Gegen abend oder später
eBook - ePub

Gegen abend oder später

Lyrik und Prosa

  1. 112 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Gegen abend oder später

Lyrik und Prosa

Über dieses Buch

»Ingeborg Kaiser ist eine Bildhauerin des Wortes. Die Autorin registriert Phänomene ihrer Umwelt und das, was sich darunter verbirgt, mit bestürzender Wachheit. Sie verschlüsselt ihre Erfahrungen und konzentriert sie konsequent aufs Wesentliche. So entstehen Sprach-Gebilde von hoher Aussagekraft, die dank Wortwahl und Rhythmus zugleich sinnliche Plastizität gewinnen.«(Valentin Herzog)

Häufig gestellte Fragen

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Information

Jahr
2016
ISBN drucken
9783739226415
eBook-ISBN:
9783739250472
Auflage
2
Thema
Poesie

Das Bild – die Zeit

zu einer Fotografie der Künstlerin Regula Amacher aus dem Zyklus »SchattenRosenSchatten«
Abwarten, den Moment erwarten, noch ist wenig oder nichts, als wäre es nicht möglich einzutreten, der Raum der Bilder dir verwehrt, als bliebe seine Sprache stimmlos, ohne Farben, Klang verschlossen. Anrennen bringt nichts, eine Beule vielleicht oder den schielenden Blick und angestrengte Augen, die verwässert nichts mehr wahrnehmen, die Konturen würden zerfliessen wie Dalis Uhr.
Du bist wie ein Kind, das durchs Schlüsselloch späht, begierig auf das Verborgene meinst du welkende Blüten und Blätter aufzuspüren, Rosenköpfe, sprödes Schleierkraut oder die dunkelnden Lanzen einer Fächerpalme, aber ihr Verfall ist aufgehoben, die Zeit im Bild gebannt, gewesene Zeit, sehr fern deiner Gegenwart, die dir entgleitet, ohne Bild zu werden. Du dokumentierst keine Augenblicke fürs Album, sammelst nichts mehr an, die wenigen Aufnahmen deiner Kindheit im Bombenkrieg verlodert, nur noch erinnerte Bilder, abrufbar aus deinem Gedächtnis.
Ein Fernglas?, würde einen Bildteil vergrössern, aber nichts näher rücken, bewegen, kein Blatt aus der Ornamentik lösen und die Geschlossenheit aufreissen, das kompositorisch strenge Bild der Schaffenden mit ihrem Objekt verwirren. Die Entfernung, der Winkel, Licht und Augenblick eingeschmolzen, eins mit dem Objekt geworden, dem Betrachter ausgesetzt. Ein junges Gesicht im Halbschatten, dunkle Augen schauen, was du nicht siehst, und irgendwas dazuerfinden willst du nicht. Zeit und Ort als dunkle Folie, das Geheimnis geschwärzt.
Und was soll hier die Geschichte über den chinesischen Maler, der lange an einem Bild gearbeitet und schliesslich seine Freunde eingeladen habe das fertige Werk zu betrachten. Sie hätten sich dem Bild genähert und dabei den Maler bemerkt, der durch seinen gemalten Park auf das Haus zugegangen sei, sich vor der Türe umgedreht und die Freunde gegrüsst habe, um für immer im Haus zu verschwinden.
Doch plötzlich öffnet sich der Raum, das silberhelle Geklingel der Messschellen sprüht, gleich kniest du wie damals und schlägst das Kreuz, kostbar die Monstranz, die der Priester hochhebt, dann Brot und Wein verwandelt. Aber kein Weihrauch, kein mea culpa, statt einer Hostie das junge ferne Gesicht, nun vervielfacht wie die Monstranz, stiller Pol einer Bildkomposition, die dich holte, reinzog.
Nichts als Erinnerungen, sagst du dann, durchlöchert, zeitunterworfen wie zuckende Fischleiber, dem prallen Licht ausgeliefert, und natürlich geht es ins Ende. Erinnerungen schwinden, Abbildungen halten sich, und altert das Material, bleiben sie reproduzierbar, aber wesenlos ohne das Wiedererkennen, die Lesart ihrer Betrachter.
Das Wahrgenommene erneuert sich, sagst du, und jemand leert seinen Kübel mit dunklen Rosen, jemand sagt: »Tanti auguri«, und wieder umfasst du das Rosenbündel mit beiden Armen.

fliesszeit

ankommen
und wissen
dass wir
durchreisende
sind
eine kiste kein
sarg ein loser
deckel jemand
in der kiste
denkt sich aus
der kiste wartet
der ton dazwischen
zwischenton
flankiert herausgepresst
geschleudert angeworfen
den tauben
2323__p...

Inhaltsverzeichnis

  1. Inhaltsverzeichnis
  2. Wortbrunnen
  3. versunkene zonen
  4. Der Hund des Enkels der Frau
  5. der ton dazwischen
  6. Das Bild – die Zeit
  7. sternenblind
  8. Begegnung mit Steinwesen
  9. die zunge brennt
  10. Schlafende Muse
  11. Über die Autorin
  12. Impressum