Evangelische Kirche in Ober-Ramstadt
eBook - ePub

Evangelische Kirche in Ober-Ramstadt

1517 1717 2017

  1. 60 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Evangelische Kirche in Ober-Ramstadt

1517 1717 2017

Über dieses Buch

Vor 300 Jahren wurde in Ober-Ramstadt in der neu erbauten Kirche der erste Gottesdienst gefeiert. Aus diesem Anlass und im Hinblick auf das Reformationsjubiläum entstand diese Chronik der Evangelischen Kirchengemeinde mit möglichst vielen authentischen Texten.

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Information

Das evangelische Ober-Ramstadt

Über die Anfänge einer evangelischen Bewegung in der näheren Umgebung von Ober-Ramstadt ist, wenn man Wilhelm Diehl folgt, nur wenig bekannt. So war „im Jahre 1520 Johann Petermann, Altarist an der zur Pfarrei Groß-Bieberau gehörigen Kapelle St. Jost bei Lichtenberg, erster evangelischer Prediger daselbst. 1527 wurde er Pfarrer zu Roßdorf. Er hat in unserer Gegend wohl als erster das Evangelium gepredigt. Vielleicht stand der Nieder-Modauer Pfarrer Ewald Poth mit ihm in Verbindung, der von 1517 an als Priester dort wirkte und einer jener Geistlichen war, die bei Einführung der Reformation wegen ihrer lutherischen Gesinnung auf ihrer Stelle belassen wurden.“
Aufzeichnungen über die evangelische Gemeinde in Ober-Ramstadt finden sich erstmals in der Chronik, die ab 1607 geführt wird: »Der erste evangelische Pfarrer (berichtete damals rückblickend Pfarrer Rosa), von welchem Nachricht zu finden ist, ist gewesen Georg Keitz, welcher circa annum 1540 allhier gelebet und die Pfarr- und Caplaney-Gefälle und Güter samt den Kastensachen registriert anno 1541. Diesem ist gefolgt circa annum Dom.1554 Christoph Orth, ein wohlgeweiseter Mann und fleißiger Hausmann. Sein Sprichwort hieß: Es würde Ober-Ramstadt niemals an nichts als an weisen Leuten und Eichen Holz mangeln.«
Christoph Orth musste es wissen: Das Eichenholz betreffend, sprach er wahrscheinlich aus seiner Erfahrung als privater Bauherr. Schließlich erwarb er einige Hofreiten und Äcker, um seine Kinder mit einer soliden Grundlage zu versorgen. Dem Mangel an weisen Leuten begegnete Orth auf seine Weise: Er gründete bereits im ersten Amtsjahr eine Privatschule und brachte ohne extra Vergütung den Kindern seiner Gemeinde Lesen, Schreiben und den Katechismus bei. Er versah diese Unterrichtstätigkeit zur Zufriedenheit der Gemeinde bis in die siebziger Jahre des Jahrhunderts hinein. Als er aus Altersgründen seine nebenamtliche Schultätigkeit aufzugeben beabsichtigte, war die Gemeinde gezwungen, Ersatz zu beschaffen. Sie wandte sich in einem Gesuch an den Superintendenten, in dem sie berichtete, dass ihr Pfarrer „Herr Christophel die zeit bey ihnen gewesen, ihren Kindern Schul gehalten, dass sie ihr Gebet, Schreiben und Lesen gelernet“. Jetzt aber habe ihr Pfarrer ihnen „die Schul aufgesagt, da er derselben Arbeit und Mühe verdrossen ist, sodass sie, sollen ihre Kinder nicht vergessen, was sie angefangen, gezwungen sind, sich für einen Schulmeister zu sorgen.“
So kam es, dass der auf Voltzius folgende Superintendent Johannes Angelus, nachdem er 1578/79 eine Visitation seines ganzen Bezirks vorgenommen hatte, neben der Errichtung einer Schule zu Rüsselsheim auch eine solche für Ober-Ramstadt beabsichtigte. In seinem Bericht an den Landgrafen Georg I. heißt es: „Rüsselsheim und Ober-Ramstadt begehren daß ein Schul bei ihnen möge angerichtet werden. Die Gemeine zu Ober-Ramstadt will jährlich 10 Gulden dazu steuern. Der Pfarrer und Glöckner 5 mtr. Korn.“ Nach einigem Hin und Her kam es 1581 tatsächlich zur Einrichtung einer offiziellen Schule.
Im Jahre 1586 kauften die „Pfarrkind allhie sämtlich und vor sich und ihre Nachfolgende“ von Nicolaus Haußen eine Hofreite als Behausung für den Kaplan, der gleichzeitig der Schullehrer war. Dieser Kaplaneihof lag am unteren Ende der Kirchstraße (heute Prälat-Diehl-Straße) und war bis 1779 das einzige Schulgebäude in Ober-Ramstadt. Als Christoph Orth im Jahre 1606 nach 52 Amtsjahren in Ober-Ramstadt starb, folgte ihm der aus Laubach stammende Bernhard Rosa, der Anno 1607 das erste Kirchenbuch anlegte, »darinnen verzeichnet sind die Namen der Kinder, so da sind getaufet und confirmiert, so auch die Eheleute, so ehelich eingesegnet worden«. Mit diesem Kasualverzeichnis erhielt die spätmittelalterliche Pfarrgemeinde individuelle Gestalt der mit Namen genannten Glieder. In diesem Buch sind aber nicht nur die Amtshandlungen registriert sondern auch Notizen, die von Überschwemmungen und Kometen, vor allem aber über Not und Elend des an Kriegen und Seuchen reichen Jahrhunderts berichten. Als Rosa 1625 starb, war der erste Teil des langen Krieges schon vorüber, aber die schweren Zeiten mit Verwüstung und Pest kamen erst noch.
Gottfried Heun, der auf Rosa folgte, wurde bereits 1627 nach Groß-Umstadt versetzt, sein Nachfolger, Melchior Dippel, blieb gar nur ein Jahr in Ober-Ramstadt.
Von Johann Christoph Osterrod, der immerhin sieben Jahre (von 1628 bis 1635) das Pfarramt innehatte, wird berichtet, er sei »ein sehr gelehrter Mann gewesen, habe (schon in Groß-Umstadt) mit dem calvinischen Pfarrer zu Otzberg theologische Streitreden angefangen und dieselben allhier durch Briefe fortgesetzt. Er habe gute erbauliche Reden gehalten, die Kinder trefflich zum Katechismus angehalten und die Bauern, so vor der Zeit sehr faul gewesen, durch Wort und Beispiel aufgemuntert, so dass viele Äcker und Hecken umgerodet wurden.« Aber wer hatte schon Lust, das Feld zu bestellen, wenn es jeden Tag durch Kriegsvolk verwüstet werden konnte. Dies geschah sehr bald. Nach der Niederlage der Schweden in der Schlacht bei Nördlingen zog im Herbst 1634 einer der Generäle, Bernhard von Weimar, mit seinem Kriegsvolk in das Rhein-Main-Gebiet, verfolgt von den Kaiserlichen. So lagerten die Schweden in Traisa und die Kaiserlichen in Nieder-Ramstadt. Im Januar 1635 kamen noch die Franzosen und besetzten Darmstadt.
Dadurch wurde das »Land äußerst ruiniert, so daß die Leute entweder außer Lande ziehen oder Hungers sterben mußten, was auch vielen Hunderten geschehen.« Osterrod floh über Darmstadt in seinen Heimatort Wolfskehlen, wo er kurz danach starb. Sein Nachfolger, Nicolaus Volhard, »eine kleine, unansehnliche aber gelehrte Person, hat über ein Jahr nicht hier gelebt und ist alsbald in Kummer, Hunger und Elend gestorben.« Die Pfarrstelle blieb unbesetzt, bis 1637 Johannes Fabritius nach Ober-Ramstadt kam, aber fünf Jahre später ebenfalls vom Hunger vertrieben wurde.
Gegen Ende des Krieges verlor die verwaiste Gemeinde eine ihrer Glocken: Im April 16471 ließ der Zentgraf Johann Buchen »allerhand Glocken« (19 an der Zahl, darunter eine von Ober-Ramstadt) »aus etlichen Ämtern und Dorfschaften abnehmen, nach Frankfurt führen, daselbst verkaufen und das Geld den hungrigen französischen Officieren, welche das Land gebrandtschätzt, in den Rachen werfen.«
Die Pfarrstelle blieb acht Jahre verwaist. Erst 1650 kam ein neuer Pfarrer: Konrad Kalenberg. »Das Dorf Oberrambstadt ist (schrieb er in die Chronik) hiebevor bei gutem Friedensstand in 85 Herdtstätt gerechnet, in anno 1633 aber samt den Beisitzern auf der Cent in 100 Mann geachtet worden. Sind aber durch die in anno 1635 grassierende schrecklich Pestilenz, wie auch durch Hunger so gar hingeraffet worden, dass ich Conradius Kalenberg Adorffio Waldecco anno 1650 daselbst zum Pfarrer investieret worden, überall an alt und jungen mehr nicht als 63 Seelen gefunden habe.«
Zwanzig Jahre später schlug die Geißel des Krieges noch einmal zu: »Als auch Anno 1673 die kaiserlichen, brandenburgischen und lothringischen Völker diesen Ort zwischen Main und Rhein, um denen in Holland kriegenden Franzosen Diversion zu machen, sechs Wochen kontinuierlich gelegen und das platte Land äußerst verderbet, auch die Kirche allhie sehr verwüst, die zinnernen Knöpfe (Nummero 14) wie auch das Blei von dem Turm herab gerissen nächst jämmerlicher Zerschlagung des Schieferdaches, die Weiberbänke auf dem Kirchhof verbrannt. Insonderheit die Glocke auf dem Uhrhause, welche um drei Centner gewogen, mit sich weggeführt, dass wir nun ohne Uhrschlag leben müssen.«
Später notierte Kalenberg: »Demnach nun solcher Gestalt das Geläut allhie geschwächet und besorget worden, daß die noch vorhandene große Glocke durch alleinigen kontinuierlichen Gebrauch mit der Zeit schadhaft werden möchte, hat man mit vorgehendem Rat und Bewilligung der ganzen Pfarrgemeinde die vakante Stelle in dem Kirchturm mit Erkaufung einer neuen Glocken zu bestallen, resolviert und beschlossen. Da denn dieselbe so förters zu Frankfurt bei Herrn Benedict Schneidewindt, Erzgießern bestellt und nach vollbrachtem glücklichen Guß anhero geführt den 12t. Mai, Die Pancratii (1687), glücklich gehänget worden.«
Nach Kalenbergs Tod übernahm 1696 dessen Sohn Samuel Ulrich Kalenberg das Pfarramt. Das baufällige, vielleicht schon längere Zeit unbewohnte Pfarrhaus wurde abgerissen. Statt dessen ist »Anno 1705 das hiesige Pfarrhaus auf der alten Pfarr-Hofrait gebaut worden, doch so, daß das Haus auf den Ort, allwo vorhin die Pfarrscheuer gestanden zu stehn kommen und die neue Scheuer auf den vorigen Hausplatz.«
Als 1708 Samuel Kahlenberg und sein Adjunkt Johann Kaspar Müntz wegen ärgerniserregenden Lebenswandels abgesetzt wurden, erhielt Johann Georg Moter die Pfarrstelle. Nur langsam normalisierte sich das Leben: »Anno 1710 am 7. Sonntag nach Trinitatis wurde wieder zum ersten Mal nach alter Gewohnheit zu Nacht geläutet, welches bei eines Mannes Alter unterblieben war,« weil man befürchtet hatte, durch das Glockenläuten umherziehende Soldaten und Räuber anzulocken.
»Anno 1714 wurde den Gemeinden zum ersten Mal wieder erlaubt, nach Erlegung (von) 4 fl, unter freiem Himmel zu tanzen und die alte heidnische Kirmes wieder zu halten, welches denn Anfang September in großer Furie vier Tage auch beobachtet und sich damit den göttlichen Zorn gehäufet. Die Zeit wirds lehren, was für zeitliche Strafe herbei wird getanzt werden.«

Die neue Kirche

Die Kirche selbst war, wie viele in der Gegend, in einem erbärmlichen Zustand. Nach den schweren Schäden von 1673 waren im Mai des folgenden Jahres die Nebentürmchen ganz abgerissen worden, ebenso das Uhrhaus; die Uhr fand auf der Empore einen Platz. Um 1709 versuchte man das »Ingebäude« zu sanieren. Pfarrer Moter setzte sich aber für einen Neubau ein. Der landgräfliche Bau-Major Remy de la Fosse wurde mit der Planung betraut. Am 20. Juli 1716 wurde in seiner Gegenwart der Grundstein gelegt.
Bei der Grundsteinlegung erlebte, wie Wilhelm Diehl berichtet, »die Gemeinde das Abenteuer, dass ihr die für den Grundstein bestimmte Inschrift trotz ihrer flehentlichen Bitten erst elf Monate nach vollzogener Grundsteinlegung mitgeteilt ward. Da die Inschrift nicht mehr an dem Grundstein angebracht werden konnte, wurde sie über die Kirchentüre gesetzt.« Diese Platte aus rotem Sandstein musste bei der Renovierung 1991 wegen ernsthafter Verwitterungsschäden abgenommen werden.
Wenige Wochen nach der Grundsteinlegung, im September starb Pfarrer Moter und fand am Altar die letzte Ruhestätte. Als Epitaph wurde ein Gedenkstein der noch stehenden alten Kirche verwendet, der mit neuer Inschrift später an der Nordwand der neuen angebracht wurde.
Östlich von der alten Kirche wurde noch im Herbst die Mauer stockwerkshoch errichtet. Anfang des Jahres 1717 wurde der neue Pfarrer, Johann Balthasar Reichardt, eingeführt. Noch vor Ostern riß man die alte Kirche ein und »führte ohne Versäumung das Werk in einem Vierteljahr auf. Man unterließ auch nicht, das Bauwesen Gott im öffentlichen Gottesdienst durchs Gebet vorzutragen, worauf denn durch göttlichen Beistand das Bauwerk so weit gekommen, dass man den 12. Juli anfing den Bau aufzuschlagen.«
»In dieser Wochen (schrieb Reichardt weiter) hielt man alle Morgen Betstunde, dabei die Leute häufig erschienen. Den 17.d.M. - war Sonnabend mittag um 10 Uhr - damit fertig wurde, ohne daß dabei ein Unglück vorgegangen. Danenhero ich etliche Tage vorher denen ledigen Weibsleuten ankündigte, ins Pfarrhaus zu kommen und einen Strauß zu machen. Als nun dieses geschehen und die Zeit zum Straußaufstecken herbei kam, gingen die zwei Baumeister mit ihren Mänteln, der eine den Strauß, der andere das Fähnlein mit dem neuen Hut in ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Inhaltsverzeichnis
  2. Kirche in Ober- Ramstadt
  3. Das Kirchengebäude
  4. Die Reformation in Hessen
  5. Das evangelische Ober-Ramstadt
  6. Impressum