I. Der Weg beginnt
„Auf die Haltung alleine kommt es an.
Denn nur sie ist von Dauer und nicht
das Ziel, das nur ein Trugbild des
Wanderers ist, wenn er von Grat zu
Grat fortschreitet, als ob dem erreichten
Ziel ein Sinn inne wohne.“
>Antoine de Saint-Exupéry<
1. Jeder Weg braucht einen Anfang
Wir werden nicht als der Mensch geboren, der wir heute sind und genauso wenig werden wir als selbiger sterben. Das ganze Leben besteht aus einem ständigen Wandel. Das macht es vielen Menschen so schwer einen eigenen Weg zu finden und diesen schlussendlich auch beständig zu gehen.
Weg definieren,
Weg finden, Weg gehen!
Leistungssportler zu werden ist ein Prozess, der nicht linear abläuft und viele Anomalien aufweist. Hierbei haben die verschiedensten Gegebenheiten und Faktoren Auswirkungen, deren tatsächliches Ausmaß meist erst retrospektiv erkennbar wird.
Sie kennen vielleicht den sogenannten Schmetterlingseffekt, bei dem eine ganz subtile Bewegung, mit vernachlässigbarer kinetischer Energie, dennoch eine massive korrelative Wirkungsweise ergibt.
Erst der Blick zurück,
bringt den Überblick!
Dieses bildliche Beispiel finde ich in diesem Zusammenhang sehr passend und zutreffend. Nachvollziehbarkeit ist wichtig und liegt mir am Herzen. Das Geschriebene soll trotzdem nicht den Umfang einer psychologischen Abhandlung, nach Sigmund Freud, annehmen und zugleich leicht verständlich bleiben. Genau hier liegt die Schwierigkeit.
Erlebtes ist flüchtig und zudem auch noch stark emotional. Flüchtiges in dauerhafte Worte zu fixieren ist eine äußerst komplexe und schwierige Aufgabe.
Da besonders die unterschwelligen Reize im Unterbewusstsein massive, nachhaltige Veränderungen auslösen.
Unterschwellige Reize
können stark prägend sein!
Der erste Schritt ist der schwerste, sagt man. Manches Mal erweckt es aber den Eindruck, dass mehrere erste Schritte ohne Pause aufeinander folgen. Doch irgendwann kommt der Punkt, da gehört der Sport zum Leben, wie das „täglich Brot“ und ohne geht es nicht mehr. Sport wird zur Zwangsneurose und eine gewisse Abhängigkeit lässt sich nur noch schwer leugnen.
Automatismus und Gewohnheit
schaffen Basis für Suchtverhalten!
In der Biopsychologie würde man das mit dem Mechanismus der bedingten Reflexe, dem zugehörigen lustbetonten Leistungsgefühl, beschreiben und mit der hieraus resultierenden Bildung eines Engramms erklären.
Wo also den Startpunkt setzen - genau diese Frage habe ich mir ausführlich deshalb durch den Kopf gehen lassen. Meiner Meinung nach muss der Beginn auf alle Fälle in der Prägephase gesetzt worden sein.
Je schwächer der eigene Wille,
desto stärker die Prägbarkeit!
Das heißt, der Anfang der Reise muss im Kindesalter liegen. Wie in der Einleitung bereits geschrieben, geht es in diesem Buch - Teil 1 - exakt um Inhalte beginnend aus diesem Zeitraum. Die im Inhaltsverzeichnis befindlichen Kapitel und Unterkapitel spiegeln somit eine Art Zeitlinie meiner Start-Entwicklungszeit wider.
Kinder sind Kopierer!
Im Inhaltsverzeichnis bekommen Sie einen Überblick über die zeitlich eingeordneten Schlüsselsituationen. Jeder der beschriebenen Punkte ist entsprechend eine reelle Wegmarke meines Lebens. Im Kapitel I geht es mir explizit um den Weg zum Sport und dessen untrennbare Kopplung an unser Sein.
Durch die Prägung werden Menschen geformt!
Einem Prozess, der Schritt für Schritt abläuft, verhüllt im Mantel der Unsichtbarkeit und doch bestimmend, bis der Sport stillschweigend aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken ist.
Genug der Worte,
lassen Sie uns die Reise beginnen ...
„Der Schritt ist mehr als das Ziel.“
>Victor Auburtin<
1.1. Familie, ein fragiles Konstrukt
In der Familie erblicken wir das Licht der Welt. Harmonie, Geborgenheit und Verständnis aus Toleranz sollten die tragenden Pfeiler während unseres Lebens sein. Und so sollten wir am Ende unserer Tage, die Welt aus einer intakten Sozialgesellschaft glückerfüllt verlassen können.
Familie sollte Harmonie und Geborgenheit bieten!
Mit der Begrifflichkeit „Familie“ assoziiert man - Geborgenheit, Stärke durch Gemeinschaft, Sicherheit - eben die Dinge, die für die Zukunft der Menschen von tragender Relevanz sind. Leider sinkt der Stellenwert, dieser uralten humanen Institution, zunehmend und fällt unserem „fortschrittlichen“ Zeitalter unweigerlich zum Opfer. Das passiert im Kleinen, wie auch im Großen. Sozial ist heute meist nur noch der Name des Wortes. Inhaltlich ist vom positiven gemeinschaftlichen Gedanken nicht mehr viel übrig.
Selbst in der Gruppe sind wir heute meist alleine!
Die elementare Größe der Familie als Einheit, also der durch die Blutsbande verbundene Gruppe - Sippe -, schrumpft. Hierdurch bedingt zerfällt der Zusammenhalt zwischen den einzelnen Individuen. Die selbstregulierende eigenständige Kraft, getragen durch Treue und einen hohen Wissensstand, innerhalb der Generationen übergreifenden Altersschicht, verliert sich stetig. Die räumliche Splittung der Familienangehörigen potenziert diesen Missstand noch zusätzlich.
Trennung jeglicher Art schafft
keine Nähe und Verbundenheit!
Es entstehen soziale Extreme, in denen Eltern ihren Kindern selbst Unerreichtes aufoktroyieren oder teilnahmslos über alles hinweg sehen. Der Nachwuchs braucht Vorbilder und diese stammen zunächst aus dem engsten Kreis der Familie - Eltern und Geschwister - später aus dem gesellschaftlichen Umfeld.
Generationenverantwortung durch Vorbildfunktion! Glas klar spreche ich hier von Verantwortung. Der Verantwortung einer Generation für die nächste. Da wir uns nicht nur in unserer eigenen „Familie“ bewegen, ist der Begriff „Familie“ gesellschaftlich größer zu dimensionieren. Unter dem Deckmantel des heuchlerischen Versprechens, der Staat schützt seine Bürger und ist nur am Wohle derer interessiert, erzwingt er den vollumfänglichen Eingriff in das innere familiäre Gefüge.
Der Staat greift bis ins Innerste der Familie!
Selbstredend im Namen des Volkes wird diesem dann ein fremdes und nicht gewolltes Wertesystem aufdiktiert. Staatliches Machtdenken zum Wohle der breiten Masse. Unsere momentane fremdgesteuerte globale Gesellschaftsentwicklung als sozial zu bezeichnen befremdet mich schon und deren kontinuierliches Fortschreiten, ohne Änderungen, bereitet mir Unbehagen. Es macht mir eine Höllen-Angst!
Sozial heißt heute vor der Rente zu sterben!
Betrachten wir das marode Gebilde „deutsche Familie“, dann sehen wir Neid, Missgunst, Habgier, Machthunger und Hektik - soziale Kälte! Genau all das, was man normalerweise als Familienoberhaupt bestrebt ist von den Liebsten fern zu halten. Menschliche Harmonie weicht immer mehr der Überlebenshektik, welche zu einer sichtbar negativen Prägung der nachfolgenden Generationen führt - Bereitschaft zur Extreme - Drogen, Medikamente und Gewalt!
Die Flucht aus der realen Welt,
ist der Weg in die Sucht!
Persönlich beschäftigte mich lange die Frage, warum ich so wurde, wie ich bei meiner Inhaftierung war. Ein Leistungssportler der selbstrechtfertigend Grenzen massiv überschritt. Der fremddefinierte Gesetze missachtete, aber seine eigene Familie vehement schützte. Meine Bereitschaft alles für meine Familie zu tun oder zu geben, war begründet in meinen eigenen Gesetzen - selbst wenn es die persönliche Freiheit oder gar das eigene Leben betreffen kostet.
Unterschied zwischen
fremden und eigenen Gesetzen!
Aus der Tiefenpsychologie betrachtend, prägte mich meine Kindheit und Jugend, doch akzeptiere ich für mich nicht, dass dies alleine mich zu dem machte, was ich war und heute bin. Meiner Meinung nach, entspringen wirklich große Geister - starke Charaktere - aus sich selbst. Sind einsame Krieger und tragen hierfür autark auch die Bürde der Verantwortung für sich selb...