Eduard F. Pulvermann 1882-1944
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Eduard F. Pulvermann 1882-1944

Geschichte eines Hamburger Kaufmanns und Reiters

  1. 180 Seiten
  2. German
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  4. Über iOS und Android verfügbar
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Eduard F. Pulvermann 1882-1944

Geschichte eines Hamburger Kaufmanns und Reiters

Über dieses Buch

Eduard F. Pulvermann, 1882 in Hamburg geboren, war ein international tätiger Kaufmann und der Gründer des Deutschen Springderbys. Er wurde ein Opfer des Nationalsozialismus. Sein Leben lässt sich ohne Kenntnis seiner Familiengeschichte und der Zeitenläufe der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts ebenso wenig verstehen, wie sein leidvolles Sterben 1944.Die erste Auflage der biographischen Notizen ist vergriffen. Aufgrund von Akten und Dokumenten, die dem Verfasser inzwischen zur Verfügung stehen, können in der zweiten, gründlich überarbeiteten und erweiterten Auflage einige Lebensabschnitte klarer dargestellt werden, insbesondere die Umstände der Verhaftung durch die Gestapo und die Zeiten im Untersuchungsgefängnis und im KZ-Lager.

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Information

Jahr
2016
ISBN drucken
9783839141243
eBook-ISBN:
9783741220692
Auflage
1

LEBENSBILDER

Straße auf der Uhlenhorst ca. 1890
Die Fährstraße, in der Eduard geboren wird, liegt auf der Uhlenhorst links der Alster. In diesem Wohngebiet, das nach dem großen Brand von Hamburg 1842 entstanden ist, stehen »ansehnliche bürgerliche Geschoßwohnungsbauten«17. Im Norden grenzt das Wohngebiet der bürgerlichen Mittelschicht an die Arbeiterviertel von Barmbek. Zur Alster hin besteht die Bebauung aus Stadthäusern und Villen. Aufgrund der von August Abendroth18 festgelegten »Uhlenhorster Bedingungen« durften westlich des Hofwegs weder Mehrfamilienhäuser noch Gewerbetriebe errichtet und keine Dampfmaschinen betrieben werden. Als Eduard vier Jahre alt ist, zieht die Familie in die Adolphstraße 15. Von hier aus begleiten die Söhne oft den Vater am Sonntagmorgen in das Kontor in der Catharinenstraße, wo dieser die Post durchsieht. Später wohnt Familie Pulvermann Schöne Aussicht 33 im eigenen Haus mit Blick über das Wasser auf die Silhouette der Altstadt.
Die Mutter, Anna Pulvermann, ist Mitglied der Gesellschaft Hamburgischer Kunstfreunde. Im Turmzimmer hat sie ein Atelier für Porzellanmalerei eingerichtet. Die von ihr bemalten Eßservice für ihre beiden Söhne sind nicht mehr im Familienbesitz. Im Februar 2009 wird in Hamburg eine »außergewöhnliche Amphorenvase im Wiener Stil« versteigert, »am Lippenrand gezeichnet Anna F. Pulvermann 1921«. Pulvermann erwähnt in einer Inventaraufstellung die von meiner Mutter geerbte große Vase, von meiner Mutter gemalt, Napoleon I. darstellend.
Die Schauseite zeigt Napoleon im hellblauen Rock auf einem Schimmel mit zwei Begleitern bei einer Truppeninspektion. Im Sockel eine Kavallerie Eskadron auf braunen Pferden19.
Ihre Söhne hat Anna Pulvermann offenbar nicht gemalt.
Auszug aus dem Taufregister St. Georg
Der Garten reicht über die Straße hinweg bis an das Alsterufer. Die damalige Bebauung des Viertels läßt sich am ehesten noch in der Adolphstraße, heute Herbert-Weichmann-Straße, an einzelnen Häusern erkennen. Das Geburtshaus in der Fährstraße, heute Fährhausstraße, muß zu Beginn des 20. Jahrhunderts einem Jugendstilhaus weichen. Die beiden anderen Wohnadressen sind durch Neubauten ersetzt oder stark verändert worden. Eduard verbringt die Kindheit in der noch fast ländlichen Umgebung des Alsterufers.
Im Geburtsjahr Eduards wird mit dem Bau einer Kirche für den wachsenden Stadtteil begonnen. Kirchenbaumeister Otzen errichtet das Gotteshaus im neugotischen Stil. Geweiht wird St. Gertrud 1886, als Nachfolgerin der beim großen Brand vernichteten St. Gertruden-Kapelle in der Altstadt. Am Palmsonntag 1898 wird Moritz Franz Eduard hier von Pastor Dr. Carl Hermann Manchot konfirmiert20.

Die Choleraepidemie und andere Ereignisse

Als zehnjähriger Junge erlebt Eduard 1892 zwei Ereignisse, die nicht nur das Leben in der Hansestadt erschüttern, sondern die Geschäfte der väterlichen Firma ganz direkt treffen. Es sind die verheerende Choleraepidemie und der Großbrand im HAPAG-Lagerhaus.
Nach mehreren sehr trockenen Monaten zu Beginn des Jahres 1892 und einem kühlen Juli setzt Mitte August große Hitze und Schwüle ein. Bei niedrigstem Wasserstand der Elbe seit 50 Jahren laufen an mehreren Tagen ungewöhnlich hohe Flutwellen auf, die das mit Cholerabakterien verseuchte Wasser aus dem Hafen bis in die Schöpfstelle »Kalte Hof« spülen, wo das Trinkwasser ungefiltert aus der Elbe entnommen wird. Die Krankheit breitet sich vor allem in den Armenquartieren der Altstadt und in Hafennähe rasant aus. Bei den folgenden zahlreichen Todesfällen zeigt sich deutlich die soziale Teilung der Uhlenhorst in den alsternahen, gutbürgerlichen Bereich, in dem die Pulvermanns wohnen, und das Gebiet östlich davon. Doch auch die besseren Wohngebiete beiderseits der Alster verschont die Seuche nicht, und nach wenigen Tagen ist auch auf der Uhlenhorst ein Opfer zu beklagen.
»Was bedeuten denn all diese mit Koffern beladenen Fuhrwerke, die uns begegnen? Es sind Hamburger Flüchtlinge, die nach Altona, nach Blankenese, Nienstedten fliehen. Dazwischen riesengroße Möbelwagen, deren Ladung aber nicht aus Möbeln bestand, sondern aus Särgen« heißt es bei Charlotte Niese21.
Pastor Manchot
Carl Manchot, stehend, aufgestützt, mit den Hamburger Cholera-Ärzten
Besonders verdient um die Eindämmung der Epidemie und die Versorgung der Kranken macht sich der Sohn des Pastors von St. Gertrud, der junge Arzt Dr. Carl Manchot22. Im elbabwärts gelegenen Klein Flottbek sucht Dr. Georg Bonne verzweifelt nach einem wirksamen Heilmittel. »Geradezu peinlich war dieses Tasten am Krankenbette. Ich habe auch in meinen paar schweren Fällen die Kochsalzinfusion versucht, allein ehe die Kranken von ihrem Schiffe in unsere auf luftiger Höhe erbaute Cholerabaracke geschafft waren, war es gewöhnlich zu spät«23.
Die Familie Pulvermann übersteht die Choleraepidemie ohne persönlichen Schaden, obwohl mit dem ungefilterten Wasser auch in ihre Wohnung gelegentlich kleine Fische in die Küche oder in die Badewanne gespült wurden, wie Pulvermann seinen Töchtern später gerne erzählte. Seit der erfolgreichen Anwendung in Hamburg während der Choleraepidemie wird der von Wilhelm Berkefeld entwickelte, aus Kieselgur hergestellte Berkefeld-Wasserfilter auch heute noch weltweit angewendet. Für Handel und Wirtschaft, wohl auch für Markt & Co., ist der Boykott des Hamburger Hafens in den Tagen der Cholera eine Katastrophe. Vor allem Schiffe von und nach Amerika sind betroffen. »Unsere Haupterwerbsquelle, die Schiffahrt, ist lahmgelegt« schreibt das Hamburger Fremdenblatt am 13. September 1892. Bei Blohm & Voss sind zwei Drittel der dreitausend Beschäftigten ohne Arbeit und ohne Lohn.
Die ersten Internationalen Tennismeisterschaften von Deutschland24, ein zunächst binationales deutsch-österreichisches Turnier auf dem Gelände des »Eisenbahnvereins auf der Uhlenhorst« (heute Klipper THC), wird wegen der Choleraepidemie für vier Wochen unterbrochen.
Im Oktober desselben Jahres zerstört ein Großfeuer das Lagerhaus der HAPAG in der Arningstraße. Beim Einsturz einer Mauer werden mehrere Feuerwehrleute verschüttet, Oberbranddirektor Kipping erliegt im Hafenkrankenhaus seinen schweren Verletzungen.
Ein weiteres Ereignis, das sich auf die Geschäfte des Handelshauses Markt & Co. auswirkt und das der nun vierzehnjährige Eduard sicher verfolgt, ist der große Streik von 16 000 Hafenarbeitern in den sehr kalten Wintermonaten von November 1896 bis Februar 1897. Der durch den Streik fast völlig stillgelegte Hafen wird im Januar 1897 zusätzlich durch Eis und niedrigen Wasserstand blockiert25.
Eduard erlebt auch die technischen Fortschritte in seiner Heimatstadt. 1890 betreibt die Große Straßen-Eisenbahn-Gesellschaft zwar schon einige Dampfwagen, für etwa fünfhundert Bahnen und Busse werden aber weiterhin 3 600 Pferde benötigt. Eines der Pferdedepots, Schürbeck, befindet sich dort, wo heute der 1912 im Jugend- und Reformstil gebaute Hochbahnhof Mundsburg steht. Vier Jahre später wird die elektrische Ringbahn der Innenstadt eröffnet, deren Wagen mit den Rollenstromabnehmern des amerikanischen Ingenieurs Sprague ausgerüstet sind, die in Hamburg bis zur Stillegung der Straßenbahn 1978 verwendet werden. Bald nach der Ringbahn ist auch die Strecke Pferdemarkt – Uhlenhorst – Winterhude – Ohlsdorf elektrifiziert, die spätere Linie 28, mit der Pulvermanns die Innenstadt erreichen und Eduard zur Schule fährt. An der Einfuhr des Sprague-Systems ist Markt & Co. nicht beteiligt, leistet aber einen wichtigen Beitrag zur individuellen Mobilität durch den Import der amerikanischen Columbia-Fahrräder26. Das Besondere dieser bis zu 500 Mark27 teuren Niederräder (im Gegensatz zum bis dahin üblichen Hochrad) sind Felgen aus Hickory mit Nickelspeichen und schlauchlosen, luftgefüllten Gummireifen.
Das Stadtbild wird dennoch weiterhin von Pferdedroschken und der vielfältig verwendbaren Schottschen Karre, dem typischen Kleintransporter der Kohlen- und Milchhändler, beherrscht. Die Alsterwiesen sind ein beliebtes Reitrevier.

Sport, Schule und Ausbildung

Eduard wird im Dreikaiserjahr 1888 in die Bieberschule eingeschult und erhält vom Vater zur Erinnerung eine der seltenen Goldmarkmünzen mit dem Portrait des 99-Tage-Kaisers Friedrich III. Die nach ihrem Gründer und Leiter Dr. Theodor Bieber28 benannte Schule am Holzdamm 1 ist eine der prüfungsberechtigten privaten Realschulen in Hamburg29. Nach der Primarreife im Jahr 1898 besucht er für ein Jahr die Staatliche Handelsschule am Schweinemarkt, die dem Realgymnasium des Johanneum angegliedert ist. Es folgt die typische Ausbildung hanseatischer Kaufmannssöhne; die Lehre in einem Bank- oder Handelshaus und die Wanderjahre im Ausland. Eduard beginnt sie im väterlichen Unternehmen. Als ich zu Markt & Co. als Lehrling eintrat, 4. April 1890, waren wir bereits am Alten Wandrahm 15, ein Eckbau, auch im Freihafen. Mit ihm beginnt Heinrich Dabelow seine Lehre. Er wird später Leiter der Finanzabteilung und ein Vertrauter der Familie Pulvermann. [Dabelow] führte gleichzeitig die Privatbücher meines Vaters und später meiner Mutter.
Die in dieser Zeitungsreklame angepriesenen kettenlosen Räder haben sich nicht durchgesetzt.
Über die Aktivitäten der Brüder im Germania Ruderclub ist wenig bekannt. Jedoch ist Eduard als 15jähriger auf dem Gruppenbild anläßlich der Gala zu Kai...

Inhaltsverzeichnis

  1. Widmung
  2. Inhaltsverzeichnis
  3. Vorbemerkung
  4. Familiengeschichte
  5. Lebensbilder
  6. Nachgeschichte
  7. Anhang
  8. Impressum