Smenokratie
eBook - ePub

Smenokratie

"Die gerettete Demokratie"

  1. 244 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub

Smenokratie

"Die gerettete Demokratie"

Über dieses Buch

Heute ist viel von der "Rettung der Demokratie" die Rede. Doch ist diese gar nicht wirklich bedroht, es sei denn durch ihre Rettung. Smenokratie - die Herrschaft der Schwärme - löst die Demokratie weltweit ab, meint aber, sie zu vollenden. Statt um Freiheit geht es künftig um Gleichheit, und statt um die nationale Republik dreht sich schon heute alles um das künftige Weltreich. In ihm werden sich - unter anderen Namen - Kapitalismus und Kommunismus als komplementär erweisen.In Form zweier Aufsätze wird das aktuelle politische Geschehen kulturkritisch auf eigenwillige Weise beleuchtet. Gemeinsam mit den Publikationen "Imperium Humanum" und "Endspiel in Theben" bildet das vorliegende Buch ein Ganzes.

Häufig gestellte Fragen

Ja, du kannst dein Abo jederzeit über den Tab Abo in deinen Kontoeinstellungen auf der Perlego-Website kündigen. Dein Abo bleibt bis zum Ende deines aktuellen Abrechnungszeitraums aktiv. Erfahre, wie du dein Abo kündigen kannst.
Derzeit stehen all unsere auf mobile Endgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Perlego bietet zwei Pläne an: Elementar and Erweitert
  • Elementar ist ideal für Lernende und Interessierte, die gerne eine Vielzahl von Themen erkunden. Greife auf die Elementar-Bibliothek mit über 800.000 professionellen Titeln und Bestsellern aus den Bereichen Wirtschaft, Persönlichkeitsentwicklung und Geisteswissenschaften zu. Mit unbegrenzter Lesezeit und Standard-Vorlesefunktion.
  • Erweitert: Perfekt für Fortgeschrittene Studenten und Akademiker, die uneingeschränkten Zugriff benötigen. Schalte über 1,4 Mio. Bücher in Hunderten von Fachgebieten frei. Der Erweitert-Plan enthält außerdem fortgeschrittene Funktionen wie Premium Read Aloud und Research Assistant.
Beide Pläne können monatlich, alle 4 Monate oder jährlich abgerechnet werden.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja! Du kannst die Perlego-App sowohl auf iOS- als auch auf Android-Geräten verwenden, um jederzeit und überall zu lesen – sogar offline. Perfekt für den Weg zur Arbeit oder wenn du unterwegs bist.
Bitte beachte, dass wir keine Geräte unterstützen können, die mit iOS 13 oder Android 7 oder früheren Versionen laufen. Lerne mehr über die Nutzung der App.
Ja, du hast Zugang zu Smenokratie von Adrian W. Fröhlich im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Política y relaciones internacionales & Libertad política. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.

Schöne Neue Herrschaft

Eigener, sprichst mit den Späten du, erkläre ihnen, dass wir hier liegen, uraltem Worte gehorchend.
Neu gefasst nach Simonides
Für die Bundesregierung kann ich sagen, dass wir Recht und Gesetz einhalten wollen werden und da, wo immer das notwendig ist, auch tun.
Angela Merkel, 2018
Die Grünen erwarten, dass der Bundesrat den UNO-Migrationspakt unterzeichnet. Diese Absichtserklärung enthält nichts Revolutionäres, sondern ist der kleinste gemeinsame Nenner zwischen links und rechts. Die rechte Aufregung um den Pakt ist reines Schattenboxen.
Grüne Partei der Schweiz, 2018

DIE VISIONEN EINES VERRÜCKTEN KONKRETISIEREN SICH

Es ist Geschwätz, was die Medien heute produzieren. Dahinter steckt die nackte Angst. Die Angst, nie mehr zur Wahrheit zurückkehren zu können, wenn es noch lange so weitergeht, wie in den letzten zwanzig Jahren. Ist die Beschwichtigungslüge erst einmal lange genug eingeübt und zum Automaten geworden, macht sie der Rückkehr zur alten Normalität den Garaus.
Das war übrigens ein Hauptgrund, wieso Nazis und Bolschewisten am Ende beide am «Volk» gescheitert sind. Und es wird der Hauptgrund sein, wieso die NKD dereinst auch scheitern wird: Das Gebräu wird toxisch.
Leute haben in der ganzen Menschheitsgeschichte noch nie eine solche Situation meistern können, wie wir sie bald haben werden, sie haben sie nur immer herbeigeführt, und am Ende wurden sie «gefickt». Nur Genies können solche Dinge lösen. Doch Genies gehen nie dorthin, wo Leute herrschen.
Die Visionen des zum Tode verurteilten Mörders und Psychopathen Charles Manson waren frühe Vorwegnahmen dessen, worauf das Narrenschiff unserer Welt seit etwa fünfzehn Jahren immer entschiedener zusteuert. In den letzten drei Jahren hat es enorm an Fahrt aufgenommen.
Das Zeitalter des Drunter und Drüber hat begonnen. Abermillionen arbeiten weltweit ganz gezielt darauf hin. Die westliche Intelligentsia stellt dabei die federführenden Nobilitäten, das benötigte Fussvolk marschiert hingegen erst langsam auf. Seine Masse ist unabsehbar, seine verinnerlichte Kultur ist lapidar – im wahren Wortsinn steinzeitlich -, und die Religion, die mitkommt, legt jene zeitlos fatale Agenda wieder neu auf, die – in anderer Verpackung - bereits beim Niedergang des Römischen Reiches federführend war.
Heute wird sichtbar, was das Ende des Kalten Krieges bedeutet. Die Grenze zwischen Links und der Mitte wurde niedergelegt und neu errichtet zwischen der Mitte und Rechts. Es erweist sich, dass der Marxismus in ein neues, globales Stadium getreten ist, und dass er den bourgeoisen Humanismus aufgesaugt hat. Was wir heute erleben, ist das Monster eines wahnhaften Panhumanitarismus unter einer fundamentalistischen Equality-Doktrin, die allem enträt, was die Geschichte des Abendlandes jemals gelehrt hat. Eine Machtergreifung der Moral in ihrer bigottesten Form seit den Häresieprozessen der alten Zeit. Der Verstand und die Ratio als solche werden über Bord geworfen. Es naht ein Equality-Endzeitalter der Sonderklasse mit allgemeinem Schlussfrass vor dem letzten, abendlichen Angelusgeläut Europas.
Der Angriff geht gegen die Verfassung und gegen die Legalität überall dort, wo dadurch Equality-Interessen gefördert werden können. Umgekehrt geht er gegen jene, welche die Verfassung und das Gesetz brechen könnten, indem sie gegen Equality-Interessen sind. Der sich daraus zwangsläufig ergebende Nonsens zeichnet seit rund fünf Jahren die gesamte westliche politische Praxis. Diese ist binnen weniger Jahre von weltweit einmaliger Höhe, Konsequenz und gewiss auch Rationalität in geistigen Schaum abgeschmiert.
Wenn wir zu George Soros lesen, wird deutlich, was wir mit geistigem Schaum meinen: «Er hat den Ansatz, dass man praktisch nur mit Geld die Leute dazu bringen kann, eine offene Gesellschaft aufzubauen. Und das ist an sich ein Widerspruch: Er rettet die Demokratie mit undemokratischen Mitteln.» Was ist an einem solchen Statement das Auffällige? Das Auffällige ist nicht die Bemühung um eine Open Society à la Soros, sondern der Satz: «Er rettet die Demokratie mit undemokratischen Mitteln.» Und daran ist wiederum weniger auffällig, dass jemand die Demokratie mit undemokratischen Mitteln retten will, sondern, dass sie heute offenbar gerettet werden müsse. Doch wer hat sie denn angegriffen? Die «Rechten»? Nein, die reagieren nur. Sie wollen sie im Gegenteil so belassen, wie sie Jahrzehnte lang gewesen ist. Umkrempeln will sie Soros und all die, welche eine sogenannte offene Gesellschaft anstreben, und es ist eben diese Bemühung, durch die die Demokratie nicht gerettet wird, sondern kastriert. Das Ergebnis wird die «gerettete Demokratie» sein, das Analogon zur «wiederhergestellten Republik» durch die politischen und gesellschaftlichen Massnahmen Octavians.
Die Debatte hat überall Züge angenommen, die das Kind von der innerfamiliären Regentschaft der Mutter kennt, dieses subtil Übergriffige, ununterbrochen Erzieherische, bemerkenswert Drückerische und immer Deckelnde, die schiere Regelwut und dieses Humorlose beim kollektiven Zelebrieren von Spass. Wer die geistige Freiheit liebt und braucht, muss sich in Sicherheit bringen und wegziehen. Die Besten werden verschwinden, relativ zügig.
In erster Linie aber wird niemand mehr ernstgenommen, der ganz sich selbst werden will. Die Debatte weiss immer schon, was jemand zu fühlen und zu denken hat, sie prüft die Gesinnung, nicht die Idee, die Unterwerfung wird belohnt, und Souveränität wird bestritten, wo sie behauptet wird. Souverän ist fortan immer nur «sie». Leibhaftig und prinzipiell.
Rationalität, Distanz und Sachlichkeit der Väter sind schon weg. Daher kann auch nicht mehr über ganz offensichtlichen Unsinn debattiert werden, zum Beispiel beim «Diesel». Die Sachbeziehung ist im Kern zerstört. Es gibt nur noch intersubjektive Beziehungen. Der Anfang vom Ende der Wissenschaftlichkeit ist eingetreten.
Es ist das Ende des westlichen Geistes und das offene Tor für den ewig gleichen, den religiösen Obskurantismus und für den damit verknüpften, zirkulärlogischen Diskurs, in dessen Mitte keine Sache mehr steht.
Es hat sich gezeigt, dass ein zu liberales Strafrechtssystem und eine radikal permissive Gesellschaft nach etwa einem halben Jahrhundert wieder mit derselben Menge Verrückter, Perverser und Sadisten konfrontiert ist wie die restriktive Gesellschaft vor ihr, die durch drakonische Strafen deren Deliktpotenzial gesenkt hatte, in erster Linie durch rigorose Erziehung zur Wahrheit und zur vollsten Berücksichtigung der Realität bereits im Kindesalter.
Sobald die Pflicht zur Genauigkeit - denn das war es letztlich - auf eine Klasse oder eine Weltanschauung beschränkt wird, zerfällt die Gesellschaft rasch wieder zu jener, die immer dann herrscht, wenn Parteilichkeit, Heuchelei, politisch-ethischer Wahn - entgleisender Narzissmus - die massgeblichen Treiber der Kultur werden.
Die Verpflichtung zur Genauigkeit - Sachtreue, Logik - war das einzige Mittel, den Menschen fortzuentwickeln, aber sie wirkt nur in einem mündigen Individuum, und auch nur, wenn sie unterschiedslos für alle gilt. Das Modell dafür ist die Naturwissenschaft. Aber nur solange, als in ihr die Erkenntnis wichtiger ist als die Karriere - also solange, als der Narzissmus der Wissenschaftler noch nicht entgleist ist.
Ali Utlu, ein Tweeter, der Erstaunliches denkt: «Vielleicht sind wir die letzte Generation, die noch wissen wird, wie sich ein freies Land angefühlt hat. Die Welt zieht in ein dunkles Zeitalter. Die Dummen haben zusammengefunden und merkten, dass sie die Mehrheit haben.»8 Ein anderer schreibt, nicht minder treffend, ja verblüffend, denn die Einsicht ist inzwischen gross geworden bei manchen: «’Sicherheitsgefährdende Schutzsuchende’, so eine Formulierung muss einem auch erst mal einfallen!»9 Und Utlu fragt besorgt: „Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. - Gilt das noch?»10
Wir folgern, nachdem wir unsere Zeit und ihren Wahnsinn zur Kenntnis genommen haben, dass das einzige unverzichtbare Item unserer aktuellen Agenda die Verewigung des wirtschaftlichen Booms ist. Gelingt das nicht, fallen die Pegelstände im Tresor Dagobert Ducks, dann wird aus dem wunderbaren Legospiel der semantikbereinigten Guten das blutigste Schlachthaus der Geschichte. Denn in diesem Fall wird sich zeigen, dass man – ohne die ständige Bewerfung mit Geld - keine weiteren bunten Legosteine ins Haus geholt hat, sondern die Abgesandten Saurons.

SMENOKRATIE, DEMOKRATIEEINE ENTSCHEIDUNG

Herrschaft der Schwärme bedeutet Herrschaft des – im Folgenden beschriebenen - Gleichheitszirkels. Sie bedeutet Herrschaft der Unbedarften über die Bedarften. Solche Herrschaft wiederum meint Herrschaft der Sophistik über das korrekte Schliessen. Und das wiederum kündet vom Sieg der Lügner, der Realitätsverleugner, der Vortäuscher und der Trittbrettfahrer.
Smenokratie bedeutet das Ende der Volksherrschaft, der «Demokratie», bedeutet das Ende des «Volkes» als dem Modell aller kollektiven Einheit, Ende des Nationalstaats als des Ideals der neuzeitlichen Republik, Ende der «Leitkultur» gegenüber blossen «Kulturblasen». Smenokratie bedeutet vollzogene Inklusion, bis hin zur Atomisierung der Bevölkerung.
Smenokratie bedeutet aber auch, dass die Bevölkerungen zusammengeführt werden in ein Reich, das zum Nachfolger aller Republiken werden wird und werden soll – und zwar schon morgen, in 30-50 Jahren. Geschichtlich ist das eine Minute.
Das vielbesungene und beschworene «Europa» ist dabei nur ein Zwischenschrittchen. Das Weltreich selbst ist das eigentliche Ziel. Weil in einem solchen der heutige Wirtschaftsmodus - und damit der klassische Kapitalismus - nicht mehr auf den gleichen Grundstock an Leistungswilligen zählen kann, arbeitet man auf das sogenannte bedingungslose Grundeinkommen (BGE) hin, und ebenso entschieden auf die Panmigration aller Menschen, auf die freie Wohnsitznahme.
Es gilt nämlich, alle politischen, ethnischen und kulturellen Unterscheidungen künftig auf einfachste Weise, die keine Intelligenzleistung und vor allem keine Bildung mehr erfordert, sobald sie ihr Haupt erheben, zunichtemachen zu können, wozu erst einmal die Voraussetzung geschaffen werden müssen.
Das heute Angestossene schafft bald schon derart neuartige Verhältnisse, dass jedes herkömmliche Vergleichen und Schliessen obsolet werden wird. Darum ist es ja auch eine Revolution, aber keine durch Umsturz, sondern durch die Ineinanderschiebung des Inkommensurablen. Durch Helter Skelter geht bald schon der Einzelne seiner kultivierten Reaktionsweise verlustig. Er wird reduziert auf den «Flüchtling». Er wird lapidar.
Der nach Norden wandernde Migrant ist dabei nur der erste solche «Flüchtling». Die wahren, die intendierten, die in all dem wirklich gemeinten Flüchtlinge werden wir selbst sein.
Durch Ineinanderschiebung des Inkommensurablen vereitelt man künftig jeden Vergleich. Man kann künftig nicht mehr auseinanderhalten, ob etwas «wegen A» oder «wegen B» passiert. Es ist dann schlicht alles möglich. Damit fällt die Grundlage der heutigen, der rechtspopulistischen Reaktion, ins Leere.
Abrakadabra ist das Zauberwort aller «Zukünftigen».
Smenokratie ist - in der aktuellen Welt - ohne Online-Medien undenkbar. Morgen schon wird sie aber auch ohne jedes Medium zur letzten Möglichkeit werden, wie sich Bevölkerungsteile überhaupt noch artikulieren können.
Die Macht der Republik zerfällt rasant, ob gewollt und forciert, oder auch nur zufällig. Zuerst werden überall Minderheitsregierungen etabliert, und diese, da sie keine Rücksicht nehmen müssen - sie sind schon marginalisiert -, zerstören die tradierten Machtstrukturen, führen sie ad absurdum, und zugleich vereiteln sie mögliche Mehrheitsregierungen. Sie machen den Verlust an Republik durch einen immer stärker werdenden Transnationalismus wett, durch ein immer stärker «republikanisiertes» Reich jenseits aller Nationen. Es brauche – so wird man sagen - keine Mehrheit mehr im Einzelstaat, die wahren Mehrheiten entstünden fortan transnational.
Und dort, auf der Reichsebene, herrschen keine demo-, sondern von Anfang an smenokratische Verhältnisse. Dort herrscht die ultramoderne Hofgesellschaft, die sich selbst alimentiert und auch gleich selbst reproduziert. In sie hinein wachsen all die Minderheitsvertreter aus den Noch-Republiken. Gemeinsam stellen sie schon bald die «Mehrheit» von morgen, auf Reichsebene. Die «Völker» haben weltweit schon bald das Nachsehen.
Dazu muss diese falsche «Mehrheit» herkömmliche Leitkulturen bekämpfen, muss sie möglichst vielfältig beschmutzen, tiefgreifend entkräften und am Ende kalt abschaffen. Übrig bleiben tausend Kulturblasen, die zur «Grossen Emulsion» zusammengerührt werden, die jenseits aller Ländergrenzen Wirklichkeit wird. Doch sie lebt davon, dass man sie ständig umrührt, weil sich sonst die Blasen voneinander wieder scheiden, und sich die Weltgemeinschaft global restratifiziert.
Also geht die Bemühung aller zukünftigen Intellektualität in die Technologie dieses postnationalen, wahrhaft weltumspannenden Rührwerks und nicht mehr in die Genauigkeit der Unterscheidung. Damit zerfällt der Sinn fürs Exakte unter den Menschen der Zukunft. Das Exakte wird durch das «Gleiche» ersetzt. Das Weltzeitalter des Ingenieurs wird schon bald zu Ende sein. Was dann eintritt, entzieht allem die Basis der Geschichte.

GLEICHHEIT UND DIVERSITÄTEINE GLEICHSETZUNG

Was in der Wirtschaft das Organisierte Verbrechen, ist in der Demokratie die «Assistierte Politik», das expertokratische Engineering des politischen Prozesses. Diesem liegt ein Prozessmodell zugrunde, eine sogenannte Philosophie oder ein «Wahrheitssystem», deren Axiom nicht mehr – wie in der Aufklärung und in der Republik zunächst zentral - die Freiheit des Individuums, sondern die Gleichheit aller ist. Equality nennt man es heute. Es handelt sich – wieder - um einen Zirkel:
Weil A und B gleich sind, dürfen sie - juristisch gesehen - ungleich sein (Diversität). Und zugleich: Weil B und A ungleich sind, müssen sie - ethisch betrachtet - gleich sein (Egalität). Gleichheit und Ungleichheit gehen in einer Formel nur zusammen, wenn zwei verschiedene Arten der Gleichheit übereinandergelegt – miteinander «gleichgesetzt» werden. Das bedeutet aber, dass es keine Gleichheit als solche gibt, sondern nur die Gleichsetzung.
Der Rahmen wird gesprengt, sobald aus ethischer Gleichsetzung ontologische Gleichheit wird, wie im Antirassismus und im Geschlechtsuniversum.
Der obige Kreis der Gleichsetzung funktioniert in Bezug auf Ontologie neutral. Er ist und bleibt eine Setzungsangelegenheit zwischen Ethos und Recht. Behauptet man aber, die Gleichheit bedeute zugleich die absolute Baugleichheit der Sache, des Menschen als biologischer Entität, überspannt man den Bogen. Denn das ethisch «Gleiche» ist nicht identisch mit dem ontologisch «Gleichen». Wäre es identisch, bräuchte man keine Ethik oder keine Ontologie, oder es ginge das Ontische aus dem Ethischen hervor und umgekehrt.
Vielmehr ist es so, dass das Ethische niemals auf dem Ontologischen aufbauen darf, will man es nicht kastrieren. Und umgekehrt kann man Ontologie nicht «dekretieren», was man aber tun können müsste, wollte man sie auf Ethik bauen.
Hier setzt – quasi als Ersatzmethode – Orwells Idee des Newspeak ein, doch davon später.
Der aus politischen Gründen arg in Mitleidenschaft gezogene Geist des westlichen Zeitgenossen schafft diese Unterscheidungen nicht mehr ohne weiteres. Er zittert vor Angst, sobald er merkt, dass es irgendein Argument geben könnte, das den dreifaltigen Anti-ismus der Zeit (Antirassismus, Antisexismus, Antispeziesismus) grundlegend in Frage stellen könnte.
Das obige Kreismodell darf heute von jeder beliebigen Minorität zur Erlangung von Privilegien ohne weitere, geistige Leistung vindiziert werden. Es handelt sich um das smenokratische Grundprinzip - um den Anfang vom Ende jeder «Volksherrschaft». Alle sind gleich - und dennoch ungleich. Damit dieser Widerspruch zur Auflösung gelangt, muss die verordnete Gleichheit ein ethisches und die erlaubte Ungleichheit ein rechtliches Postulat sein. Das heisst immer auch, A kann für denselben Vorgang rechtlich ganz anders als B zur Rechenschaft gezogen werden, je nachdem, welcher Gruppierung er angehört. Gehört er unglücklicherweise der Majorität an, so hat er die schlechtesten Karten insofern, als auch die Majorität weiter nichts ist als ein besonderer - und zwar, exakt ausgeführt, der seltenste - Fall einer Minorität. Damit ist sie in der Smenokratie endlich bedeutungslos.
Gehört A beispielsweise einer Minorität an, die etwa Frauen unterdrückt und sie «notfalls» auch vergewaltigt, so fallen auch er und sein Smenos unter die Diversität. Er muss somit – gerade, weil alle, ethisch verordnet, gleich sind – mit mildernden Umständen rechnen dürfen. Gehört B hingegen der Majorität an, gehören seine Bräuche nur soweit zur Diversität, wie alle anderen auch, allerdings kommen sie erst als «letzte» dran. Es gilt die Gleichheitsverordnung, und die besagt nun hier nicht, dass er wie A beurteilt werden kann, sondern zwar auch eingedenk seiner Diversität, aber in umso ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Widmung
  2. Über den Autor
  3. Hinweise
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. Kultur am Scheideweg
  6. Schöne Neue Herrschaft
  7. Impressum