Brauchen wir eine neue Moral?
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Brauchen wir eine neue Moral?

Anregungen zu einer neuen Moraltheologie

  1. 524 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Brauchen wir eine neue Moral?

Anregungen zu einer neuen Moraltheologie

Über dieses Buch

Die Frage: "Brauchen wir eine neue Moral?" wird immer mit einem deutlichen "Ja!" beantwortet. Da die Frage der Moral eine Frage ist, die im kirchlichen Raum heftig umstritten ist, wird dieses Thema am Beispiel der kath. Moraltheologie besprochen. Die hier angesprochenen Fragen sind aber für alle religiösen Gemeinschaften relevant, so dass dieses Thema auch die protestantischen Christen, die jüdischen und muslimischen Glaubens-geschwister von großem Interesse ist.Für die Leser, die keiner Religionsgemeinschaft angehören, bietet dieses Buch Informationen, wann und wie sich die moralischen Normen gebildet haben und wie diese heute gesehen und bewertet werden müssen. Dieses Buch ist eine gute Grundlage für eine fruchtbare und zielgerichtete Diskussion.

Häufig gestellte Fragen

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Information

Die Tugenden und die Untugenden

(Haupt- bzw. Todsünden)

„Das deutsche Wort Tugend (lateinisch virtus, altgriechisch ἀρετή arete) ist abgeleitet von taugen; die ursprüngliche Grundbedeutung ist die Tauglichkeit (Tüchtigkeit, Vorzüglichkeit) einer Person. Allgemein versteht man unter Tugend eine hervorragende Eigenschaft oder vorbildliche Haltung. […] In der Ethik bezeichnet der Begriff eine als wichtig und erstrebenswert geltende Charaktereigenschaft, die eine Person befähigt, das sittlich Gute zu verwirklichen.“517 Oder auch: „Tugend, von taugen, got. dugan, ahd. tugan, mhd. tugen (verwandt mit gr. tychë), >Tüchtigkeit<, im Mittelalter jede einzelne Eigenschaft wie auch der Inbegriff von Eigenschaft, durch die eine Person oder Sache etwas taugt, das Vortreffliche aller Art, während das Wort in der Neuzeit im Sprachgebrauch des Alltags, der Philosophie und der Theologie auf das sittliche Verhalten und die sittlichen Werte beschränkt und zur Übersetzung von lat. virtus, gr. aretë gebraucht wird, die dem Wortsinn nach ursprünglich Mannhaftigkeit bedeuten, …“518 Während das Wort Tugend also positive und erstrebenswerte Eigenschaften beschreibt, kehrt mit der Vorsilbe „un“, also Untugend, sich die Bewertung der Eigenschaften in eine negative und nicht erstrebenswerte um.
Der Apostel Paulus schreibt in seinem Brief an die Philipper: „Schließlich, Brüder: Was immer wahrhaft, edel, recht, was lauter, liebenswert, ansprechend ist, was Tugend heißt und lobenswert ist, darauf seid bedacht!“519 Der Apostel Petrus schreibt in seinem 2. Brief: „Alles, was für unser Leben und unsere Frömmigkeit gut ist, hat seine göttliche Macht uns geschenkt; sie hat uns den erkennen lassen, der uns durch seine Herrlichkeit und Kraft berufen hat. Durch sie wurden uns die kostbaren und überaus großen Verheißungen geschenkt, damit ihr der verderblichen Begierde, die in der Welt herrscht, entflieht und an der göttlichen Natur Anteil erhaltet. Darum setzt allen Eifer daran, mit eurem Glauben die Tugend zu verbinden, mit der Tugend die Erkenntnis, mit der Erkenntnis die Selbstbeherrschung, mit der Selbstbeherrschung die Ausdauer, mit der Ausdauer die Frömmigkeit, mit der Frömmigkeit die Brüderlichkeit und mit der Brüderlichkeit die Liebe.
Wenn dies alles bei euch vorhanden ist und wächst, dann nimmt es euch die Trägheit und Unfruchtbarkeit, sodass ihr Jesus Christus, unseren Herrn, immer tiefer erkennt.“520 Der Apostel Petrus zeigt uns in seinem 2. Brief auf, welche positiven Folgen es für uns hat, wenn wir uns nach den Regeln der Tugend verhalten. Die von den beiden Aposteln, Petrus und Paulus, aufgezählten Tugenden sind keine abschließende Aufzählung, sondern nur eine beispielhafte.
Der Apostel Petrus spricht auch eine Mahnung aus, für die, die den Weg der Tugend nicht gehen wollen. Er schreibt: „Wem dies aber fehlt, der ist blind und kurzsichtig; er hat vergessen, dass er gereinigt worden ist von seinen früheren Sünden.“521 So zeigt uns der Apostel Petrus auf, dass derjenige, der den Weg der Untugend gewählt hat, scheinbar erfolgreicher ist, als der, der den Weg der Tugend geht. Und dieses scheinbar bezieht sich auf kurzfristig. Hier ist jedoch zu bemerken, dass diese Kurzfristigkeit und Kurzsichtigkeit durchaus über die Zeitspanne des irdischen Lebens gehen kann. Aber nach seinem Tode wird der Mensch, der in der Untugend sein Heil gesucht hat und scheinbar erfolgreich war, vor dem Gericht Gottes stehen und dann wegen seiner Sünden zur ewigen Verdammnis verurteilt werden. Und für die Menschen, die den mühsamen Weg der Tugend gegangen sind und weiter gehen werden, gibt der Apostel Petrus Hoffnung machende Worte. So schreibt er: „Deshalb, meine Brüder, bemüht euch noch mehr darum, dass eure Berufung und Erwählung Bestand hat. Wenn ihr das tut, werdet ihr niemals scheitern.“522 Und mit dem Wort: „ihr werdet niemals scheitern.“ sagt der Apostel Petrus, dass der Mensch, der sich auf dem Weg der Tugend befindet und zu diesem stets zurück kehrt, wenn er mal davon abkommt, dass dieser Mensch sein Selbst verwirklicht, sich also selbstverwirklicht.
Der Verzicht auf materiellen Wohlstand, der Verzicht auf vorschnelle Anerkennung und Ruhm, dieser Verzicht wird mehr als nur ausgeglichen durch eine tiefe innere Zufriedenheit. Die Selbstverwirklichung stellt daher eine hohes und ein zur inneren Ruhe und der Zufriedenheit führendes Ziel dar. Wer jedoch glaubt, dass die Selbstverwirklichung nur dann erreicht werden könne, wenn er sich selbst zum Mittelpunkt des eigenen Handelns macht und alle anderen Menschen ihm zu dienen habe, der hat nicht begriffen, dass der Mensch ein soziales Wesen ist, der Mensch sein Selbst nicht gegen die Interessen anderer Menschen verwirklichen kann, sondern nur im gleichberechtigten Zusammenspiel aller. Ich selbst bin nur dann ich selbst, wenn die anderen Menschen auch ihr Selbst entwickeln können und alle mit ihren jeweiligen Selbstverwirklichungen zusammen eine Gemeinschaft bilden. „In der Ethik bezeichnet der Begriff eine als wichtig und erstrebenswert geltende Charaktereigenschaft, die eine Person befähigt, das sittlich Gute zu verwirklichen.“523
„Als die vier klassischen Grundtugenden (seit dem Mittelalter: Kardinaltugenden) gelten Klugheit oder Weisheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Mäßigung. Platons Theorie der Grundtugenden wurde für die ganze tugendethische Theorie richtungsweisend. Für Aristoteles ist Tugend der Weg zur Glückseligkeit. Die Glückseligkeit wird hier aber nicht verstanden als subjektives Glücksgefühl, sondern als geglücktes Leben. Das Leben glückt dann, wenn der Mensch die Möglichkeiten verwirklicht, die in ihm angelegt sind (Entelechie).524 Das Gefühl der Glückseligkeit, des geglückten Lebens wird heute im modernen Leben als Selbstverwirklichung verstanden.
„Die drei göttlichen Tugenden (auch theologische Tugenden genannt) stehen im ersten Brief an die Korinther des Apostels Paulus (1. Korinther 13,13). […] Es sind: Glaube (lat. fides), Hoffnung (lat. spes) und Liebe (lat. caritas). In der Lehre der katholischen Kirche treten zu diesen drei theologischen Tugenden noch die vier Kardinaltugenden hinzu.“525 „Angelehnt an die Psychomachia 526 , einem Text des Christlichen Dichters Prudentius aus dem 4. Jahrhundert, hat sich im Mittelalter folgende Liste der sieben himmlischen Tugenden entwickelt, die jeweils mit einer entsprechenden Untugend […] um die Vorherrschaft in der Seele ringen.“527 Diese sieben himmlischen Tugenden mit ihren entsprechenden Untugenden sind528 :
Tugend Demut (humilitas) Mildtätigkeit (caritas) Keuschheit (castitas) Geduld (patientia) Mäßigung (temperantia) Wohlwollen (humanitas ) Fleiß (industria)
Untugend Hochmut/ Stolz (superbia) Geiz/ Habgier (avaritia) Wollust (luxuria) Zorn (ira) Völlerei (gula) Neid (invidia) Faulheit (acedia)
Über die Bedeutung des Begriffes Demut haben wir schon gesprochen und dabei festgestellt, dass die Demut nicht Unterwürfigkeit und Selbstaufgabe verlangt, sondern die Besinnung auf das eigene Selbst und somit die Selbstverwirklichung darstellt. Dem Egoismus als Besinnung auf das eigene Selbst steht die Egozentrik gegenüber. Von Egozentrik wird dann gesprochen, wenn das eigene Selbst so im Zentrum des eigenen Focus steht, dass das Selbst des anderen Menschen nicht mehr gesehen wird und der andere Mensch nur die Aufgabe hat, meinem Selbst zu dienen und sich diesem meinem Selbst zu unterwerfen. Diese Haltung wird auch als Hochmut und falscher Stolz bezeichnet.
Unter dem Begriff der Mildtätigkeit (Caritas) wird die Hilfe für einen bedürftigen Menschen verstanden, den dieser benötigt, um sich selbst aus der hilfsbedürftigen Lage (Hilfe zur Selbsthilfe) befreien zu können. Diese Hilfe zur Selbsthilfe ist daher stets eine begrenzte Hilfe, da der Hilfeempfänger nicht von der Hilfsleistung des Mildtätigen abhängig werden darf. Diese Begrenzung der Hilfe beinhaltet sowohl eine umfassende Hilfe, die die Voraussetzungen dafür schafft, dass der Hilfeempfänger aus eigene Kraft wieder für sich selbst und für die Seinen sorgen kann und einer Ablehnung der Hilfeleistungen, die dem Hilfeempfänger dazu verleiten könnten, nicht mehr für sich selbst und die Seinigen sorgen zu wollen. Der Hilfeempfänger muss also stets dazu geführt werden, den Anreiz zu entwickeln, selbst aktiv zu werden. Eine Mildtätigkeit, die diese Grenze, umfassende Hilfe bei gleichzeitiger Begrenzung auf das Notwendige, um die Hilfe zur Selbsthilfe aktivieren und realisieren zu können, nicht beachtet, ist keine Mildtätigkeit. Da jeder Mensch über eine unterschiedliche Begabung verfügt, kann diese Hilfe zur Selbsthilfe nicht pauschaliert werden. Sie muss auf die Bedürfnisse eines jeden Hilfebedürftigen abgestellt werden.
Dem Begriff der Mildtätigkeit stehen die Begriffe des Geizes und der Habgier gegenüber. Der Begriff des Geizes beschreibt die Unfähigkeit des Teilens und des Abgebens. Der Geizige kann nichts teilen und nichts abgeben, weil er dann befürchtet, nichts mehr zu haben. Geiz ist somit ein Gefühl der Furcht vor der existenziellen Unsicherheit, wobei diese Furcht nicht begründet ist. Geiz ist somit grundsätzlich ein Gefühl eines Mangels und zwar eines Mangels am Selbstwert. Dieses Selbstwertgefühl soll nun dadurch herbeigeführt und stabilisiert werden, in dem der Geizige entweder Sachwerte oder öffentliche Zustimmung für sich behält und keinem hiervon etwas abgeben kann, da ja dann sein Selbstwert verringert würde und somi...

Inhaltsverzeichnis

  1. Inhaltsverzeichnis
  2. Vorwort
  3. Moral
  4. Naturrecht
  5. Die Natur
  6. Der Mensch
  7. Die Sexualität
  8. Partnerschaft
  9. Ehe und Familie
  10. Der Mensch in seinen Bezügen
  11. Der Gottesfürchtige Mensch
  12. Der fehlende Mensch
  13. Die Tugenden und die Untugenden (Haupt- bzw. Todsünden)
  14. Ausblick
  15. Erläuterung der Abkürzungen
  16. Literaturliste
  17. Weitere Informationen
  18. Impressum