Es darf doch gelacht werden oder "Dilemma-Gesellschaft"
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Es darf doch gelacht werden oder "Dilemma-Gesellschaft"

Vom Mutig-Sein, Beleidigt-Sein und Listig-Sein

  1. 104 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Es darf doch gelacht werden oder "Dilemma-Gesellschaft"

Vom Mutig-Sein, Beleidigt-Sein und Listig-Sein

Über dieses Buch

Nach den Morden von Paris - Charlie Hebdo - befindet sich Europa im Zustand kollektiven Hyperventilierens.Muslime, und hier besonders dschihadistische Fanatiker, verstehen keinen Spaß auf ihre Kosten. Wer das Bild des Propheten herstellt und zeigt, beleidigt alle Muslime, und es kann tödlich enden. Das ist "koranisches" Urgesetz.Eine Spirale der religiös induzierten Gewalt ist die Folge. Der Islam scheint sich in einem Gewaltexzess zu befinden, mit ungewissem Ausgang für unsere Zivilisation.Ein weiteres Dilemma zeigt sich am Beispiel Griechenland, das offensichtlich den Anforderungen des globalen Kapitalismus nicht entspricht und wohl auch nicht entsprechen kann. Das hat weitreichende Folgen für das Land, aber auch für Europa. Angesichts der griechischen Geschichte, vor allem der Antike, befällt uns tiefe Trauer...

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Vom Mutig-Sein und Beleidigt-Sein

Wer das Bild des Propheten Mohammed »herstellt« und zeigt, beleidigt alle Muslime dieser Welt. Das ist »koranisches« Urgesetz. Wie der oder die Beleidigten damit umgehen, ist Auslegungssache auf einer nach oben offenen Erregungsskala von null bis Tod dem Beleidiger.
Das ist die Titelseite der ersten Ausgabe von Charlie Hebdo nach dem Mordanschlag. Insgesamt wurde eine Auflage von sieben Millionen gedruckt und verkauft. Vorher war die Auflage 30.000 bis 60.000.
In der Welt des religiösen Irrationalismus, in der ein Gott Befehle erteilt, denen zu gehorchen oberstes
Abb 2: »Alles ist vergeben«
Gebot ist, ist es vorbei mit der säkularen Spaß- und Eventkultur, der sich die westliche, christlich abendländische und kapitalistisch organisierte Gesellschaft mit Wonne hingibt. Nichts ganz ernst meinen und nehmen ist hier das Gebot der Stunde.
Aber die Beleidigten meinen es ernst, verbrennen Flaggen, randalieren vor Botschaften, zeigen Vandalismus, prügeln, drohen die Ermordung an, sprechen Fatwas (geistliche Tötungsbefehle) aus und schreiten zur äußersten Tat wie in Paris oder an anderen Orten. Sie sind ein Teil der übergroßen Anzahl perspektivloser Jugendlicher in den islamischen Ländern, aber nicht nur dort. Experten wie Gunnar Heinsohn sprechen von »youth bulge«. Er zitiert Samuel Huntington aus dessen vielbeachtetem Buch Kampf der Kulturen. »Das riesige Reservoir an oft beschäftigungslosen Männern zwischen 15 und 30 Jahren ist eine natürliche Quelle der Instabilität und Gewalt innerhalb des Islam wie gegen Nichtmuslime. Welche anderen Gründe auch sonst noch mitspielen mögen, dieser Faktor allein erklärt zu einem großen Teil die muslimische Gewalt.«
Einige Leser werden vermissen, dass ich nicht sofort von Terroristen spreche oder wenigstens von Dschihadisten oder von Salafisten und nicht einmal dem »Mainstream-Sprech« vom Missbrauch der Religion zu folgen geneigt bin, sondern die Dinge klar benennen möchte. Eine eintausendvierhundertjährige Religion mit einer kryptischen heiligen Schrift, dem Koran, und daraus abgeleiteten Gesetzen und Regeln für alles und Zigtausenden Priestern und Theologen und heiligen Männern wird keinen Spaß auf ihre Kosten verstehen.
Wir können es mittelalterlich nennen oder, wie Abdel Hamed-Samad, vom »islamischen Faschismus« − ein hartes Wort − sprechen, aber es ist Fakt. Wohlmeinendes Multikulti-Getue und ebensolches Gerede und schöne, falsche Sätze wie »Der Islam gehört zu Deutschland« werden nicht automatisch einen säkularen Wandel der Muslime bewirken, nicht einmal bei denen, die im Westen leben, aber sich als religiös einstufen.
Ich versuche einen Zwischenruf, um ein wenig Ordnung in das mediale Chaos oder Verwirrspiel zu bringen und etwas tiefer in die Welt des Spaßes, oder sollte ich besser sagen, der Bespaßung einzudringen und Mutig-Sein und Beleidigt-Sein besser verorten zu können. Der gegenwärtige Zustand der Zivilisation scheint mir mit dem Begriff Amnesie gleich Verwirrtheit annähernd richtig umschrieben zu sein.
Dies soll aber kein Pamphlet sein, man ist leicht geneigt, dorthin abzugleiten. Ich wollte nach diesen Vorgängen das Reden (und Schreiben) verweigern, ähnlich Heinrich Bölls Dr. Murke in »Dr. Murkes gesammeltes Schweigen«, einer satirischen Betrachtung des öffentlichen Rundfunks des Jahres 1955, aber auch eine Abrechnung mit ehemaligen Nazis, die sich mühelos an die neue Zeit anpassten.
Was denn wäre auch noch zu sagen, hinzuzufügen, »beizuzwitschern« (twittern), zu »facebooken« oder zu »bloggen« im digitalen Universum angesichts des schieren Wahnsinns und seiner medialen Performance. Wer noch denken will und kann und sich, torkelnd im medialen Gebrumm, grausen möchte, lies nach. Ich stelle eine mediale Collage nach den Ereignissen von Paris zusammen. Den wenigen besonnenen Köpfen in diesem Wahnsinn gehört meine Wertschätzung. Es sind die Differenzierer und Differenziererinnen mit sicherem Instinkt für das, was sich ereignet, und für die Konsequenzen, die sich daraus ergeben.
Zu diesen gehört zweifellos Iris Radisch, eine anerkannte Journalistin der Wochenzeitung DIE ZEIT. Wie sie sich mit »Je suis Charlie« und den politischen und medialen Konnotationen auseinandersetzt, kann anderes vergessen machen; es versöhnt und bestärkt mich in meinen Reflexionen.
Ich werde mich auf meine Art damit befassen, subjektiv und wütend, aber es soll eine ethisch induzierte Wut sein, wenn das ohne Widerspruch möglich ist. Es ist meine feste Überzeugung und es entspricht meinem evolutionären Humanismus im Sinne von Julian Huxley, dass Menschen kraft Verstandes zu ethischem Handeln fähig sind.
Zunächst die Fakten: Drei junge Franzosen, Muslime mit »Migrationshintergrund«, also Einwandererkinder, haben sich einem fundamentalischen Islam angeschlossen, wie es weltweit, vor allem in den muslimischen Ländern von Afghanistan bis Nigeria geschieht, haben sich radikalisiert, sind sogenannte Dschihadisten, heilige Krieger, Gotteskrieger für Allah und den Propheten, geworden, haben sich vielleicht den fundamentalistischen Organisationen al-Qaida oder IS (Islamischer Staat) angeschlossen oder sind von dort ideologisch und vielleicht sogar logistisch unterstützt worden, haben vielleicht sogar in deren Namen und in deren Auftrag gehandelt und haben das Tötungsgebot des Koran gegenüber Nicht-, Un- oder Andersgläubigen oder Ketzern und Prophetenbeleidigern in die blutige Tat umgesetzt. Siebzehn Menschen töten sie bestialisch, bis sie selbst im Kugelhagel als Selbstmörder, aber nach eigenem Selbstverständnis und weiten Teilen ihrer Glaubensfreunde als Märtyrer sterben. Das Ganze geschieht am 7. und 8. Januar 2015 in Paris, also mitten im Westen, im »christlichen« Abendland.
Der Anschlag galt den Karikaturisten eines kleinen Satiremagazins, Blasphemikern schlechthin, den Lächerlich-Machern von allem und jedem, den Beleidigern des Propheten, des Papstes und der Talmud-Juden, säkularen Journalisten mit scharfem, vulgärem, antireligiösem, antiautoritärem und vor nichts und vor niemandem zurückschreckendem Satirestil und ebensolchen Zeichnungen, Bildtiteln und Texten. Ihr Vergehen aus der Sicht der Mörder war es, »Heiliges« und den Propheten lächerlich karikiert zu haben. Das ist zu viel für orthodoxe, fundamentalistische Muslime mit weitgehendem religiösem Analphabetismus und fehlendem humanistischem Ethos, die dazu vielleicht ohne Perspektiven und sozial abgehängt und verunsichert sind, aber umso mehr mit Allmachtsfantasien und Paranoia und psychopatischer Disposition ausgestattet und im Wahnglauben auf paradiesische Freuden befangen sind.
Und so töten sie im Namen ihres Gottes, eiskalt, gnadenlos und unbarmherzig wie die Henker des IS, die Attentäter und Mörder in Pakistan, Nigeria, Somalia, Kenia, Afghanistan und überall, wo sie Macht haben und in den USA und anderen westlichen Ländern. Sie ermorden die journalistischen Beleidiger und Ketzer und rächen ihr beleidigtes Prophetchen und ihren Größten, Allah. Sie geben aber auch ein zweites deutliches Statement ab: Auch die Un- und Andersgläubigen stehen auf unserer Abschussliste, hütet euch, ihr Bekehrungsunwilligen oder die ihr euch anmaßt, den Judenstaat Israel, unseren Erzfeind, als euer Land zu betrachten.
Der genau kalkulierte Mord an den vier jüdischen Männern im koscheren Supermarkt ist ein solch starkes Statement, und zwar ein doppeltes: Neben der anderen Religion zielt es auf das gesamte ethnische Judentum und politisch auf den Staat Israel. Diese Dschihadisten sind zwar Idioten, aber gänzlich dumm sind sie nicht. Dass es bei diesem Mordanschlag auch einige unbeteiligte Kollateraltote gibt, wird Allah verzeihen, ich weiß, das ist eine billige Sottise.
Was nach dieser Bluttat geschieht, bedarf der Sortierung oder intellektuellen Einordnung, ansonsten ist es in der Unübersichtlichkeit der medialen und gesellschaftlichen Prozesse kaum noch zu verstehen.
Ich schicke ein Gedankenexperiment voraus. Alle Science-Fiction-Enthusiasten werden es begeistert aufnehmen. Stellen wir uns einen Moment vor, ein Außerirdischer, Bewohner eines fernen Planeten, Herr über Raum und Zeit, da schon hundert Millionen Jahre Evolutionsgeschichte hinter ihm liegen, landet auf unserem Planeten.
Da er ungleich intelligenter ist als Homo sapiens, kann er selbstverständlich alle Sprachen verstehen und alles, was der Homo auf seinem Planeten anstellt, richtig einschätzen, und zwar unmittelbar. Er sieht, dass der Homo sapiens über beachtliche technische und intellektuelle Fähigkeiten verfügt, gigantische Städte baut und die dazu notwendige Infrastruktur geschaffen hat. Er sieht, dass ein beträchtlicher Teil dieser Spezies, sagen wir ein Fünftel, alle diese Errungenschaften für ein sehr gutes Leben nutzen kann. Er sieht aber auch, dass die Möglichkeiten für ein artgerechtes und gutes Leben sehr ungleich verteilt sind. Er sieht überall Unfrieden, Streit, Kampf und Krieg und er fragt sich, warum der Homo sapiens es nicht weiser hinkriegt. Er erkennt, dass diese Spezies die Fähigkeit zum Überleben hätte, er sieht aber, dass da außer den Genen noch etwas in ihnen ist. Sie nennen es Glauben oder Religion. Richard Dawkins hat dafür die treffende Bezeichnung »Meme« (gelernte Kulturgewohnheiten) geprägt. Sie glauben an Gott oder Götter und hoffen auf ewiges Leben oder Wiedergeburt oder Karma. Er sieht, wie diese Vorstellungen den Menschen vom friedlichen Lösen der Überlebensfragen abhalten. Seine Diagnose lautet: schwere Amnesie (s. o.). Er verlässt diesen Planeten, den auch er als ausnehmend ästhetisch schön empfindet, mit der Erkenntnis: So werden sie es nicht hinbekommen.
Zurück in der Wirklichkeit. Nach dem Anschlag von Paris ist die Welt im Ausnahmezustand. Die digitale Kommunikation überschlägt sich und schafft in kürzester Zeit eine nach Millionen zählende Anhängerschaft, in der digitalen Welt spricht man von »Followers«. Ihre gemeinsame Losung lautet: Je suis Charlie – Ich bin Charlie. Wenige Tage später kommen eineinhalb Millionen Menschen (und weitere drei Millionen im ganzen Land) sowie etwa fünfzig Staatsoberhäupter und Regierungschefs in Paris zur größten Demonstration für die Freiheit der Meinung und gegen religiös induzierten Terror zusammen. Solidaritätsbekundungen finden in vielen Ländern statt.
Fünf Millionen Hefte des Satireblattes werden gedruckt (vorher waren es 60.000) und reißend abgesetzt, auch in Deutschland. Die Sicherheitsstufen werden in allen westlichen Ländern erhöht, in Belgien greifen Sicherheitskräfte auf eine islamistische Zelle zu, erschießen zwei Personen und finden Waffen und Anschlagspläne.
In Dresden wird die Montagsdemo der unsäglichen »Bewegung«, deren Namen an dieser Stelle auszusprechen ich als Beleidigung der Opfer von Hass und Ausgrenzung betrachte, wegen einer Anschlagsdrohung abgesagt. In Frankreich herrscht unter der jüdischen Bevölkerung eine große Angst, die Leichen der ermordeten vier jüdischen Männer werden nach Israel überführt und dort beerdigt, eine weitere Anzahl französischer Juden will nach Israel auswandern.
In vielen muslimischen Ländern werden die Mörder als Helden und Märtyrer gefeiert, jugendliche Muslime im Westen bekunden unverhohlen Sympathie. In der islamischen Welt geht das Kämpfen unvermindert weiter, dort wird die Lage immer verworrener, unübersichtlicher und unlösbarer.
Wer kämpft gegen wen, wer ist mit wem verbündet, wer unterstützt wen? Genau weiß es niemand mehr. Nur die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, bekannt als Super-Mutter und Multitalent der Politik, kreiert eine unfreiwillige Satire, ich nenne es Realsatire, als sie beim Besuch kurdischer Peschmerga-Kämpfer im Irak neben einem Kämpfer und einem deutschen Ausbilder hockt, der diesen gerade am deutschen MG-42 für den Kampf gegen den IS ausbildet. – Bleibt irgendwem das Lachen im Hals stecken?
Ab...

Inhaltsverzeichnis

  1. Zum Autor
  2. Inhaltsverzeichnis
  3. Vorwort
  4. Vom Mutig-Sein und Beleidigt-Sein
  5. Literatur
  6. Bildnachweis
  7. Die griechische List
  8. Literatur
  9. Bildnachweis
  10. Impressum