Kapitel 1
Der Bibel entstammende Sprichwörter
Spruch 1:
Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach
»Wenn Sie nicht mit dem Rauchen aufhören, dann brauchen wir Sie gar nicht zu operieren.« Das sagte der Arzt zu dem 60jährigen Patienten, der gerade einen Herzinfarkt erlitten hatte und dem nun Bypässe eingesetzt werden sollten.
»Ja, ich weiß schon, ich werde mit dem Rauchen aufhören«, erwiderte der Patient nachdenklich. Die besorgte Ehefrau war nun zuversichtlich, dass sich ihr Mann diese – womöglich letzte – Warnung endlich zu Herzen nehmen würde.
So kam der Tag der Operation. Der Eingriff verlief zufriedenstellend und der Mann konnte bald wieder die Intensivstation verlassen. Ein paar Tage später besuchte die Frau ihren Mann im Krankenhaus, um ihn über die Verlegung in die Reha-Klinik zu informieren. Sie fand ihn jedoch nicht im Zimmer vor. Nach einigem Suchen sah sie ihn im Klinikpark spazieren gehen, mit einer brennenden Zigarette in der Hand. Ihre Enttäuschung war natürlich groß.
»Du hast mir doch versprochen, aufzuhören«, sprach sie ihren Ehegatten an, der nun, da er ertappt wurde, verlegen den Glimmstängel ausdrückte.
»Ach, weißt Du, ich würde ja schon gerne aufhören, aber es ist halt nicht so einfach, Schatz«, antwortete er resigniert. In den nächsten Tagen und Wochen folgten noch zahllose Versuche und Versprechungen, nun endlich aufzuhören mit dem todbringenden Laster, doch der Wille war nicht ausreichend, denn »der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach«.
Dieses Sprichwort hat seinen Ursprung in der Bibel. Vor seiner Gefangennahme kamen Jesus und seine Jünger in den Garten Gethsemane (bedeutet Ölberg bzw. Ölpresse). Jesus wollte dort beten und befahl seinen Jüngern, sie sollen sich setzen, bis er gebetet habe.
Petrus, Jakobus und Johannes nahm er mit sich. Jesus wurde sehr bestürzt und war geängstigt, weil er wusste, dass er seinem Erlösertod am Kreuz nahe war.
Er sprach zu den drei Jüngern: »Meine Seele ist betrübt, bis zum Tod.« Sie sollten hier bleiben und wachen.
Jesus ging ein wenig weiter und fiel auf die Erde. Er betete, dass – wenn es möglich sei – die Stunde an ihm vorübergehe und bat seinen Vater im Himmel, diesen Kelch (Kreuzigung) von ihm zu nehmen. Jesus sagte jedoch seinem Vater im Himmel, dass nicht geschehen solle, was er wolle, sondern was der Vater will.
Danach ging er zu den drei Jüngern und fand sie schlafend vor.
Er sprach zu Petrus: »Konntet ihr nicht eine Stunde wachen? Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung kommt!« Er stellte fest, dass der Geist zwar willig war, das Fleisch aber schwach.
Dann ging Jesus wieder zu dem Platz, an dem er gebetet hatte und betete nochmals das Gleiche. Als er wieder zu den Jüngern zurückkam, fand er sie wieder schlafend vor. Sie mussten ziemlich müde sein und wussten nicht, was sie ihm antworten sollten.
Als er zum dritten Mal zu ihnen kam, sprach er zu ihnen: »So schlaft denn fort und ruht aus!« Seine Stunde sei gekommen, er würde in die Hände der Sünder überliefert werden.
»Steht auf, lasst uns gehen. Siehe, der mich überliefert hat ist nah!«
Spruch 2:
Ein salomonisches Urteil
Im Eislinger Stadtteil Krummwälden gibt es eine Kirche, die an einem alten Pilgerweg liegt, der nach Santiago de Compostela führt, wo der heiliggesprochene Jakobus begraben liegt. Daher trägt sie auch den Namen Jakobuskirche. Diese Kirche ist weithin bekannt. Sie weist nämlich gleich zwei Altäre auf. Der zweite Altar ist ein gotischer Steinaltar, der vor einigen Jahren bei einer Renovierung des Chorraums wiederentdeckt wurde. Ein hölzerner Sockel, auf dem der Flügelaltar ruhte, hatte sich als Verschalung für den alten Steinaltar entpuppt, der über hundert Jahre dort sein Dornröschendasein verbracht hatte.
Der Altar gehört zu den wenigen gut erhaltenen gotischen Altären. Er besteht aus zwölf Sandsteinquadern, so wie es auch im Alten Testament steht, und die Abschlussplatte ist aus Granit. Schon in den vierziger Jahren hat anscheinend niemand mehr etwas von dem Steinaltar gewusst. Damals wurde ein Tabernakel in den Flügelaltar integriert. Ein Reliquiengrab in der Granitplatte zeugt heute noch davon. Als nun der Sandsteinaltar wieder zutage trat, entdeckte der Pfarrer in den alten Quadern ein zweites Reliquiengrab, in dem sich ein würfelförmiger Schrein aus Zinn oder Blei sowie ein ledernes Siegel aus der Zeit um 1480 befanden.
Die Entdeckung des steinernen Kleinods stellte die Gemeinde vor ein Problem. Was sollte aus dem wertvollen geschnitzten Flügelaltar aus dem frühen 16. Jahrhundert werden? Es gab viele Diskussionen, bei denen es auch heiß herging. Aufgebrachte Gemeindebürger, die um ihren altvertrauten Altar fürchteten, drohten gar mit Kirchenaustritt. Eine Einigung schien lange nicht in Sicht.
Schließlich fällte die Denkmalbehörde ein salomonisches Urteil: beide Altäre sollen bleiben. Damit es genügend Platz gab, musste aber der Steinaltar nach vorne versetzt werden.
Der Name des biblischen Königs Salomo, auf den der Begriff »salomonisch« zurückgeht, ist mit dem hebräischen Wort »Schalom« verwandt und bedeutet so viel wie »Frieden« oder »Wohlergehen«. In der Bibel findet man unter 1. Könige, Kapitel 3, Vers 16 – Vers 28, folgendes:
Salomos 40jährige Regierungszeit begann 967 v. Chr. Unter seiner Herrschaft erlebte Israel seine goldene Zeit. Er war der dritte König Israels und führte so wenig Kriege, wie kein anderer König Israels. Als der große König David nach vierzigjähriger Regierungszeit – davon sieben Jahre als König von Hebron und 33 Jahre in Jerusalem – starb, setzte sich Salomo auf den Thron seines Vaters David (1. Könige, Kapitel 2, Vers 10 – Vers 12).
König Salomo ging einmal nach Gibeon (etwa 10 km von Jerusalem entfernt), um dort Schlachtopfer darzubringen. Da erschien ihm Gott in der Nacht in einem Traum. Gott sprach zu Salomo, er solle bitten, was er ihm geben solle. Salomo bat Gott um ein hörendes Herz, das Volk Gottes zu richten und zu unterscheiden zwischen Gut und Böse (1. Könige, Kapitel 3, Vers 4 – Vers 9).
Im Klartext bedeutet dies, dass er Gott um Weisheit bat. Gott gefiel es, dass Salomo um diese Sache gebeten hatte. Er hatte nicht um ein langes Leben, Reichtum oder die Vernichtung seiner Feinde, sondern um Verständnis gebeten, auf das Recht zu hören (Weisheit). Salomo hatte erkannt, dass es eine große und verantwortungsvolle Sache ist, wenn er seinen Weg als Führer des Volkes Israel gehen soll, und dass es dabei entscheidend darauf ankam, dass er den Willen Gottes erkennt und tut und somit weiß, wie er mit seinem Volk zu gehen hat. Und Gott schenkte ihm Weisheit. Er gab ihm ein weises und verständiges Herz, so dass es vor ihm keinen wie ihn gegeben hat und nach ihm keinen wie ihn geben würde. Gott beschenkte ihn reich und gab ihm auch das, was er nicht erbeten hatte: Reichtum und Ehre. Er sicherte ihm auch ein langes Leben zu, wenn er auf den Wegen Gottes gehen und seine Ordnungen und seine Gebote bewahren würde, so wie sein Vater David.
Als Salomo aus seinem Schlaf erwachte, merkte er, dass Gott zu ihm im Traum gesprochen hatte (1. Könige, Kapitel 3, Vers 10 – Vers 15).
Eines Tages war es dann soweit. Salomos Weisheit kam auf den Prüfstand (1. Könige, Kapitel 3, Vers 16 – Vers 28). Damals kamen zwei Huren zu ihm und brachten einen etwas außergewöhnlichen Fall vor den König Salomo. Beide Frauen wohnten in einem Haus. Eine Frau hatte gerade erst vor kurzem ein Kind geboren. Die andere Frau gebar nach drei Tagen ebenfalls ein Kind. Eines Nachts jedoch starb der Sohn dieser Frau, weil sie es offenbar im Schlaf erdrückt hatte. Sie aber nahm der anderen Frau ihren Sohn mitten in der Nacht von ihrer Seite weg und nahm ihn zu sich. Ihren Sohn aber legte sie zu der anderen Frau. Diese bemerkte, als sie am nächsten Morgen aufstand, um ihren Sohn zu stillen, dass er tot war. Sie sah sich das Kind genauer an und bemerkte, dass es gar nicht ihr Sohn war. Es entfachte sich ein Streit zwischen den beiden Frauen um die Kinder und jede behauptete, dass das lebende Kind ihres und das tote Kind das der anderen sei.
Salomo hörte sich den Fall und die Behauptungen der Frauen genau an. Schließlich befahl er, ihm ein Schwert zu geben. Salomo wollte das Kind in zwei Teile zerschneiden. Die Frau, deren Sohn der lebende war, bat den König Salomo, das Kind der anderen Frau zu geben, aber er solle es nicht töten. Die andere Frau wollte es jedoch zerschneiden lassen, da es weder ihr noch der anderen Frau gehören sollte.
Dann fällte König Salomo sein Urteil, indem er sprach: »Gebt der ersten Frau das lebende Kind und tötet es ja nicht! Sie ist seine Mutter.«
In dieser Rechtsfindung erkennt man, dass König Salomo die echte Liebe herausforderte, die nicht an sich, sondern an das Kind denkt. Daran war die wirkliche Mutter erkennbar. König Salomo hatte gewusst, dass die wahre Mutter niemals ihr Kind zerteilen hätte lassen und fand so heraus, welche die wahre Mutter war. Ganz Israel hörte von diesem Urteil des König Salomo und alle waren beeindruckt davon. Das Volk sah, dass die Weisheit Gottes in ihm war um Urteile zu fällen, die gerecht waren. Heute noch spricht man, wenn ein weises Urteil oder eine besonders weise Entscheidung getroffen wird, von einem »salomonischem Urteil«.
Spruch 3:
Ich wasche meine Hände in Unschuld
Es war an einem frostigen Tag im Februar, als das Eis brach. Drei kleine Kinder waren mit ihrem Schlitten auf den zugefrorenen See gegangen und als sie die Mitte erreichten, passierte es: Plötzlich knackte und knirschte es, die dünne Eisdecke gab nach und zwei Kinder fielen ins Wasse...