Das Wildfangrecht
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Das Wildfangrecht

Mittelalterroman

  1. 294 Seiten
  2. German
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Das Wildfangrecht

Mittelalterroman

Über dieses Buch

»Plötzlich überflog ein gutmütig schlaues Lächeln Christoph Armbrusters markigen Züge, und er hob den Blick zu der trutzigen Wachtenburg empor, die unweit der Stadt den Gipfel eines steilen Vorberges krönte. Die Sonne war bereits hinter dem hohen, in schönen Linien auf- und absteigenden Kamme des Gebirges verschwunden, aber ein flammendes Abendrot stand am Himmel und überhauchte die Zinnen und Türme der Burg mit einem goldigen Schimmer. Dort hauste der Reichsfreiherr Dietrich von Remchingen, kurfürstlicher Obervogt der Vorderpfalz, der die ihm verliehene Machtbefugnis gerecht und mild ausübte.«

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Information

Fünfzehntes Kapitel

Ein so heiterer Sonnenschein auch in den ersten Septembertagen über der Pfalz gebreitet lag, die Rebengelände vergoldete, unten auf dem Rheine sich spiegelte und oben in den Fenstern der Wachtenburg funkelte und blitzte, als stünden dort Reisige mit blinkendem Stahlhelm und Harnisch – Steineckers Haus, das er wie alle anderen außen umwob, konnte er innen nicht aufhellen und durchwärmen und fand dort keine fröhlichen Gesichter, die ihm sein wohlmeinendes Lächeln erwiderten. Wie hängendes, verstaubtes Spinnweb an nicht gesäuberten Wänden, so nisteten Unzufriedenheit und Verdrossenheit in den Stuben und Kammern und ließen die Gemütsverfassung, den Verkehr untereinander, das ganze Dasein der Bewohner grau in grau erscheinen.
Sie fühlten sich vereinsamt, vernachlässigt, beinah gemieden von so manchen, die sich früher zu ihnen gehalten hatten. Vor allem war das ehemals freundschaftliche Verhältnis zwischen ihnen und den Gersbachers mehr und mehr ein widerhaariges, feindliches geworden, und der Grund davon lag klar auf der Hand. Der einst beiderseitig gefaßte Plan einer Verheiratung von Sohn und Tochter der zwei Familien zerschlug sich oder hatte sich vielmehr bereits zerschlagen. Gersbacher löste sein Wort, das er Adam Steinecker für das Zustandekommen dieses Ehebundes gegeben hatte, nicht ein, denn obgleich er es noch nicht ausdrücklich zurückgenommen hatte, war doch an eine Erfüllung nicht mehr zu denken. Sie müßten ja blind gewesen sein, um nicht zu sehen, daß sich Franz mit Wissen und Billigung seiner Eltern von Jakobinen völlig losgesagt und so zu Armbrusters Trudi hingeneigt hatte, daß die öffentliche Kundgebung des Verspruches täglich zu erwarten war. Und war ihnen bis in die jüngste Zeit noch ein Zweifel daran geblieben, so hatte ihn Gersbachers grobe Abfertigung, die er dem Vater Jakobinens beim Schoppenglase hatte zuteil werden lassen, in nicht mißzuverstehender Weise endgültig beseitigt. Diese in Gegenwart anderer Gäste ihm zugefügte Beleidigung, auf die er die Antwort schuldig geblieben war, konnte Steinecker nicht verwinden.
Die Entstehung des Zerwürfnisses, besonders die Vereitelung des Heiratsplanes schrieb er dem, wie er glaubte, überall ihm entgegenarbeitenden Einflusse des mit Gersbacher sehr vertrauten Bürgermeisters zu, der, wie er behauptete, schon seit Jahren, sein entschiedener Widersacher wäre, weil er die Geschäftsverbindung mit Hammichel nicht abbrechen wollte. Aber auch seine Tochter Jakobine bekam bittere Vorwürfe von ihm zu hören, daß sie sich töricht und ungeschickt benommen, sich den fürsorglich für sie festgemachten reichen Bauernsohn entgehen lassen und nichts getan hätte, ihn festzuhalten, so daß ihn nun Armbrusters für ihre hergelaufene, habelose Niftel geangelt hätten.
Dazu schwieg die Gescholtene, weil sie das besser wußte als ihr Vater, ihn aber nicht darüber aufklären wollte. Außer dem, nicht einmal verdienten, väterlichen Zorn hatte sie aber auch bei vielen Wachenheimern großes Ärgernis dadurch erregt, daß sie sich bei dem Brande leidenschaftlich auf Franz geworfen hatte, um ihn an der Rettung Trudis zu hindern, weil er ja selber dabei verloren, d. h. ihr verloren gehen konnte. Das deuchte ihnen unweiblich und obendrein gefühllos gegen die in Lebensgefahr Schwebende, und manch einer und eine ließ das sie und ihre Familie deutlich empfinden.
Daraus machte sich Jakobine nicht viel, war überhaupt von allen im Hause am wenigsten bekümmert und schien sich über das Mißgeschick verschmähter Liebe merkwürdig leicht hinwegzusetzen. Die anderen begriffen ihre fast nie getrübte Heiterkeit nicht, weil sie deren geheime Ursache nicht kannten. Diese war das schmeichelnde, kitzelnde Gefühl, sich an der rächen zu können, wenigstens deren noch tieferen Sturz aus allen Himmeln nahe vor Augen zu haben, die sie ihrer Meinung nach aus einem Herzen verdrängt hatte, das sie selber in Wahrheit nie besessen hatte. Das Wildfangrecht war die Waffe, die sie zwar nicht geschmiedet hatte, mit der sie aber ihre Feindin tödlich treffen wollte.
Wie sie diese Waffe handhaben mußte, hatte Hammichel sie gelehrt, nicht durch eine Gebrauchsanweisung, sondern durch ein um so mehr reizendes Gebrauchsverbot.
Ihr Bruder Wilm traute seinen Ohren nicht, als sie ihm in fast befehlerischem Tone auftrug, ihr eine Zusammenkunft mit dem Junker Ulrich von Remchingen zu verschaffen. »Was willst du von dem?« fragte er.
»Ist meine Sache,« gab sie ihm kurzweg zur Antwort.
»Aber wie soll ich denn das in die Wege leiten?«
»Ist deine Sache,« lautete ihre ebenso kurze zweite Antwort.
Es behagte Wilm eigentlich nicht recht, sich von Jakobinen als Gelegenheitsmacher benutzen zu lassen. Einmal hatte er ihr Franz in die Laube bestellen müssen, und nun sollte er ihr auch den Junker heranholen. Da sie ihm jedoch auch öfter kleine Gefälligkeiten erwies, ihm z. B. in seinen häufigen Geldklemmen aushalf, so wollte er ihr den Spaß nicht durch seine Weigerung verderben, zumal er sich nicht dazu berufen fühlte, ihr Tugendwächter zu sein. So fügte er sich denn in die seltsame Laune seiner oft unberechenbaren Schwester und veranstaltete das von ihr gewünschte Stelldichein so schnell, daß es ihr selber rätselhaft war, auf welche Weise er das fertig gebracht hatte.
Es fand im Steinecker'schen Hause statt zu einer Stunde, wo der Vater gewöhnlich und so auch diesmal nicht daheim war. Die Mutter aber ließ ihre verhätschelte Tochter in allem gewähren, was sie wollte.
Wilm, so neugierig er auf den Zweck des schwesterlichen Begehrens war, versuchte nicht, die beiden zu belauschen, wußte es jedoch einzurichten, daß er sie gleich nach ihrem Beisammensein zu Gesicht bekam.
Der Junker verließ das Haus mit einem triumphierenden Lächeln, und Jakobine hatte einen hochroten Kopf und etwas zerzaustes Haar, schaute aber ebenfalls sehr vergnügt drein. Wilm sprach zu ihr: »Zur Belohnung dafür, daß ich dir den Junker so fix herbeigezaubert habe, könntest du mir doch nun wohl sagen, was du mit ihm angebandelt hast, denn bloß um dich von ihm abküssen zu lassen, hast du seinen Besuch doch wohl nicht so dringend verlangt.«
»O, ich könnte es dir schon sagen, Wilm,« erwiderte sie, »aber es ist nicht mein Geheimnis allein; darum mußt du dich noch ein wenig gedulden.«
»Also doch ein Geheimnis.«
»Jawohl, ein großartiges Geheimnis. Deine Überraschung wird blendend sein, wenn der Schleier davon fällt,« fügte sie mit freudeblitzenden Augen hinzu und sprang von ihm weg die Treppe hinauf.
Jakobine war in der Tat mit dem Verlauf ihres junkerlichen Abenteuers überaus zufrieden; es hatte ziemlich lange gedauert und war für die keineswegs Spröde sehr belustigend gewesen.
Seine von ihr beabsichtigte Wirkung hatte es einige Tage später auf der Wachtenburg.
Dort stand eines Morgens der Hühner- und Außenfaut Lippert Wallmann, der seinen Wohnsitz in Deidesheim hatte, vor dem Reichsfreiherren in dessen Zimmer und ließ sich also vernehmen: »Wir Faute sind neuerlich angewiesen worden, auf zugewanderte Fremdlinge in der Pfalz zu ahnden, und nun hab ich Euer Gnaden submissest zu melden, daß sich in Wachenheim ein Wildfang befindet.«
»Nun, hast du die Hand auf ihn gelegt?« fragte der Freiherr.
»Nein, noch nicht,« erwiderte der Faut. »Ich wollte in diesem Falle erst die Erlaubnis von Euer Gnaden einholen.«
»Dazu bedarf es doch nicht erst meiner Erlaubnis, sondern du hast ohne weiteres zu tun, was deines Amtes ist,« sprach der gestrenge Herr.
»Jawohl, aber dieser Wildfang ist die nahe Verwandte eines guten, alten Freundes von Euer Gnaden, des Bürgermeisters Armbruster.«
»Was? des Bürgermeisters? wen meinst du denn?«
»Seine Niftel, die Trudi, die aus dem Würzburgischen eingewandert ist.«
»Die Trudi, das junge Mädchen, das sich bei dem Brande so wacker benommen hat, das ist eine Fremde?« fragte der Freiherr verwundert.
»Ganz recht, Euer Gnaden, dieselbige.«
»Lippert, woher weißt du das?«
»Das, Euer Gnaden, bitte ich mir zu erlassen,« entgegnete Lippert verlegen; »ich soll's verschweigen.«
»Was fällt dir ein, Mensch? komm mir nicht mit so dummen Ausflüchten! Du hast zu antworten, wenn ich frage,« herrschte ihn der Gebieter an. »Von wem weißt du's?«
»Junker Ulrich hat mir's gesagt und darauf gedrungen, den Wildfang als Hörige und Leibeigene für den Herrn Reichsfreiherrn in Anspruch zu nehmen,« mußte der Faut nun gestehen.
»So! – Junker Ulrich!« sprach der Freiherr gedehnt. »Wie lange ist das Mädchen schon hier?«
»Zu Kreuz-Erhöhung wirds ein Jahr; also nur noch wenige Tage fehlen, dann soll ich die Fremde hier aufs Schloß bringen,« erwiderte Lippert.
»Hm!« machte Herr von Remchingen. »Nun, du hast wohlgetan, mich diesmal erst um Erlaubnis zu fragen. Vorläufig läßt du das Mädchen ungeschoren, bis ich dir den Befehl erteile, sie zu fahen. Ich will erst mit dem Bürgermeister Rücksprache nehmen, ob die Sache ihre Richtigkeit hat. Verstanden?«
»Zu Befehl, Euer Gnaden!«
»Gut! Dabei bleibt's. Du kannst abtreten. Und schreib dir's ins Achtbuch: Du hast nur mir zu gehorchen, niemand sonst!«
Der Faut verbeugte sich stumm und ging.
Das Zimmer des Freiherrn war ein gewölbtes, mit allerlei Schmuck und Zierrat reich ausgestattetes Gemach. An den Wänden hingen Waffen und Rüstungen, Jagdtrophäen, Geweihe und Gehörne, auf den Kandelbrettern prunkten Schüsseln und Trinkgeschirre von Silber, von blank gescheuertem Zinn oder bunt gebranntem Ton in den seltsamsten Formen. Dazu war es wohlbestellt mit geschnitzten Schreinen und Truhen, einem großen, schweren Eichentisch und hochlehnigen Armstühlen.
In einen solchen ließ sich Herr Dietrich nieder, schlug ein Bein über das andere und stützte den Kopf in die Hand.
»Verfluchte Geschichte, das mit dem Wildfangrecht!« hub er zu sich selber an. »Wird einen harten Strauß geben mit Chrischtoph Armbruster. Das brave Mädel soll ich ihm bannen lassen, statt es zu ehren und zu feiern für seine beherzte Tat. Was wird der alte Freund sagen, wenn ich ihn mit der Nachricht überfalle und als Friedensbrecher den Arglosen aus seiner stille...

Inhaltsverzeichnis

  1. Titelseite
  2. Erstes Kapitel
  3. Zweites Kapitel
  4. Drittes Kapitel
  5. Viertes Kapitel
  6. Fünftes Kapitel
  7. Sechstes Kapitel
  8. Siebentes Kapitel
  9. Achtes Kapitel
  10. Neuntes Kapitel
  11. Zehntes Kapitel
  12. Elftes Kapitel
  13. Zwölftes Kapitel
  14. Dreizehntes Kapitel
  15. Vierzehntes Kapitel
  16. Fünfzehntes Kapitel
  17. Sechzehntes Kapitel
  18. Siebzehntes Kapitel
  19. Achtzehntes Kapitel
  20. Neunzehntes Kapitel
  21. Zwanzigstes Kapitel
  22. Einundzwanzigstes Kapitel
  23. Zweiundzwanzigstes Kapitel
  24. Dreiundzwanzigstes Kapitel
  25. Impressum