
- 206 Seiten
- German
- ePUB (handyfreundlich)
- Über iOS und Android verfügbar
Über dieses Buch
'Die ewig Verstoßene', mein Trauma, mein Lebensgefühl! Ohne das Bewusstsein, einen gültigen Berechtigungsschein für diese Erde zu haben, führte mich meine Sicht der Selbstbetrachtung immer tiefer in zerstörerische Verstrickungen und Süchte. Das Buch erzählt die Geschichte von Selbstablehnung und Verirrung. Ein Weg über Verlassenheit, Missbrauch und Misshandlung, gefangen in der Macht der SüchteUND ENDLICH GEFUNDEN!Das ist meine Geschichte vom Fallen und Aufgehobenwerden, von Schuld und Vergebung, von Verzweiflung und Trost. Ich möchte allen Mut machen, die genau diese Emotionen mit sich herumtragen: Es gibt Hoffnung, es gibt einen Weg. Es gibt wieder Lachen und Freuen.Lasst euch mit hineinnehmen in diese wunderbare Welt der Erkenntnis von etwas ganz Besonderem!
Häufig gestellte Fragen
- Elementar ist ideal für Lernende und Interessierte, die gerne eine Vielzahl von Themen erkunden. Greife auf die Elementar-Bibliothek mit über 800.000 professionellen Titeln und Bestsellern aus den Bereichen Wirtschaft, Persönlichkeitsentwicklung und Geisteswissenschaften zu. Mit unbegrenzter Lesezeit und Standard-Vorlesefunktion.
- Erweitert: Perfekt für Fortgeschrittene Studenten und Akademiker, die uneingeschränkten Zugriff benötigen. Schalte über 1,4 Mio. Bücher in Hunderten von Fachgebieten frei. Der Erweitert-Plan enthält außerdem fortgeschrittene Funktionen wie Premium Read Aloud und Research Assistant.
Bitte beachte, dass wir keine Geräte unterstützen können, die mit iOS 13 oder Android 7 oder früheren Versionen laufen. Lerne mehr über die Nutzung der App.
Information
Teil 1
Freitag, der 13.
Es war ein kalter, trüber Dezembertag. Die Straßen glatt, als ein kinderloses Ehepaar sich auf die zukunftsträchtige Reise begab, die ihr Leben komplett ändern sollte. Denn sie holten sich ein süßes, kleines Mädchen aus einem Kinderheim, was sie wie ihr eigenes lieben wollten, und das sie wahrscheinlich nie geholt hätten, hätten sie in die Zukunft blicken können.
Wie gut, dass uns überhaupt dieser Blick verwehrt ist, denn sonst hätten wir alle vieles nicht gemacht, vielleicht sogar nicht Leben wollen.
Gut verpackt in einer Tragetasche schrie das nette Geschöpfchen wohl die ganze Rückreise. Denn auch es wurde in ein neues Dasein katapultiert. Und später, weil sich eine Katastrophe anbahnte in Form von einem riesigen Felsblock, der von einem LKW herabstürzte, und unseren PKW völlig erfasste und den vorderen Teil des Autos zermalmte. Wie durch ein Wunder kamen die Insassen des Wagens unbeschadet mit Schock davon.
Dieses Bild, wie ich in die Familie Einzug hielt, ist eigentlich auch ein treffendes Bild von meinem gesamten chaotischen Wesen und Werdegang, und ich muss sagen, dass ich manchmal etwas darum gegeben hätte, ein wenig gewöhnlicher zu sein und zu funktionieren. Für lange, lange Zeit. Später öffnen sich für mich auch die Türen zu den ersten sieben Lebensmonaten, deren Geschichte und Vorgeschichte, doch das bleibt vorerst noch versiegelt.
Alles erschien mir anfangs so rein und friedlich, obwohl ich schon immer ein störrisches Kind war, hab es aber nicht wahr genommen. Mein Sehnen jedenfalls ging immer wieder gerade in diese unbeschwerte Zeit zurück.
Meine treue Jugendfreundin begegnete mir im Bach neben dem Haus und dort knüpfte sich ein Band, das viele Jahre eine kostbare Freundschaft besiegelte. Wir hatten die gleichen Flausen im Kopf. Unser Idol war Emma Peel von “Mit Schirm, Charme und Melone“, eine Agentin, die uns ungeheuer beeindruckte. Wir übten uns im Kämpfen, Klettern, und gingen detektivischen Spuren nach. Leute beschleichen, so wie wir es nannten, war unsere Spezialität. Unsre Residenz war ein großes Baumhaus, gut versteckt vor etwaigen Zerstörern, hoch oben im Baumwipfel. Als Auf- und Abstieg dienten uns „Lianen“. Leider war Lernen nicht unsre Leidenschaft und wir sahen auch keinen Sinn darin. Unser Leben spielte in anderen Gefilden.
Er war meiner Natur völlig entgegen. Liebenswürdig, ruhig, sanft, das Gegenteil meines aufrührerischen Wesens, das schwer zu lenken war. Er war der Charmeur, der die Herzen der Eltern erfreute. Dadurch hatte er Narrenfreiheit. Ihm vertraute man, ihm glaubte man, ihn liebte man. Und für welchen späteren Preis!
Er hatte die große Gabe, seine Ohren zu verschließen vor Worten, die er nicht hören wollte. Er hörte still zu, aber ohne jegliches Aufmerken, auf Durchzug geschaltet! Wohingegen in meinem Gehirn alle Worte explodierten, die mir zuwider waren und es sich in lautstarkem Protest und hysterischen Ausbrüchen offenbarte.
Morgen für Morgen musste ich ihn schweigend beim Frühstück „ertragen“, vor sich hinglotzend und wiederkäuend wie eine Kuh. So empfand ich es damals. Auch wenn ich ihn ansprach, folgte keinerlei Reaktion.
Seine Ideen äußerten sich teils auf recht makabere Art und Weise. Eine Begebenheit werde ich wohl nie vergessen, denn sie hätte mich fast einen Herzstillstand gekostet. Da waren wir aber schon pubertierende Teenies. An besagtem Abend stehe ich in meinem Zimmer vor dem Spiegel, als sich laut quietschend meine Schranktüre öffnet und sich eine Gestalt von hinten auf mich zubewegt. Sie hatte einen Hut auf dem Kopf und das Gesicht mit einem Seidenstrumpf maskiert. Ein langer dunkler Mantel und Handschuhe, die sich immer näher an meinen Hals schoben. Und wohlgemerkt, all das beobachtete ich im Spiegel! Der Schrei blieb mir im Halse stecken und ich verharrte in völliger Erstarrung. Irgendwie hatte James (von Papa liebevoll Jamie genannt) erkannt, dass das kein Spaß mehr war und riss sich den Strumpf vom Kopf – mein doller Bruder!
Wenn er im Dunklen nach Hause kam, hörten wir ihn schon von weitem, denn vor lauter Schiss ging er laut singend durch die Straße. Auch Abend für Abend sang er sich melodramatisch in den Schlaf. An diese Konzerte gewöhnte ich mich. Wenn sie ausblieben, vermisste ich sie sogar.
„Was willst du denn überhaupt, du bist doch sowieso nur aus dem Heim!“
Nur aus dem Heim? Papa und Mama gar nicht meine Eltern? Ein minderwertiges Geschöpf, nur zweite Wahl?
Nur… nur… nur…!
Das klang so schrecklich. Weinend lief ich heim. Nur um mir die Bestätigung dessen zu holen, was ich da zuvor vernommen hatte. Es nützten keine Tränen der Eltern, die mich davon zu überzeugen suchten, dass ich von ihnen geliebt wurde. Es half kein liebevolles auf mich Einwirken. Der Stachel saß! Und wirkte wie vernichtendes Gift.
Ein weggeschmissenes Kind. Ein Mensch, den man nicht wollte. Ich sah viele Jahre nicht, dass ich sehr wohl gewollt war, geliebt!
Sehr geliebt sogar!
Wenn meine Cousine dies wusste, dann wussten es sicher noch eine ganze Menge anderer Leute. Und ich schämte mich! Schämte mich meiner Herkunft, meines Daseins, fühlte mich unwert, minderwertig, und das über viele Jahre hinweg.
Von da an war das unbeschwerte meines Lebens dahin! In mein ohnehin labiles Selbstbewusstsein stach dieser „Makel“ in die schwächste Stelle. „Zweite Wahl“, so wie die billigen Eier, das schlechtere Obst… mindere Ware! Ich war hübsch, nicht dumm, wurde geliebt, hatte liebe Freundinnen, besonders meine Olivia, aber es nützte alles nichts!
Ich kam mit mir und dem Leben nicht klar!
Tja, und dann wird der Weg der Suche nach Anerkennung und Bestätigung zu einer großen Gefahr, die denen Tür und Tor öffnet, die das auszunutzen wissen.
So hatte ich einige um viele Jahre ältere Cousins, die sich besonders um mich kümmerten. Sie gaben mir „Zuneigung und Liebe“, sie missbrauchten mich. Oh nein, sie taten mir nie weh! So weit gingen sie nicht. Und ich, ich ließ es zu! Irgendwie wollte ich es sogar! Ich war erst sieben! Ich verwechselte es mit Liebe und Zuneigung. So zerstörten sie den Rest meines übriggebliebenen, unbekümmerten und bis dahin noch unschuldigen Lebens. Dieser Spuk zog sich über Jahre hin. Aber zum Glück waren die Gelegenheiten nicht so häufig gegeben.
Auch damit wurde ich jahrzehntelang nicht fertig. Fand mich schuldig, verdorben für alle Zeiten! Eben diese minderwertige Ware, die für solche Wege herhalten muss.
Da ja eines das andere hinter sich herzieht, ging mein Weg rapide und steil bergab. Hinzu kommt wohl auch eine erbliche Veranlagung, die ich aber erst viel später rekonstruierte.
Jetzt jedenfalls geriet ich in einen Sog, ein Strudel, dem ich nicht standhalten konnte, sondern der mich mit sich fortriss, unaufhörlich, stetig und immer tiefer nach unten.
Der Sog tut seine Wirkung
Wie oft saß ich zugekifft oder angetrunken beim Abendessen. Ich musste zu der Zeit immer zum Essen daheim sein. Aber ansonsten erinnere ich mich nicht großartig an Strafen. Außer, dass meine Eltern mich ziemlich kurz angebunden hielten und meine Ausgehzeiten beschnitten.
Eine Erziehungsmaßnahme scheiterte derart peinlich, dass meine Eltern sich später doppelt und dreifach überlegten, wie mit mir zu verfahren sei. Jedenfalls lautete diese Straf-Exekution am Samstag Abend anstatt „auf den Jöck“ zu gehen – so sagte Mama immer und ich fand den Ausdruck einfach scheußlich – mit zur Kirche! Irgendwie hatten sie das Bedürfnis, mich mit zu Gott zu schleifen, obwohl sie selber eigentlich mehr der Form halber gingen und weil ein ordentlicher Mensch es so tut.
Man hatte mich an diesem Tag aus der Schule nach Hause tragen müssen, so sehr hatte ich mich mal wieder betrunken. Diese Erziehungsmaßnahme Kirche vergaß ich nie.
Jedenfalls fand ich mich auf der Empore wieder, weil ich da ein bisschen anonymer verweilen konnte, so dachte ich, bis meine elende Übelkeit und die dünne Luft in den oberen Rängen bewirkten, dass ich im hohen Bogen meinen Magen vollständig über die Brüstung hinaus nach unten über der letzte Bankreihe entleerte und dann zusammenbrach. Ob und wie viele Menschen eine Kostprobe meiner Innereien bekamen weiß ich nicht, da ich später nie mehr wagte, diesen Abend auch nur zu erwähnen. Ich fiel jedenfalls erst einmal um und wurde hinausbefördert, was für mich bestimmt mildernde Umstände bedeutete.
Dieser Mann, der mich als kleines Kind so sehr liebte, dass es schon sprichwörtlich in der Nachbarschaft war!
Dieser Mann, der in der Schule um mich bettelte!
Und jetzt kämpfte er immer noch für mich!! Was hab ich ihm nur angetan? Und das ist ja erst der Anfang!
Ich durchwanderte mehrere Klassen doppelt, bis ich von der Schule musste. Mehrere ungenügend auf dem Zeugnis und eine Bemerkung in Betragen, die wohl selten auf einem Zeugnis gestanden hat. Ich hab‘s mir als Warndokument verwahrt, obwohl ich heute schon wieder soviel Abstand habe, dass ich leider drüber grinsen muss.
Mit 19 hatte ich dann meinen Realschulabschluss! Und nicht mit Glanz und Gloria!
James hatte mit mir die Schule gewechselt, aber bei ihm lag das anders. Er war ein lieber, aber kein guter Schüler. Er hatte es einfach schwer, die nötige Leistung zu bringen.
Eines Tages verließ er das Haus wie immer, um zur Schule zu gehen und tauchte dort nicht auf. Ebenfalls sein Freund. Als sie auch später nicht zuhause eintrafen, wurde die Sache schon merkwürdiger.
Von vielen Nöten zerrissen, trampte James mit seinem Freund über die Grenze ins Nachbarland. Er hinterließ uns ein faszinierendes Tagebuch, indem er herzzerreißend seine Nöte schilderte. James hatte eine Art sich auszudrücken, dass ein Deutschlehrer ihm vor Begeisterung die Note sehr gut mit Sternchen verlieh!
Er blieb Wochen weg. Er war erst 14. Die Sorgen hier zuhause waren unerträglich! Kein Hinweis, kein Lebenszeichen!
Eines Tages rief er von der Grenze an und bat flehentlich geholt zu werden.
Stinkend und hungrig brachten die Eltern ihn heim. Papa erzählte später, er hätte gemeint, zwei Kühe hinten im Auto zu befördern, so müssen die beiden gestunken haben.
Ja, sie hatten die Wochen wie Clochards verbracht, pennend im Freien oder in Obdachlosenasylen, wo sie auch manch Elend und Zwielichtigkeit mitbekommen haben. Sie versuchten zu jobben, dabei muss Jamie wohl in einem Imbiss mit dem Serviertablett die Glastheke zerdeppert haben und ihnen blieb nur die Flucht. Ständig hatten sie Angst geschnappt zu werden. Als die große Re...
Inhaltsverzeichnis
- Titelseite
- Wo gehe ich hin, wo komme ich her?
- Teil 1
- Freitag, der 13.
- Der Sog tut seine Wirkung
- Ausbildungs- und “Bildungsjahre” (Auf der Suche nach dem Glück!)
- Auf dem Spielfeld der Extreme (Ben S.)
- Echte Freiheit "Ich will Dich leiten..."
- Als Du noch klein warst, Dave
- Anders schwer (Meine Familie)
- Und da waren's nur noch zwei
- Teil 2
- Kreislauf des Irrsinns
- Verzweiflung... Tröster... Sucht...
- Der Nordmann
- Verzweiflung trägt Früchte
- “Die Dicke des Blutes“
- Trost im Unglück! (Kann ich Gott noch glauben?)
- Was bleibt?
- Zukunftsgeflüster…
- Teil 3
- Wenn das Leben neue Geschichten schreibt - (Wenn man denkt, es passt)
- Das Jahr der Veränderung
- Wie Isaak und Rebekka? (Auf den Leim gegangen?)
- Eine süße kleine Familie und ein weiter Weg mit einem wunderbaren Versprechen
- Existenzen (Wenn Versprechen sichtbar werden)
- Nachwort
- Impressum