
- 172 Seiten
- German
- ePUB (handyfreundlich)
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eBook - ePub
Was ist Gestalttherapie?
Über dieses Buch
Gestalttherapie an ihren Wurzeln. Einfach und kraftvoll. Immer im Hier und Jetzt. Erlebnis- und erfahrungsbezogen. Denn das, was in der Psychotherapie heilend wirkt, sind neue Erfahrungen und nicht einfach neue Erklärungen.Dieses Buch ist ein wichtiges historisches Dokument. Zum großen Teil erscheinen die hier veröffentlichten Texte von Fritz Perls, dem weltberühmten Mitbegründer der Gestalttherapie, zum ersten Mal in Schriftform: Vorträge, Demonstrationen, ein wirklich außergewöhnliches Interview sowie schließlich seine autobiografischen Stichworte.
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Information
Vorträge und Demonstrationen 1968-1969
»Unsere Aufgabe besteht darin,
echte Kommunikation zu ermöglichen«
echte Kommunikation zu ermöglichen«
(Band I)
Ich möchte ausgehen vom Unterschied zwischen autistischem und bezogenem Verhalten. Autistisches Verhalten bedeutet, dass ein Mensch sich verhält, ohne sich auf die Umgebung zu beziehen. Ein Leben wie eine Monade isoliert von der Umgebung. Eine der Aufgaben der Gestalttherapie besteht darin, autistisches Verhalten in bezogenes umzuwandeln. Indem die autistische Person sich nicht auf die Umwelt bezieht, glaubt sie, sich isolieren zu können. Aber nicht nur der verbalen, auch der nonverbalen Kommunikation kommt dabei eine große Bedeutung zu. Viele Menschen sind in sich selbst eingeschlossen wie in einer Kapsel. Freud bezeichnete diese Kapsel, die den einzelnen von seiner Umgebung trennt, als Komplex. Er meinte, dass Fantasien dazu beitragen, den natürlichen Austausch zwischen Individuum und Umgebung zu verzerren oder zu verhindern. Nicht dass Freud keine Komplexe gehabt hätte, im Gegenteil. Er litt unter einer heftigen Phobie. Vielleicht wisst ihr, dass seine Phobie es ihm unmöglich machte, anderen in die Augen zu schauen. Deshalb wollte er, dass seine Patienten auf der Couch lagen. So wurde sein eigenes Symptom zum Wahrzeichen der Psychoanalyse.
Immer mehr Leute, die miteinander reden, wenden plötzlich ein neues »therapeutisches Verfahren« an. Der Renner unter den Angeboten zur persönlichen Weiterentwicklung heißt Encounter. Aber ich bin der Meinung, dass es das immer schon gegeben hat. Eine Person wird mit einer anderen reden oder sie zurückweisen – je nachdem, wie sie sich fühlt. Das ist kein besonderer Trick.
In dem Bereich, den ich die mittlere Zone zwischen dem Selbst und der Umgebung oder dem Anderssein nenne, gibt es viel mehr als nur Komplexe. Es gibt jede Menge Vorurteile, Katastrophenfantasien und die ganze Palette der Fantasieaktivitäten, die nichts mit dem tatsächlichen Kontakt zur Umgebung zu tun hat. Am meisten hindert die Sprache selbst die Menschen daran, einander zu begegnen. Du sagst etwas, ich sage etwas, du sagst wieder etwas, und dennoch kommen wir nicht zusammen.
Ein weiteres wichtiges Symptom dieser Isolierung ist das Lächeln. Die Leute lächeln sich gegenseitig an, als sei das ein Beweis dafür, dass sie sich näher kommen, aber tatsächlich hindert sie das Lächeln daran, einander zu begegnen. Spätestens wenn das Lächeln zum Grinsen wird, kann man sicher sein, dass man für den anderen nicht mehr ist als ein Stück Dreck, nicht wert ist, dass man mit ihm spricht.
Unsere Aufgabe besteht darin, echte Kommunikation zu ermöglichen. Wie kann ein Mensch einem anderen auf natürliche und authentische Weise begegnen? Ist man wirklich in Kontakt mit dem anderen, oder ist man ausschließlich mit sich selbst beschäftigt? Die Leute reden mit sich selbst, aber sie hören sich bei weitem nicht so häufig zu, und vor allem reden sie nicht mit dem anderen.
Daneben gibt es den scheinbaren Kontakt. Dabei spiele ich eine Rolle, z. B. während ich diesen Vortrag halte. Es kommt nicht darauf an, wer mir zuhört; wahrscheinlich würde ich sowieso immer denselben Bullshit22 erzählen. Aber es gibt auch noch eine andere Art von Kontakt: Ich habe Augen und Ohren, und tatsächlich sehe ich hier das eine oder andere interessierte Gesicht.
Die Natur arbeitet mit einem eigenartigen Rhythmus von Kontakt und Rückzug, und das ist es, was uns die Chance gibt, Beziehung wiederherzustellen. Nachts, wenn wir schlafen, ziehen wir uns ganz zurück, und tagsüber sind wir mit allem möglichen in Berührung. Im Winter suchen wir eher die Wärme, und im Sommer bevorzugen wir vielleicht den Schatten eines Baumes. Wir alle kennen diesen Rückzug. Mitten in einer Unterhaltung merkt man plötzlich, dass man etwas Wichtigeres zu tun hat und zieht sich zurück. Oder man will etwas sagen und stellt fest, dass ein wichtiges Wort fehlt; also zieht man sich schnell zurück, um im Wörterbuch nachzuschlagen. Dieser Rückzug kann sich sehr schnell voll ziehen. Die Regel ist, dass jemand sich zurückzieht, sobald er mit einer Situation nicht zurechtkommt. Er zieht sich solange zurück, bis er genügend Selbstunterstützung mobilisieren kann, um klarzukommen. Manchmal zieht sich jemand so weit zurück, dass er krank wird, denn dann kommt er relativ leicht zurecht: jemand wird ihn trösten und pflegen usw.
Wir benutzen diese Methode von Kontakt und Rückzug, um herauszufinden, welche Möglichkeiten wir haben, in Kontakt zu kommen. Dadurch können wir feststellen, ob jemand sich zurückzieht, um in die mittlere Zone zu gelangen, also den Bereich der Fantasie, denn alles Verrückte existiert in der Fantasie. Ihr könnt sicher sein, dass sämtliche Arten von Störungen der Fantasie entspringen.
Nicht, dass das die einzige Funktion der Fantasie wäre. Freud entdeckte noch eine weitere. Er sagte einmal: »Denken ist Probehandeln. Denken bedeutet, etwas auszuprobieren.« Wenn ihr euch mit jemandem unterhaltet, sucht ihr zuerst nach dem richtigen Ausdruck, und dann sagt ihr es einfach, manchmal sogar sehr schnell. In diesem Fall hat der Gebrauch der Fantasie viel mit Angst zu tun. Unser Jahrhundert ist häufig als das Jahrhundert der Angst bezeichnet worden. Über den Ursprung der Angst ist viel geredet worden, nicht nur von Freud. Das Geburtstrauma oder die unterdrückte Aggression sind nur zwei Erklärungsversuche, aber es gibt noch andere, ziemlich komplizierte Theorien über die Angst. Doch eigentlich ist der Umgang mit der Angst ziemlich einfach. Jedem Psychiater, der dem Angstsymptom phobisch gegenübersteht oder selbst Angst davor hat, sage ich, dass es das leichteste, das beste und nützlichste Symptom überhaupt ist, denn die Angst ist nichts weiter als die Kluft zwischen dem Jetzt und dem unsicheren Später.
Wenn wir im Jetzt leben und uns selbst in die Zukunft projizieren, entsteht Angst, vor allem dann, wenn wir nicht wissen, welche Rolle wir zu spielen haben; dann erleben wir die Angst als Lampenfieber. Viele Leute, die mit mir arbeiten, haben dieses Lampenfieber, weil sie nicht im Jetzt sind; sie sind schon in der Zukunft. Und dann muss man natürlich anfangen, zu proben, indem man Versicherungen abschließt oder Charaktereigenschaften entwickelt und all dieses Zeug, um die Kluft zwischen dem Jetzt und dem Später zu füllen.
Ein Großteil der Erregung, die unser Umgang mit der Welt mit sich bringt, ist ins Stocken geraten. Unser Herz fängt an zu rasen, und der Atem, das Schwitzen und all die anderen Formen von Erregung stören unsere Berührung mit der Welt. Die Gegenwart wird leer und füllt sich mit Angst, und die Zukunft erscheint nebulös. Das Ergebnis ist, dass wir gar keine Zukunft haben, weil wir den Status quo aufrechterhalten müssen, in dem wir uns sicher fühlen. Nur nichts verändern. Nur keine schlafenden Hunde wecken.
Das wichtigste Ergebnis dieses Angstzustandes ist, dass keine Neurose jemals aufgelöst werden kann. Niemand, der in die Therapie kommt, will seine Neurose loswerden. Die Leute wollen ihre Neurose lediglich besser kennen lernen, aber sie wollen sie nicht loslassen. All die Ehen halten ihren Status quo aufrecht. Bestenfalls wechselt man den Ehepartner, aber nicht das Muster, nach dem die Ehe funktioniert. Man verändert die Natur des inneren Konflikts und quält sich weiterhin. Man wechselt den Therapeuten, aber der Status quo bleibt, weil man nicht in den Impasse gehen will, durch den man zu einer authentischen Person werden kann.
Die Russen sind dem sehr nahe gekommen. Sie bezeichneten diesen zentralen Punkt als den »kranken Punkt« in der Neurose. Aber sie gaben sich damit zufrieden, die Erregungsenergie zu sublimieren und sahen nicht, dass es eine Möglichkeit gibt, durch den Impasse hindurchzugehen. Ich habe einen Weg durch diesen Impasse gefunden, und die Bedingung ist, dass man nicht versucht, herauszukommen, sondern noch tiefer hineinzugehen, um zu verstehen, wie man feststeckt in seiner Ehe, in seinen inneren Konflikten. Schon sehr bald kommen ein paar einfache Tatsachen zum Vorschein. Hauptsächlich, dass sämtliche Eheprobleme darauf beruhen, dass man nicht seinen Partner liebt, sondern eine Fantasie, ein Bild davon, wie der Partner sein sollte. Man stellt Forderungen und ärgert sich, dass dieser Mistkerl nicht die eigenen Erwartungen erfüllt, weil man den Partner manchmal gar nicht mehr wahr nimmt. Zuerst ärgert man sich ein bisschen, dann kommt das Genörgel, und schließlich beginnt man mit dem Vorwurfs-Spiel, anstatt zu verstehen: ich bin ich, und du bist du. Man fragt: Siehst du, was ich von dir erwarte und wie vernünftig meine Erwartungen sind? Aber natürlich besteht das Spiel immer darin zu sagen: Du fängst an. Wenn du dich zuerst änderst, dann ändere ich mich auch.
Das führt uns zum größten Paradox überhaupt: Solange man versucht, sich zu ändern, ändert man sich nicht.23 All die Selbstverwirklichungsgruppen, die Religionen und die Philosophie taugen nichts, weil Veränderung unter anderen Umständen stattfindet. Sobald ihr euch vornehmt, euch zu verändern, werdet ihr zu Shouldisten.24 Ihr fangt an, euch selbst mit Fragen zu quälen:
Warum bist du nicht …? Und dann kommt der Underdog;25 er lehnt sich zurück und sagt: Ich arbeite wirklich hart daran. Morgen ist auch noch ein Tag. Wenn ich nur könnte … ihr wisst schon, der ganze Unsinn, den der Underdog erzählt. Und das Lustige ist, dass der Topdog – wie immer – versucht, den Underdog zu kontrollieren, und dabei impotent wird, weil der Underdog immer die Kontrolle hat. Man läuft mit dem Kopf gegen die Wand und nichts passiert.
Was können wir tun, wenn all das so aussichtslos ist? Mein Vorschlag ist, erwachsen zu werden. Leichter gesagt als getan. Es gibt eine wunderbare Definition für Erwachsensein. Hier in Esalen lebt einer der wunderbarsten Menschen, die ich jemals getroffen habe. Sein Name ist Zelig, und einmal meinte er zu mir: »Fritz, eigentlich läuft es darauf hinaus, dass du die Leute lehrst, sich selbst den Hintern abzuwischen.« Das ist alles, worum es geht.
Lasst mich das ein bisschen näher erläutern. Sämtliche Psychologen (außer vielleicht den Behaviouristen) gingen davon aus, dass es einen gewissen Zusammenhang zwischen Infantilismus und Neurose gib...
Inhaltsverzeichnis
- Über den Autor
- Inhaltsverzeichnis
- Zur Künstlerin des Covers: Georgia von Schlieffen
- Schätze vom Vater der Gestalttherapie: Zur Einführung - Erhard Doubrawa
- Was ist Gestalttherapie?: Ein außergewöhnliches Interview mit Adelaide Bry - Ende der 1960er Jahre
- Vorträge und Demonstrationen, 1968-1969
- Autobiografische Stichworte: Mitte der 1960er Jahre
- Frederick S. Perls’ Werkleben: Stefan Blankertz und Erhard Doubrawa
- Und … was ist nun eigentlich Gestalttherapie?: Stefan Blankertz und Erhard Doubrawa
- Anmerkungen
- Literaturempfehlungen
- Leseprobe aus: Laura Perls, Meine Wildnis ist die Seele des Anderen - Der Weg zur Gestalttherapie
- Hinweise
- Weitere Informationen
- Impressum