Octavius - Eine christliche Apologie aus dem 2. Jahrhundert
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Octavius - Eine christliche Apologie aus dem 2. Jahrhundert

  1. 92 Seiten
  2. German
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Octavius - Eine christliche Apologie aus dem 2. Jahrhundert

Über dieses Buch

- Ein Meisterwerk der antiken Redekunst und Beweisführung -Marcus Minucius Felix' Octavius ist eine der ältesten erhaltenen Apologien des Christentums gegen das römische Heidentum. Im 2. Jahrhundert nach Christus verfasst, präsentiert sich das Werk in Form eines Dialogs zwischen zwei gebildeten Männern: einem Heiden und einem Christen. In Dialogform entkräftet und widerlegt der Autor in prägnanter Weise die heidnischen Vorwürfe und Vorurteile gegenüber dem Christentum, welche damals als Vorwand dienten, die christliche Gemeinde innerhalb des Römischen Reiches massiv zu verfolgen.

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Information

Marcus Minucius Felix
Octavius
WÄHREND ich in stillen Gedanken die Erinnerungen an meinen edlen und treuen Jugendfreund Octavius vor mir vorüberziehen ließ, fühlte ich mich so sehr von liebevoller Begeisterung für ihn ergriffen, daß es mir war, nicht als riefe ich verlebte und entschwundene Zeiten wieder ins Gedächtnis, sondern als kehrte ich gewissermaßen selbst in die Vergangenheit zurück. So sehr hat sich sein Bild in demselben Grade, in welchem es sich meinen Augen entrückte, in mein Herz, ich möchte sagen, in mein innerstes Bewußtsein, eingegraben. Und nicht mit Unrecht hat der außerordentliche und fromme Mann nach seinem Hinscheiden in mir eine unendliche Sehnsucht nach ihm hinterlassen, erfüllte ja doch auch ihn zu jeder Zeit eine so innige Liebe zu mir, daß er in Kurzweil und Ernst mit meinen Neigungen und Abneigungen vollkommen harmonierte.
Man hätte glauben mögen, es sei eine Seele auf zwei Personen verteilt. So war er der einzige Vertraute in meinen Liebschaften, ja er selbst war der Genosse meiner Verirrungen. Und als die Dunsthülle sich zerstreute, und ich aus der Tiefe der Finsternis zum Licht der Weisheit und Wahrheit mich emporrang, versagte er mir nicht das Geleit, sondern – ein noch größerer Ruhm – er eilte mir voran. Wie nun meine Gedanken über die ganze Zeit unseres freundschaftlichen Verkehrs dahinschweiften, verweilten sie vornehmlich bei dem Gespräch, in welchem Octavius den Cæcilius, der damals noch in der Nichtigkeit des Aberglaubens befangen war, durch eine höchst gewichtvolle Erörterung zur wahren Religion bekehrte.
Octavius war eines Geschäftes wegen und um mich zu besuchen nach Rom geeilt, nachdem er Haus, Frau und Kinder verlassen, welche letzteren noch in der liebenswürdigsten Periode der Kindheit, in den Jahren der Unschuld standen und eben zu lallen versuchten, eine Sprache, welcher gerade die gebrochenen Laute der ungelenken Zunge nur um so mehr Anmut verleihen. Ich finde nicht Worte, um das große, grenzenlose Entzücken zu schildern, das mich bei seiner Ankunft erfüllte. Denn eben das Unerwartete in dem Erscheinen meines teuersten Freundes vermehrte meine Freude außerordentlich.
Einige Tage darauf, als wir bereits die heiße Sehnsucht durch stetes Beisammensein gestillt und die beiderseits während unserer Trennung gemachten Erfahrungen gegenseitig ausgetauscht hatten, beschlossen wir eine Partie nach dem anmutigen Ostia zu machen, da mein Körper der Reinigung der Säfte bedurfte und hierfür der Gebrauch von Seebädern besonders zuträglich erschien; es hatten ohnehin die Weinleseferien mich der Rechtsgeschäfte entledigt, denn es war um die Zeit, wo die heißen Sommertage milderem Herbstwetter Platz machen.
Als wir nun bei Tagesgrauen das Flußufer entlang dem Meer zuwandelten – das sanfte Fächeln der Luft erfrischte unsere Glieder und das Gehen in dem leicht nachgebenden Sand bereitete uns einen auserlesenen Genuß –, da bemerkte Cæcilius die Bildsäule des Serapis11, führte nach der Weise des abergläubischen Volkes die Hand zum Mund und drückte einen Kuß darauf.12
Da sagte Octavius: „Es ist nicht wohlgetan, mein Bruder Marcus, daß du einen Mann, der in und außer dem Haus beständig deine Gesellschaft teilt, in solcher Blindheit des Volkswahnes verharren läßt und es ruhig mit ansiehst, wie er am hellen Tag an Steine hinprallt, welche freilich zu Bildern geformt, gesalbt und bekränzt sind, da du doch weißt, daß die Schmach dieser Verirrung ebensogut dich als ihn trifft.
Während er so sprach, hatten wir die Hälfte der Ortschaft durchschritten und bereits die offene Küste erreicht. Sanfte Wellen bespülten und ebneten dort den äußersten Rand des sandigen Ufers, gleich als wollten sie einen Spazierweg bahnen, und wie ja das Meer immer auch bei herrschender Windstille unruhig ist, so fanden wir, wenn auch keine weißschäumenden Wogen aufs Land herausschlugen, doch an dem Gekräusel und den unsteten Bewegungen des immer sich erneuenden Wellentanzes viel Vergnügen. Denn das Meer befeuchtete, da wir dicht am Rand desselben hingingen, unsere Sohlen, indem es abwechselnd bald vordrang und unsere Füße umspülte, bald zurücktrat und die Wellen wieder einschlürfte. Langsam und ruhig wandelten wir also den Rand der allmählich sich krümmenden Küste entlang und verkürzten uns mit Plaudern den Weg.
Octavius erzählte nämlich von seiner Seefahrt. Als wir eine ziemliche Strecke unter Gesprächen zurückgelegt hatten, kehrten wir um und machten denselben Weg noch einmal rückwärts. Wir waren an den Platz gekommen, wo ans Ufer gezogene Schiffe zum Schutz gegen die schädliche Feuchtigkeit des Bodens über Eichenstämmen ruhten. Da sahen wir Kinder, welche eifrig ein Wettspiel mit Scherben trieben, die sie gegen das Meer warfen. Dies Spiel besteht darin, daß man ein abgerundetes, von den Wellen geglättetes, scherbenförmiges Steinchen vom Ufer aufliest, dasselbe in horizontaler Lage mit den Fingern faßt, sich selbst so tief als möglich bückt und es über die Wellen hüpfen läßt. Der geworfene Stein streifte so entweder ruhig dahingleitend die Meeresfläche und schwamm hinaus oder er schnellte die Spitzen der Wellen berührend in einer Reihe von Sprüngen empor. Unter den Kindern betrachtete sich dasjenige als Sieger, dessen Stein am weitesten dahinflog und am öftesten emporsprang.
Während wir nun alle von diesem hübschen Schauspiel gefesselt wurden, merkte Cæcilius gar nicht darauf und lachte nicht über den Wetteifer, sondern war schweigsam und verstimmt, sonderte sich ab und in seiner Miene lag der Ausdruck einer schmerzlichen Bewegung. Ich fragte ihn: „Was ist das? Warum muß ich an dir, lieber Cæcilius, deine sonstige Lebhaftigkeit vermissen? Wo ist dein heiterer Blick, den du sonst auch bei ernsten Dingen zu bewahren pflegst?“
Da erwiderte er: „Schon lange bekümmern und schmerzen mich tief die Worte unseres Octavius, mit welchen er (scheinbar nur) dich angriff und der Nachlässigkeit bezichtigte, um indirekt desto stärker mich der Unwissenheit zu beschuldigen. Daher will ich einen Schritt weiter gehen; ich habe mit Octavius einen prinzipiellen Entscheidungskampf durchzufechten. Ist es ihm recht, so will ich als entschiedener Parteigänger mit ihm disputieren und er wird gewiß einsehen, daß ein Wortgefecht unter Gesinnungsgenossen leichter ist als ein ernster wissenschaftlicher Kampf. Wollen wir uns nur dort auf jenem zum Schutz der Bäder errichteten und ins Meer vorspringenden Steindamm niederlassen, damit wir von dem Spaziergang ausruhen und unsere Gedanken um so mehr auf das Gespräch richten können.“
Sofort nahmen wir Platz in der Weise, daß sich die Gegner zu beiden Seiten setzten und mich als Dritten in die Mitte nahmen. Dies geschah nicht aus Höflichkeit, noch aus Rücksicht auf Rang oder Stellung – denn Freundschaft hat Gleichheit der Personen entweder zur Voraussetzung oder zur Folge –, sondern damit ich einerseits als Schiedsrichter beiden zunächst säße und ihren Worten lauschte, andererseits das streitende Paar als Unparteiischer trennte.
Hierauf hob Cæcilius also an: „Du bist zwar, mein Bruder Marcus, über den Gegenstand unserer gegenwärtigen Erörterung nicht unentschieden; du hast dich in beiden Lebensrichtungen sorgsam umgesehen und nun die eine verworfen, die andere aber gutgeheißen. Dennoch mußt du dich für den Augenblick in eine solche Stimmung versetzen, daß du als völlig unparteiischer Richter die Wage hältst und dich nicht nach einer Seite hinneigst, damit dein Spruch nicht als Ausfluß deiner eigenen Sinnesrichtung, sondern lediglich als Ergebnis unserer Erörterungen erscheine. Wenn du mir nun zu Gericht sitzest wie ein völlig Fremder und als kenntest du keine von beiden Parteien, dann ist es nicht schwierig den Beweis zu führen, daß im menschlichen Leben alles zweifelhaft, ungewiß und schwankend und eher wahrscheinlich als wahr ist. Um so mehr ist es zu verwundern, wenn manche von der Unlust gegen die gründliche Erforschung der Wahrheit sich soweit hinreißen lassen, daß sie lieber einem beliebigen Wahn sich blindlings unterwerfen, als mit hartnäckigem Fleiß auf der Forschung beharren. Jeden aber muß es empören und ärgern, wenn gewisse Leute und zwar solche, welche keine gelehrte Bildung, keine wissenschaftliche Weihe empfangen haben, ja sich nicht einmal auf ordinäre Gewerbe verstehen, etwas Sicheres über die Weltregierung zu bestimmen wagen, über welche seit so vielen Jahrhunderten bis zum heutigen Tage die Philosophie selbst in ihren meisten Schulen noch im Zweifel ist, und zwar mit gutem Grund, da die menschliche Beschränktheit von der Erkenntnis des Göttlichen so weit entfernt ist, daß uns weder das, was über uns am Himmel schwebt, noch das, was in den Tiefen der Erde begraben liegt, zu wissen gegönnt, zu untersuchen gestattet oder zu vermuten erlaubt ist, und wir uns glücklich und weise genug dünken dürfen, wenn wir nach jenem alten Spruch des Weisen uns selbst etwas genauer kennen. Aber da wir in wahnwitzigem und verkehrtem Bemühen über die uns angewiesene niedrige Sphäre hinausschweifen und, obwohl in den Staub gebannt, doch den Himmel selbst und die Gestirne mit keckem Verlangen übersteigen, so wollen wir neben dieser Verirrung wenigstens nicht noch phantastischen und schreckhaften Vorstellungen huldigen. Vielleicht sind die Keime aller Dinge von Anbeginn das Erzeugnis der Selbstbefruchtung des Weltprinzips: welcher Gott ist da der Schöpfer? Vielleicht sind die Glieder der ganzen Welt durch zufälliges Zusammenströmen (der Atome) aneinandergefügt, verteilt und gestaltet worden: welcher Gott ist dann der Ordner? Möglich, daß das (Ur-) Feuer die Gestirne in Brand gesetzt, daß der eigene Stoff (durch seine Leichtigkeit) den Luftraum in die Höhe gehoben, die Erde dagegen durch sein Gewicht in die Tiefe gezogen hat; möglich, daß das Meer zusammengeronnen ist aus der (Ur-) Feuchtigkeit: woher dann diese religiöse Scheu, dieses ängstliche Wesen? Was ist es mit diesem Aberglauben? Der Mensch und jedes lebende Geschöpf, das gezeugt wird, Odem empfängt und heranwächst, ist gleichsam eine willkürliche Verdichtung von Grundstoffen, in welche dieselben wieder zerteilt, aufgelöst und zerstreut werden. So strömen sie zu ihrer Quelle zurück und alles beschreibt einen Kreislauf in sich selbst ohne die Hand eines Künstlers, Lenkers und Schöpfers. So sehen wir infolge der Verdichtung der Feueratome immer wieder andere Sonnen strahlen, so infolge der Ausdünstung der Erde immer neue Nebel aufsteigen, welche, wenn sie sich verdichtet und zusammengeballt haben, als Wolken sich höher emporheben. Senken sich diese, so strömt der Regen, weht der Wind, rauscht der Hagel, stoßen die Dunstmassen zusammen, so brüllt der Donner, leuchtet der Blitz, zuckt der Strahl; er trifft auch bald hierhin bald dorthin, schlägt in Berge, fährt in Bäume; ohne Wahl trifft er heilige und unheilige Orte, schuldige und fromme Menschen. Was soll ich erst davon reden, wie von wechselvollen und unsteten Stürmen alle möglichen Gegenstände in regel- und planlosem Ungestüm ei...

Inhaltsverzeichnis

  1. Über das Buch
  2. Einleitung
  3. Textbeginn
  4. Zu dieser Ausgabe
  5. Impressum