
- 244 Seiten
- German
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eBook - ePub
Über dieses Buch
Irgendwann passiert es. Jedem. Man wird alt. Einfach so. Eben noch feierten wir unseren fünfzigsten Geburtstag, und ehe wir uns damit abfanden, dass nun mehr Lebenszeit hinter als vor uns liegt, wurden wir sechzig....fünfundsechzig.......Es liegt an uns, wie wir mit dieser Erkenntnis umgehen. Ob wir in Schockstarre verfallen oder das Altern als ein weiteres Abenteuer mit dem Namen "Mein Leben" sehen. Das Buch beschreibt humorvoll und sachkundig 13 Möglichkeiten das Alter nicht als ein "Weniger", sondern als ein "Plus" zu entdecken - die Realität zu akzeptieren und die Vision zu leben - jetzt!
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Information
MÖGLICHKEITEN
DER LEBENSLUST FÜR FORTGESCHRITTENE
1. Möglichkeit
Alter und Lebensqualität
Ich segne das Jetzt.
Ich vertraue auf mich.
Ich erwarte das Beste.
Aus Hawaii
Für die Besorgnisträger unter uns gibt es Hoffnung: In „Großmama packt aus“ schreibt die Schriftstellerin Irene Dische: „Ich habe es erwähnt, jenseits der siebzig, wenn man keinen schweren Unglücksschlag erlitten hat, wird das Leben so lustig wie mit zwanzig, sogar noch lustiger!“ Donnerwetter! Da können wir die Prospekte für betreutes Wohnen locker in den Müll werfen und aufatmen! Mich irritiert nur dabei, dass mein Leben mit 20 keineswegs lustig war, im Gegenteil! Ich hatte immer die falsche Frisur, immer die falschen Jungs, immer den falschen Beruf und, als absolutes Desaster, immer die falsche BH-Größe.
Meinen seelischen Zustand ob dieser 20-Jährigen Tatsachen mit Unzufriedenheit zu bezeichnen, käme einer Beleidigung meines postpubertären Seelenlebens gleich, denn eigentlich stand mein Sinn mehr nach Selbstmord. Leider konnte ich ob meiner Höhenphobie nicht von einer Brücke springen, auch Erschießen kam mangels zweckdienlicher Schusswaffen in meinem Elternhaus nicht in Frage. So entschloss ich mich für Fress-Attacken. Diese hatten den Vorteil, sich zugleich schlecht wie auch schuldig zu fühlen.
Vierzig Jahre später, an der Schwelle zu meinem siebten Jahrzehnt, blicke ich fast wehmütig auf meine 60ziger Jahre zurück, die ich mit „gar nicht so übel“ beschreiben würde; denn jetzt treten Abschiede, Verluste und Endgültigkeiten immer öfter in mein Leben – „lustig“ würde ich persönlich dies nicht nennen. Zu meiner eigenen Verblüffung fand zwischen mir, wie auch meinem Weltbild – der damals 60jährigen und heutigen 70jährigen – ein prägender Zeit- und Wertesprung satt. Ich habe zu zählen begonnen – wie viele Sommer noch? Fünfzehn? Zehn? Fünf? Die Welt weicht zurück, die Hoffnungen, Erwartungen, die Zukunft vergehen, dafür öffnen sich unbekannte Räume für das Jetzt. Das ist oft beängstigend, manchmal voll unerwartetem Glück.
Vielleicht ist die Grundlage für die Lebensqualität im Alter die von Irene Dische beschriebene Hoffnung auf eine Unbekümmertheit, die uns in sorglose, heitere Kinder verwandelt. Vielleicht sah das Jesus genauso als er vor zweitausend Jahren mahnte: „Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.“
Bevor dies geschieht, sollten wir die Übergangsperiode dazu nutzen, die irdischen Möglichkeiten von Lebensqualität im Alter zu entdecken. Leider ist der Begriff „Lebensqualität“ während unseres langen Lebens zum sinnleeren Gemeinplatz von Werbebotschaften verkommen. Wir können uns kaum mehr erinnern, dass Lebensqualität etwas sehr Persönliches und Angenehmes sein kann, da sie für den materiellen wie auch immateriellen Wohlstand, der unser Wohlbefinden ausmacht, steht. Und zumeist haben wir in den vielen Irrungen und Wirrungen unseres Lebensweges vergessen, dass für die Beurteilung der eigenen Lebensqualität objektive Faktoren viel weniger entscheidend sind, als die subjektiven Kriterien von Glück, Gesundheit, Reichtum und Zufriedenheit. In diesem selbstbestimmten Werterahmen so zu denken, so zu sprechen und so zu handeln, dass es für uns und für unsere Mitmenschen nicht lebensschädigend, sondern lebensfördernd ist, bedeutet Lebensqualität.
So einfach ist das und so schwierig. Wenngleich wir Alten auch in diesem Bereich mal wieder eindeutig die Nase vorn haben: „Realitätsnahes Erwartungsmanagement“ benennen Psychologen das Phänomen, dass alte Menschen, die es kaum noch schaffen, ihren Rollator durch die grüne Ampelphase zu schieben, oftmals zufriedener sind als 20-Jährige. Die Ursache dafür erkannte schon der römischer Politiker und Philosoph Cicero vor 2000 Jahren: „Nicht das Alter ist das Problem, sondern unsere Einstellung dazu.“
Ist unsere Einstellung zum Alter, zu diesem neuen unbekannten Lebensabschnitt, eine positive, eine, die neue Erfahrungen willkommen heißt, die aber auch klar erkennt und akzeptiert, was nicht mehr möglich ist, wo uns Einschränkungen endgültige Grenzen setzen, dann zeigt sich bei uns Älteren eine unerwartete Zufriedenheit, die nicht nur auf einen Wertewandel hoffen lässt, sondern auch gängige Vorurteile widerlegt.
Vorurteile sind hartnäckig; sie sind Urteile, die auf persönlichen Meinungen beruhen und von „Das wird man doch wohl noch sagen dürfen“-Mitmenschen gefällt werden, denen die Prüfung des Sachverhalts entweder zu mühsam oder zu kompliziert ist. Das wirklich gefährliche an Vorurteilen ist aber, dass sie oftmals die eigenen geheimen Lebensängste verschleiern, und um diese abzuwehren, das Fremde, das Anderssein diskriminieren. Für Junge ist das Alter fremd. Vermutlich liegt darin einer der Gründe, dass so viele Vorurteile gegen das Alter bestehen.
Darum können sich viele Jüngere auch nicht vorstellen, dass es im Alter überhaupt so etwas wie Lebensqualität gibt, die nicht vom Kassengebiss oder dem Seniorenkränzchen abhängig ist und attestieren uns zu allem sonstigen vermeintlichen Schrecken des Ruhestands auch noch die Altersangst. Diese medienwirksam herbei geschriebene Altersangst steht laut Umfragen im Gegensatz zu den Aussagen älterer Menschen. Diese berichten zum eigenen Erstaunen, dass sie mit zunehmendem Alter immer glücklicher werden: Schon zwischen 1983 und 1997 verdoppelte sich der Anteil derjenigen, die sich als „zufrieden mit dem Ruhestand“ bezeichnen von 18 % im Jahre 1983 auf 42 % im Jahre 1997.
Bedauerlicherweise bin ich anfänglich diesen Umfrageergebnissen gegenüber misstrauisch gewesen: Erstens, wer will sich schon vor Fremden als alt und unglücklich outen? Zweitens, wir leben in einer Gesellschaft, in der das Glücklichsein ein Zeichen für dynamische Jugendlichkeit ist, und Drittens, der Fragebogen meines Freundes Karl-Heinz. Letzterer lag nach zwei Herzanfällen und einer Bypass-OP ziemlich lädiert und kläglich im Krankenhaus. Zudem hatten die Ärzte ihm mitgeteilt, dass er ohne Rollator nicht mehr gehen könne, nie wieder nur ein Glas seines geliebten Rotweines trinken dürfe und seine Potenz sich für alle Zeiten verabschiedet hätte. Als ich ihn besuchte, zeigte er mir stolz einen Fragebogen. Die Fragen zielten alle auf die Beurteilung seiner Gemütsverfassung ab: „Sind Sie glücklich?“ „Sind sie glücklicher als früher?“ „Glauben sie, dass Sie glücklicher sind als andere?“ Er hatte alles mit „Ja“ beantwortet. Genauso die Fragen, ob er Neuem gegenüber aufgeschlossen sei und viel außerhalb des Hauses unternähme. Karl-Heinz war seit langem ein verbissener Stubenhocker, der sich stur weigerte, außerhäusliche Einladungen anzunehmen, geschweige denn, irgendetwas zu tun, was er nicht schon vorher getan hatte. Auf meine Frage, ob seine Antworten ein Witz seien, antwortete er etwas beleidigt und sehr erstaunt: „Wieso, so bin ich doch!“ Wie gesagt, ich bin Meinungsumfragen gegenüber immer skeptisch. Heimlich beschleicht mich allerdings die beunruhigende Ahnung, dass mein alter Freund sich mit der Wahrnehmung seines Seelenzustandes wahrscheinlich näher an der von Irene Dische eingangs beschriebenen kindlichen Sorglosigkeit befindet, als ich es zu erkennen geneigt war.
Die ständige Sorge um die Gesundheit
ist auch eine Krankheit.
ist auch eine Krankheit.
Platon
Auch ist mir durchaus bewusst, dass meine Lebensqualität ausbaufähig sein könnte, wenn ich mich mehr für die Zustände unbekümmerter Seligkeit öffnen würde. Bedauerlicherweise prallen meine Zielvorgaben meistens an der Wirklichkeit ab. Diese Wirklichkeit wird zumeist repräsentiert durch den Typus „fürsorglicher Mitmensch“, dessen Helfersyndrom sich darin festbeißt, uns Alte vor zu viel Unbekümmertheit zu warnen. Ihr Mantra ist das Wort Gesundheit! Mit Hilfe dieses Begriffes erinnern sie uns ständig unaufgefordert und unmissverständlich daran, dass wir alt sind und somit zu einer gefährdeten, vom Aussterben bedrohten Spezies gehören, der nun zu jedem Anlass mit wohlmeinender Gleichgültigkeit „vor allem Gesundheit“ gewünscht werden muss. Zum Geburtstag, zum Neuen Jahr und auch zum kleinsten Trip in ein eher harmloses Wellness-Wochenende werde ich mit dieser Drohung überfallen, die offensichtlich darauf basiert, dass es uns eindeutig an jugendlicher Gesundheit mangelt und wir kranke Alte sind.
Hauptsache gesund! klingt für mich nach dem Titel eines furchterregenden Sciencefiction Films, in dem auf ihren Erhalt programmierte Körpermaschinen uns Menschen ersetzt haben. Aber auch wenn diese Vision den Anschein hat, von unserem Alltag zwischen nordic walking und Lesebrille noch weit entfernt zu sein, ist der Götze Gesundheit allgegenwärtig. Mir ist, als würde das ständige Geschwätz „Hauptsache gesund“ die Hinfälligkeit erst herbeireden, nicht nur bei denjenigen, die schon immer jede Krankheit bekamen, von der sie hörten. Aber auch die gegenteilige Variante: „Lass uns bloß nicht über Krankheiten reden!“ halte ich für höchst neurotisch, denn sie tabuisiert einen wichtigen Teil unserer Lebendigkeit – unsere Erkrankungen.
Tatsache ist, im Alter nehmen Erkrankungen zu. Statt sie als lästigen Betriebsunfall zu vertuschen, verbessern wir unsere Lebensqualität nachhaltig, wenn wir sie als einen Teil unserer Wirklichkeit anerkennen, und so verrückt es auch scheint – als Erfahrung würdigen. Das bedeutet nicht, die Erkrankung mit einem positivistischen Gedankenschleim zu neutralisieren, sondern anzunehmen und zu akzeptieren das, was ist. Krankheiten nehmen uns aus der Welt der Gesunden und konfrontieren uns mit Schmerzen, Abhängigkeiten, Ängsten und den Folgen der Gesundheitsreform. Hierüber muss ich sprechen können, wenngleich die Bloßlegung einer OP-Narbe während eines gemütlichen Essens im Freundeskreis eher in die Kategorie der berüchtigten Altersschamlosigkeit gehört.
Krankheiten als oftmals ebenso schmerzhaften wie produktiven Prozess zur körperlichen und geistigen Heilung wahrzunehmen, statt sich in Endlosschleifen ärztlicher Behandlungskommentare „Dann sagte der Professor Wieland von Rönn zu mir …“ zu gefallen, erwartet von uns Alten eine differenzierte Betrachtungsweise. Zu dieser wären wir auf Grund unserer Lebenserfahrungen durchaus in der Lage, wenn nicht unsere lieben Mitmenschen uns mit Anteilnahme und Aufmerksamkeit für unsere blutrünstigen Krankengeschichten belohnen würden.
Weder für die Betroffene noch für die Zuhörer sind Krisen langweilig, im Gegenteil. Sie geben uns auf diese Weise Bedeutung, und Bedeutung zu besitzen ist ein so gutes Gefühl, dass es vielen von uns ein Leben lang egal ist, wie wir sie erreichen. Da bekannterweise im Alter keine beruflichen Erfolge mehr zur Verfügung stehen, um uns in unserer Umwelt Beachtung und Anerkennung zu verschaffen, hoffen wir bisweilen, dies jetzt mit einer beeindruckenden Krankengeschichte zu bewirken. Hierbei steht uns medizinisches Fachpersonal von Proktologen bis Gastroenterogen, sowie eine der größten und umsatzstärksten Konzerne der Welt – die Pharmaindustrie –, hilfreich zur Seite. Eine Win-Win-Situation? Wohl kaum!
„Gesund ist, wer nicht ausreichend untersucht wurde.“ Die Umsatzsteigernde medizinische Rund-Um-Versorgung hat sich tief in unser Bewusstsein gegraben. So fühlt sich richtig gesund heute niemand mehr. Nach der Krankheit ist – vor der Krankheit. Es gibt Menschen, die opfern ihr ganzes Leben ihrer zukünftigen Gesundheit. Sie essen, laufen, turnen, schwitzen, schlafen, atmen nur noch, um gesund, bzw. noch gesünder zu werden und leben ausschließlich in Vor-Sorge. Dieses Massenphänomen einer wohlversorgten Mittelschicht wird nun von der IT-Branche in einen Milliardenmarkt verwandelt – Body-Apps der neuen Smartphone Generation überwachen Blutdruck, Cholesterinwerte und Bewegungsstatus und machen aus unserem Ruhestand eine Intensivstation.
Es steht zu befürchten, dass wir zu einer Gesellschaft aus Kranken und Demnächst-Kranken geworden sind. Vorsorgeuntersuchungen sind eine Art Volksbewegung, deren tatsächlicher Nutzen inzwischen von renommierten Wissenschaftlern angezweifelt, wenn nicht gar in Frage gestellt wird. Eines allerdings ist sicher: Vorsorgeuntersuchungen wecken Ängste, Unsicherheiten, und dies wiederum führt zu vermehrten Arztbesuchen. Die Versicherungen melden, rund zwei Millionen ältere Menschen gehen mehr als einmal pro Woche zum Arzt. Im Jahr 2005 gaben die gesetzlichen Krankenkassen für Früherkennungsuntersuchungen 891 Millionen Euro aus, 2008 waren es schon 1,21 Milliarden. Dazu schreibt der Spiegel Revolutionäres: „Alle guten Studien zeigen: In den meisten Fällen sind der Nutzen und der Schaden relativ gering. Ob man Früherkennung macht oder nicht, hat für den Einzelnen keine große Bedeutung“. Eine These, der von der Mehrheit der Ärzteschaft vehement widersprochen wird, da sie gerade die steigenden Heilungschancen bei bösartigen Tumoren auf deren Früherkennung zurückführen.
Was dagegen aber für die Lebensqualität von großer Bedeutung ist: Vorsorge ist Sorge. Und sich sorgen gehört zu unseren Lieblingsbeschäftigungen: ob sich eine kleine graue Wolke nicht doch zu einem Unwetter entwickelt oder ein Niesen das erste Anzeichen ist, von der Schweinegrippe befallen zu sein. Heute, am Beginn des dritten Jahrtausends, glauben gerade diejenigen Bewohner dieses Planeten, die das Privileg modernster medizinischer Rundum-Betreuung genießen, dass Lebensqualität fast ausschließlich von einem funktionierenden Körper abhängt. Dies bestätigt auch eine Umfrage von TNS Infratest: 71 Prozent der Deutschen über 18 Jahre glaubt, dass „gute Gesundheit“ die wichtigste Grundlage für ihr Lebensglück sei. Dies ist eine verständliche Annahme, aber gleichzeitig ein fataler Irrtum, denn nichts kommt uns Menschen so unerwartet und schnell abhanden wie unsere Gesundheit. Von ihr das Lebensglück abhängig zu machen, wäre keinem unserer Vorfahren in den Sinn gekommen. Und dies, obwohl gerade Krankheiten und Tod zu ihrem täglichen Leben gehörten und folglich Gesundheit höchst begehrlich hätte sein müssen. Erstaunlicherweise setzten unsere Ahnen andere Prioritäten. „Unsere Vorfahren retteten ihre Seele, wir unsere Figur. Im Jahre 2000 nach Christi Geburt hat in Deutschland erstmals die Zahl der Fitnessstudiomitglieder (4,59 Millionen) die Zahl der Besucher des katholischen Sonntagsgottesdienstes (4,42 Millionen) übertroffen“ schreibt der Wissenschaftsautor Manfred Lütz.
Unser Körperkult gleicht einer heidnischen Götzenanbetung, bei der Kranke und Alte Mängelwesen aus dem Reich des Bösen sind und sichtbare Alterserscheinungen als persönliches Versagen gelten. Wir sind gehalten, uns von den wirklichen Alten, – das sind die Bedauernswerten, die zu einem Pflegefall geworden sind – deutlich zu unterscheiden. Darum gibt es Hunderte von Ratgeberbüchern, Seminaren, Haartönungen, Zahnersatz und Antidepressiva, sowie die Apotheken Umschau mit einer Auflage von fast 10 Millionen. Jede Kreisstadt hat mehr Friseure und Physiotherapeuten als Seelsorger. Gesundheit ist zur Religion geworden. Immer gesund und gut in Form sein, lautet ihr 1. Gebot – mit 30 genauso wie mit 70. Dies 100-prozentig zu erreichen, ist unmöglich – und wenn doch, dann nur mal für einen winzigen, schnell vergänglichen Moment. Um ob dieser stetigen Enttäuschung über unsere Unvollkommenheit nicht in lästige Selbstzweifel zu verfallen, die den Gedanken aufkommen lassen könnten, dass wir auf dem Holzweg joggen, wurden neben medizinischer Totalversorgung Fitnessclubs, Hometrainer und Personal-Coachs erfunden. Diese verhelfen den meisten von uns keineswegs zum angestrebten gesunden Super-Körper, dafür aber garantiert zur Gewissheit eines erneuten Versagens.
Das gleiche Prinzip Hoffnung/Enttäuschung liegt Hautcremes, Vitamintabletten und Ratgeberbüchern zu Grunde. Der Traum von der ewigen Jugend wird tagtäglich gefüttert von einer Umsatzsüchtigen Industrie, die verspricht, was sie nicht halten kann. Die meisten von uns wissen, dass wir belogen werden. Trotzdem können wir der Verlockung nicht widerstehen, unsere sichtbaren Alterserscheinungen ausschließlich dem persönlichen Unvermögen zuzuschreiben. Im Selber-Schuld-Land sind wir ja nicht nur in punkto Gesundheit zu Hause. Wir Frauen (Männer neigen selten zu solch masochistischem Verhalten fühlen uns einfach wohler, wenn wir uns selbst die Schuld geben können, statt unserer Verblendung durch Andere ins Auge zu sehen. Das hieße nämlich, sich der Realität „Alt“ zu stellen und nicht dem Trugschluss zu folgen, dass der Prozess des Alterns mit etwas gutem Willen, Bauchtraining und Botox aufzuhalten sei. Das für möglich zu halten ist das wirklich Kranke in uns. Altern gehört zum Leben, es beginnt mit der Geburt; die ersten Abbauprozesse setzen schon bei 20-Jährigen ein, und endet erst mit dem Tod. Wer nicht altern will, sollte folglich möglichst früh sterben.
Sei vorsichtig beim Lesen von Gesundheitsbüchern,
der kleinste Druckfehler kann dein Tod sein.
der kleinste Druckfehler kann dein Tod sein.
Mark Twain
Tatsache ist für die meisten Menschen, dass ihre Lebensendzeit immer länger wird. Dementsprechend nehmen auch die Möglichkeiten von Erkrankungen zu. Durch Lebensumstände, Umwelteinflüsse und selbstschädigende Gewohnheiten ist es unserm Körper immer weniger möglich, selbstregulierende Instandsetzungsmaßnahmen einzuleiten. Die Folge sind Erkrankungen aller Art, von Gefäßdefekten bis zur Osteoporose. Wir Menschen werden nicht nur älter, wir sind ein stetig wachsender, wie oftmals widerspruchsloser Bereicherungsmarkt für Ärzte und Pharmaindustrie. Der Umsatz dieser Branchen wird sich Studien zufolge bis 2020 auf weltweit rund 1,3 Billionen US-Dollar mehr als verdoppeln – somit ist der Gesundheitsmarkt einer der dynamischsten Wirtschaftszweige überhaupt.
Und jetzt kommt’s: Ca. 70 % der Gesundheitskosten der deutschen Bevölkerung fallen in den letzten Lebensjahren an. Verblüffende Zahlen, die eindeutig belegen, wie wichtig, wertvoll und unverzichtbar wir Alten ...
Inhaltsverzeichnis
- Über die Autorin
- Motto
- Hinweise
- Inhaltsverzeichnis
- Vorteil oder Nachteil? Sie entscheiden!
- Grundsätzliches
- 13 Möglichkeiten der Lebenslust für Fortgeschrittene
- Zum schluss, bis in die Sterne hinein …
- Literaturangaben
- Danksagung
- Impressum