Nietzsche in 60 Minuten
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Nietzsche in 60 Minuten

  1. 152 Seiten
  2. German
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Nietzsche in 60 Minuten

Über dieses Buch

Friedrich Nietzsche gilt unter allen Philosophen als der Provokativste und Umstrittenste. Denn er hat eine ungeheure Forderung aufgestellt. Wir modernen Menschen müssen uns weiterentwickeln und zu "Übermenschen" werden. Das bedeutet vor allem, die Frage nach dem Sinn des Lebens völlig neu zu beantworten. In früheren Zeiten konnten wir unsere Identität und unseren Lebenssinn noch aus der Religion gewinnen. Das geht heute nicht mehr, denn so Nietzsche: "Gott ist tot!". Dieser kleine Satz ging um die ganze Welt. Der Mensch, so Nietzsche, hat sich nach vielen Jahrhunderten vom Jenseitsglauben befreit und kann nun sein Leben selbst in die Hand nehmen. Doch die meisten Menschen schaffen es nicht, die Leere zu ertragen, die der Tod Gottes hinterlassen hat. Sie suchen ihr Seelenheil in diesseitigen Heilsversprechen wie dem Nationalismus, dem Sozialismus, dem Antisemitismus oder dem Kapitalismus. Statt neuen Götzen, so Nietzsche, sollten wir endlich uns selbst vertrauen, unsere Freiheit nützen und unseren "Willen zur Macht" entfalten.Der "Wille zur Macht" ist als Potential und Triebkraft in allen Pflanzen, Tieren und Menschen gleichermaßen angelegt. So wie die Blumen sich nach der Sonne strecken und die Tiere nach Nahrung suchen, müssen auch wir Menschen unser Leben jeden Tag sichern und steigern. Im Alltag kommt man nicht umhin, dies auch auf Kosten anderer zu tun. Wer sich beispielsweise auf einen Abteilungsleiterjob bewirbt und diesen bekommt, verursacht zwangsläufig Enttäuschung bei den abgelehnten Mitbewerbern. "Man fördert sein Ich stets auf Kosten des Andern", so Nietzsche. Und dennoch äußert sich der "Wille zur Macht" sehr unterschiedlich. Der Künstler, der Familienvater, der Politiker, der Unternehmer, der Angestellte und überhaupt jeder Mensch muss seinen ganz eigenen Weg zur Selbstentfaltung finden."Werde, der du bist!" und "Sei dein eigener Gesetzgeber!", empfiehlt uns Nietzsche. Was aber bedeutet das konkret? Kann ich tatsächlich mein eigener Gesetzgeber werden? Muss ich mich dann an keine Moral mehr halten? Und vor allem - wie können wir konkret zum "Übermenschen" werden? Nietzsche gibt brandaktuelle und spannende Antworten.Das Buch "Nietzsche in 60 Minuten" erklärt seine furiose Philosophie Schritt für Schritt anhand von 160 seiner bedeutendsten Zitate. Im Kapitel "Was nützt uns Nietzsches Entdeckung heute?" wird seine zeitlos gültige Botschaft präzisiert. Das Buch ist in der beliebten Reihe "Große Denker in 60 Minuten" erschienen.

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Nietzsches Kerngedanke

Das dionysische und apollinische
Prinzip

Bereits in seinem Erstlingswerk mit dem Titel Die Geburt der Tragödie oder Griechentum und Pessimismus entdeckt Nietzsche als Sechsundzwanzigjähriger den entscheidenden Schlüssel zum Verständnis der Welt. Dieser Schlüssel ist die Kunst – speziell die antike Tragödie, die uns Aufschluss über den Sinn des Lebens gibt. Wir Menschen sind nämlich genau wie die Helden der klassischen Tragödie lebenslang eingebunden in einen Kampf zwischen zwei großen Prinzipen - dem apollinischen und dem dionysischen Prinzip.
Für den Zwang zur Vision steht Apoll, der Gott der Weissagung, des Orakels von Delphi, der Zukunftsplanung und des Lichtes, für das Orgiastische Dionysos, der Gott des Weines und des Rausches. In Griechenland wurde Apoll seit jeher als der strahlende Gott der Zukunftsgestaltung, der Harmonie, der Städtegründung, der Wissenschaften und der kühl ordnenden Vernunft verehrt. Er verkörpert nach Nietzsche das formgebende und maßhaltende Prinzip. Dagegen steht Dionysos als Gott des Weines und des Rausches für das chaotisch, schöpferisch kreative Prinzip – für die überbordende Sinnlichkeit, den Instinkt und die unkontrollierbaren Leidenschaften. Jeder Mensch trägt nach Nietzsche, genau wie der Held der Tragödie, beide Prinzipien in ständigem Widerstreit in sich.
So will der Held der attischen Tragödie die vielen Ereignisse und leidvollen Kämpfe des Lebens verstehen, ordnen und endlich beruhigen, doch seine dionysische Seite bringt die ganze Ordnung immer wieder zum Tanzen. Dabei leidet der Held an sich selbst und an seinem Schicksal, denn es gibt, so Nietzsche, bei den alten Griechen keinen höheren Sinn, an dem sich der Held festhalten kann, der ihm seine Verstrickungen irgendwie logisch erklären könnte. Es gibt somit auch keine Erlösung und keinen Ausweg, der aus dem Auf und Ab des Lebens herausführt. Der Held der Tragödie ist hineingeworfen in sein Schicksal, wonach Leiden und Freuden, Kontrolle und Chaos unabdingbar zusammengehören.
Dieses Bild des Helden, der sich heroisch bemüht, gleichwohl immer wieder scheitert, ist der dramatische Mittelpunkt der attischen Tragödie. Warum aber erzielt dieser tragische Kampf in den antiken Theaterstücken noch bei den heutigen Zuschauern eine so große Wirkung? Nietzsches Antwort ist eindeutig:
Die attische Tragödie spiegelt also unser eigenes Dasein wider. Wir alle bemühen uns Tag für Tag und doch begegnen uns immer wieder leidvolle Ereignisse, Krankheiten, Kämpfe und Verluste, die wir zu beklagen haben, ohne dass es explizit einen Schuldigen gibt. Die alten Griechen lehren uns, das Leben mit all seinen positiven und negativen Seiten anzunehmen und als Gesamtkunstwerk zu sehen und zu lieben. Diese tragische Schönheit, die lustvolle Teilhabe am Leben, die auch den Schmerz mit einschließt, spüren wir nicht nur in der Tragödie, sondern auch in der Musik:
In der attischen Tragödie wurde, so Nietzsche, das dionysische Element vom Chor verkörpert, der mit seinem Gesang den Gefühlen Ausdruck gibt, während die apollinische Ordnung weitgehend der Handlung auf der Bühne entspricht. Doch mit Euripides und einer ihm nachfolgenden vernunftorientierten Dramaturgie ohne Einsatz des Chors ging dieses Gleichgewicht verloren. Nach und nach wurde das Gefühl für die Tragik des Lebens und die dionysische Dimension verdrängt. Und mit Sokrates und Platon betritt schließlich ein ganz neuer Typ Mensch die Bühne der griechischen Kultur, der „Typus des theoretischen Menschen“.
Ab jetzt gilt der Gebrauch der Vernunft als der einzige Weg, der nach oben führt, zum Tageslicht und zum „Guten, Wahren und Schönen“. Die dionysischen Begehrungen des Leibes gelten dagegen als dunkel und führen hinab:
Alles, was dem Denken und der Vernunft verpflichtet ist, gilt als moralisch gut und alles, was aus den Trieben, dem Gefühl oder der Intuition heraus getan wird, als verwerflich. Dies ist, so Nietzsche, der Beginn einer Jahrhunderte andauernden Leibfeindlichkeit:
Auch das Christentum hat, daran anknüpfend, jede dionysische Regung als unkeusch, als Sünde und Schuld verteufelt. Erst in der mystischen Musik Wagners, mit dem sich Nietzsche persönlich angefreundet hatte, erkennt er die dringend benötigte Rückbesinnung auf die dionysisch, tragische Dimension des Menschen, einen Befreiungsschlag gegen den Rationalismus. Wagner und seiner Musik zu Ehren ändert Nietzsche vorübergehend den Titel seines Erstlingswerkes in Die Geburt der Tragödie aus dem Geist der Musik. Einige Jahre später zerstreitet er sich allerdings mit Wagner, als dieser in seiner christlichen Mysterienoper Parzival einen „Kniefall vor dem Kreuz“ macht und seinen Helden Parzival wieder mit Schuldgefühlen und schlechtem Gewissen ausstattet. Damit habe er eindeutig den Geist der Tragödie verraten. Nietzsche ärgert sich dermaßen, dass er eine Schmähschrift mit dem Titel Der Fall Wagner verfasst.
Nietzsche selbst bleibt ein Leben lang bei seiner Auffassung, dass das Leid, das wir erfahren, keine Strafe Gottes und auch keine persönliche Schuld bedeutet, sondern nur die zum Leben dazugehörende Tragik, die man als solche annehmen muss:

Die Entstehung der Sklavenmoral – wie Juden- und Christentum das
Leben verraten haben

Platon und Sokrates haben mit der totalen Überhöhung der Vernunft und der Unterdrückung der dionysischen Natur nur den Anfang einer epochalen Fehlentwicklung gemacht. In seinem Buch Zur Genealogie der Moral beschreibt Nietzsche, wie durch das Aufkommen der Religionen, namentlich der jüdischen und christlichen Moral, eine unaufhaltsame Entfremdung des Menschen von seiner natürlichen Lebensweise stattfand. Die Religion wurde für Nietzsche zum Totengräber des natürlichen Menschen und seiner Instinkte. In der Philosophie Platons wurde zwar auch schon der dionysische Anteil des Menschen unterdrückt, aber es gab noch keinen strafenden Gott, keine Erbsünde und keine Heiligen. Erst Juden- und Christentum haben aus dem tragisch heroischen Menschen der Antike einen gebrochenen, schuldigen und demütigen Menschen gemacht. Wurde der siegreiche Achilles noch als ein „Liebling der Götter“ gefeiert, galten im Christentum nur mehr gewaltfreie...

Inhaltsverzeichnis

  1. Danksagung
  2. Motto
  3. Inhaltsverzeichnis
  4. Nietzsches große Entdeckung
  5. Nietzsches Kerngedanke
  6. Was nutzt uns Nietzsches Entdeckung heute?
  7. Zitatverzeichnis
  8. Weitere Informationen
  9. Der Autor
  10. Impressum