Am Ende der Welt
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Am Ende der Welt

  1. 176 Seiten
  2. German
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Am Ende der Welt

Über dieses Buch

Walther August Gottfried Kabel (* 8. August 1878 in Danzig; † 6. Mai 1935 in Kleinmachnow) war ein deutscher Unterhaltungsschriftsteller. Er gilt als einer der meistgelesenen deutschen Volks-Schriftsteller der 1920er Jahre, der über 15 Jahre jede Woche eine neue Story veröffentlichte. Er veröffentlichte unter anderem unter den Pseudonymen Walter Kabel, Max Schraut, Olaf Karl Abelsen, W. Belka, Walther Neuschub, William Käbler, M.E. Schugge, Waltraud Kebla, Wally Lebka, Swea von Münde, K. Walter, W. i. Zehlen, W. K. Leba, Walther Bekal, W. von Neuhof, W. K. Abel, Karla Walther, Helene Fromm, Theodor Kabelitz und Rudolf Berg.

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Information

XIV.

Ich habe nur Unterkleider an, nur wollene Strümpfe. Die Repetierbüchse, die ich mir im Nacken festgebunden hatte, kann ich nicht vor Nässe schützen. Sie wird trotzdem nicht versagen. Ich krieche im Geröll entlang, die entsicherte Waffe in der Rechten. Wenn der Feind es überhaupt wagt, mir aufzulauern, dann habe ich ihn hier in der Nähe zu erwarten. Ich bin vorsichtig. Man hat nur ein Leben zu verlieren, und ich möchte zum mindesten noch erfahren, was Jörnsens unverständliche Geheimniskrämerei auf sich hat und was aus Gerda geworden.
Gerda ...
Die Gedanken an sie sind nicht zu verscheuchen. Nicht zu vergessen sind die drei Tage, wo sie in meiner nächsten Nähe schlief und wo die Liebe mir zusetzte.
Es wird rasch heller. Die Mondsichel verblaßt, die Sterne erlöschen ... Das Vorgelände ist auf fünfzig Schritt bequem zu überschauen.
Nach einer halben Stunde stehe ich einsam auf der höchsten Spitze der südlichen Buchthöhen und lasse mich von den ersten Sonnenstrahlen umspielen. Der warme Wind vom Pazifik trocknet mein Unterzeug. Meine Strümpfe haben keine Sohlen mehr. Meine Füße sind wund vom scharfen Gestein. Wo ich hintrete, bleiben Blutflecken.
Aber der Wille ist alles. Schmerzen sind nichts, wenn man inmitten solchen Erlebens dahinschreitet.
Mein scharfer Blick prüft die Insel, tastet jede Einzelheit ab. Schimmernde Wasserstraßen ringsum, Insel an Insel. Nach Süden zu die Gestade und Gebirgsmassen von Santa Ines – so nah, daß eine Kugel gegen die Steilküste klatschen würde.
Vom Gegner nichts – gar nichts ...
Und in dieser Steinwildnis suchen: Stecknadel im Heuschober! Ich habe mir diese Jagd auf einen Blessierten doch leichter vorgestellt. Ich wende mich um, und unter mir im Buchtbecken der Kutter, Boche Boche an Deck, erledigt Seemannsbegräbnis, wirft die Toten über Bord, jeder mit einem kleinen Sandsack an den Füßen. Er hat mir schon vorhin zugewinkt, winkt wieder, klettert in den Kahn hinab und treibt ihn zum Ufer. Ich beginne den Abstieg. Unzufrieden, enttäuscht und voller Sorgen, was die Jörnsens betrifft. Vielleicht hat unser Mann sie wirklich abgetan, und die Leichen schwimmen irgendwo in den Kanälen.
Der Kamerad empfängt mich mit der trockenen Bemerkung, daß auch die beiden Verwundeten inzwischen hinüber sind ...
»... Die vier im Kahn waren tot ... Der eine hatte drei Schüsse. Das Wurfmesser, Olaf, das über deinem Bett in der Wand steckt, rechtfertigt dieses Blutbad. Trotzdem: arme Kerle! Verführt durch den, der unseren Alten marterte.«
Wir behalten die Umgebung dauernd im Auge. Kehren auf den Torstensen zurück und lichten die Anker, wechseln den Liegeplatz. Mitten in der Bucht sind wir sicherer.
Die Sonne lacht heiter auf uns herab, als wir Körper und Geist, die an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit angelangt sind, auf der Großluke sitzend, durch ein derbes Frühstück und pechschwarzen Kaffee und Kognak anfeuern. –
»Wenn die Jörnsens bis mittag nicht wieder da sind, suchen wir sie, Olaf ...«
»Und jetzt legst du dich nieder – auf jeden Fall! Schau' mal in den Spiegel! Quittengelb bist du, und die Ränder um die Augen sollten dich gleichfalls warnen.«
Er ist verständig genug, zu gehorchen. Nach drei Stunden, um zehn, will ich ihn wecken. Er verschwindet in der Back.
In meinem Blut arbeitet der Alkohol. Trügerische Frische macht mir die Augen blank. Ich steige in die Heckkajüte hinab. Will einmal nachsehen, ob dort irgend etwas auf einen Überfall hindeutet. Aber die Kojen des Ehepaares sind unberührt. Die Decken liegen glatt, und es fehlen zwei Büchsen und zwei Pistolen. Es wird schon so sein: die drei Patagonier haben die beiden abgeholt – in aller Stille ...
Wieder an Deck ...
Wunderliches Land ...!
Die Sonne brennt wie im schwedischen Hochsommer, wenn Stockholms Felsenhafen unter dreißig Grad schwitzt.
Wunderliches Land ...! Gestern Eisbahn an Deck, heute rauchen die feuchten Deckplanken ...
Ich lehne am Rade, die Büchse im Arm, die Zigarre im Munde ... Mein halb berauschtes Hirn zeigt mir die seltsamen Bilder dieser Abenteurerfahrt: Boche Boche und ich auf dem Floß in der Ostsee, das Auftauchen des Torstensen, der Zettel im alten Schweinslederschmöker ... Boche Boches Wutanfälle auf die Drecksau ... Das Kabinettbild, und Jörnsens Pistole dicht vor meiner Stirn ... Panama, unser Mann ... Gesang, Gitarrespiel ... Landung in Iquique, Einkäufe dort ... Punta Garras ... und so weiter: Merkpunkte der Reise nach Ultima Thule, Merkpunkte der ungelösten Rätsel!
Gerda!!!
Gerda und der Kamerad!
Der Kamerad, der das Wissen fürchtet ... Gerdas wegen.
Und das Ende nun? Der Ausgang all dieses?
Wenn unser Mann mit seinen gedungenen Robbenfressern die Patagonier und die Jörnsens hat verschwinden lassen, wenn wir ihn nicht finden, dann wird der Vorhang nie gelüftet werden – nie! Die Aussicht, selbst bei eifrigstem Suchen den Ort hier zu finden, der das Endziel ist, dürfte äußerst gering sein.
Gewiß, wir haben Zeit ... Wir können die Inseln und die Gestade von Santa Ines durchstöbern, und wenn's Monate dauert.
Aber – etwas finden, von dem man nicht einmal ahnt, wo es sein könnte – eigentlich ein zweckloses Unterfangen!
Das sind so meine Gedanken über unsere Lage. Es sind nüchterne Gedanken, die sich den Umständen anpassen.
Ich ziehe die Uhr aus der Hosentasche. Die drei Stunden sind um. Überraschend schnell.
Soll ich Boche Boche wirklich wecken?
Er hat den Schlaf nötiger als ich.
Ein neuer Schluck aus der Kognakflasche ... Nerven aufpeitschen ...
Ein paar große Mähnenrobben liegen jetzt drüben auf der Halbinsel. Ein Bulle mit drei Kühen, seinem Harem. Der feiste Herr wird zärtlich. Der Kutter stört ihn nicht.
So ganz ohne Vegetation sind diese Felsmassen doch nicht. In einer Schlucht drüben, aus der eine Quelle hervorrieselt, schimmert es gelb von Dornblüten und rotviolett von Teppichen kleiner Orchideen. Ein paar verkrüppelte Bäume, antarktische Buchen, vervollständigen das freundliche Gemälde. Der Hintergrund der Schlucht ist mit spärlichem Heidegras bedeckt, und dieses Gras nährt die Hunderttausende von Schafen auf den Farmen von Feuerland.
Mein Blick wandert weiter ...
Aber unser Mann, dessen Kugeln hier die einzige Gefahr sind, meldet sich nicht. Die große, erhabene Einsamkeit des Endes der Welt ist um mich her.
Schritte da ...
Boche Boche ... gähnend ... schimpfend ...
»Elf ist's, Olaf! Das nennt man falsche Rücksichtnahme! Willst du nachher versagen, wenn's vielleicht ums Ganze geht?«
Er hat nicht unrecht ...
Ich sinke in meine Koje, bin im Augenblick eingeschlafen. Ich träume nicht ...
Ich bin nachher um zwei Uhr kaum wach zu bekommen. Die Jörnsens sind noch nicht zurückgekehrt, meldet der Kamerad kurz ...
»Aber wer anders ist an Bord, wenn auch, unfreiwillig, Olaf ... Ich fand ihn in einer Art Höhle ... Sein Patronenvorrat war verbraucht, und die zerschmetterte Kniescheibe machte ihn zahm ... Ich habe ihm die Arme gefesselt und ihn auf den Rücken genommen, nachher hier verbunden ...«
»Unser Mann?«
»Wer sonst? – Leider sind seine Taschen leer, und auch sein Mund verrät nichts, höhnt nur, geifert ... Ich habe bereits drei Schraubenschlüssel in der Herdglut. Ich sage dir: er wird beichten!«
Meine Schlaftrunkenheit zerstiebt. Ich fahre in die Stiefel ...
»Wie fandest du ihn?«
»Blutspur, Olaf ... Er hat mächtig geschweißt.«
Seine Stimme ist hart, seine Augen unerbittlich, sein Mund eine stille Drohung.
»Er wird reden, Olaf ...! Das erspart uns das Suchen! Und wenn du nicht mitmachst: ich tu's! Er hat Jörnsen das Fleisch von den Händen geschmort ... Seine Hände werden dasselbe fühlen. Ich tu's!«
Auf der Großluke liegt unser Mann, die Arme über der Brust festgeschnürt, dazu noch an die Lukenkrampen gebunden, unter dem Kopf eine zusammengerollte Decke.
Nun sehe ich ihn aus nächster Nähe ...
Kein übles Gesicht, trotz des Stoppelbartes. Aber die Augen eines Verbrechers schlimmster Sorte, und die gemeinste Frechheit in diesem herausfordernden Grinsen, mit dem er mich begrüßt, noch unverschämter und zynischer seine Worte ...
»Ah – der Zuchthäusler Abelsen!! Grüß' Gott, Landsmann Abelsen! Da haben wir drei uns fein zusammengefunden!«
Boche Boche sagt nur: »Binde ihm den rechten Arm los und dann seitwärts ganz straff an die Wanten. Nimm ein dünnes Drahtseil, Olaf. Das fängt nicht Feuer.«
Unser Mann hat bisher deutsch gegeifert, und in der Sprache meiner Mutter, die mir heilig, spielt sich hier an Deck das Unheilige ab.
Der Kamerad taucht in der Kombüse unter, deren kleiner Schornstein Qualmwolken speit.
Der Herd scheint gut geheizt zu sein.
Ich hole das Drahtseil, und unser Mann, plötzlich verstummt und mit einem Gesichtsausdruck feigster Angst, beginnt in anderer Tonart zu winseln, als ich ihm den rechten Arm straff spanne. Vielleicht ist ihm infolge Boche Boches Bemerkung, daß ein Drahtseil nicht brennt, eine Ahnung von dem aufgegangen, was ihm bevorsteht.
»Herr Abelsen«, sprudelt er überstürzt hervor, »ich kann Ihnen Millionen in den Schoß werfen. Beseitigen Sie diesen Verrückten, dem doch wahrlich nichts mehr am Leben liegen kann. Ich schwöre es Ihnen: Millionen!! Die Berge von Santa Ines enthalten eine Goldader, die frei zutage tritt, und ...«
»Lump!!«
Ich drehe ihm den Rücken zu.
Boche Boche taucht im Kombüsenniedergang auf und hält die größte unserer Zangen in der Rechten, und diese Zange beißt in ein rotglühendes Stück Eisen, einen schweren Schraubenschlüssel, hinein.
Unser Mann hebt den Kopf von der gerollten Decke und stiert mit aufgerissenen Augen auf das glühende Eisen. Sein vom Blutverlust bleiches Gesicht wird noch fahler. Der Mund öffnet sich vor Entsetzen ganz weit, und die Goldzähne im Oberkiefer blinken im Sonnenlicht.
Boche Boche stellt sich neben die Hand, die zu dem ausgereckten Arm gehört. Um das Handgelenk liegt die Drahtschlinge und schneidet eine tiefe Furche in die Haut. Die Hand ist aufgequollen, die Adern sind dick, denn die Schlinge hindert den Blutkreislauf.
Der Kamerad bringt das bereits wieder schwarze, aber imm...

Inhaltsverzeichnis

  1. I.
  2. II.
  3. III.
  4. IV.
  5. V.
  6. VI.
  7. VII.
  8. VIII.
  9. IX.
  10. X.
  11. XI.
  12. XII.
  13. XIII.
  14. XIV.
  15. XVI.
  16. XVII.
  17. XVIII.
  18. XIX.
  19. Impressum