Versuchskaninchen Gottes
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Versuchskaninchen Gottes

Unsere Revolte gegen Gottes Evolution

  1. 148 Seiten
  2. German
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Versuchskaninchen Gottes

Unsere Revolte gegen Gottes Evolution

Über dieses Buch

Wir fühlen uns als Viertelgötter, haben uns Vorstellungen zurechtgebastelt, die uns vorgaukeln, Herrscher des Alls zu sein. Aber seit Jahrmillionen sind wir Tiere, eine Spezies, wohl die einzige, mit der die Natur (Gott) vielleicht sogar die Frage experimentell beantworten wollte, ob es einer Tierart möglich ist, zu überleben, wenn ein Teil der Entscheidung über ihre Zukunft nicht instinktiv abläuft sondern ihr selbst überlassen bleibt. Damit dies Experiment nicht scheitert und wir aussterben, müssten wir unsere gesamte Gedankenwelt revidieren und sie den Naturgesetzen anpassen.Diese ganze Problematik wird wertfrei und wissenschaftlich begründet in diesem Buch abgehandelt in leicht verständlicher Form von einem Arzt, Diplom-Psychologen und Naturforscher, ehemaligem Universitätslehrer. Zwar religionskritisch, wird aber kein einfältiger, dogmatischer Materialismus vertreten. Sie werden aber viele Gedanken finden, die nie diskutiert wurden, weil unsere Gedankenwelt beherrscht ist von "Selbstverständlichkeiten", die man nicht in Frage stellt. Aber immerhin hat die Wissenschaft von jeher gerade diese Selbstverständlichkeiten aufs Korn genommen und korrigiert (Die Erde ist eine Scheibe - das Herz ist der Sitz der Seele - die Erde wurde vor 8000 Jahren in Mesopotamien erschaffen usw.) Wir werden angeregt, selbst nachzudenken und unsere Situation zu beurteilen. Zunächst wird das wissenschaftliche Denken vorgestellt im Gegensatz zum alltäglichen und zum gläubigen. Es werden dann viele Forschungsergebnisse aus diversen Gebieten vorgestellt, biologische, psychologische, aber auch physikalische und kosmologische, die uns zeigen, dass wir nur einen winzigen Stellenwert im Universum haben und vor allem unser Wissen noch sehr bescheiden ist, der Grund dafür, dass wir das Wesentliche unserer Welt noch immer nicht erklären können. Die Natur lässt unsere Sinnesorgane nur das erkennen, was wir zum Überleben brauchen. Dennoch lässt uns die Natur in dem Irrglauben, fast alles zu wissen, wohl deshalb, damit wir uns vor dem vielen Unerklärlichen nicht fürchten müssen. Sie werden Gedanken hier finden, die Sie noch nie dachten und Sie werden über "ganz Mächtige" lächeln – nichts als arme Würstchen – die Ihnen früher vielleicht Angst und Ehrfurcht eingejagt hätten.

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Information

DIE 3 GEBOTE

Ich bin die Natur, dein Gott, du sollst nicht andere Naturen haben neben mir.
Nein! So lautet nicht das erste Gebot der Natur für den Menschen. Was für eine Religion als ganz normal empfunden wird, erscheint als Gebot der Natur einfach lächerlich. Die Natur IST- sie hat keinen Konkurrenten zu fürchten, wie der von Menschen beschriebene „Gott“, der die Menschen intensiv davor warnen muss, einem anderen Gott nachzulaufen. Warum eigentlich nicht? Nun, ein anderer Gott hat auch andere Priester, die dann die geistige Macht über die Menschen gewännen. Die Natur (oder ihre Gesetze in der Funktion eines Gottes) existieren auch dann weiter, wenn niemand an sie glaubt und sie ist stets evident. Deshalb braucht sie keinen Priester als Vermittler.
Das erste Gebot der Natur: Bleib am Leben!
Das zweite Gebot: Suche den optimalen Geschlechtspartner, erzeuge Nachkommen und schütze sie.
Das dritte Gebot: Verteidige dein Revier bzw. euer Revier (bei sozial lebenden Wesen – Rudel, Herden staatenbildende Tiere).
Zweites und drittes Gebot sind eigentlich nur Spezifizierungen des ersten, denn am Leben bleibt man eigentlich auch, wenn zwar das individuelle Leben naturgemäß endet, aber man seine Gene (die Kurzkopie des Individuums) weitergegeben hat. Zum anderen kann man am Leben nur bleiben, wenn man ausreichend Raum hat sich ernähren zu können.
Diese drei Gebote gelten für alle Lebewesen. Zum großen Teil haben sie bereits anatomische Voraussetzungen (Haut zur Abwehr, Krallen usw.) oder physiologisch-chemische (Infektabwehr). Fest verankerte Verhaltensweisen gibt es bei den weitaus meisten Tieren, sie werden Instinkte genannt. Andere lebenserhaltende Verhaltensweisen werden den Jungen von ihren Eltern vermittelt. Das bekannteste Beispiel: Groß-und Kleinkatzen lernen das erfolgreichste Jagen von der Mutter. Aber auch das Rudel lehrt die Jungtiere das günstigste Verhalten. Freilich haben auch wir Menschen eine Menge Instinkte, aber so weit wir wissen hat die Natur den Menschen die größte Verhaltensfreiheit von allen Tieren gelassen, allerdings damit auch die größte Eigenverantwortung. Die meisten Tiere können nicht viel falsch machen mit ihren Instinkten und sich dadurch auch nicht schädigen. Die Tierspezies Mensch allerdings schon! Verbreiten sich zunehmend falsche, d.h. lebensfeindliche Verhaltensweisen und beeinflussen sie zudem die Erziehung der Jugend, dann kann das nicht nur die Lebenstüchtigkeit der Individuen vermindern, sondern im Extremfall auch der ganzen Menschheit die Existenz kosten. Hier wäre etwa Drogengebrauch zu nennen, der sich vor allem in unbeaufsichtigten Jugendgruppen ausbreitet und die Individuen immer schädigt, auch wenn sie nur teilweise direkt daran sterben. Bei sozial lebenden, vor allem Rudeltieren, wird die jeweilige soziale Stellung von den Eltern, vor allem aber von der Gruppe erlernt und führt dazu, dass das Jungtier bzw. der Jugendliche seine Aufgabe innerhalb des Rudels lernt und später optimal ausführen kann, was die Überlebensfähigkeit des Rudels garantiert. Aber nicht nur mangelnde Bereitschaft der Eltern für die Anleitung ihrer Kinder gefährden das Überleben, besonders Ideologien können hier größten Schaden stiften.
Die ehemals so vehement propagierte freiheitliche Erziehung (no frustation children) ohne Verbote führte zu der Überzeugung, ich kann tun was mir passt und damit letztlich zu einer asozialen Einstellung. Etwa, ich habe Drogen genommen und brauche sie auch weiterhin, also soll sie mir die Gruppe besorgen und für meinen Lebensunterhalt aufkommen. Damit werden die Gruppenmitglieder, die sich sozial verhalten zu Sklaven der Asozialen, was im geordneten Rudel eine Unmöglichkeit wäre. Denn dort gilt, ich kann nicht etwas verlangen, was ich nicht auch bereit bin zu geben. Auch die Gleichheitsideen, die jedem gleiche Rechte zugestehen, führen zu ähnlichen Missverhältnissen.
So gesehen ist das Experiment Mensch der Natur wahrscheinlich missglückt und die Menschen werden vielleicht über kurz oder lang aus dem Verkehr gezogen. Sie scheiterten an der Unfähigkeit sich selbst an Zahl zu beschränken. Und sie waren andererseits nicht in der Lage sich an die neue Situation anzupassen, statt im natürlichen Rudel in einer Massengesellschaft zu leben, entsprechend einem Herdentier oder besser sogar einem Ameisenstaat. Er sehnt sich immer noch nach seinem Rudel, in dem er seinen Platz einnehmen kann, der ihm Anerkennung und Bedeutung verleiht. Im Ameisenstaat (Massengesellschaft) wird er auswechselbar, wird Massenware und damit eben auch gleich. Wenn wir unser Verhalten nicht zukünftig an dem orientieren, was uns die Natur Hunderttausende, ja Millionen Jahre vorgeschrieben hat und womit wir gut gefahren sind, dann ist zu befürchten, es wird uns bald schlechter gehen, wenn wir es überhaupt überleben. Vernünftigerweise ändert man Millionen Jahre Bewährtes nicht aus Besserwisserei oder weil einem Ideologen irgendetwas eingeblasen haben und riskiert damit seinen Fortbestand. Aber gegenwärtig sind wir wohl dabei. Wie wird es enden??

NATURFEINDE – MANCHE PHILOSOPHEN

Das wird kein Abschnitt über Philosophie, dazu fehlt mir die Kompetenz. Aber dem interessierten Laien fällt doch auf, dass die Stellung des Menschen in der Natur eine relativ geringe Beachtung in der Philosophie findet. Obwohl die Vorsokratiker (Parmenides, Heraklit, Demokrit u.a.) als Naturphilosophen bezeichnet werden, hatten sie neben dem Menschen eher die unbelebte Natur im Auge – physikalische Vorgänge und vor allem mathematische. Schon den altgriechischen Philosophen ging es besonders um den Menschen, seinem Wesen, seiner sozialen Stellung, seinem Verhältnis zu Göttern usw. Zwar haben einige, besonders Aristoteles, eine frühe biologische Naturwissenschaft betrieben, das Aussehen von Pflanzen und Tieren beschrieben, aber den Menschen nicht einbezogen. Ihm wurde immer eine Sonderstellung eingeräumt. Die antiken Philosophen, obgleich sie noch nicht von monotheistischen Religionen geistig begrenzt waren, sahen den Menschen nie als Teil der Natur und in sie eingebunden. Mit einem solchen Gedanken am weitesten ging wohl Zenon, der forderte mehr in Übereinstimmung mit der Natur zu leben, jedoch mit dem Ziel zu sich selbst zu kommen, nicht als Naturbestandteil, immer nur als unabhängiger Mensch.
Immerhin neigten die antiken Philosophen dazu, besonders die römischen, die Natur als eine Richtschnur zu sehen. Justitian kannte ein Naturrecht für alle Lebewesen, auch die Stoiker und Epikureer neigten dazu sich nach der Natur zu richten. Etwas das mit dem Aufkommen des Christentums völlig verloren ging.
Im Mittelalter mit dem extremen christlichen Meinungsterror war an solche Vorstellungen überhaupt nicht zu denken. Damals existierte eine Philosophie nur dem Namen nach, als „Magd der Theologie“. Die sollte Gott nur ergründen und immer nur seine Existenz beweisen, obwohl einige kluge Köpfe aus der Theologie selbst Bedenken anmeldeten. So behauptete Plotin schon um 300 Gott gehe über alles Weltliche hinaus, auch über „Geist“ und sei für uns nicht fassbar (und daher auch nicht beschreibbar). Sogar der berühmte Kirchenlehrer Augustin betonte die Unmöglichkeit eines Wissens um Gott, wenn er schreibt: „Von Gott gibt es kein Wissen in der Seele außer, dass sie weiß, wie sie ihn nicht weiß“. Das ganze Mittelalter kann man in diesem Zusammenhang vergessen. Interessanter wird es dann in der Neuzeit.
Descartes betrachtete überhaupt nur den Menschen als erwähnenswert, die anderen Tiere als seelenlose funktionierende Maschinchen. Die Vivisektion, das Sezieren von Tieren bei lebendigem Leibe wurde auch aus dieser Haltung heraus begründet und gut geheißen.
Spinoza war einer der wenigen, die Gott und Natur quasi auf eine Stufe stellten, wurde aber für derartige „Verwirrungen“ massiv verfolgt und hatte kaum Einfluss auf das Denken seiner Zeit. Das ist verständlich, denn nach seinen Vorstellungen konnte Gott auch nicht so aussehen, wie uns die Bibel erzählen will. Und in diesem Falle wäre die Macht der Priester immer gefährdet gewesen. Wahrscheinlich wäre mehr Vernunft, zumindest in einem Teil der Menschheit, hätte damals Spinoza mehr Anerkennung gefunden.
Wenn Kant von Natur spricht, so meint er damit nicht die belebte Natur und die Stellung des Menschen in ihr. Er meint stets die Auffassung seiner Umwelt durch den Menschen, sein Bewusstsein, seine Vernunft, sein Erleben in Raum und Zeit und damit nur den Menschen selbst. Für ihn bestimmt sich die apriorische Erkenntnis durch Allgemeingültigkeit und Notwendigkeit. Hier kann man nun einwenden, dass das immer vom jeweiligen Stand der Forschung abhängig ist. Dieser Bezug des Menschen auf sich selbst bekäme Allgemeingültigkeit, wenn wir auf dem Standpunkt stehen, Steine, Tiere, Pflanzen, alles um uns herum sei gar nicht da, werde uns nur von unseren Sinnen vorgemacht, dann aber brauchen wir gar nicht zu philosophieren.
Bei Hegel ist a priori klar, die Natur hat dem Menschen den Krieg erklärt: „Die Not und der Witz des Menschen hat unendlich mannigfaltige Weisen der Verwendung und Bemeisterung der Natur erfunden. Welche Kräfte die Natur auch gegen den Menschen entwickelt und loslässt, Kälte, wilde Tiere, Wasser, Feuer – er weiß Mittel gegen sie, und zwar nimmt er diese Mittel aus ihr, gebraucht sie gegen sie selbst; und die List seiner Vernunft gewährt, dass er gegen die natürlichen Mächte andere natürliche Dinge vorschiebt, diese jenen zum Aufreiben gibt und sich dahinter bewahrt und erhält.“ Hegel lässt den Gedanken gar nicht aufkommen, der Mensch könnte ein Produkt der Natur sein und er brauche sich in ihr nur vernünftig einzurichten und anzupassen.
Die Philosophie der Romantik neigte dazu, Gott und Natur als Einheit zu sehen. Dazu wurde die Bezeichnung Weltgeist geprägt. Aber auch in dieser Philosophie wird der Mensch immer noch als Sonderwesen gesehen, das ja diese Erkenntnis erst möglich macht. Schelling gilt als der Naturphilosoph überhaupt, er kommt auch der Erkenntnis einer Gesamtnatur einschließlich Gott und Mensch am nächsten, da er das menschliche Bewusstsein in den Weltgeist einbezieht. Dennoch reiht er den Menschen nicht in die Tierreihe ein. Vielmehr sieht er die absolute Freiheit, die nur dem Menschen zukomme, das absolute Ich durch sich selbst und in sich selbst als Ich realisiert. Das wäre in der Konsequenz für uns aber sehr unangenehm und bedeutete das, was Heidegger als „Hineingehaltensein ins Nichts“ bezeichnet und was Angst auslöst. Auch Schelling gibt dem Menschen eine Sonderstellung, er beschreibt ihn als die höchste Potenz des Naturprozesses. Das ist meiner Ansicht nach verfehlt, denn der Naturprozess endet ja nicht mit dem Menschen. Das ist der zeitliche Einwand. Der andere wäre:„die höchste Potenz“ ist eine Mengen- bzw. Qualitätsangabe und das ist abhängig vom Standpunkt des Beurteilers. Würde etwa ein Delphin diese Behauptung aufstellen, dann fände der auch Gründe den Delphin als höchste Potenz des Naturprozesses zu bezeichnen.
Auch Fichte ist befangen in dem alten Vorurteil, der Mensch mit all seinen Attributen sei das Maß aller Dinge. Er kümmert sich daher überhaupt nicht um die Stellung des Menschen innerhalb der Natur oder ähnliches. Er möchte einen Vernunftstaat gründen, der aber nicht wissenschaftlich-objektiv untermauert sein soll, sondern von dem (durchaus subjektiven) „Gewissen“. Die Autonomie der Wissenschaft beruht nach Fichte auch nicht auf ihrer Methodik sondern auf der „moralischen Autonomie“ des Wissenschaftlers.
Fichte war der Meinung, das Gewissen könne nicht irren. Auch für Max Weber ist das Gewissen unhintergehbar und er weist der Wissenschaft nur die Rolle zu, Techniken zu entwickeln. Erkenntnisgewinn wird ihr offenbar nicht zugetraut.
Beide wussten noch nichts über die Perfidie, mit der moderne Machthaber und Meinungsmacher Gewissen und Moral manipulieren. Sie kannten auch noch nicht die gewaltigen Fortschritte der Naturwissenschaften und ihre Verpflichtung zur Objektivität.
Feuerbach, der große Kritiker des Christentums, ist aber auch ein ernster Naturfeind. Zwar nennt er das „dem Menschen vorgesetzte Wesen“, welches die Ursache der Menschen ist, die Natur (wie auch zeitweise Gott) jedenfalls ein menschenartiges Wesen, dennoch betrachtet er Mensch und Natur als unterschiedlich und sogar gegeneinanderstehend. Nur im Blick des Menschen in den Menschen entzünde sich das Licht des Bewusstseins und Verstandes. „Was ich allein sehe, daran zweifle ich, was der andere auch sieht, das erst ist gewiss“. Hier sind einige Zweifel anzumelden: Es wurde schon erwähnt, dass der Sinneseindruck „blau“ bei zwei Menschen völlig unterschiedlich sein kann und keiner weiß, wer nun recht hat oder keiner von beiden.
Feuerbach ist der Meinung, Tiere hätten kein Bewusstsein, da ihnen die Religion fehle. Nur der Mensch erschaffe sich Gott, dem er die Macht gibt, auch Naturgesetze aufzuheben und den Menschen speziell zu schützen. Er ist, wie auch Marx, immer noch anthropozentrisch. Er meint sogar, die äußeren Dinge bestimmten unser Bewusstsein. Hegel erklärte sogar den subjektiven Sinneseindruck als die Objektivität selbst. Auch Marx ist ein Naturfeind. Er sieht die ganze Menschheit durch die Natur bedroht, verlangt, man müsse die Natur beherrschen, erkennt aber nicht, dass die einzige Bedrohung durch unser eigenes Fehlverhalten entsteht. Wenn wir die Naturgesetze nicht beachten, dann nehmen wir Schaden, da kann uns die Natur auch nicht helfen! Wir sollten nicht vom 6. Stockwerk springen und im Krankenhaus die Natur (oder Gott) anklagen weil sie das Gravitationsgesetz nicht außer Kraft gesetzt hat.
Wenn hier immer wieder Kritik geübt wurde an den Philosophen, dann heißt das nicht, dass sie nichts taugten. Im Gegenteil sie waren kluge Köpfe, die sich bei ihren Schriften auch viel gedacht haben. Sie brachten auch, jeder ein Stück, die Philosophie weiter, so dass andere auf ihren Gedanken aufbauen konnten – und sie hatten für ihre Zeit meist durchaus Recht, nur haben sich die Zeiten geändert!
Beispiel: Fichte dachte anthropozentrisch, zu seiner Zeit gab es noch keine Entwicklungs- und Abstammungslehre, geschweige Verhaltensforschung, die in Lorenz und seinen Schülern gipfelte. So konnte er Tiere nicht einschätzen. Wie konnte er wissen, welche Erlebniswelten Wölfe durchmachen oder Delphine? Aber Fichte hielt auch das Gewissen für unfehlbar (ähnlich wie Kant das Moralgesetz). Wie ist das möglich, da wir doch alle täglich sehen, dass Gewissen und Moral bei den Mächtigen in Politik und Wirtschaft gar nicht zu existieren scheinen. Zu Fichtes Zeiten allerdings war das anders.
Als nach der Aufklärung die Kirche ihre absolute geistige Macht verloren hatte wurde „Anstand und Moral“ – und damit auch das „Gewissen“ zunehmend vom Bürgertum geprägt und war zu Fichtes Zeiten bereits sehr fest gefügt. Wer diesen ungeschriebenen Gesetzen nicht folgte, lief Gefahr geächtet und aus der bürgerlichen Gesellschaft ausgeschlossen zu werden. Dann konnte er gleich nach Amerika auswandern! Der Hochadel hielt sich zwar nicht immer an diese Moral, er wurde aber meist mit „Staatsraison“ entschuldigt, vor allem war er aber nie geistig prägend. Philosophische Werke von regierenden Königen sind mir nicht bekannt. Genauso verhielt es sich mit der Unterschicht, die kaum je lesen und schreiben konnte daher ihre Meinung nicht kundtat. Kleinkriminelle lebten ihre eigene Ganovenmoral, die sie für sich behielten und die sowieso kein Bürger akzeptierte.
Damals konnte man das Gewissen also schon als eine allgemeingültige Richtschnur ansehen und die damalige Sozietät konnte damit durchaus überleben, da es von der Mehrheit gutgeheißen wurde und vor allem von der Justiz befolgt.
Die Änderung kündigte sich mit Nietzsche an, der die Desorientierung der Menschen schon beklagte, den Bruch der heilen Gesellschaft. Er sah die Problematik christlicher Vorstellungen, die die bürgerliche Moral mitgeprägt hatten und die philosophische Fragwürdigkeit christlicher Lehre. Er sah den Menschen durch ein Vakuum irren und negierte folglich alles Dagewesene (Nihilismus). Er sah keinen Sinn im Leben, fühlte sich alleingelassen und bedroht in einer feindlichen Welt. Das kann man auch, wenn man keinen inneren Halt hat, keinen Orientierungspunkt, keine Richtschnur. Nietzsche riet zur Selbstbestimmung, aber wer kann das schon, wer hat die Kraft?
Und da war nur konsequent, dass Sartre das ganze Sein für sinnlos und absurd erklärte, wenn er es auch als Preis für seine „Freiheit“ verstand. Aber das ist keine erstrebenswerte Freiheit, eher eine erzwungene, eine erlittene, eine Angst erzeugende. Der Mensch habe überhaupt keine Natur, er müsse sich selbst aufbauen. Aber ist er da nicht überfordert? Und so bleibt es nicht aus, dass er Angst hat, sich verlassen fühlt, wie Sartre selbst zugibt. Aber diese Vorstellung vom Menschen trifft ja wohl doch nicht zu, sie beschreibt einen absolut unrealistischen Roboter. Aber zu seiner Zeit beeindruckte Sartre viele Menschen und prägte die Überzeugungen mit. In dieser Trostlosigkeit versuchte Bollnow in den 1950er Jahren einen Ausweg zu finden mit seiner „Neue Geborgenheit“, er setzte sich aber nicht durch.
Kierkegaard würde ein Leben aus der Natur und in ihr als minderwertig betrachten, als das ästhetische Stadium, die niederste seiner Stufen. In der wird nur auf das gehört, was die Natur uns eingibt. Ich allerdings halte die beiden höheren Stadien, das ethische und als Steigerung das religiöse für Anmaßung und einen unangebrachten Verbesserungsversuch der Natur gegenüber und Besserwisserei, die nur Leid bringt.
Nun war es jedoch an der Zeit, eine neue Richtschnur für das menschliche Leben zu finden und da bietet sich ganz selbstverständlich die Natur an, die uns schon Jahrmillionen geleitet hat, was aber nicht wahrgenommen wurde und erst durch die Wiederbesinnung auf die Abstammungslehre und die Verhaltensforschung ins Bewusstsein rückte. Das aber wurde nicht durch bekennende Philosophen bewirkt sondern durch Biologen, obwohl Konrad Lorenz ursprünglich einen philosophischen Lehrstuhl innehatte, sich aber als Vollblut-Verhaltensforscher fühlte. Zu der Zeit, als die Verhaltensforscher geistig prägend wurden, waren die Lehrstuhlphilosophen zumeist noch mit der „Schmutzigen Philosophie“ beschäftigt.

SCHMUTZIGE PHILOSOPHIE

Schon in der Antike hatten die Philosophen einen guten Ruf. Sie waren DIE Wissenschaftler per se, Denker, Naturforscher, Mathematiker, alles in einem. Auch später war das nicht anders. Es spalteten sich Einzelwissenschaften ab, um sich besser mit speziellen Fragen beschäftigen zu können, vor allem die Naturwissenschaften und die Mathematik. Auch wenn die Mathematik eine unverzichtbare Hilfswissenschaft der Naturwissenschaft geworden ist und mit ihr in eine Fakultät gesteckt wurde, ist Mathematik doch eine philosophische Methode, die sich aus der Logik ableitet. Die Teile der Philosophie: Ontologie, Logik, Wissenschaftstheorie sind nach wie vor wichtige Disziplinen, die stets in hohen Ehren standen.
Betrachtet man die Geschichte der Philosophie über 2500 Jahre, so haben alle Philosophen stets Fragen gestellt, sich gewundert über ihre Welt und versucht Antworten zu finden. Sie gerieten dabei nicht selten in Widerspruch mit den jeweils Mächtigen, Herrschern meist aber Vertretern der dominierenden Religion, die einen noch fundamentaleren Machtanspruch als weltliche Herrscher hatten, weil sie das gesamte Denken der Menschen bestimmen wollten. Während der Philosoph sich mühte, eine mögliche Wahrheit zu finden, brachte die Religion DIE Wahrheit bereits in der Aktentasche mit. So mancher Philosoph hatte das auf dem Scheiterhaufen einzusehen. Aber immer blieben die Philosophen so objektiv wie es ihnen möglich war.
Erst die Existentialisten brachen mit diesem Grundsatz. Sie konstruierten eine Welt, die es so gar nicht gibt, um sich dann weidlich über sie zu beklagen. Der arme Mensch, der nach Heidegger „ins Nichts hineingehalten“ ist, der täte gut daran, sich gleich zu erschießen. Seit etwa 120 Jahren, bekommt man den Eindruck, kann die Philosophie sich selbst nicht mehr leiden.
Aber Heidegger war ja kein Parteigänger wie die französischen Existentialisten, besonders Sartre und Camus. Die missbrauchten die Philosophie, um ihre politischen Ansichten und Absichten scheinbar begründen zu können. Wenn der Mensch die ganze Welt sinnlos empfinden muss, wenn er ein Fremder ist, ein Ausgestoßener, wenn für ihn alles deprimierend und ekelhaft ist wie die Existentialisten suggerieren, wenn er verzweifelt ist und angsterfüllt, dann muss doch am Menschenbild der Existentialphilosophie etwas falsch sein. Wenn angestrebt wird, dass er ein Freier wird, er dann aber darüber unglücklich ist, weil ihm die Verantwortung für sich selbst zu schwer ankommt, dann ist der Mensch nach Meinung dieser „Humanisten“ ein bemitleidenswertes Jammergestell. Aber ich glaube, die Existentialisten haben nur ein Selbstbildnis entworfen. Sie können gar nicht objektiv beobachtet haben, wie es die Philosophie als Wissenschaft verlangt, denn dann hätten sie außer sich selbst viele glückliche und zufriedene Menschen gesehen.
Wenn auch die Nachwirkungen des Existentialismus noch immer in der Philosoph...

Inhaltsverzeichnis

  1. Prolog
  2. Inhaltsverzeichnis
  3. Gebrauchsanweisung
  4. Die 3 Gebote
  5. Impressum