
- 114 Seiten
- German
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eBook - ePub
Über dieses Buch
Die Vorträge diskutieren die Rolle und Bedeutung des Fußballs für zivilgesellschaftliche Prozesse. Themen: Gewalt, Rechtsextremismus, Fair Play, Gesellschaftspolitische Herausforderungen.
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Information
These 1: Grundlagen – Stärkung der zivilgesellschaftlichen Kompetenz
Nachhaltige Präventionsarbeit muss eingebettet sein in eine
Strategie zur Aktivierung zivilgesellschaftlicher Verantwortung und
Kompetenz bei den Menschen. Das bedeutet eine Erweiterung des
interventionistischen (sozialarbeiterischen) Ansatzes: Die
Menschen, mit denen gemeinsam die Strategie umgesetzt werden soll,
sind nicht mehr nur „bedürftige Mängelwesen“ (M. Gronemeyer),
sondern potentiell kompetent und eigenständig Handelnde.
Dieses Ausgangsverständnis verbindet die unmittelbare präventive
Intervention mit einer 'gesellschaftspolitischen' Strategie, in der
die präventiven Effekte indirekt über die zivilgesellschaftliche
Verantwortung der beteiligen Menschen erzielt werden. Es entsteht
Nachhaltigkeit.
Was gemeint ist, soll am Beispiel des Projekts „Ein Dach für
Fans“ (EDFF) gezeigt werden.
Mit der Gründung des Projekts EDFF im Jahre 2004 durch
Dortmunder Fußballfans, die sich zuvor in verschiedenen
Internetkommunikationsforen kennen gelernt hatten, bestand die
Möglichkeit, ausgehend von der konkreten praktischen Idee der
Vermittlung von Übernachtungsmöglichkeiten für potentielle
BesucherInnen der WM 2006, eine neuartige Sichtweise auf die
Belange der Fußballfans einzuüben: von Fans für Fans! Neuartig
deshalb, weil dies nicht nur im Bereich praktischer
Serviceleistungen verstanden werden sollte, sondern ebenso bewusst
wie gezielt auch als nachhaltiger Beitrag zur politischen Kultur
des Gastgeberlandes für WM 2006 wirken sollte. In der Einladung zur
Informationsveranstaltung der Friedrich-Ebert-Stiftung über das
Projekt am 19. August 2004 in Dortmund lautete deshalb die
Zielbeschreibung:
„Mit dem Projekt »Ein Dach für Fans« (EDFF) wollen
wir erreichen, dass einheimische Fans auswärtigen Fans bei der
Unterbringung helfen. Wir sehen darin einen wichtigen Schritt
praktischer Völkerverständigung. Wer sich kennt und Kontakt
miteinander hat, entwickelt keinen Rassismus, keine
Ausländerfeindlichkeit und keine Aggressivität auf seinen Kumpel.“
1
Die benannten Präventionsanliegen verstanden sich von
Beginn an als Bürgerengagement. Der Grundgedanke: In dem Maße, wie
'der Fan' sich auch als engagierter 'Bürger' versteht (und sich
auch verhält), leistet er einen eigenen Beitrag zur
Zivilgesellschaft.
Dabei geht es in einem ersten Schritt zunächst um die
Bewusstmachung der eigenen Handlungsmächtigkeit als Fan. Genauer:
als Bürger und Fan. Mit dieser Zuspitzung erfährt das
Präventionsanliegen eine Erweiterung: Es geht nun auch um die
Partizipationspotentiale und die Partizipationskompetenzen einer
Zielgruppe, die als Fans in der öffentlichen Wahrnehmung aktiv eher
ausschließlich als 'kuriose' oder folkloristische Besonderheit, als
Störer oder gar Randalierer im Rahmen von Fußballereignissen
wahrgenommen wird.
Eine Aktivität im Sinne eigenständiger Interessenvertretung, die
die selbstbewusste Mitgestaltung gesellschaftspolitischer
Rahmenbedingungen beinhaltet, wird von Fußballfans gemeinhin nicht
erwartet. Das Projekt EDFF überwindet diese allgemeinen Erwartungen
an ein 'Fanprojekt', wenn es betont:
„EDFF sieht sich (...) in der Tradition des engagierten
Bürgers. In dieser Tradition ist das von EDFF gestaltete und mit
anderen initiierte bürgerschaftliche Engagement Ausdruck eines
wachsendes politisch-partizipativen Selbstbewusstseins der
„Fußballfans“, die ihre Interessen aktiv und offensiv vertreten
wollen. In diesem Bewusstsein bringt EDFF auf nationaler und
internationaler Ebene Ideen, Erfahrungen und Kompetenzen zur
effektiven Mitgestaltung gesellschaftspolitischer Herausforderungen
rund um den Fußball ein.“
Nimmt man aber diese Potentiale einer partizipatorischen
Handlungskompetenz (und der damit einhergehenden
Präventionspotentiale) ernst, wird ein solcher Handlungsansatz auch
im Kontext eines politische Bildungsverständnisses interessant.
Denn Handeln braucht Kompetenz! Es gilt dann, Voraussetzungen zu
schaffen, damit dieses Potential wirksam werden kann als
eigenständiger Beitrag zur Zivilgesellschaft.2 Es geht um die Bereitstellung von
'Handwerkszeug' des kommunikativen Miteinanders, Methoden des
Diskurses ebenso wie um die Bereitstellung und Organisation
entsprechender Foren, öffentlicher Räume für Diskurse.
Anmerkungen (These 1)
1 EDFF – oder wie wir die Welt sehen, vergl. http://www.edff.net/de/index.php?p=wasistedff1#7
.
2
Vergl.: Lützenkirchen, H.-Georg, Fußball – Politik – Politische
Bildung, in: Praxis Politische Bildung. Materialien – Analysen –
Diskussionen, 11.Jg., 1. Vj. 2007 (H. 1/2007), S. 11-16. Der
Begriff Zivilgesellschaft meint natürlich zunächst den
demokratischen Rechtsstaat. In einem internationalen Kontext
empfiehlt es sich aber, von zivilgesellschaftlichem Engagement zu
sprechen. Der Begriff kennzeichnet dann gewissermaßen die Grundlage
jeder demokratischen Verfassung: gelebte Demokratie – auch dort, wo
die demokratischen Strukturen noch nicht so stabil ausgeprägt sind,
etwa in einigen osteuropäischen Ländern.
2
These 2: Über die Geschichte zur Gesellschaft. Analysefähigkeit
Es besteht eine ständige Wechselbeziehung zwischen Sport und
Gesellschaft.
Als ein eigenständiges 'System' ist in dieser Beziehung auch
der Fußball ein „Subsystem“ der Gesellschaft. Das bedeutet: die
Anforderungen einer demokratisch-zivilen Gesellschaft wie
demokratische Verfassung, Transparenz, Mitbestimmung gelten auch
für das Subsystem Fußball.
Darüber hinaus bedingt das Wechselverhältnis, dass sich
gesellschaftliche und soziale Erscheinungen und Verwerfungen im
Subsystem abbilden und hier ihre spezifische Ausprägung erfahren.
Zugleich aber vermag das Subsystem diesen Erscheinungen und
Verwerfungen mit mit seinen eigenen Mitteln zu begegnen. Darin
liegt Beitrag, mit dem der Sport, hier speziell der Fußball
Gesellschaft mitgestalten kann (und soll). Das ist eine
Herausforderung: für jeden Aktiven, sei es als Funktionsträger oder
Spieler oder Zuschauer oder Fan - als mündige Bürger mitgestalten
zu können - und zu wollen!
"Die Geschichte des deutschen Fußballbundes zeigt, dass "der"
Sport so gut eine Fiktion ist wie "der" Mensch. Sie zeigt auch,
dass der Fußball, konkret wie er ist, seine Geschichte und seinen
Gesellschaftsbezug hat: Daß er ein Politikum bildet, dass er als
Politikum erkannt werden will... Er gehört zu unserer
Gesellschaft."1
Als zum 75jährigen Jubiläum des DFB 1975 der damalige Festredner
Walter Jens diese Wechselbeziehung zwischen Sport und Gesellschaft
hervorhob, ging es ihm um die zu diesem Zeitpunkt noch weitgehend
unaufgearbeitete nationalsozialistische Vergangenheit des
Verbandes. Eine verdrängte Geschichte, deren Aufarbeitung der DFB
lange Zeit anderen überließ. Doch blieben viele der im Umfeld der
Regionalgeschichtsforschung und Oral-History-Bewegung entstandenen
Versuche, kritische Fragen an die deutsche Fußballgeschichte zu
stellen, oft aufgrund mangelnder Quellengrundlagen unvollkommen –
auch weil der DFB selber Einsicht in seine Archive verweigerte –
oder waren in ihrer bewusst journalistischen Herangehensweise
methodisch angreifbar.2 Indes häuften sich die kritischen Fragen.
Beispielhaft sei hier auf die Geschichte des Vereins Schalke 04
hingewiesen. Während noch der Mythos des ruhrgebietstypischen
Arbeitervereins gepflegt wurde, zu dem eine Art 'natürlicher
Widerstand' gegen das Nazi-Regime gehörte, wurden erst langsam die
tatsächlichen Verstrickungen des Vereins und solch prominenter
Spieler wie Fritz Szepan und Ernst Kuzzorra mit dem Naziregime
bekannt und auch im Kontext politischer Bildungsveranstaltungen
thematisiert.3 Es ist auch diesem 'Druck von unten' zu
verdanken, dass auch der DFB sich schließlich veranlasst sah, eine
unabhängige Darstellung seiner Geschichte zu beauftragen.4 .
Das Beispiel der durch Walter Jens' Einlassung in Gang gesetzten
Aufarbeitung der eigenen Geschichte eines großen Sportverbandes
soll an dieser Stelle auf die ständigen Interdependenzen zwischen
Sport und Gesellschaft hinweisen. Der Sport ist Teil dieser
Gesellschaft. Als Teil der Gesellschaft kann er – das zeigt der
Rückgriff auf die Geschichte – ebenso wenig nicht 'außerhalb' der
Geschichte stehen wie er sich von gesellschaftlichen Realitäten
abkoppeln kann. Es hat sich ihnen zu stellen und mit den ihm
möglichen Mitteln zu begegnen. Die Herausforderung besteht darin,
mit diesen Mitteln auch einen Beitrag zur gesamtgesellschaftlichen
Entwicklung leisten zu können – und zu wollen.
Anmerkungen (These 2)
1 Jens, Walter, Fußball: Versöhnung mitten im Streit?, in:
Ders., Republikanische Reden, München 1976, S. 177-187.
2 Beispielhaft seien einige Arbeiten genannt:
Schulze-Marmeling, Dietrich, Der gezähmte Fußball. Geschichte eines
subversiven Sports, Göttingen 1992. Ders. (Hrsg.), Davidstern und
Lederball. Die Geschichte der Juden im deutschen und
internationalen Fußball, Göttingen 2003. Leinemann, Jürgen, Sepp
Herberger. Ein Leben, eine Legende, Berlin 1997. Fischer, Gerhard/
U. Lindner, Stürmen für Hitler. Vom Zusammenspiel zwischen Fußball
und Nationalsozialismus, Göttingen 1999. Heinrich, Artur, Der
Deutsche Fußballbund. Eine politische Geschichte, Köln 2000.
3 „Auf einmal ist das Seminar mitten drin in der
Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus. Wie war das damals
mit dem DFB und den großdeutschen und Kriegsmeisterschaften? Was
konnte der Einzelne tun? Wer wurde Täter? Wer war Mitläufer? War
Widerstand möglich? Um welchen Preis auch im Fußball, den die Nazis
wie alle Bereiche vereinnahmten? Schalke 04 wurde für die Nazis der
Vorzeigeverein (er verkörperte angeblich die von den
Nationalsozialisten propagierte „Volksgemeinschaft“).“ Grieger,
Karlheinz, Fußball ist unser Leben... Spielberichte aus einem
Seminar der politischen Bildung, in: Außerschulische Bildung Nr.
1-06 (AdB-Forum, ), Berlin 2006.
These 3: Verantwortliches Handeln braucht Kompetenz
Es ist zugleich auch Verantwortung! Eine Verantwortung, die sich zunächst aus der einzigartigen Infrastruktur des Fußballs ergibt: die Vielzahl von Vereinen und ihre ehrenamtlichen Mitarbeiter erreichen viele Menschen, vor allem auch und besonders Jugendliche.
Um aber dieses positive Einwirkungspotential nutzen zu können braucht es Kompetenz. Eine erste Vorauss...
Inhaltsverzeichnis
- Inhalt
- Vorwort
- Einleitung - Zehn Thesen zur Orientierung
- These 1: Grundlagen – Stärkung der zivilgesellschaftlichen Kompetenz
- Anmerkungen (These 1)
- These 2: Über die Geschichte zur Gesellschaft. Analysefähigkeit
- Anmerkungen (These 2)
- These 3: Verantwortliches Handeln braucht Kompetenz
- Einschub: zum Verständnis der Professionalisierung im Sport
- These 4: Kompetenz braucht politische Bildung
- These 5: Zum Beispiel die Gewaltproblematik - Politische Bildung als Präventionsarbeit
- Anmerkungen (These 5)
- These 6: Zum Beispiel Ethnisierung im Fußball - Politische Bildung als Kommunikationsplattform
- These 7: Zum Beispiel „Reclaim the Game “ – Politische Bildung als (internationale) zivilgesellschaftliche Herausforderung
- These 8: Projektpraxis – Mit den Menschen statt für die Menschen!
- These 9: Nachhaltigkeit – Qualität statt Quantität!
- These 10: Aus der Praxis für die Praxis: Fair Play als Herausforderung
- Aggression und Gewalt im Amateurfußball. Ergebnisse einer Befragung unter Funktionären und Amtsträgern im Fußballverband Mittelrhein. Ein Vortrag
- Fußball und Gewalt - Ein Vortrag
- Fußball und Rechtsextremismus - Ein Vortrag
- Anmerkungen (Fußball und Rechtsextremismus)
- Gesellschaftspolitische Herausforderungen für den Fußball - Ein Vortrag
- Respekt und Fair-Play im Fußball
- Literaturverzeichnis
- Nachweise
- Impressum