Translationen
eBook - ePub

Translationen

Otto. F. Walter und Paul Celan – Ein kleines Kapitel Verlagsgeschichte

  1. 44 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub

Translationen

Otto. F. Walter und Paul Celan – Ein kleines Kapitel Verlagsgeschichte

Über dieses Buch

1956 startete der Walter Verlag in Olten, angeregt durch den Schriftsteller und Sohn des Firmengründers, Otto F. Walter, ein bemerkenswertes literarisches Programm, in dem 1961 auch der Roman »Im Bereich einer Nacht« von Jean Cayrol erschien, übersetzt von Paul Celan. Weil Celan einige Zeit danach Schwierigkeiten mit dem S. Fischer Verlag in Frankfurt hatte, bot ihm Otto F. Walter an, sein bisheriges und künftiges Werk im Walter Verlag zu veröffent­lichen. Er versprach Celan, dieses mit aller Kraft und Liebe editorisch zu betreuen. Für den nächsten Gedichtband Celans, der 1967 erscheinen sollte, offerierte Otto F. Walter dem Lyriker eine unglaubliche Honorargarantie von mehr als 20.000 Franken. Um die Gunst des bedeutenden Lyrikers und Übersetzers Celan begann ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Otto F. Walter und Siegfried Unseld vom Suhrkamp Verlag. Um ein Haar wäre es Otto F. Walter gelungen, Paul Celan in den Walter Verlag zu holen. Wie anders würde sich die Firmengeschichte der Verlage Walter und Suhrkamp heute lesen.

Häufig gestellte Fragen

Ja, du kannst dein Abo jederzeit über den Tab Abo in deinen Kontoeinstellungen auf der Perlego-Website kündigen. Dein Abo bleibt bis zum Ende deines aktuellen Abrechnungszeitraums aktiv. Erfahre, wie du dein Abo kündigen kannst.
Derzeit stehen all unsere auf mobile Endgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Perlego bietet zwei Pläne an: Elementar and Erweitert
  • Elementar ist ideal für Lernende und Interessierte, die gerne eine Vielzahl von Themen erkunden. Greife auf die Elementar-Bibliothek mit über 800.000 professionellen Titeln und Bestsellern aus den Bereichen Wirtschaft, Persönlichkeitsentwicklung und Geisteswissenschaften zu. Mit unbegrenzter Lesezeit und Standard-Vorlesefunktion.
  • Erweitert: Perfekt für Fortgeschrittene Studenten und Akademiker, die uneingeschränkten Zugriff benötigen. Schalte über 1,4 Mio. Bücher in Hunderten von Fachgebieten frei. Der Erweitert-Plan enthält außerdem fortgeschrittene Funktionen wie Premium Read Aloud und Research Assistant.
Beide Pläne können monatlich, alle 4 Monate oder jährlich abgerechnet werden.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja! Du kannst die Perlego-App sowohl auf iOS- als auch auf Android-Geräten verwenden, um jederzeit und überall zu lesen – sogar offline. Perfekt für den Weg zur Arbeit oder wenn du unterwegs bist.
Bitte beachte, dass wir keine Geräte unterstützen können, die mit iOS 13 oder Android 7 oder früheren Versionen laufen. Lerne mehr über die Nutzung der App.
Ja, du hast Zugang zu Translationen von Martin Zingg im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Languages & Linguistics & Linguistics. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.

Information

1

Das schriftstellerische Werk von Otto F. Walter ist bekannt – kaum aber seine Arbeit als Verleger. Das war früher anders. Da war er zunächst einmal und für lange Zeit der erfolgreiche Leiter eines literarischen Programms mit hohem Ansehen: »Ich brauchte zehn und mehr Jahre, um mich als Schriftsteller gegen das eigene Bild des Verlagsmenschen durchzusetzen.«
Rund 35 Jahre ist Otto F. Walter im Buchhandel und im Verlagswesen tätig gewesen. 1944, nach dem Tod seines Vaters Otto Walter, eines bekannten Verlegers und Politikers, beginnt er in Zürich eine Buchhändlerlehre. Nach deren Abschluss treibt es ihn an verschiedene Orte, nach Luzern, nach Köln; in Verlagshäusern und Druckereien sammelt er erste Erfahrungen, bis er die für ihn wohl entscheidende Begegnung macht: Zu Beginn der fünfziger Jahre nämlich wird Otto F. Walter Sekretär des legendären Verlegers Jakob Hegner.1
Gegen Mitte der fünfziger Jahre rutscht Hegners Verlag in die roten Zahlen, und in der Folge verkauft der Walter-Verlag seine Anteile an Hegners Verlag. Auf Anraten Hegners kann Otto F. Walter 2 1955 in den Walter-Verlag hinüberwechseln.
Der Walter-Verlag in jener Zeit: ein Unternehmen mit zeitweilig vierhundert Angestellten; im Mittelpunkt steht eine große Druckerei, verlegt werden neben Zeitschriften für katholische Besinnung und Erbauung vor allem Sachbücher, etwa Biographien, Reiseführer für den Gebildeten und kulturgeschichtliche Handbücher sowie Jugendbücher. Otto F. Walter lektoriert Musikerbiographien und Jugendromane. Ein erster großer Erfolg des von ihm betreuten Programms ist das Jugendbuch »Die Insel der Delphine« von Scott O’Dell, das den Deutschen Jugendbuchpreis erhält und damit zum Bestseller wird.
Nach langem Zögern erlaubt ihm die Geschäftsleitung auf seinen Vorschlag hin, ein literarisches Werk ins Programm zu nehmen, eines pro Jahr zunächst. »Triboll. Lebenslauf eines erstaunlichen Mannes« heißt das Buch, das erste, das er verantwortet, eine Folge von kurzen Geschichten um eine Figur, geschrieben von Klaus Roehler und Gisela Elsner. Zwei damals, 1956, vollkommen unbekannte Namen. Relativ unbekannt, jedenfalls in Olten und zu jener Zeit, ist auch der Mann, der den Band illustrieren soll, dessen Bilder dann aber doch abgelehnt werden: Günter Grass. Das Buch mit den Kürzestgeschichten ist, ökonomisch gesehen, kein Erfolg. Aber ein Anfang ist gemacht.3

2

Der literarische Flügel des Verlags wird allmählich wachsen. Schon bald stösst ein bedeutender Autor hinzu: Alfred Andersch. Dessen Zeitschrift »Texte und Zeichen«, die zwischen 1955 und 1957 im Luchterhand-Verlag erscheint, wird von Walter sehr aufmerksam gelesen – in »Texte und Zeichen« ist er auf Klaus Roehler gestoßen, darin liest er auch Texte von Andersch selbst, den er anschreibt und den er gewinnen kann für einen Verlag, der zwar durchaus einen Namen hat, einen soliden Ruf sogar, der jedoch in bezug auf deutschsprachige Gegenwartsliteratur noch vollkommen unbekannt ist.
Das erste Buch, das von Alfred Andersch im Walter-Verlag erscheint, ist ein kurzer Text, »Piazza San Gaetano«; gleich danach, 1957, kommt der Roman »Sansibar oder der letzte Grund« heraus. Mit Werken von Wolfgang Weyrauch und Wolfdietrich Schnurre wird die neugeschaffene Reihe »Prosa der Gegenwart« eröffnet. Über Andersch, der viele Kontakte zu Kollegen und Kolleginnen hat, kommt auch der italienische Autor Elio Vittorini in den Verlag. Otto F. Walter hat nun die »Leitung des literarischen Programms« inne: und jetzt wird dieses Programm sehr schnell anwachsen. Alfred Döblins Werke – Döblin ist 1957 verstorben – sollen in einer Gesamtausgabe erscheinen, die von Walter Muschg betreut wird. Hans Boesch veröffentlicht den Roman »Das Gerüst«, Helmut Heißenbüttel das »Textbuch 1«, von Isaak Babel erscheint »Budjonnys Reiterarmee« und von Andersch schon bald ein neuer Roman, »Die Rote«.
Und inzwischen ist der Verleger auch als Autor in Erscheinung getreten: Otto F. Walter hat, nach einigen kurzen Texten in der »Neuen Zürcher Zeitung«, 1959 im Kösel-Verlag (wo Friedhelm Kemp als Lektor arbeitet) einen Roman veröffentlicht, »Der Stumme«. Im selben Jahr, 1959, erscheinen von Günter Grass »Die Blechtrommel«, von Heinrich Böll »Billard um halb zehn« und von Uwe Johnson »Mutmaßungen über Jakob«.

3

1958, sein literarisches Programm geht bereits ins dritte Jahr, beginnt der Walter-Verlag – im Rahmen der Reihe »Prosa der Gegenwart« – mit einer Edition der Werke von Jean Cayrol. Eröffnet wird die Edition mit Cayrols Roman »Der Umzug«; die Übersetzung stammt von Guido G. Meister (der auch Albert Camus ins Deutsche gebracht hat), Heinrich Böll schreibt das Nachwort. Im Süddeutschen Rundfunk urteilt ein Kritiker: »Ist Jean Cayrol bisher auch ein Unbekannter bei uns geblieben, so sollte er nun, an seiner realen Bedeutung gemessen, keine geringere Beachtung finden, als sie Camus und Sartre seit dem Krieg hier gefunden haben. Ja, ich möchte vermuten, dass sein Name für die Entwicklung des modernen Romans von größerer Bedeutung sein wird als die Namen der großen Bahnbrecher existentialistischer Welterfassung!«
Bereits im folgenden Jahr, wieder in de...

Inhaltsverzeichnis

  1. Inhaltsverzeichnis
  2. Kapitel 1
  3. Kapitel 2
  4. Kapitel 3
  5. Kapitel 4
  6. Kapitel 5
  7. Kapitel 6
  8. Kapitel 7
  9. Kapitel 8
  10. Kapitel 9
  11. Kapitel 10
  12. Kapitel 11
  13. Kapitel 12
  14. Anmerkungen
  15. Über den Autor
  16. Impressum