Zeitschrift über den Fronten
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Zeitschrift über den Fronten

Das Internationale Genossenschafts-Bulletin im Ersten Weltkrieg Band 1: 1915

  1. 312 Seiten
  2. German
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Zeitschrift über den Fronten

Das Internationale Genossenschafts-Bulletin im Ersten Weltkrieg Band 1: 1915

Über dieses Buch

Während des ganzen Ersten Weltkriegs, beginnend im Frühjahr 1915, wurde das in London monatlich auf Englisch herausgegebene Bulletin des Internationalen Genossenschaftsbundes in Hamburg ins Deutsche übersetzt, gedruckt und an 1.500 deutschsprachige Abonnenten versandt. Das Bulletin enthält umfangreiche Informationen über die Lage der Genossenschaften im Krieg und über Kriegsschäden, über die Versorgungslage der Bevölkerung, die Preisentwicklung bei Nahrungsmitteln, über die Versorgung der Truppen und die Auslastung der Produktionsbetriebe. Eine erstrangige Quelle zur sozialen Situation während des Krieges, nicht nur in den kriegführenden Ländern, auch in den neutralen Nachbarstaaten.

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Der neue Präsident der englischen Großeinkaufsgesellschaft, Herr Thomas Tweddell.

Die Vorstandsmitglieder der englischen C. W. S. haben durch die einmütige Wahl des Herrn T. Tweddell zum Präsidenten der größten Großeinkaufsgesellschaft der Welt sich und die gesamte Genossenschaftsbewegung in ein glänzendes Licht gestellt.
Hätte man bei der Wahl die ausgezeichnetsten Männer in der gesamten britischen Genossenschaftsbewegung berücksichtigt, darf gefragt werden, ob unter ihnen ein Mann mit größeren Erfahrungen, tüchtigeren Fähigkeiten und edlerem Charakter für die schwierige Stellung zu finden gewesen wäre, als Herr Tweddell. Die aus eigener Initiative getroffene Wahl bringt somit das große Urteilsvermögen und das einmütige Vertrauen der Vorstandsmitglieder der C. W. S. klar in Erscheinung. Nur der Gedanke an die physische Indisposition, die Herrn Tweddell seit einigen Monaten befallen hat und die infolge der deutschen Beschießung West-Hartlepools sich verschlimmerte, wirkt einigermaßen niederdrückend.
Herr Tweddell, der bereits das 70. Lebensjahr überschritten hat, klagte über Unpäßlichkeit, bevor die deutschen Bomben gegen sein Haus fielen und sein Heim zu zerstören drohten. Es nimmt daher kaum Wunder, daß durch den ihm und seiner Familie widerfahrenen Schrecken seine Genesung sich verzögert hat.
Gleich seinem Amtsvorgänger hat auch Herr Tweddell eine imposante Gestalt und ein liebenswürdiges Wesen. Seine Zuvorkommenheit und Urbanität gegen alle Menschen, speziell gegen seine Opponenten, sind Charakterzüge, die ihn besonders seiner genossenschaftlichen Mission würdig machen.
Auf dem Gebiete der Administration wird er von keinem Mann in der gesamten Bewegung übertroffen. Seine langjährigen Erfahrungen in städtischen und allgemeinen Angelegenheiten in Verbindung mit seinen glücklichen Naturanlagen machen ihn zu jedem geschäftlichen Unternehmen geeignet, während seine Begeisterung für den sozialen Fortschritt, seine demokratischen Ideale und sein gesundes Urteilsvermögen ihn zum Volksführer bestimmen.
Als furchtloser Darleger seiner Ansichten stellt er keinen bloßen Agitator dar, sondern einen feurigen Vertreter praktischer Reformen, der die Genossenschaftsbewegung als das wirksamste Mittel für den sozialen Fortschritt ansieht, sofern ihre Kräfte vereinigt sind. Als Vorsißender des im Jahre 1894 zu Sunderland tagenden Kongresses führte er in seiner Ansprache die wirtschaftlichen Prinzipien des Rochdaler Systems in klarstem Lichte vor Augen.
Anläßlich der Gedenkfeier der Rochdaler Pioniere stellte er ihrem Wirken ein glänzendes Zeugnis aus und bemerkte, daß es ihm nicht möglich sei, von Cooper, Smithies, Howarth und dem Reste dieser aufrechten und unerschrockenen Pioniere zu scheiden, die den ersten schwachen Grundstein zu unserer Bewegung gelegt hätten. Die Erinnerung an diese Männer bezeichnete er als eine „preislose Erbschaft“.
Herr Tweddell wurde zu Newcastle-on-Tyne geboren und erhielt, gleich vielen seiner Zeitgenossen, die erste Erziehung in einer lokalen nonkonformistischen Schule. Noch sehr jung ging er nach Hartlepool, wo er seine Kämpfe fortseßte und in voller Übereinstimmung mit seiner Disposition Zeit für manche Betätigung im öffentlichen Leben fand.
Durch seine Wirksamkeit, die er in Hartlepool entfaltete, hat er sich ein unvergängliches Denkmal geseßt. Anläßlich einer Rede zitierte er einst Christopher Wrens Wahlspruch: „Si monumentum guaeris circumspice“ („Schaue herum und du siehst sein Denkmal“). Dasselbe gilt von Herrn Tweddell in bezug auf seine lokale und nationale Tätigkeit. Als Mitglied des Stadtrats, der Schulbehörde, der Armenbehörde und der Hafensanitätsbehörde tritt sein Einfluß überall zutage; auch um die Erhaltung des uralten Hartlepooler Moores und der schönen Seepromenade vor der raubgierigen Nordsee hat er sich in hervorragender Weise verdient gemacht.
Seine Begeisterung für die Genossenschaftsbewegung wurde zuerst durch die vom Bischof Lightfoot gehaltene Rede am Newcastler Kongreß im Jahre 1880 angefacht und entzündete sich schnell zur hellen Flamme. Noch in demselben Jahre beteiligte er sich an der Gründung der Hartlepooler Genossenschaft, in der er als Sekretär arbeitete, welchen Posten er noch heute bekleidet.
Nach wenigen Jahren wurde er bereits in den Vorstand der C. W. S. gewählt. Im Jahre 1894 führte er den Vorsiß an dem Kongreß in Sunderland, wo er die bereits erwähnte höchst bemerkenswerte Ansprache hielt.
Anläßlich der Neukonstituierung der englischen C. W. S. wurde er zum zweiten Vorsißenden ernannt, auf welchem Posten er zu einem Turm der Stärke in der Bewegung geworden ist.
Dem Parlamentskomitee des britischen Kongresses liegt eine große Verantwortung ob, da es die genossenschaftlichen Interessen in der Geseßgebung und in der administrativen Abteilung der Regierung wahrzunehmen hat. Herr Tweddell ist seit zehn Jahren der verdiente und geschäßte Vorsißende dieses Komitees.
Im Jahre 1907 wurde er gebeten, in der wirtschaftlichen Abteilung der britischen Assoziation eine Vorlesung zu halten – eine Ehre, die einem Genossenschaftsführer höchst selten zuteil wird. Sein Thema, das er in glänzender und überzeugender Weise behandelte, lautete: „Der Zusammenschluß der Konsumenten“.
Seiner regen Anteilnahme und seinem großen Wissen hatte er zu danken, daß er bereits vor einem Vierteljahrhundert zum Mitgliede der Königlichen Geographischen Gesellschaft gewählt wurde.
Auch als Friedensrichter leistet er der Stadt Hartlepool seit einer Reihe von Jahren seine Dienste.
Das sind einige Betätigungen, die der neue Präsident der C. W. S. im öffentlichen Leben entfaltet. Wir schließen den kurzen Überblick mit der Hoffnung, daß es Herrn Tweddell vergönnt sein möge, mit dem Einzuge des Sommers seine vollen, physischen Kräfte zurückzuerlangen, damit er seine Wirksamkeit in der Bewegung fortseßen kann, um deren Förderung er sich bereits in hervorragender Weise verdient gemacht hat.
H.J.M.

Genossenschaftliche Mitteilungen

Deutschland.

Der Konsum-, Bau- und Sparverein „Produktion“ in Hamburg. Die „Produktion“ in Hamburg versendet soeben den Geschäftsbericht über das 15. Geschäftsjahr, das die Zeit vom 1. Januar bis 31. Dezember 1914 umfaßt. Da in diesem Zeitraume schon fünf Kriegsmonate enthalten sind, so konnte man den geschäftlichen Resultaten der „Produktion“ mit einiger Spannung entgegensehen. Der Geschäftsbericht zeigt nun, daß die „Produktion“ im Kriegsjahre 1914 nicht nur eine weitere Ausdehnung, sondern auch eine innere Erstarkung erfahren hat. Die Mitgliederzahl betrug am 31. Dezember 1914 78 517, am 1. Januar 1914 68 417, das ist also ein Zuwachs von 10 100 Mitgliedern. Verkaufsläden unterhielt die Handelsgesellschaft „Produktion“ 207, und zwar 109 Verkaufsstellen für Kolonialwaren, 31 Schlächterläden, 58 Brotläden, fünf Fischläden und vier Gemüseläden. In diesen Läden und im Engrosverkaufe wurde ein Umsaß von 24 643 850,96 Mark, gegen 23 536 905,73 Mark im Vorjahr, erzielt. Das ist ein Mehrumsaß von 1 106 945,23 Mark. Für ein Kriegsjahr ist das jedenfalls ein äußerst günstiges Resultat. Die Schlächterei erzielte einen Umsaß von 7 264 334,50 Mark, das sind 29,4 Prozent des Gesamtumsaßes. Geschlachtet wurden im Berichtsjahre 27 142 Schweine, 3385 Rinder, 3577 Kälber und 2486 Hammel. Die Schlächterei hatte auch größere Aufträge für die Heeresverwaltung sowie für mehrere Stadtverwaltungen zu erledigen. Der Abschluß der Schlächterei ist ein sehr günstiger zu nennen.
Die Bäckerei hat einen Umsaß von 3 154 092,41 Mark erzielt, das sind 12,8 Prozent des Gesamtumsaßes. Verbacken wurden insgesamt 70 806 Sack Mehl, das macht im Durchschnitt per Woche zirka 1400 Sack. Der Abschluß der Bäckerei kann unter Berücksichtigung der besonderen Verhältnisse, die in den Kriegsmonaten obwalteten, als ein zufriedenstellender bezeichnet werden.
Ein besonders interessantes Kapitel ist der Bericht über die Sparkasse der Genossenschaft. Der Vorstand sagt darüber: „Zum erstenmal hatte unsere Sparkasse eine Probe zu bestehen auf die Solidität ihres Fundaments, und wir dürfen gleich sagen, sie hat sie bestanden. In den ersten sieben Monaten wickelten sich Ein- und Auszahlungen in normaler Weise ab. Aber in der leßten Juliwoche, als sich der politische Horizont verdüsterte, begann ein lebhafter Andrang nach barem Geld einzuseßen. Der lebte Julitag und die ersten Augusttage brachten den Ausbruch des Gewitters und den Ansturm auf unsere Sparkasse. Wohl wären wir in der Lage gewesen, allen Anforderungen gerecht zu werden, indessen hatten wir ebensowenig wie die städtischen Sparkassen Veranlassung, der unbegründeten Angst der Spareinleger um ihr Geld Vorschub zu leßten. So richteten wir uns in den angeforderten Auszahlungen vom 1. August an streng nach den Bestimmungen unserer Sparordnung. Eine Ausnahme wurde nur bei den Sparklubs, deren Angehörige zum Heer einberufen wurden, sowie bei den Gewerkschaften, denen die Unterstüßung ihrer Mitglieder oblag, in weitestgehender Weise gemacht. Um eine genaue Kontrolle über die Ein- und Auszahlungen in dieser aufgeregten Zeit zu ermöglichen, wurde der gesamte Sparkassenverkehr im Hauptkontor zentralisiert. Die Erfolge der deutschen Waffen im August trugen wesentlich zu einer ruhigeren Auffassung der Lage bei und bewirkten, daß manche schon bereits gekündigte Beträge nicht abgehoben wurden. Zu den am 1. Januar 1914 vorhandenen 27 159 Sparkonten kamen im Laufe des Jahres 4459 hinzu, während 2604 Konten im gleichen Zeitraume gelöscht wurden. Alles in allem genommen hat die Sparkasse der „Produktion“ das Vertrauen, das die Mitglieder und Spareinleger zu ihr haben, gerechtfertigt.“
„Die Verwaltung und die Angestellten der „Produktion“ waren sich vom ersten Moment klar darüber, daß die Genossenschaft und die in ihr Beschäftigten Opfer zu bringen haben für die Allgemeinheit, für die Mitglieder der „Produktion“, für die Familien der zu den Waffen gerufenen Angestellten. Für Hilfszwecke, für arbeitslose Mitglieder der Genossenschaft wurden 33 434,75 Mark aufgewendet, die in Form von Brotgutscheinen durch die Gewerkschaften zur Verteilung gelangten. Den Familien der zum Heer einberufenen Angestellten wurde eine Unterstüßung von 5 Mark wöchentlich und für jedes Kind 1 Mark wöchentlich ausgezahlt. Hierfür sind 18 641,25 Mark verausgabt. Die in der Genossenschaft Angestellten vereinigten sich zu freiwilligem Gehaltsabzug. Die auf diese Weise zusammengekommene Summe macht 61 760,77 Mark aus, von der 75 Prozent der allgemeinen Kriegshilfe zugeführt wurden. Von dem Reste von 25 Prozent wurden die zum Heer Eingezogenen bei der Volksfürsorge Gewerkschaftlich-Genossenschaftliche Versicherungsaktiengesellschaft versichert. Die Genossenschaft hat weiter alles getan, was in ihren Kräften stand, um die Not zu mildern.“
Der Bericht zeigt in allen Teilen, daß der genossenschaftliche Gedanke in Hamburg wirklich Fuß gefaßt hat und daß jeßt nicht nur in Arbeiterkreisen, sondern auch in anderen Bevölkerungsschichten die hohe soziale Bedeutung der Tätigkeit der „Produktion“ anerkannt wird.

Italien.

Aus der italienischen Genossenschaftsbewegung. Nach den amtlichen Ermittlungen des italienischen Ministeriums für Ackerbau, Industrie und Handel bestanden am 30. Juni 1914 in Italien insgesamt 7429 Genossenschaften, und zwar:
Am stärksten sind die Genossenschaften vertreten in der Emilia (1667), es folgen Lombardei (1394), Toskana (773), Venetien (633), Piemont (586), Latium (428), Sizilien (385), Ligurien (368), Apulien (289), Kampanien (259), Marche (238). Weniger als 100 Genossenschaften weisen die Abruzzen, die Basilikata und Sardinien auf; auch Umbrien und Kalabrien haben nur wenig über 100, während die neue Provinz Erithrea (Afrika) über eine einzige verfügt. Troßdem der Nationalverband italienischer Genossenschaften bereits seit über einem Jahre mit den Vorarbeiten beschäftigt ist, besteht eine einheitliche Statistik zurzeit noch nicht. Es handelt sich um eine äußerst langwierige Arbeit, da es schwer hält, die Zahlen zu erhalten.

Österreich.

Die österreichischen Konsumvereine im Jahre 1913. Als der Vorstand des Zentralverbandes österreichischer Konsumvereine den Geschäftsbericht für das Jahr 1912 erstattete, konnte er mit einiger Zuversicht die Hoffnung hegen, die Entwicklung der österreichischen Konsumgenossenschaftsbewegung wenigstens für absehbare Zeit nicht durch kriegerische Verwicklungen gestört zu sehen. Das Jahr 1912 hatte unter dem Einflusse des ersten Balkankriegs gestanden, und die österreichischen Konsumvereine wußten von den Einwirkungen dieses politischen Ereignisses auf den Gang des Wirtschaftslebens sehr schmerzliche Dinge zu berichten. Dann aber folgte unerwartet der zweite Balkankrieg im Jahre 1913, und das Wirtschaftsleben Osterreich-Ungarns litt abermals unter schweren politischen Verwicklungen. Als dann der Friede im Hochsommer des Jahres 1913 geschlossen wurde, war die Welle des wirtschaftlichen Auf und Nieder schon auf ihrem Abstiege begriffen. „Eine ganze Phase der Weltwirtschaft ging uns verloren, wir sind nun wieder um eine Welle lang mehr hinter den anderen Staaten zurück,“ so beginnt der Vorstand des Zentralverbandes österreichischer Konsumvereine seinen Geschäftsbericht für das Jahr 1913. Diese Einwirkungen politischer Ereignisse auf das Wirtschaftsleben müssen ihre besondere Beachtung finden, wenn der Gang der österreichischen Konsumgenossenschaftsbewegung richtig gewürdigt werden soll.
Was der Bericht über die Entwicklung der österreichischen Konsumvereine im Jahre 1913 im einzelnen mitteilt, läuft mit den allgemeinen Wirtschaftsverhältnissen parallel. Wie in anderen Ländern, so ringt sich auch in Osterreich die Erkenntnis durch, daß kleineren genossenschaftlichen Gebilden die wünschenswerte Kraft abgeht.
Im Jahre 1913 beschlossen 39 Konsumgenossenschaften, sich mit benachbarten Vereinen zu verschmelzen. Der besonderen Erwähnung wert sind die Schritte, die unternommen wurden, um unter den vier Wiener Konsumvereinen ein „gegenseitiges Zusammenarbeiten und Sichverstehen“ vorzubereiten. Das erste sichtbare Resultat dieser Annäherungsversuche ist die seit Anfang 1914 bestehende „Wiener Zentralstelle für genossenschaftliche Werbe- und Bildungsarbeit“.
Dem Zentralverband österreichischer Konsumvereine gehörten am Schlusse des Berichtsjahrs 525 Genossenschaften an, das sind 15 weniger als im Vorjahre. Davon waren 463 Konsumvereine, zwei Milchgenossenschaften, 32 Produktivgenossenschaften, 25 Bau- und Wohnungsgenossenschaften und drei Kreditvereinigungen. Zur Statistik haben 425 Konsumvereine, 30 Produktivgenossenschaften und 13 Bau- und Wohnungsgenossenschaften berichtet. Die Mitgliederzahl der berichtenden Konsumvereine stieg von 296 154 auf 300 934. Der Umsaß erhöhte sich von 97 711 943 Kronen auf 97 753 641 Kronen, ein Zuwachs von 41 693 Kronen. Während sich der Durchschnittsumsatz des Mitglieds im Jahre 1911 auf 312 Kronen, im Jahre 1912 auf 329 Kronen belief, betrug er im Jahre 1913 324 Kronen. Der Bruttoertrag belief sich auf 14 076 074 Kronen, gegen 14 167 333 Kronen im Jahre 1912, das sind 14,39 Prozent, gegen 14,49 Prozent des Gesamtumsatzes im Jahre 1912. Die zinsbar angelegten Kapitalien stiegen um 739 975 Kronen, nämlich auf 2 356 725 Kronen. Die Geschäftsanteile bei der Großeinkaufsgesellschaft österreichischer Konsumvereine wiesen eine Steigerung von 89 848 Kronen auf. An Grundbesitz und sonstigen Realitäten weist die Bilanz 11 3853 823 Kronen oder 1 447 761 Kronen mehr als im Vorjahr auf. Der Reservefonds vermehrte sich um 79 921 Kronen, nämlich auf 3 002 368 Kronen. Auch die Speziaireserven weisen absolut und verhältnismäßig eine größere Zahl auf.
Diese Zahlen lassen erfreulicherweise eine beträchtliche Steigerung der baren und der angelegten Mittel der Konsumvereine erkennen. Bemerkenswert ist auch die starke Steigerung der Spareinlagen. Die Warenschulden verringerten sich dabei um 76 821 Kronen. Bemerkt mag noch werden, daß nicht in allen Distrikten des Zentralverbandes österreichischer Konsumvereine die Steigerung der Kapitalkraft und die Verminderung der Außenstände gleichmäßig vor sich ging.
An Steuern wurden 631 635 Kronen oder 26 594 Kronen weniger als im Jahre 1912 gezahlt. In diesem Rückgange der Steuerlast drückt sich die Wirkung des Gesetzes über die Steuer- und Gebührenerleichterung für Genossenschaften aus. Der Reinüberschuß betrug 4 507 663 Kronen, daß sind 73 064 Kronen mehr als im Vorjahr. Im Verhältnis zum Warenumsatz stieg der Überschuß von 4,53 Prozent auf 4,9 Pro...

Inhaltsverzeichnis

  1. Zeitschrift über den Fronten
  2. Inhaltsverzeichnis
  3. Die Fortschritte der Genossenschaftsbewegung in Dänemark
  4. Die Genossenschaften auf dem Kontinent
  5. Krieg und Bildung
  6. Die deutschen Genossenschaften und der Krieg
  7. Stalistiken des Genossenschaftswesens in Großbritannien für 1913
  8. Genossenschaftsangestellte in Holland
  9. Der Genossenschaftsbund und der Krieg
  10. Die Stellung der Genossenschaften und Gewerkschaften in Belgien
  11. Berichte über genossenschaftliche Verluste in Nord- und Ostfrankreich
  12. Die Großeinkaufsgesellschaft und der Zentralverband deutscher Konsumvereine im Jahre 1913
  13. John Shillito zum Gedächtnis
  14. Nachruf von Herrn G. J. D. C. Goedhart
  15. Der genossenschaftliche Geist
  16. Die belgischen Genossenschaften und der Krieg
  17. Genossenschaftliches aus Dalmatien
  18. Der Einfluß des Krieges auf die Mitgliederbewegung der Unterstüßungskasse des Zentralverbandes deutscher Konsumvereine
  19. Die Zigarettenfabrik „TAG“ in Stuttgart
  20. Die Finnische Großeinkaufsgesellschaft 1914
  21. Die englische Großeinkaufsgesellschaft in der Kriegszeit
  22. Das Genossenschaftswesen und der Krieg
  23. Der neue Präsident der englischen Großeinkaufsgesellschaft
  24. Der Internationale Frauenkongreß im Haag
  25. Die britische Genossenschaftsbewegung in der Kriegszeit
  26. Die spanische Genossenschaftsbewegung
  27. Die Schweizer Konsumvereine und der Krieg
  28. Die schottische Genossenschaftskonferenz
  29. Die genossenschaftliche Nachschlagebibliothek im Plunkelt House, Dublin
  30. Die Direktoren der englischen Großeinkaufsgesellschaft
  31. Jahresversammlungen des niederländischen Genossenschaftsverbandes und der niederländischen Großeinkaufsgesellschaft in Utrecht
  32. Der britische Kongreß in Leicester
  33. Die künftige Entwicklung des internationalen Genossenschaftswesens
  34. Die Frauengenossenschaften und die Grundlage eines dauernden Friedens
  35. Der Wiederaufbau zerstörter Städte
  36. Georg Jakob Holyoake
  37. Das Genossenschaftswesen und die Gewinnbeteiligung in Rußland
  38. Umsäße der Großeinkaufsgesellschaften im Jahre 1914
  39. Das Genossenschaftswesen und die wirtschaftlichen Ursachen des Krieges
  40. Der Kongreß der englischen Frauen-Ganossenschaftsgilde
  41. Hodgson Pratt Memorial
  42. Das Familistère (sozialistisches Familienhaus) in Guise
  43. Die Zukunft des Bundes
  44. Gewerbliche Genossenschaften in Großbritannien und Irland im Jahre 1914
  45. Der britische Genossenschaftsverband und künftige Entwicklungen
  46. Die genossenschaftliche Kontrolle der Rohmaterialien und Preise
  47. Die französischen Konsumvereine und der Krieg
  48. Die Herausgabe und Verbreitung des Internationalen Genossenschafts-Bulletins
  49. Genossenschaft, das Heilmittel
  50. Begrüßungstelegramm des russischen Genossenschaftskongresses
  51. Ein Sommerkursus aus der alten Zeit und was auf ihm geleistet wurde
  52. Nationalverband französischer Konsumvereine in Paris
  53. Genossenschaftsbewegung in Südtirol
  54. Die schottischen Genossenschaften unter dem Einflusse des Krieges
  55. Die genossenschaftliche Entwicklung in Rußland
  56. Umsäße der britischen und irischen Großeinkaufsgesellschaften im dritten Quartal 1915
  57. Welche Pflichten hat die Genossenschaft nach dem Kriege?
  58. Impressum