empfehlen zu diesem Thema sind die Fotos von Matt Toko mit dem bezeichnenden Titel „Miserable Men“. Darauf ist das ganze Elend wartender, verzweifelter, erschöpfter Männern aller Erdteile dokumentiert. Sie sitzen auf harten Bänken, stehen geduldig vor prachtvollen Kaufhäusern, kauern am nackten Boden, in Agonie oder von unendlicher Resignation übermannt. Umgeben von Myriaden von Einkaufstaschen, die ein oder andere selbst noch im Schlaf zuverlässig umklammert, warten sie tapfer auf ihre offensichtlich shoppenden Begleiterinnen.“Ich fühle ihren Schmerz“, heißt es in dem Account auf Instagram.
Doch die geschlechtsspezifischen Verhaltenstendenzen beim Kauf- und Konsumverhalten scheinen sich aufzuweichen, besonders beim Thema Kochen und Küche, das in vergangenen Zeiten eher nicht den ausgewiesen männlichen Vorlieben zugerechnet wurde.
Das Einkaufen von Lebensmitteln für den täglichen Bedarf war immer eine weibliche Domäne. War es aber auch eine weibliche Vorliebe? Welche Frau würde den Versorgungseinkauf im Supermarkt „shoppen“ nennen? Da liegen Welten dazwischen. Shoppen ist Spaß, Einkaufen ist Stress. Denn Einkaufen erfordert Hardskills, die doch eigentlich als typisch männlich gepriesen werden: Budgetplanung, Lagerhaltung, Terminsicherheit. Wie viele Männer kennen wir, die das täglich in ihrem Job stemmen, im Haushalt aber nicht hinkriegen? Das managt die begnadete Hausfrau: Überschlagskalkulationen, während der Einkaufswagen befüllt wird; Kühlschrank heute morgen halb voll, aber halb leer, was das abendliche Essen betrifft; anstehende Kindergeburtstage oder übermorgen zu erwartende Gästen; Bevorratung von Feiertagen, die vor oder nach Wochenenden liegen; und dann kann auch immer das Klopapier wieder mal am Ende sein.
Bei all dem stellen Männer sich heute wie früher noch gerne doof. Es sind diese häuslichen Feinarbeiten inklusive Wäsche- und Raumpflege, bei denen sie das Feld großzügig ihren Frauen überlassen und höchstes Lob damit verknüpfen: „Mach du lieber, das kannst du viel besser als ich!“
Diesen alten Trick benutzen sie aber immer im gegenseitigen Einvernehmen mit den Frauen, denn die haben das genauso drauf, dieses „das kann ich irgendwie nicht, mach du mal“.
Dabei zielen Frauen in der Regel auf alles Grobe: Was Lärm macht wie Nageln, Hämmern, Dübeln oder Kraft erfordert, z.B. Sachen Schleppen (außer komplett das Zimmer umräumen, was tatsächlich eine weibliche Vorliebe ist), ferner alles, das eine gewisse Kennerschaft beim Auf-, Ab- und Zuschrauben verlangt (ausnahmslos). Aus eigener Erfahrung müssen wir Letzterem begeistert zustimmen: Das können Männer besser, weil sie Sachen draufhaben wie „Schrauben haben Rechtsgewinde“. Selbst wenn wir uns diesen Merksatz, mit dem man eine komplette Großfamilie einschließlich Hund durchs Leben bringt, ein für allemal merken, ihn aufschreiben, im Portemonnaie mit uns tragen, ihn überall, wo er zum Tragen käme, auf kleinen Post-its hinpappen – es hilft nichts. Es bleibt immer die Frage „klar, nach rechts, aber auf oder zu?“ Wie gut, wenn im entscheidenden Moment jemand zur Stelle ist, der das zufällig oder ganz sicher weiß… Da kommt wieder der Mann ins Spiel.
Unsere sanfte Nötigung: „Mach du mal, du kannst das besser“, klingt ihm in den Ohren, denn in Wirklichkeit sagen wir damit: „Du bist stark und klug, DU BIST DER MANN!“ Das fegt jegliche Unlust, sich aus der plattgesessenen Kuhle vom Sofa zu erheben, unfehlbar vom Tisch: Er wird gebraucht, kassiert Bewunderung, heimst höchstes Lob ein, und zur weiteren Belohnung gibt es ein kleines Sahnestückchen obendrauf: „Dafür musst du mir heute auch nicht beim a) Abtrocknen, b) Müll raustragen, c) Socken aufheben helfen.“
Gebongt! Feine Sache, dieses Spiel „Du bist der Mann, du bist die Frau“ aus den guten alten Hausfrauenzeiten, als Männer ohnehin schon weitestgehend von allen Haushaltspflichten, die mit Planung, Ordnung und Sauberkeit zu tun, freigesprochen waren, weil sie es „nicht so konnten“. Zum Beweis stellten sie sich ungeschickt an, machten alles kaputt oder schlimmer als vorher, und dann hatten sie die Frauen in Rufweite und ihr Subtext lautete: DU BIST DIE FRAU! So richtete sich jeder und jede in diesem funktionierenden Tauschhandel ein. Die im heutigen Vergleich sehr niedrige Scheidungsquote in den voremanzipierten Zeiten des letzten Jahrhunderts zeigt ja deutlich, dass das für alle Beteiligten besser war, haha.
Natürlich ist das Gottseidank heute anders. Da ist nämlich allen völlig unklar, wer der „Bestimmer“ oder die „Bestimmerin“ ist, da geht es demokratisch zu: Alle bestimmen, wann und wozu sie gerade Lust haben. Das macht Spaß, führt aber leider zu Alltagserscheinungen wie jene, dass man nachts erwachsene Frauen im Schlafhemd barfuß auf dem Balkon oder gefährlich weit aus dem Fenster gelehnt hektisch an einer Zigarette ziehen sieht, weil ihre Töchter ihnen verboten haben zu rauchen - Weißmehlbrötchen mit Butter und fiesen Schmelzkäse-Scheibletten übrigens auch! Das konsumieren sie dann ebenfalls heimlich, nach dem offiziellen Gesundfrühstück, während die Brut in der Schule sitzt mit Biokressedinkelschnitte im Gepäck. Aber die Frage „Wer ist hier das Kind?“ ist ein weites, zu weites Feld. Wir bleiben bei den Erwachsenen, und da gibt es neue Klarheiten.
Rollenzuschreibungen qua Geschlecht entbehren heute jeglicher Akzeptanz, gesamtgesellschaftlich gesehen, quer durch alle Lager und Parteien bis in die ausgefransten Ränder. Kein Mann würde sich mehr trauen, eine Frauenquote abzulehnen, weil Chefsein Männersache sei. Obwohl Männer natürlich weiterhin genau dieser Meinung sind. Die lässt sich aber besser durchdrücken, indem sie den Spieß einfach umdrehen. Jüngst konnte man den Zeitungen, darunter der maßgeblichen Zeit, entnehmen (vom 9. Oktober 2014), dass sich eine Männerfraktion zu Wort meldet, die gegen die Quote aufbegehrt. Nicht, weil sie gegen Frauen ist, sondern weil sie die freie Wirtschaft schützen will. Es wird sogar eine Männerquote gefordert.
Das wurde aber auch Zeit, finden wir! Schluss mit der Subventionierung der Geschlechtsgenossinnen, her mit der Männerquote für die traditionell von Frauen dominierten Spitzenpositionen und mittleren Führungsebenen - zum Beispiel in sämtlichen staatlich geförderten und auch privaten Einrichtungen zur Betreuung, Betüttelung, Bewachung und Bespaßung von zu kleinen, zu alten, zu renitenten, zu ungeschulten, nicht fertig erzogenen Mitbürgern und Mitbürgerinnen: Sind es nicht die Besten der Männer, die als Quote in die Kitas, in Seniorenresidenzen, Heime aller Art und Schulen, vor allem in Grundschulen und Förderschulen, drängen?
Welche Frau würde sich hier in den Weg stellen? Keine einzige! Es sei denn, das Gehalt würde dann nicht so wirklich reichen. Aber solange der eigene Mann sich nicht als Grundschullehrer verdingt oder die Tochter tatsächlich an diesem Typ kleben bleibt, der Erzieher werden will, solange sind wir alle unbedingt dafür: Männer in Frauendomänen! Im Berufsleben wie im Alltag soll nicht mehr das Geschlecht darüber entscheiden, wer was macht, sondern die Kompetenz.
Kompetenz ist überhaupt eine tolle neue lösungsorientierte Kategorie, mit der man alle Lebensunklarheiten wie Aufteilung von Hausarbeit in den Griff bekommen könnte. Denn Kompetenzen sind eindeutig erworben, nicht angeboren. Bügeln zum Beispiel ist auch eine Kompetenz. Oder Wäsche zusammenlegen, Bad putzen und so. Wer sich nicht bewusst dumm stellt, kriegt das hin. Kochen übrigens auch. Kochen ist alles andere als weiblich oder männlich. Es ist eine Fertigkeit, die man so im Lauf des Lebens lustig oder unlustig vor sich hinkochend irgendwie erwirbt.
Die Frage sollte heute also nicht mehr lauten: Wer ist die Frau, wer ist der Mann? Sondern schlicht: Wer macht was? Antwort in modernen, demokratiegestützten Haushalten: Irgendwie Halbe-Halbe. Und von Fall zu Fall je nachdem, wer ein bisschen Zeit dafür hat, zu Hause zu sein, und es tun kann (Übung macht den Meister, jaja!) und nicht etwas anderes tun muss (die Arbeit ruft, die Freunde, das Hobby!) oder tun will (die Arbeit ruft, die Freunde, das Hobby!). Und hier kommt eine Uralt-Kategorie ins Spiel: Lust bzw. Unlust, die dann doch wieder zum gefühlten Kompetenzgefälle zwischen Mann und Frau führt.
Es gibt ein neues altes „Du kannst das besser“, was im Klartext heißt: „Kann ich zwar auch, aber das liegt mir nicht so… ich kann was anderes besser“. Und das semmele ich meiner geliebten anderen Hälfte so überzeugend hin, dass sie mich nie wieder darum bitten wird.
Wer kennt nicht die Jungs, die in eine Weißwäsche rote Socken stopfen, das Ganze bei 100 Grad dreieinhalb Stunden kochen lassen und dann ganz verzweifelt vor der rosa Ladung stehen: Schatz! Tut mir sooo leid!! Irgendwie kann ich das nicht. Ich kauf dir alles neu!!! - Neu!?! Das Kleid hab ich vor zwanzig Jahren von meiner Tante bekommen, und die hat es in den Siebzigern in London gekauft. DAS WAR VINTAGE!!! Lass einfach die Hände von meinen Sachen in Zukunft, überhaupt von der Wäsche. Das mach ab jetzt NUR ich.
Fein, gebongt, denkt sich der Held der Hausarbeit, der hundertprozentig überhaupt keine Lust dazu hat, sich um die Wäsche zu kümmern, und gibt einen Abend lang den geprügelten Hund. Die Belohnung kann dann schon mal Trösten und bekräftigter Freispruch sein: „Ach komm, jetzt guck nicht so traurig die ganze Zeit, sooo schlimm ist es auch nicht, das Kleid war sowieso zu eng, ich kauf mir vielleicht tatsächlich ein neues. Nein, ich bin jetzt nicht auf ewig sauer. Ja, die Wäsche mache ich in Zukunft.“
Im harten Job zieht diese Nummer übrigens nicht. Idealerweise. Gut, dass es diese ausgekochten Personaler gibt, die das inzwischen vorher professionell abklopfen. Sie sprechen in Fällen, wo sie wissen wollen, ob man seinen Job nicht nur einfach kann, sondern es liebt, ihn zu können, von „Affinität“. Sie fragen also nicht mehr: Können Sie Englisch? Sondern: Sind Sie Englisch-affin? Dies erfuhren wir von einer Frau, die ein beinhartes Bewerbungsgespräch zur Assistentin der Vertriebsassistentin absolviert hat. Ob sie Excel-affin sei, wurde sie ungefähr in der Mitte des Gesprächs von der Personalerin gefragt. „Excel-affin?“ wiederholte die Bewerberin und lachte kurz. Sie hoffte, dass es nicht verlegen klang, und wusste nicht so recht zu antworten… Und schon kam die Rückfrage, blitzschnell und mit unnachgiebiger Miene: Warum LACHEN Sie??
Ihr schoss kurz durch den Kopf zu antworten: Naja, das Wort ist so lustig. - Aber sie ließ es lieber. Natürlich konnte sie Excel, aber sie würde doch nie im Leben von sich behaupten, sie sei „affin“! Sie fragte uns, ob so eine Frage nicht irgendwie auch übergriffig sei – so wie wenn abgefragt würde, ob man drogenaffin sei. Schon eine Affinität zu etwas zu HABEN, klänge doch immer ein bisschen suspekt, oder? Und dann erst, affin zu SEIN? Wir bejahten und verneinten gleichzeitig: Das sei eben dieser Jargon, mit dem abgeklopft werde, ob die Kombi „Ja, ich kann das“ und “ja, ich liebe es“ vorliege, der Schlüssel zur Performance. „Performance?“ fragte sie und lachte. Schon wieder.
Was wir gelernt haben aus dieser Begebenheit, ist eine neue Variante des alten Tricks, sich zu drücken. Wie würde das klingen, wenn wir das nächste Mal darum gebeten werden, schnell mal ein Hemd für morgen zu bügeln: „Ich könnte das zwar, klar, aber ich bin da nicht so affin“? Gut, oder? Und so selbstbewusst: klare Einschätzung der eigenen „Schwächen“, Vollprofi. Kann man schwer was dagegen sagen.
Da fällt uns die wachsende Anzahl vorwiegend junger Frauen ein, Marke Generation Y, Jahrgang plus minus 1990, die längst volljährig geworden, unerschrocken behaupten, sie könnten nicht kochen. Ist das nicht eigentlich richtig schlau? So wie ihre Großmütter sagten, sie könnten keine Glühbirne einschrauben und keine Fahrräder flicken? Jetzt haben wir also die Neu-Auflage: Die jungen Frauen, die mit beiden Beinen im Job stehen und aus gutem Grund keinerlei Bedürfnis an den Tag legen, Hausfrauenqualitäten zu entwickeln oder zur Schau zu stellen, stellen sich hin und sagen erst einmal: Kochen? Kann ich nicht!
Abgesehen von den wenigen Fällen, in denen das zutrifft, können sie es aber vielleicht doch! Es ist nur nicht so ihr Ding! Sie haben dafür unser vollstes Verständnis. Denn wer einmal behauptet, er könne gut kochen und möge das auch ganz gern, der wird es wieder machen müssen. Immer und immer wieder, nicht nur nach Lust und Laune!
Diese Frauen wissen offensichtlich, wie sie einen Kerl mit ihrem „Nö, kann ich nicht“ entweder u...

Inhaltsverzeichnis

  1. Zu diesem Buch
  2. Die Autorinnen
  3. Inhaltsverzeichnis
  4. Vorwort
  5. Erster Akt: Der Herd ruft – Wir wetzen die Messer
  6. Zweiter Akt: Auf Beutezug – Wir heizen ein
  7. Dritter Akt: Gas geben! - Wir schmoren durch
  8. Vierter Akt: In Teufels Küche – Wir sind weichgekocht
  9. Fünfter Akt: „Applaus, Applaus!“ - Wir sind al punto
  10. Impressum