Cixi
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Cixi

Die letzte Herrscherin auf dem chinesischen Drachenthron

  1. 288 Seiten
  2. German
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Cixi

Die letzte Herrscherin auf dem chinesischen Drachenthron

Über dieses Buch

Die letzten Jahrzehnte des chinesischen Kaiserreichs waren geprägt von inneren Unruhen und Aggression von außen. Die mandschurische Qing-Dynastie endete mit der Einflussnahme der Kaiserinwitwe Cixi auf das politische Geschehen während der Herrschaftsperioden ihres Gemahls, ihres Sohnes und ihres Neffen. Während dieser Zeit bestimmte sie dreimal als Regentin aktiv und offiziell die Politik des Reiches. So erscheint die letzte Kaiserin Chinas, Kaiserinwitwe Cixi (Tzu-Hsi, 1835-1908), als eine der faszinierendsten und facettenreichsten Frauen des letzten Jahrhunderts. Jahrzehntelang wurde Cixi einem westlichen Publikum von männlichen Autoren als machtgierige, mordende, sexbesessene Hexe dargestellt, obwohl die Männer die Kaiserinwitwe nie selbst getroffen hatten. Zum Ende ihrer Regierungszeit lud Cixi einige Damen zu persönlichen Besuchen in die Verbotene Stadt ein. Die Schilderungen dieser Frauen erlauben einen Einblick in das Leben und die Pracht hinter den dicken Mauern. Sie erzählen von Zeremonien und Riten, die jahrhundertelang während jeder Dynastie strikt befolgt wurden, und sie beschreiben den Prunk der Kostbarkeiten, von denen heute nur noch wenige Exponate in den Palastmuseen zu bewundern sind. Die Damen scheuen sich nicht, ein positives Bild dieser einsamen, fremdartigen Kaiserinwitwe zu zeichnen, die sonst nur belächelt, verachtet oder verunglimpft wurde. Aus vielen Mosaikstücken zusammengesetzt, ergab sich das Lebensbild einer faszinierenden Frau, die während der letzten chinesischen Dynastie fast 40 Jahre lang vom Drachenthron aus regierte.

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Information

Jahr
2018
ISBN drucken
9783746007656
eBook-ISBN:
9783746089881
Auflage
2
Thema
Storia

1. Cixis unbeschwerte Kindheit
(1835-1851)

Der Mandschu-Clan und die Familie

Cixi wuchs also in politisch unsicheren Zeiten auf, ihre Kindheit schien jedoch von den Unruhen im Land unberührt. Die Erziehung stand noch fest in den althergebrachten Traditionen der Familie. Über diese Familie gibt es unterschiedliche Aussagen. So soll sich einer Deutung nach die Ahnenreihe bis zum Begründer der Qing-Dynastie zurückführen lassen. Angeblich war Vater Huizheng ein Mandschu-Adliger aus der Nara-Sippe, die wiederum Teil der Banner war, welche sich im frühen 17. Jahrhundert im Kampf gegen die Ming-Dynastie ausgezeichnet hatten.
Da das erste Kind der Familie ausgerechnet ein Mädchen war, wurde die Kleine nicht allzu freudig willkommen geheißen, als sie am 29. November 1835 das Licht der Welt erblickte. Niemand konnte zu diesem Zeitpunkt vorhersehen, dass dieses kleine Wesen einmal die mächtigste Frau des Chinesischen Reiches werden würde. Das Mädchen führte ein sorgloses Leben mit Geschwistern und anderen Kindern in der Nachbarschaft. Zu seiner Kindheit erzählt man folgende Geschichte:
Eines Tages, als sie fünf Jahre alt ist, necken die Spielgefährten sie, weil sie im Jahr des Schafes geboren ist. Sie rufen: „Mäh, mäh, nicht mehr lange und du wirst geschlachtet!“ Weinend läuft das Mädchen nach Hause. Der Vater tröstet sie: „Das Schaf ist eine bewundernswerte Kreatur. Es ist Symbol von Bescheidenheit, Harmonie und Pflichterfüllung. Außerdem hast du in deinem Geburtsdatum eine doppelte 10, denn der 29. November 1835 war der 10. Tag des 10. Mondmonats. Das ist ein äußerst starkes Zeichen.“
Die Mutter aber ist unsicher und ruft einen Astrologen herbei, der die Zukunft des Kindes vorhersagen soll. Der Zukunftsdeuter zeigt sich von der doppelten Zehn nicht sehr begeistert und erklärt: „Eure Tochter wird ein störrisches Schaf werden und unglücklich enden. Ich empfehle euch, dem Mädchen einen Namen zu geben, der das Ganze etwas mildert.“ So nennt man das Kind „Orchidee“, da diese Blume zu allen Jahreszeiten grün ist, da die Blüte in eleganten Farben leuchtet, ihre Form anmutig ist und ihr Duft betört. 1
Als Tochter einer gebildeten Familie lernte Orchidee lesen, ein wenig Chinesisch schreiben, zeichnen, sticken und nähen – alles Fähigkeiten, die eine junge Dame beherrschen sollte. Später würde sich das als nützlich erweisen, denn für eine Kaiserinwitwe war es traditionelle Pflicht, als Symbol der Weiblichkeit an einem bestimmten glücksverheißenden Tag das Muster für ein eigenes Kleid auszuschneiden.
Die Mutter liebte Gedichte von Li Po, dem berühmten Poeten der Tang Dynastie, gleichzeitig war sie eine große Opernliebhaberin. Das ganze Jahr über sparte sie, damit sie zum Neujahrsfest eine Gruppe Sänger und Schauspieler zu einer Aufführung ins eigene Haus einladen konnte. Jedes Jahr wurde eine andere Oper aufgeführt und alle Nachbarn durften daran teilnehmen. Als Orchidee zwölf Jahre alt war, wurde die Oper „Hua Mulan“ aufgeführt, und Orchidee soll von der Heldin so bezaubert gewesen sein, dass sie dieser ihr Taschengeld schenkte. 2
Im Jahre 1849 ernannte Kaiser Daoguang den Vater zum Gouverneur einer großen Region in der Mongolei. Im Sommer dieses Jahres reiste er mit seiner Familie dorthin und ließ sich in Hohhot, der heutigen Provinzhauptstadt der Mongolei, nieder. Zum ersten Mal kam Orchidee aus dem übervölkerten Beijing heraus, lernte die Natur schätzen und verliebte sich in das Grasland der mongolischen Steppe. Doch lange konnte sie die herrliche Gegend nicht genießen. Schon wenige Monate nach dem Umzug starb Kaiser Daoguang im Februar 1850 und sein neunzehnjähriger Sohn Xianfeng wurde sein Nachfolger. Nach der Krönung wurden im ganzen Land Gemahlinnen für ihn gesucht. Alle Mandschu-Familien ab einem bestimmten Rang mussten ihre Töchter registrieren lassen, sobald sie in die Pubertät kamen. Orchidee stand auf der Liste, ebenso wie ihre um ein Jahr jüngere Schwester. Im Alter von 16 Jahren würde sie nun die Kaiserstadt, die Verbotene Stadt, zum ersten Mal besuchen.

2. Eine Konkubine 5. Grades
(1851-1853)

Die Verbotene Stadt
1
Die rechteckige, 720.000 Quadratmeter umfassende Anlage, der vielleicht größte Kaiserpalast der Welt, bestand seit dem 15. Jahrhundert. Hier befanden sich neben vielen kleineren Gebäuden mehr als zehn Hauptpaläste, drei Parkanlagen und ein lamaistischer Tempel. Der Kaiserthron stand im Zentrum, in der Mitte der Verbotenen Stadt. Alle Bauten waren nach Süden ausgerichtet. Außen herum verlief eine rund zehn Meter hohe und an der Basis beinahe neun Meter dicke Mauer mit einem herrlichen Tor zu jeder Seite und je einem prächtigen Wachturm an den Ecken. Fast alle Gebäude innerhalb der Anlage hatten glasierte Ziegel in einem ausschließlich dem Hof vorbehaltenen Gelbton. In der Sonne schimmerten die Dächer wie ein Meer aus Gold – hoch über der Stadt, denn kein Untertan durfte über dieses „kaiserliche Maß“ hinaus bauen.
Das Große Innen, wie die Verbotene Stadt auch genannt wurde, war eine seltsame und schwierige Welt, insbesondere für die Frauen, die dort lebten. Obgleich sich in ihren Räumlichkeiten zu Zeiten nicht weniger als 6000 Menschen aufhielten, war nach Sonnenuntergang nur noch ein einziger von ihnen ein echter Mann. Während des Tages gingen Leute von außen hier ihren Geschäften und Amtspflichten nach, doch die einzigen männlichen Personen, denen man erlaubte, über Nacht hier zu bleiben, waren der regierende Kaiser und seine unverheirateten Söhne unter 15 Jahren. Die 3000 kaiserlichen Eunuchen waren sogenannte „Halbmänner“. Diese strengen Regeln sollten verhindern, dass dem Kaiser Hörner aufgesetzt würden.
Die verbotene Stadt war außerdem das Altenteil für alle Witwen und Konkubinen früherer Kaiser. Die hinterbliebenen Frauen erhielten kleine Pavillons im nordöstlichen Viertel, wo sie die restliche Lebenszeit im „Pavillon der Vergessenen Favoritinnen“ verblieben. Dort widmeten sie sich der Seidenraupenzucht und verbrachten die Tage mit dem Nähen und Sticken von Schuhen, Taschen und allerlei Kleinkram. Einige von ihnen waren kaum 15 Jahre alt, als der Kaiser starb, und dennoch durften sie die Verbotene Stadt niemals mehr verlassen. Viele Mandschu-Familien waren deshalb froh, wenn ihre Töchter nicht zur Konkubine erwählt wurden und ein Leben in Freiheit führen durften.

Zur Konkubine bestimmt

Der junge Kaiser und seine Mutter suchten die Konkubinen für seinen Harem aus im Hinblick auf den Zeitpunkt, an dem die Trauerzeit für seinen Vater, die zwei Jahre und vier Monate betrug, zu Ende sein würde. Nur junge Mädchen aus einer Familie der Banner-Klassen kamen dafür in Frage. Orchidee und ihre Schwester erhielten den Befehl, am Hof zu erscheinen. Am Tag vor dem festgesetzten Datum wurden die Kandidatinnen mit Mauleselwagen von Zuhause abgeholt. Diese etwas unbequemen „Taxis“ der damaligen Zeit brachten sie zu dem rückwärtigen Tor der Kaiserstadt und anschließend zum Hintereingang der Verbotenen Stadt, denn das vordere südliche Tor war für Frauen verschlossen. Die Nacht mussten die jungen Mädchen in den Wagen verbringen und sie wurden erst am nächsten Morgen von Eunuchen zur Inspektion abgeholt.
Die Kaiserinwitwe, Stiefmutter des Kaisers Xianfeng, untersuchte in Begleitung des Obereunuchen die Kandidatinnen auf ihre Grundkenntnisse in Chinesisch und Mandschurisch, auf Schönheitsfehler, Gebrechen und Krankheiten. Pearl S. Buck hat in „Das Mädchen Orchidee“ die Szene so beschrieben:
Im Audienzsaal ruft der Obereunuch Namen und Alter der Kandidatinnen aus. Eine nach der anderen gehen an dem Kaiser und der Kaiserinmutter vorüber. „Yehonala*2, Tochter des verstorbenen Bannermannes Hui..., siebzehn Jahre, drei Monate und zwei Tage alt!“
Sie trat geräuschlos und ohne sich zu zieren ein und ging langsam durch den großen Saal. Ihr langer rosaseidener Satinrock fiel ihr bis auf die gestickten Schuhe, die dicke weiße Sohlen hatten, sodass sie sehr groß erschien. Ihre schmalen, schönen Hände hielt sie gefaltet in Hüfthöhe. Sie drehte den Kopf nicht nach dem Thron, als sie langsam vorbeiging.
„Sie soll noch einmal vorbeigehen“, befahl der Kaiser.
Die Kaiserinmutter betrachtete Yehonala mit unwillkürlicher Bewunderung. „Ich warne dich“, sagte sie. „Dieses Mädchen hat eine heftige Gemütsart. Ich sehe es an ihrem Gesicht. Für eine Frau ist sie zu kräftig.“
„Sie ist schön“, sagte der Kaiser.
Noch immer wandte Yehonala nicht den Kopf. Sie hörte die Worte wie Geisterstimmen.
„Was macht es, wenn sie von heftiger Gemütsart ist“, sagte der Kaiser. „Mit mir kann sie ja wohl nicht streiten.“
„Bleib stehen“, befahl er ihr. Sie stand still. Sie bot ihr Gesicht und ihren Körper im Profil dar. Sie hatte den Kopf hoch erhoben und schien in weite Ferne zu blicken, als ob ihre Gedanken irgendwo anders wären.
„Dreh mir dein Gesicht zu“, befahl der Kaiser.
Langsam, wie wenn ihr alles gleichgültig wäre, gehorchte sie. Ein anständiges, bescheidenes Mädchen, war ihr immer gesagt worden, hebt ihre Augen nicht höher als bis zur Brust eines Mannes. Beim Kaiser aber durfte sie den Blick nicht über seine Knie erheben. Doch Yehonala blickte ihm voll ins Gesicht und sah ihn mit großer Eindringlichkeit an. Sie bemerkte, dass die Augen des Kaisers flach unter seinen knabenhaft dünnen Brauen lagen. Sie sah ihn an und ließ mit ihrem Blick die Macht ihres Willens in seine Augen strömen. Eine Weile saß er unbeweglich da. Dann sagte er: „Diese erwähle ich.“2
Am 14. Juni 1852 wurde Orchidee zur Konkubine des fünften und niedrigsten Ranges ernannt. Ihre Schwester wurde abgewiesen, durfte nach Hause zurück und außerhalb des Palastes heiraten.
Yehonala, wie sie nun am Hofe genannt wurde, freundete sich mit Niuhuru, einem bildhübschen, gebildeten fünfzehnjährigen Mädchen an, dessen Familie zu dem hochangesehenen Gelben Banner gehörte. Niuhuru wurde nach wenigen Wochen in der ersten Rang erhoben und als die offizielle Gemahlin Xianfengs zur Kaiserin gekrönt. Um ihre Gesundheit war es nicht gut bestellt, und man nannte sie deshalb im Geheimen „zerbrechlicher Phönix“. Die neue Kaiserin konnte gut mit Frauen und Untergebenen umgehen und sorgte somit für Frieden im Harem, an Politik war sie nicht sonderlich interessiert, diesen Teil übernahm Yehonala. – Zwanzig Jahre lang waren die beiden Frauen nun Weggefährtinnen und Rivalinnen.

Das einsame Leben

3
Der Harem, in dem Yehonala fortan wohnte, war eine eigene Welt mit ummauerten Höfen und engen Gassen; es gab jedoch viele Steingärten, Bäume und Blumen. Während die Kaiserin in einem eigenen Palast lebte, wurde den Konkubinen jeweils eine kleine Wohnung zugewiesen. Die Räume waren mit bestickter Seide, geschnitzten Möbeln und juwelenbesetzten Ornamenten geschmückt, aber es wurde nur wenig Persönliches geduldet. Wie in der ganzen Verbotenen Stadt galten auch im Harem strenge Regeln. Es war genau vorgeschrieben, welche Gegenstände die Mädchen in ihren Räumen haben durften, wieviel und welche Stoffe sie für ihre Kleider verwenden durften, und je nach Rang wurde festgelegt, welches Essen jede täglich bekam – es war eine erstaunliche Menge. Eine Kaiserin hatte für sich und ihre Untergebenen pro Tag Anspruch auf 13 Kilo Fleisch, ein Huhn, eine Ente, 10 Päckchen Tee, 12 Krüge Wasser vom Jadequellenberg sowie genau festgelegte Mengen unterschiedlicher Gemüse- und Getreidesorten, Gewürze und sonstige Zutaten. Außerdem erhielt sie pro Tag die Milch von nicht weniger als 25 Kühen, denn anders als die Han-Chinesen tranken die Mandschu Milch und konsumierten Milchprodukte.
Yehonala gehörte der untersten Stufe der Konkubinen an, und deshalb stand ihr keine eigene Kuh zu, sie hatte nur Anrecht auf drei Kilo Fleisch täglich. Das alles reichte jedoch für sie, ihre vier Zofen und ihre Eunuchen. Was übrig blieb wurde an Katzen und Hunde verfüttert, selbst der Abfall wurde nicht entsorgt, sondern getrocknet und als Vogelfutter ausgelegt.
Als eine Konkubine fünften Grades war Yehonala für den Kaiser nicht von besonderer Bedeutung. Er hatte schon vergessen, dass sie ihm bei der Brautschau aufgefallen war. Manche der auserwählten Mädchen bekamen den Herrscher niemals zu Gesicht. Falls ihre Familie kein Geld hatte, den Obereunuchen zu bestechen, damit er die Aufmerksamkeit des Regenten auf die Kandidatin lenkte, konnte es sein, dass diese ihr ganzes Leben als unfreiwillige Jungfrau hinter den Palastmauern verbringen musste. Yehonala wusste, dass niemand für sie zahlen konnte, und klug wie sie war, versuchte sie, das Beste aus der Situation zu machen.
Bei ihren Streifzügen durch die Verbotene Stadt entdeckte die junge Konkubine die Bibliotheken. Die Haupthalle der kaiserlichen Bibliothek war zwölf Meter hoch, neun Meter breit und 36 Meter lang. Die Regale an den Wänden enthielten eine unschätzbare Sammlung von Manuskripten. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte Yehonala umfangreiche Schriften in ihrer Reichweite und Studienräume mit Staatsannalen und Sammlungen von Kunstwerken zur Ver...

Inhaltsverzeichnis

  1. Widmung
  2. Motto
  3. Inhaltsverzeichnis
  4. Vorwort
  5. Geschichtlicher Hintergrund
  6. Lebensbild einer außergewöhnlichen Frau (1835-1908)
  7. Anhang
  8. Weitere Informationen
  9. Impressum