Herrenhaus und Hütten
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Herrenhaus und Hütten

Sächsische Dörfer am Erzgebirgskamm von 1700 bis 1900 am Beispiel von Rübenau

  1. 448 Seiten
  2. German
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  4. Über iOS und Android verfügbar
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Herrenhaus und Hütten

Sächsische Dörfer am Erzgebirgskamm von 1700 bis 1900 am Beispiel von Rübenau

Über dieses Buch

Ereignisse aus der Geschichte des Erzgebirges, Kursachsens und des Königreichs Sachsen überraschen und stimmen nachdenklich. Dazu gehören solche wie diese: Der Gutsherr Seidel von Rosenthal liegt noch auf dem Totenbett, da will sich seine Schwester schon das Rittergut Rübenau sichern. Eine seltsame Zeremonie der Inbesitznahme beginnt.Tausende Namenlose sind bei Wind und Wetter tagelang mit ihren Fuhrwerken unterwegs, um als Fronleistung Holzkohle in die Freiberger Erzhütten zu schaffen. 1735 waren es über 15.000 Wagen.Im Winter 1797 karrt der Schulmeister Johne Schutt in die offene Schulstube, um notdürftig die Löcher in den Wänden des verfallenen Schulhauses zu verdecken.Die Frau des Gutsbesitzers Salzwedel klagt in einem Brief an August den Starken. "Mein Ehemann seiner Gewohnheit nach in steten Schwelgen und Sauffen sich herumweltzet" und das Rittergut "fast gäntzlich runiret".Am 15. Mai 1861 herrscht Gedränge in der Zöblitzer Gerichtsstube, 26 Männer wollen Land erwerben. Danach hat der Gutsbesitzer Löser 26.095 Taler in der Tasche und kauft sich ein Haus in Dresden.

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Information

Jahr
2017
ISBN drucken
9783744830089
eBook-ISBN:
9783744812245
Auflage
2

TEIL I

Rübenauer Gutsbesitzer seit 1700

Auf einem Gutshof erhalten Erntearbeiter ihre Bezahlung. Nach dem Gemälde ‚La Paye des moissonneurs‘ (1882) von Léon-Augustin Lhermitte. Paris, Musée d’Orsay

Die Gutsbesitzer von Rübenau

Zeitspanne Besitzer
0. 1580 – 1590 Georg Müller (erste Urbarmachung, noch kein Gut)
1. 1591 – 1604 Jonas Oehmichen
2. 1604 – 1629 Hans Oehmichen
1629 – 1655 Kammergut (kursächsischer Besitz)
3. 1656 – 1679 Magnus Oehmichen
4. 1679 – 1696 Johann Georg Oehmichen
5. 1697 – 1699 Carl Gottlob von Leubnitz
6. 1699 – 1714 Hans Christoph Nehrhoff von Holderberg
7. 1714 – 1717 Moritz Carl Christoph Nehrhoff v. Holderberg
8. 1717 – 1723 Johann Christian Salzwedel
9. 1717 – 1720 Carl Christian Seidel von Rosenthal
10. 1720 – 1725 Susanna Sophia von Trachenberg geb. Seidel
11. 1725 – 1746 Carl Christian Seidel von Rosenthal
12. 1746 – 1752 Susanna Sophia von Trachenberg
13. 1753 – 1758 Michael Gabriel Fredersdorf
14. 1759 – 1767 Sieben Erben von M. G. Fredersdorf
15. 1767 – 1783 David Gottlieb Fredersdorf
16. 1783 – 1789 Carl August Christoph von Rex und seine Frau
17. 1790 – 1794 Friederike Auguste Henriette von Löser geb. Rex
18. 1794 – 1802 Leberecht Ernst Rößer
19. 1802 – 1829 Christiane Friedericke Kempe geb. Rößer
20. 1829 – 1847 Wilhelm Ludwig Kempe
21. 1847 – 1853 Henriette Agnes verw. Kempe verehel. Wolfanger
22. 1853 – 1861 Christian Gottlieb Löser
23. 1861 – 1866 Johann Gottlieb Bosern
24. 1866 – 1877 Johann Traugott Pährisch
25. 1877 – 1891 Karl Oskar Ehnert
26. 1891 Karl August Koehler
27. 1891 – 1893 KG H. Groß & Co., Loschwitz bei Dresden
28. 1893 – 1900 Christian Friedrich Lorenz, Dresden
29. 1920 – 1951 August Wickersheim
30. 1951 – 1988 Hanna Hess geb. Wickersheim, Bauernhofbesitzerin
In der Zeit von Johann Georg Oehmichen wurde im Jahre 1690 das damals fast hundertjährige Gut von Rübenau zu einem Rittergut erhoben.
Dieser Begriff bezeichnete ursprünglich Güter, deren Besitzer Ritterdienste leisteten und dafür mancherlei Vorrechte genossen, für die der Ritterdienst als Ausgleich galt. Dazu gehörten die Befreiung von bestimmten Steuern und Fronen, die niedere Gerichtsbarkeit, Jagd-, Fischerei-, Braurechte u. a. Mit dem Ende der Ritterdienste galten solche Vorrechte zumeist nur noch eingeschränkt und wurden im 19. Jahrhundert ganz beseitigt. Die Untertanen waren dann nicht mehr zu Gesindediensten verpflichtet, weshalb für die Arbeit zunehmend Tagelöhner, Knechte, Mägde, Handwerker und Saisonkräfte unentbehrlich wurden.
Das Gut in Einsiedel- Sensenhammer war kein Rittergut. Einzelheiten dazu enthält das Kapitel "Das Gütlein im Grenzwinkel".

Ein streitbarer Mann

Hans Christoph Nehrhoff von Holderberg
1699 – 1714

Die Nehrhoffs von Holderberg waren ursprünglich ein böhmisches Adelsgeschlecht. Nach dem Sieg der Katholischen Liga gegen die böhmischen Stände in der Schlacht am Weißen Berg emigrierte die Familie 1620 nach Sachsen. Hier breitete sie sich weiter aus. Ihre Mitglieder besaßen mehrere Güter, darunter in Wittgensdorf bei Chemnitz und in Gebersbach bei Waldheim.
Hans (Johann) hieß jener Nehrhoff von Holderberg, der sich mit seiner Frau Elisabeth von Clausbruch aus Meuselwitz und seinen Kindern Reichard, Elisabeth und Elisabeth Helena von Prag auf den Weg ins Sächsische machte. Sein Bruder Peter blieb in der Hauptstadt Böhmens und konvertierte zum katholischen Glauben. Hans und seine Frau fanden in Wittgensdorf bei Chemnitz eine neue Heimat und wurden die Großeltern des gleichnamigen Gutsbesitzers von Rübenau. Auf dem Friedhof der Evangelisch-Lutherischen Kirche von Wittgensdorf erinnert bis heute ein schönes Grabmal aus rotem Sandstein an Johann Nehrhoff von Holderberg.
Die Inschrift auf dem Stein gibt über ihn Auskunft:
HIER RVHET IN GOTT DER WEYLAND
EHRENVESTE HERR JOHAN NEERHOF
VON HOLDERBERGK VORNEHMER
BVRGER VND HANDELSMAN AUCH
EVANGELISCHER KIRCHEN RATH ZVE
PRAGA WELCHER IM JAHR 1635 DEN
II. MARTII FRVHE ZWIESCHEN 2 VND 3 VR
ALHIER ZVE WITTGENSDORF SEE
LIG VERSCHIEDEN SEINES ALTERS
IM 66. JAHRE
PSALM 3. V. 6
ICH LIEGE UND SCHLAFFE VND
ERWACHE, DENN DER HERR
RUFT MICH
Einer seiner Söhne hieß wieder Hans, heiratete Juliana Sophia von Freilitzsch aus dem Hause Treuen im Vogtland und übernahm das Gut Wittgensdorf. Hier kam der Mann zur Welt, um den es sich in Rübenau handelt: Hans Christoph Nehrhoff von Holderberg, geboren um 1655 in Wittgensdorf.
Einzug ins Herrenhaus
Wie ein Lauffeuer wird sich die Neuigkeit im Dorf verbreitet haben, als 1699 eines Tages ein hochgewachsener Mann von Anfang Vierzig mit Frau und Sohn im geräumigen Herrenhaus Einzug hielt. Schon viele Jahre hatte kein Gutsbesitzer mehr seinen ständigen Wohnsitz in Rübenau gehabt.
Von den männlichen Abkömmlingen der Familie genossen mehrere als Offiziere in den Diensten der kursächsischen Fürsten und Könige hohes Ansehen. Seit 1682 besitzt Kurfürst Johann Georg III. ein stehendes Heer, dessen oberster Heeresführer er selbst ist. Auch seine Söhne Johann Georg IV. und August der Starke setzen sich für den weiteren Ausbau der Armee ein. Lange Zeit besteht sie aus fünf Kavallerie- und sechs Infanterie-Regimentern. Ein Adelssohn kann auf diese Weise standesgemäß Karriere machen. Das gelingt bis ins 19. Jahrhundert mehreren Nehrhoff von Holderbergs.
Einer vom Militär ist auch der neue Gutsherr. Er steht im besten Alter. Der Leutnant zu Ross ist aus dem Dienst ausgeschieden, weil er nach seinen eignen Worten schon "in die 20 Jahr treu geleistete Krieges Dienste"1 hinter sich hat. Aber er hat auch gesundheitliche Probleme …
Sächsische Kavallerie um 1699, Darstellung nach Knötel2. Die Kavalleristen trugen eine rote Uniform und seit 1695 lange lederne Reiterstiefel.
Die Rübenauer sehen, dass dieser Mann außer Frau und Kind auch einen Arzt mitbringt3. Das ist eine fremde Welt für sie und gibt Anlass zu Gemunkel. Sie fragen sich: Ist er leidend? Es mag eine langwierige oder gar unheilbare Erkrankung gewesen sein, die ihn bewog, sich in ein abgelegenes erzgebirgisches Grenzdorf zurückzuziehen. Aus dem Armeedienst in der Kavallerie auszuscheiden, indem er ein Gutes übernahm, das der Landjägermeister Carl Gottlob von Leubnitz Rübenau bei einer Versteigerung erworben hatte. Das war zweifellos ein standesgemäßer, ja eleganter Abgang aus dem Militärdienst.
Was die Dorfbewohner sicherlich nicht wussten: Der Weiterverkauf des Ritterguts hatte Carl Gottlob von Leubnitz von langer Hand vorbereitet. Unbewiesen, aber nicht ausgeschlossen ist, dass er als Mann mit besten Beziehungen zu August dem Starken als aussichtsreichster Bewerber um das Gut sogar als Strohmann für Hans Christoph Nehrhoff v. Holderberg auftrat.
1696 befahl der Landesherr die öffentliche Zwangsversteigerung der beiden Güter von Johann Georg Oehmichen.4 Sogleich sicherte sich der 29-jährige von Leubnitz mit einem "Angeld", eine Art Anzahlung, das Erwerbungsrecht. 1697 erhält er die Bestätigung, dass Rübenau und Olbernhau sein Eigentum sind. Ohne eine Belehnung konnte niemand ein Gut übernehmen, wenn er nicht zuvor dem Kurfürsten mit dem Lehnseid seine treue Verbundenheit versichert hatte. Erst dann erhielt er den unerlässlichen Lehnschein. Zu dieser Huldigung fuhr Leubnitz nicht selbst nach Dresden, sondern schickte einen Bevollmächtigten.
Es ve...

Inhaltsverzeichnis

  1. Hinweise
  2. Widmung
  3. Inhaltsverzeichnis
  4. Gedanken zu Beginn
  5. Danksagung
  6. Teil 1: Rübenauer Gutsbesitzer seit 1700
  7. Teil 2: Erzgebirgisches Dorfleben seit 1700
  8. Teil 3: Anhang
  9. Über das Buch
  10. Impressum