Die Nornen
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Die Nornen

Die Götter der Germanen - Band 30

  1. 328 Seiten
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Die Nornen

Die Götter der Germanen - Band 30

Über dieses Buch

Die ReiheDie achtzigbändige Reihe "Die Götter der Germanen" stellt die Gottheiten und jeden Aspekt der Religion der Germanen anhand der schriftlichen Überlieferung und der archäologischen Funde detailliert dar.Dabei werden zu jeder Gottheit und zu jedem Thema außer den germanischen Quellen auch die Zusammenhänge zu den anderen indogermanischen Religionen dargestellt und, wenn möglich, deren Wurzeln in der Jungsteinzeit und Altsteinzeit.Daneben werden auch jeweils Möglichkeiten gezeigt, was eine solche alte Religion für die heutige Zeit bedeuten kann - schließlich ist eine Religion zu einem großen Teil stets der Versuch, die Welt und die Möglichkeiten der Menschen in ihr zu beschreiben.Das BuchDie drei Nornen Urd, Verdandi und Skuld spielen in den germanischen Mythen nirgendwo die Hauptrolle, aber sie bilden den Hintergrund für alle Mythen und Sagas - die Nornen bestimmen, was geschieht.Die Folge der von ihnen festgelegten Ereignisse wird bei den Indogermanen oft durch den Schicksalsfaden beschrieben, der von den Nornen gesponnen wird. Dieser Faden ist golden, weil der Nornenfaden ursprünglich ein Bild für das Schicksal der Sonne, also ihren abendlichen Tod und ihre morgendliche Wiedergeburt gewesen ist. Die Wolle für diese Fäden nahmen die Nornen von dem goldenen Vlies (Wolle) des Sonnenwidders, den die Nornen am Morgen als Sonnenmutter wiedergeboren haben.Das Festlegen des Schicksals der Menschen (indisch: "Karma") durch die Nornen findet vor dem Hintergrund der allgemeinen zyklischen Ordnung der Welt (indisch: "Dharma") statt, die sich u.a. im Sonnenlauf, in der Astrologie und in der Sehergabe zeigt - die Nornen haben ursprünglich nicht das Schicksals festgelegt, sondern sind selber ein Teil dieser zyklischen Welt-Ordnung gewesen, die durch die Mythen beschrieben wird: Die Muttergöttin ist die Geborgenheit in der Welt und in ihren Zyklen... und genau das ist auch das Geschenk der Nornen an die Menschen.

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Information

I Die drei Nornen

Die drei Schicksalsfrauen gehören zu den bekanntesten Gestalten der germanischen Mythologie. Die mit ihnen verbundene Vorstellung eines vorherbestimmten Schicksals hat auch noch heute eine Bedeutung, da sie sowohl mit der christlichen Vorstellung über Gottes Allmacht und der „Erbsünde“ als auch mit dem indischen Karma-Konzept große Ähnlichkeit hat. Zudem entspricht sie weitgehend auch der Astrologie.

I 1. Die Namen der Nornen

Die Bezeichnung „Norne“ stammt von dem indogermanischen Wort „sner“ für „drehen, winden, schnüren, schrumpfen, spinnen, weben, nähen, Faden“ ab. Da es in vielen indogermanischen Mythen das Bild einer Spinnerin für die „Schicksalsfrau“ gibt, wird man „Norne“ wohl als „Spinnerin“ übersetzen können. Auch das (sekundäre) Bild der Weberin und der Näherin findet sich bei den Germanen im Zusammenhang mit den Nornen und den ihnen nah verwandten Walküren.
Das Motiv der Spinnerin, die den Tod herbeiführt, hat sich bis in das Märchen „Dornröschen“ hinein gehalten, in dem die Königstochter Dornröschen zu einer alten Frau in einem Turm kommt, bei der sie spinnen lernt und sich dabei mit der Spindel sticht und daraufhin in einen hundertjährigen Schlaf fällt.
Die „Ur-Norne“ heißt „Urd“ oder „Urdr“. In den älteren germanischen Schriften wird sie „Wyrd“ genannt.
Dieser Name bedeutet „Schicksal“ im Sinne von „Vorbestimmung“. Der Name leitet sich von dem germanischen Substantiv „urd“ ab, der „Stein“ und im erweiterten Sinne auch „steinige Einöde“ bedeutet. „Urd“ ist demzufolge die „Steinfrau“, was als „Riesin“ oder als „Frau in Hügelgrab“ gedeutet werden kann – beides würde zutreffen, da die Riesinnen im Jenseits leben und das Hügelgrab das Tor zum Jenseits ist und die Nornen aus der Jenseitsgöttin (Freya) heraus entstanden sind.
Es gibt mehrere Ableitungen von dem Wort „urd“ im Sinne von Schicksal. So hat z.B. das Verb „urdr“ die Bedeutung „verfluchen, verbannen“. Entsprechend ist ein „urdar-madr“ ein „verbannter Mann“, also ein Ausgestoßener oder Vogelfreier. Der Urteilsspruch, der zu einer Verbannung führt, lautet „urdar-ord“ („Urd-Wort“). Es bestand somit eine enge Assoziation zwischen den Schicksalssprüchen der Nornen und den Urteilssprüchen der Thing-Versammlung.
Es gab auch einen „urdar-mani“, einen „unheimlichen, unheilverkündenden Mond“. Dieser Begriff zeigt, daß man die Nornen mit dem Mond assoziierte und vermutlich fürchtete, daß die Nornen bei bestimmten Mondphasen oder bei einem bestimmten Aussehen des Mondes Unheil verbreiteten.
Es ist auch eine Herleitung des Namens „Urd“ von dem Verb „verda“ mit der Bedeutung „ist, sein (werden)“ (englisch: „to be“) möglich, aber die Herleitung von dem Substantiv „urd“ für „Stein“ liegt näher.
Die in der germanischen Überlieferung am zweithäufigsten genannte Norne, die manchmal auch als Walküre erscheint, ist Skuld. Als Walküre tritt sie bereits in dem recht alten Lied „Die Vision der Seherin“ auf: „Ich sah Walküren weither kommen, bereit zu reiten zum Rat der Götter: Skuld hielt den Schild.“
Ihr Name bedeutet „Schuld“ im Sinne von einem Ding oder einem Betrag, den man noch jemandem schuldet. Von diesem Wort sind auch ein gutes Dutzend an „Finanz-Begriffen“ der Germanen wie Schuldner, Schuldschein, Zahltag u.ä. abgeleitet worden.
Das Wort „skuld“ wurde auch als logischer Partikel mit der Bedeutung „deswegen, deshalb“ verwendet. Hier hat „schuld“ die Bedeutung einer Ursache, eines Schuldigen für einen Umstand – ähnlich wie das englische „because“, das wörtlich „aufgrund folgender Ursache“ bedeutet („be-cause“ = „es ist die causa“).
Skuld ist somit eine Frau, die eine Ursache darstellt und die eine Schuld eintreibt. In dieser zweiten Bedeutung ist sie einer Walküre, die im Auftrag von Odin einem Krieger den Tod bringt und ihn vom Schlachtfeld holt, schon recht nah.
Es gibt auch die Möglichkeit, den Namen „skuld“ von dem Wort „skole, skulle“ abzuleiten, das „sollte“ bedeutet. „Skuld“ würde dann „das, was geschehen soll“ bedeuten. Skuld wäre in diesem Fall zwar auch die Zukunft, aber in erster Linie doch noch immer „die Frau, die den Lauf der Ereignisse bestimmt“.
Die dritte der drei bekannten Nornen heißt „Verdandi“. Ihr Name, der nur sehr selten erwähnt wird, bedeutet vermutlich „werden“, also „das, was gerade geschieht“: die Gegenwart, die Wirkung und die Wirksamkeit. Verdandi ist somit die Frau, die in der Gegenwart wirkt, d.h. die Gegenwart gestaltet.
Es ist auch möglich, daß „Verdandi“ lediglich eine Ableitung von „Wyrd/Urd“ ist.
Es ist noch ein weiterer Nornen-Name bekannt, der „Neri“ lautet. Vermutlich leitet er sich von dem Verb „ner“ für „drehen winden, spinnen“ ab und bezeichnet sie als Spinnerin. Es wäre jedoch auch eine Herleitung von dem Adjektiv „ner“ für „unten“ (Unterwelt) oder vom dem Verb „ner“ für „murmeln“ denkbar. Wenn man alle drei Möglichkeiten zusammennimmt, erhält man die „in der Unterwelt Schicksalssprüche murmelnde Spinnerin“.
Wahrscheinlich haben „Norne“ und „Neri“ jedoch dieselbe Wortwurzel und können daher beide als „Spinnerin“ übersetzt werden.
Die Bedeutung der vier Nornen-Namen kann als „Bestimmerin der Ereignisse“ zusammengefaßt werden.
Die Germanen unterschieden zumindestens in der Zeit der schriftlichen Überlieferungen, also ungefähr zwischen 800 n.Chr. und 1300 n.Chr., nicht besonders genau zwischen Jenseitsgöttinnen, Nornen, Walküren, Riesinnen, Göttinnen, Fylgias (Seele, Tiergeist-Begleiter) und Hamingjas (personifiziertes Glück; Aussehen eines Gestaltwandlers; Krafttier). Alle diese Wesen waren entweder „Frauen im Jenseits“ oder sie beeinflußten das Leben, das Wohlergehen und somit letztlich das Schicksal eines Menschen.
Man kann daher die Nornen als den Aspekt der „Schicksalsbestimmung“ der Jenseitsgöttinnen ansehen.
Diese Unübersichtlichkeit (zumindestens beim ersten Blick auf einen Text) wird noch dadurch erhöht, daß alle Namen von Göttinnen, Nornen, Walküren u.ä. auch in Umschreibungen sowohl von menschlichen als auch von mythologischen Frauen verwendet werden konnten wie in „Wunsch-Ran“ (Walküre), „Ring-Sif“ (Freya), „Wunden-Thrudr“ (Walküre), „Armreif-Gefion“ (geschmückte Frau) u.ä.
Es gab drei Nornen, die man als Spinnerinnen (Norne, Neri) und sekundär auch als Weberinnen und Näherinnen aufgefaßt hat.
Die Ur-Norne hieß „Wyrd“, woraus dann später „Urd“ entstand. Ihr Name bedeutet vermutlich „Stein“ im Sinne von (aus Felsen errichteter) „Grabkammer in einem Hügelgrab“. Sie ist daher die Jenseitsgöttin.
Der Name ihrer Schwester „Skuld“ bedeutet „Schuld“ im Sinne von „Bestimmerin des Schicksals“.
Der Name „Verdandi“ der dritten Norne ist vermutlich eine Ableitung des Namens „Wyrd“ der Ur-Norne.

I 2. Die drei Nornen in den mythologischen Liedern

I 2. a) Die Vision der Seherin

Mit den Nornen ist der Brunnen als der Eingang in das Jenseits verbunden gewesen, aus dem jegliche Magie und folglich auch das Wissen über die Zukunft kam.
Eine Esche weiß ich, sie heißt Yggdrasil,
Den hohen Baum netzt weißer Nebel;
Dav...

Inhaltsverzeichnis

  1. Bücher von Harry Eilenstein
  2. Die Themen der einzelnen Bände der Reihe „Die Götter der Germanen“
  3. Inhaltsverzeichnis
  4. I. Die drei Nornen
  5. II. Urd in der germanischen Überlieferung
  6. III. Skuld in der germanischen Überlieferung
  7. IV. Verdandi in der germanischen Überlieferung
  8. V. Neri in der germanischen Überlieferung
  9. VI. Die drei Schicksalsgöttinnen in der indogermanischen Überlieferung
  10. VII. Die Schicksalsgöttinnen bei den Nicht-Indogermanen
  11. VIII. Die Biographie der Nornen
  12. IX. Das Aussehen der Nornen
  13. X. Hymne an die Nornen
  14. XI. Traumreise zu den Nornen
  15. XII. Die Nornen heute
  16. Themenverzeichnis
  17. Impressum