Epilog und ein Ende
Ich habe gelebt!
Vielleicht mit dir und euch, mit mir und anderen.
Hoch und runter und mit allem, was dazu gehört...
Vielleicht habe ich die Welt dabei ein bisschen verändert.
Und vielleicht ein bisschen besser gemacht. Vielleicht auch das Leben ein paar anderer... Und vielleicht auch nicht.
Ich habe das Leben gelebt. Wenn ich tot bin, grüßt es von mir.
Ich habe geatmet in tiefen Zügen; ich habe die Augen weit aufgeschlagen und fest verschlossen; ich habe sanft und wild geträumt; ich habe die Nächte durchgemacht und die Tage ausgekostet; ich habe Heimweh gespürt und Fernweh und die Sehnsucht und die Melancholie; ich habe mein Herz an so vieles verloren; ich habe es rasen lassen und mein Blut rauschen. Und ich habe meine Seele gespreizt.
O Leben, ich habe dich herausgefordert und du mich.
Ich habe mich wahnsinnig aufgeregt und war ganz ruhig in mir.
Ich habe hell und blass gestrahlt und manchmal war ich so düster. Und manchmal zwielichtig und wie die Dämmerung.
Ich bin zigmal gefallen und zigmal habe ich mich wieder erhoben.
Ich war so oft verzweifelt und habe jedes Mal neu angefangen.
Ich hatte tausendmal Streit und tausendmal Versöhnung.
Ich habe millionenmal gehasst und millionenmal geliebt.
Ich habe erschaffen und zerstört.
O Leben, ich weiß nicht, ob ich deinen Sinn erkannt habe, aber ich habe ihn gesucht...
Vielleicht habe ich ja nur minimal an deiner Oberfläche gekratzt, aber vielleicht war ich auch ganz tief in deinem Zentrum und habe es nicht gewusst...
Vielleicht habe ich dein ganzes Spektrum gelebt, aber vielleicht war es auch nur ein Bruchteil.
Ich habe versucht, deine Potenziale auszuschöpfen, und ich hoffe, ich war nicht schlecht darin...
Ich habe deine Rhythmen gespürt und nach ihnen gelebt.
Ich habe dich manchmal genossen und manchmal durchlitten. Ich war manchmal so süchtig nach dir und manchmal so satt.
Ich habe dich manchmal genutzt und manchmal verschwendet.
Ich habe manchmal auf dich geschworen und wollte meinen Schwur manchmal auch wieder brechen.
Manchmal habe ich den Glauben an dich verloren und du hast du mir den Verstand geraubt, aber dann gab es auch die anderen Momente, in denen du mich verblüfft hast – immer wieder. Und berauscht und wiederbelebt.
Manchmal habe ich die Geduld mit dir verloren, die Zuversicht und das Vertrauen in dich – und dann hast du doch wieder so vieles zum Guten gewendet.
Ich habe dich manchmal für mich allein behalten und manchmal geteilt.
Ich wollte dich manchmal für immer in mir spüren und manchmal, dass du in mir aufhörst zu sein.
Ich hatte riesige Erwartungen an dich, und so oft ich auch maßlos enttäuscht war – insgesamt hast du dich selbst übertroffen.
Ich habe dich einfach versucht, und ich bin wirklich dafür belohnt worden.
Ich hatte das volle Risiko mit dir, und es war es wert.
Ich hatte keine Alternative zu dir, und trotzdem warst du das Beste, das mir passieren konnte.
Ich habe dich gelebt. Mit allem, was ich habe.
Ich habe alles getan, was ich konnte. Und vielleicht auch alles, was ich wollte.
Ich habe das Leben gelebt.
Das Leben, das manches Mal anders kam als erwartet. Das irgendwie anders war als erwartet. Das so oder so immer besonders war – und ist.
Ich habe das Leben gelebt. Und alles in allem war es ziemlich... furchtbar – und phänomenal. Voller Höhen und Tiefen. Voller Macken. Und trotzdem perfekt.
Es war ein launisches Biest, eine große Diva, ein Abenteuer, ein Traum – manchmal ein Monster und manchmal ein Engel.
Und ich? Ach, ich war dumm und ein Trottel und ein Genie.
Ich war so hin und her, mal dieses und mal jenes. Ich war erleuchtet und verblendet. Ich war kämpferisch und friedlich.
Ich war offen und stur. Ich war konfus und strukturiert. Ich war hart und sentimental. Ich war wankelmütig und konsequent. Ich war voller Elan und träge. Manchmal war ich innovativ und manchmal konservativ. Ich war hartnäckig und resigniert. Ich war aktiv und passiv, ich war hyperaktiv, lethargisch und scheintot. Ich war stark und schwach. Ich war zahm und unkontrollierbar. Respektvoll und respektlos. Ich hatte recht und unrecht. Ich war energiegeladen und leer. Ich war gerührt und wie Stein. Ich war so naiv und so realistisch.
Manchmal war ich so ehrlich zu mir und manchmal habe ich mir so viel vorgemacht. Ich war bescheiden und arrogant. Ich war mutig und ängstlich, zornig und gelassen. Ich war neugierig und gespannt und so euphorisch und dann wieder lustlos.
Ich war freundlich und mürrisch. Ich war fair und sozial und ungerecht und mies. Ich war kleingeistig und visionär. Ich war egoistisch und selbstlos. Ich war dankbar und undankbar. Ich hatte die Kontrolle und habe losgelassen. Ich war traurig, unglücklich und glücklich. Ich war außergewöhnlich, brillant, charismatisch, charmant und gleichzeitig Durchschnitt und nur ein verschwinden...