
eBook - ePub
Tok, tok, tekel
Betrachtungen über das Leben, den Menschen, die Vergangenheit und die Zukunft
- 184 Seiten
- German
- ePUB (handyfreundlich)
- Über iOS und Android verfügbar
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Tok, tok, tekel
Betrachtungen über das Leben, den Menschen, die Vergangenheit und die Zukunft
Über dieses Buch
Wer bin ich, woher komme ich, wohin gehe ich? Es gibt Fragen, die für jeden von uns von grundlegender Bedeutung sind. Dieses Buch gibt Einblicke in die Geheimnisse des Lebens, das Wesen des Menschen, die Religion, den Krieg, die Politik und die Wirtschaft.Alle Darlegungen sind durch Fakten belegt und zielen eigentlich darauf ab, dem Leser eine Hilfe zu geben, um zu sich selbst zu finden und die eigenen Ansichten entweder korrigieren oder festigen zu können.Den Abschluss des Buches bildet ein Blick in die Zukunft und die Aufzeigung des Schicksals, dem die Menschheit mit hoher Wahrscheinlichkeit entgegen geht.
Häufig gestellte Fragen
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Information
Der Mensch
Auf den Menschen angewandt, kann der Satz, dass er in allen seinen Handlungen nach maximalem Nutzen für sich selbst strebt, einfach nicht wahr sein. Der Mensch mag zwar ein Tier sein, aber er ist ein Tier mit Geisteskräften, wie sie im Tierreich kein zweites Mal vorkommen. Und im Lauf seiner Geschichte hat er eine soziale Kultur entwickelt, die ihm die Pflicht auferlegt, sich auch um andere Menschen zu kümmern. Ein Mensch, ein wirklicher Mensch, kann einfach nicht nur die Inkarnation des puren Egoismus sein.
Karl Popper sei Dank, dass wir wissen, wie wir den Satz leicht widerlegen können. Wir müssen ihn nur falsifizieren.
Nehmen wir also einmal an, der Satz wäre wahr. Wie würden wir uns dann verhalten? Und wie verhalten sich eigentlich besonders erfolgreiche Menschen, die wir uns ja zum Vorbild nehmen könnten? Menschen mit Macht sind jedenfalls erfolgreich. Aus der Geschichte wissen wir, dass die Herrscher eines Volkes die Personen waren, die mit höchster Macht ausgestattet waren. Und dass sie vor nichts zurückschreckten, um diese Macht auch aufrecht zu erhalten. Das spricht einmal für die egozentrische These. Aber mit reinem Egoismus hätten sie sich nicht lange an der Macht halten können. Die großen Herrscher haben immer gewusst, wie sie sich ihrer Gefolgschaft gegenüber verhalten müssen, damit diese sich verlässlich loyal zeigt. Daher waren sie edel und großmütig. Edel waren sie, wenn sie ein Fehlverhalten, das sie hätten ahnden können, nicht geahndet haben, und großmütig waren sie, wenn sie jemandem etwas gegeben haben, das ihm genau genommen gar nicht zustand. Der Lohn für Edelmut und Großmütigkeit waren Dankbarkeit und Treue. Ein Geschäft, das sich immer gelohnt hat.
Es hat lange gebraucht, aber schließlich sind auch die Psychologen zu der Erkenntnis gekommen, die vielen Menschen ganz intuitiv schon lange zu Eigen war: Die perfekteste Form von Egoismus ist der Altruismus. Wer immer alles nur an sich rafft ohne auf andere Rücksicht zu nehmen, schneidet im Endeffekt wesentlich schlechter ab, als der, der auch gibt und andere teilhaben lässt an dem, was er erworben hat. Mit »do, ut des«22 wird dieser altruistische Egoismus recht gut beschrieben (auch wenn das ursprüngliche Motiv des Spruches die Erwartung einer Belohnung für ein den Göttern dargebrachtes Opfer war).
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich eine Fülle von Verhaltensregeln für den perfekten Egoisten:
- Sorge für deine Familie, damit ihre Mitglieder auch für dich Sorge tragen, wenn du sie benötigst.
- Sei nett und zuvorkommend zu deinen Mitmenschen, dann werden auch sie nett und zuvorkommend zu dir sein.
- Vermeide unnötigen Streit, im Besonderen mit Nachbarn und mit Arbeitskollegen, dann werden auch sie unnötigen Streit vermeiden (der nötige Streit bleibt uns trotzdem erhalten).
- Hilf denen, die der Hilfe bedürfen, denn auch du kannst einmal in die Lage kommen, Hilfe zu benötigen.
Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Selbst bei anonymem Gegenüber funktioniert der altruistische Egoismus. Wenn ich im Straßenverkehr jemanden gegenüber zuvorkommend bin, dann wird er sich nicht nur bedanken, sondern wird seinerseits wieder einem anderen gegenüber zuvorkommend sein, gleichsam, um seine Dankesschuld abzustatten. Würden sich alle Menschen an die angeführten Verhaltensregeln halten, dann wäre die Welt fast zu gut, um wahr zu sein.
Es halten sich aber bei Weitem nicht alle daran. Manche Menschen sind vollkommen unnötig rücksichtslos, notorisch streitlustig oder gar echte Widerlinge. Der Grund dafür kann nur in der mangelnden sozialen Intelligenz dieser Menschen liegen. Denn jeder der sich so verhält, fügt letzten Endes sich selbst Schaden zu, und wer auf diese Weise dauerhaft sich selbst schädigt, dem mangelt es schlicht und einfach an sozialer Intelligenz. Der Mangel kann allerdings auch nur vorübergehend sein, wie das bei Drogeneinfluss oder bei hormonellen Störungen der Fall ist. Er kann auch krankheits- oder ganz einfach anlagebedingt sein.
Der Versuch das Grundgesetz des Lebens zu falsifizieren, scheint misslungen zu sein. Ich gehe daher im Folgenden davon aus, dass es wahr ist. Dafür spricht jedenfalls, dass das Gesetz schon vor Jahrtausenden formuliert worden ist, immer in anderen Worten und meistens in vorsichtigerer Ausdrucksweise, um nur ja keinen Anstoß zu erregen:
- Demokrit: Der Mensch soll sich so viel als möglich erfreuen und so wenig wie möglich betrüben.
- Aristippos: Das oberste Ziel des Lebens ist der Lustgewinn (Hedonismus).
- Epikur: Der Mensch strebe nach Seelenfrieden (Ataraxia) und Lust (Hedoné).
- Die Utilitaristen: Handle so, dass das größtmögliche Maß an Glück entsteht! Auch wenn die Utilitaristen unter Glück nicht das Glück des Einzelnen verstehen, sondern das Glück aller Menschen, ist die zugrunde liegende Logik auf der Einsicht begründet, dass es auf Dauer auch mir nur besser geht, wenn es allen besser geht.
- Julien Offray de la Mettrie23 (1709–1751): Das höchste Gut ist alles, was unser angeborenes Streben nach Wohlbefinden fördert, unterhält, nährt oder anregt.
- Karl Popper (»Auf der Suche nach einer besseren Welt«): Alles Lebendige sucht nach einer besseren Welt. Menschen, Tiere, Pflanzen, auch Einzeller sind immer aktiv. Sie versuchen ihre Lage zu verbessern oder zumindest eine Verschlechterung zu vermeiden.
- Eine zeitgenössische Ansicht: Ökonomie ist die Maximierung von Nutzen – eben das Beste aus dem Leben machen24 .
Der Grund, warum das Bekenntnis zum Grundgesetz des Lebens so schwach ausfällt ist ein ganz einfacher. Wenn das Grundgesetz wahr ist, dann ergibt sich als einfache Schlussfolgerung daraus der ganz und gar nicht kantische Imperativ: »Strebe in allen deinen Handlungen nach maximalem Nutzen für dich selbst«. Ein Mensch, der in erster Linie immer nur an sich selbst denkt, wird als schlechter Mensch angesehen. Und als schlechter Mensch zu gelten, ist ein Makel, mit dem niemand befleckt sein möchte. Wir wollen daher gute Menschen sein, und wichtiger noch, wir wollen, dass alle anderen uns für einen guten Menschen halten.
Charakter
Gute und böse Menschen
Gut ist ein Mensch, wenn er anderen Menschen etwas Gutes tut, und böse ist ein Mensch, wenn er anderen Menschen etwas Schlechtes tut. Jeder Mensch tut aber sowohl Gutes wie Böses, und manchmal auch beides gleichzeitig, denn ein und dieselbe Handlung kann für den einen Menschen etwas Gutes und für einen anderen etwas Schlechtes bedeuten. Um einen Menschen in seiner Gesamtheit bewerten zu können, muss man daher nicht nur eine aufwendige Buchhaltung über alle seine Taten führen, sondern man muss diese Taten auch bewerten und sie mit einer Gewichtung versehen. Erst dann kann man sagen, dieser Mensch ist – in Summe gesehen – gut und jener ist schlecht. Und da mit jeder neuen Tat sich die Gewichte verschieben, wartet man mit der Gesamtbilanz am besten zu, bis der Mensch tot ist. Der Tag des Jüngsten Gerichts bietet sich da als geeigneter Zeitpunkt an.
Relativ leicht fällt es uns, zu erkennen, wenn jemand etwas Schlechtes tut. Wesentlich schwieriger ist aber die Feststellung, ob jemand etwas Gutes tut. Wenn jemand sich für die Unterstützung der Bedürftigen aufopfert, tut er doch offensichtlich etwas Gutes. Gilt das auch dann noch, wenn er es nur tut, weil er für seine Tätigkeit eine fürstliche Entlohnung, beispielsweise die ewige Glückseligkeit, erwartet? Oder halten wir den Menschen nur deshalb für gut, weil wir der Überzeugung sind, dass er selbst seine Hoffnung eigentlich als vergeblich ansieht, und der Beweggrund für sein Handeln daher von hehrer Natur sein müsste?
Aber was auch immer ein Mensch im Lauf seines Lebens anstellt, »von Natur aus« ist der Mensch eigentlich gut25. Diese Überzeugung hat Tradition und Traditionen wollen gepflegt sein. Richard Dawkins26 führt als Beweis für diese These die Tatsache an, dass der Mensch, im Gegensatz zu anderen Lebewesen, in der Lage ist Mitleid zu empfinden.
Zoologen haben aber schon lange nachgewiesen, dass viele höhere Tierarten (Affen, Hunde, Schweine, Wölfe, Bären) Mitleid empfinden können. Selbst bei Ratten hat sich das zeigen lassen: Eine Ratte wird mit Futter in einen Käfig gesperrt. In dem Käfig ist ein weiterer Käfig, in dem eine zweite Ratte eingesperrt ist. Die erste Ratte weiß, wie man diesen Käfig öffnet. Erwarten würde man, dass sie sich die Situation zu Nutze macht, und das Futter alleine verzehrt. Aber erstaunlicherweise befreit sie zuerst die Artgenossin, und frisst erst dann mit ihr gemeinsam das Futter. Nach Dawkinscher Behauptung wären also auch die Ratten gut.
Aber auch sonst steht sein »Beweis« auf schwachen Füßen und erinnert ein wenig an die Gottesbeweise, die vom gleichen Dawkins mitleidlos zertrümmert werden. Die tautologische Beweisführung: Ein guter Mensch empfindet Mitleid, also ist ein Mensch der Mitleid empfindet, gut.
Es lohnt sich, dem Mitleid eine nähere Betrachtung zu widmen.
Eines der stärkeren Gefühle, zu denen ein Mensch fähig ist, ist das Selbstmitleid. Ungezählte bittere Tränen sind aus Selbstmitleid heraus vergossen worden. Wenn wir eine vollkommen fremde Kreatur, zu der wir überhaupt kein Naheverhältnis haben, leiden sehen, dann tut es uns dennoch selbst weh. Weil wir so gut sind, ist eine Erklärungsmöglichkeit, weil wir imstande sind, uns in die Lage der Kreatur hinein zu versetzen und ihren Schmerz so zu empfinden, als wäre es unser eigener, ist die andere Möglichkeit27. Aber dann ist das Mitleid nur eine Projektion unseres Selbstmitleides. Und wenn Selbstmitleid an sich auch nichts Böses ist, für den Nachweis unseres Gutseins reicht es wohl nicht ganz aus.
Warum der Mensch von Natur aus gut ist
Wenn ein guter Mensch der ist, der uns etwas Gutes tut, dann ist ein sehr guter Mensch jemand, der uns häufig etwas Gutes tut. Und der beste aller Menschen ist der, der uns immer etwas Gutes tut. Der beste aller Menschen das sind wir selbst. Denn wer kümmert sich darum, dass wir regelmäßig etwas zu essen bekommen, wer schaut darauf, dass wir einen geeigneten Partner bekommen, ein gemütliches Zuhause haben, Spaß am Leben finden, ja wer atmet für uns? Das bin alles ich, und da jeder Mensch ich ist, ist der Mensch von Natur aus gut. Quod erat demonstrandum.
Der Mensch, der dem besten aller Menschen am nächsten kommt, hat gleichfalls das Potenzial, ein guter Mensch zu sein. Bei eineiigen Zwillingen lässt sich beobachten, dass die Bindung aneinander die üblichen Geschwisterbande bei Weitem übertrifft. Ein eineiiger Zwilling ist ein Klon und daher lässt sich auch unschwer voraussagen, dass Klongemeinschaften in Zukunft eine große Rolle spielen werden. Dem Klon am nächsten steht ein naher Verwandter, an primärer Stelle die eigene Mutter.
Warum der Mensch von Natur aus schlecht ist
Wenn das Grundgesetz des Lebens wahr ist, und von der Annahme sollten wir ausgehen, dann ist der Mensch von Natur aus schlecht, weil es ihm an wahrem Gutsein mangelt. Sein Gutsein ist nur vorgetäuscht, mit dem Ziele, sich selbst einen Vorteil zu verschaffen.
Dass der Mensch von Natur aus schlecht ist, zeigt er schon, bevor er überhaupt entstanden ist. Damit ist nicht die christliche Erbsünde gemeint. Sich mit dieser Sünde abzufinden, die sich davon herleitet, dass Adam und Eva gegen Gottes Gebot verstießen und vom Baume der Erkenntnis aßen, mag uns leichtfallen, da wir uns in unserem Innersten nicht für etwas schuldig fühlen, was andere getan haben. Aber es gibt sie wirklich, die Erbsünde.
Wie würden wir uns fühlen, wenn wir in einem winzigen Rettungsboot sitzen, in dem nur für einen Einzigen Platz ist, und die Ertrinkenden herandrängen und sich an den Bootsrand klammern? Und wir ihnen mit dem Ruder eins über den Schädel hauen und sie jämmerlich zugrunde gehen lassen? Wir würden uns schlecht fühlen, abgrundtief schlecht. Wenn die Ertrinkenden unsere leiblichen Brüder und Schwestern wären, würden wir uns nie und nimmer verzeihen, dass wir diese Tat begangen haben, auch, wenn wir es tun mussten.
Es hat sie immer gegeben und es wird sie immer wieder geben, die Kinder die der Überzeugung sind, dass ihre Eltern sie in die Welt gesetzt haben und daher auch für ihr Dasein, ihren Unterhalt und für sonst noch etwas verantwortlich sind. Wenn meine Kinder versuchten, mit dieser Masche zu punkten, haben sie von mir zur Antwort bekommen: Hättest du dich nicht vorgedrängt! Gleich hinter dir, da war der neue Mozart, der neue Einstein, der neue Retter der Menschheit.
Die Wahrheit ist einmal so, dass sich jedes Kind selbst in die Welt setzt, indem es sich im entscheidenden Augenblick vordrängt und das Rettungsboot Eizelle mit alleinigem Besitzanspruch besetzt. Und das ist sie, die ererbte Sünde, mit der wir alle leben müssen, weil ohne sie unser Leben gar nicht möglich wäre.
Gutmenschen
»Böse Menschen haben keine Lieder«. Wenn das wahr ist, dann waren die Nationalsozialisten gute Menschen, denn sie waren voll mit Liedern. Mit »Heute gehört uns Deutschland, morgen die ganze Welt« machten sie sich auf den Weg, die Welt zu erobern. Und mit »Weg mit jedem schwachen Knecht, nur wer stürmt hat Lebensrecht« legitimierten sie die Beseitigung sogenannten »unwerten Lebens«.
Es gibt zwei Arten von »guten« Menschen, die Gutmenschen und die guten Menschen. Die Gutmenschen werden von einer Ideologie geleitet, die ihnen sagt, was richtig und was falsch ist. Und wenn es ihnen auch persönlich oft widerstrebt, sie folgen ihrer Leitlinie, weil sie von deren Richtigkeit überzeugt sind. Gute Menschen tun das Gute, weil sie von ihrem Gefühl geleitet werden Gutes zu tun, jemandem zu helfen, weil sie Mitleid empfinden. Wenn Jesus dem armen Samariter hilft, dann tut er das aus Mitgefühl, das ihn dazu drängt, ihm zu helfen. Er verstößt damit aber gegen die Ideologie, die ihm sagt »du bist nur gesandt zu den Kindern des Hauses Israel«, scher dich nicht um die Samariter. Und er muss sich gegen diesen Vorwurf auch verteidigen.
Der Prototyp des Gutmenschen ist für mich der Inquisitor. Stellen wir uns ihn einmal vor. Er ist überzeugt davon, dass der Mensch an den einen und einzigen Gott glauben muss, um die ewige Seligkeit zu erlangen. Widerstehen muss er vor allem dem großen Versucher, dem Teufel. Dieser Inquisitor liebt seine Mutter über alles. Da wird diese nun angeklagt, und mit gutem Grund angeklagt, eine Hexe zu sein. Es gibt nur eine Möglichkeit für ihn, seine Mutter zu retten. Er muss sie dazu bringen, ihre Sünden einzugestehen, und die Verwerflichkeit ihres Paktes mit dem Teufel einzusehen. Sie muss bereuen, tief bereuen, denn nur dann wird ihr vergeben und das wirklich Schreckliche, die ewige Verdammnis, wird von ihr abgewandt werden. Und so lässt er blutenden Herzens zu, dass seine geliebte Mutter auf die Streckbank gelegt wird und die Folterknechte sie mit glühenden Zangen bearbeiten und ihr die Fingernägel ausreißen, bis sie gesteht, ja, ich war eine Hexe, ich habe einen Bund mit dem Teufel geschlossen, es war falsch, ich bereue, ich ...
Inhaltsverzeichnis
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