Prosa
eBook - ePub

Prosa

  1. 228 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Über dieses Buch

Wann immer wir, in den hier versammelten Texten, das Groteske entschlüsseln, finden wir zu einem fantastischen Alltag zurück und werden Resonanzen eigener Erfahrung wahrnehmen.Kurt Scharfs Prosa, außergewöhnlich intensiv, wird nicht von kalter Konstruktion beherrscht, zeigt unverbrauchte Sprachkraft und birgt in sich, bei allen Zweifeln, eine Atmosphäre der Hoffnung, der wir uns nicht entziehen können.Die Freundlichkeit der Welt besitzt in diesen Geschichten Gewicht.

Häufig gestellte Fragen

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Information

Jahr
2016
ISBN drucken
9783741298103
eBook-ISBN:
9783743130425
Auflage
2
Thema
Poesie

Stadt Land Fluss

„Im Käfernebel“, sagt das Mädchen, „stirbt ein Stern.“
„Wir können uns“, sage ich, „darum nicht kümmern.
Hier im Hafenbereich sind genügend Ruinen, denen zu dienen...“
„Ich“, unterbricht mich das Mädchen, „habe die Schlüssel.“
„Wer“, sage ich, „sollte sie verwalten, die knasterbartalten verlassenen Häuser...“
„Ab heute du“, entgegnet das Mädchen, schon unterwegs zum sterbenden Stern.
Am Abend rede ich zu den ausgehängten Türen, vertraue mich der schiefen Regenrinne an, flüstre mit den müden Fenstern.
„Wisst ihr...“, sage ich.
„...dass du das Mädchen liebst“, sagen die Steine.
Der Sturm hat den Schleppkahn, vor Jahren bereits, an Land gesetzt.
Damit endlich einmal ein Wunsch in Erfüllung ging.
Nämlich, der Schlepper war, seit langem, verliebt in die sanft geschwungene Bucht; immer wenn er, mit verhasster Fracht belastet, vorbeizog, versuchte er auch, dem Ufer näher zu kommen.
Die Fahrrinne aber, die Mitte des Stroms hielt ihn fest.
Außerdem korrigierten ungebetene Dauergäste, Leute an Deck, ständig den Kurs, noch den geringsten Versuch weg zu driften.
Sie waren sehr wachsam, hatten ihn in der Hand.
Wenn er unwillig die Wellen stampfte, lachten sie nur.
Er wandte sich dann an die Wolken, den Wind.
Dem Wasser mochte er nicht vertrauen, obwohl es ihm sagte, es wäre selbst hier gefangen.
Aus heiterem Himmel kam Sturm, trieb den Schlepper im rechten Moment aus der Rinne, lavierte ihn ins Flache.
Die Lücke im Schilf – gleich neben dem Schild „Ankerverbot“ – war bestens geeignet.
Der Kahn saugte sich sofort in den Sand, warf die Aufbauten ab, flutete die Bunker – fast schon versöhnt mit dem Fluss.
Das, und was ferner geschah, erzählt der Schleppkahn nun jedem.
Wie mir eben jetzt.
Was wunderlich ist: Die Leute haben, im Laufe der Zeit, einen Pfad getreten, heran an den Schlepper. Sie gehen im Sommer sehr gern zur Bucht, sie springen, wie ich, vom eisernen Deck in das Wasser.
Die Straßenbahn hält vor den Schrebergärten.
Die Latten am Zaun pendeln schräg, wenn wir sie, leicht nur, betasten.
Die Hecke ist hüfthoch. Ich hebe die Frau hinüber, dabei verrutscht ihr Rock.
Leuchtkäfer beobachten uns. Wir wollen sie, in ihrem Revier, länger nicht stören; der Rasen soll uns vergessen.
Im Bauwagen hausen Weberknechte und Winkelspinnen; ihnen fehlt die Geduld.
Wir gehen.
Kaum, dass wir gelegen haben.
Die Parkbank gehört einem alten Kauz. Er sitzt im Baum gegenüber und räuspert sich kritisch.
Wir stehen gleich auf.
In der stillgelegten Fabrik, neben dem Kartoffelacker, träumen die Räume.
In einem finden wir Stühle, die nichts einwenden, als wir sie nun unter unsere Körper schieben.
Ein leichter Regen fällt, die Tropfen verfangen sich im Fell der Kühe und rinnen – bei den Hochtragenden dauert das etwas länger – um die Bäuche.
Ich begleite, ein müßiger Treiber, die Herde auf ihrem Weg in den Stall.
Wir kommen vom Melkstand; dahinter versinkt die Sonne.
Der Koppelbauer, der alte Pfeifenwichs, hat auch noch zu tun.
Mit der Portionsweide für morgen.
Er zieht, sie umzusetzen, die Plastestäbe aus dem Boden, rollt in kreisender Bewegung den Draht – fixiert am Daumen und hinter dem Ellenbogen – über den linken Arm auf.
Den Stecker hat er nicht gezogen; Funken umstieben seinen Oberkörper.
Er muss nun – für kurze Zeit gingen wir parallel – wieder zurück, den Draht abzurollen; er weist mich – weil der ihm gefällt – auf den Rittersporn hin: „Der sieht“, ruft er noch, „so apathisch aus!“
Ich korrigiere nicht.
Der Triftweg biegt sich nach links, vorbei am Erlenbruch, gegenüber wartet der Berg geduckt auf die Nacht.
Die Kühe trotten voraus.
Ich locke mit speziellem Pfiff Riesenboviste aus ihrem Versteck.
Sie haben sich, wie üblich, in den Disteln verborgen.
Jetzt rollen sie, groß und weiß, zu mir.
Zwei behalt ich. Die anderen schick ich zurück.
Die Stalltore, beiderseitig, sind geöffnet.
Ein Pfarrer hat sich auf den Futtergang verirrt, dort steht er und segnet die Kühe.
Für jedes Tier, das er einzeln anredet, findet er wärmende Worte.
„Du, sanftmütige Schecke“, sagt er, „sei bewahrt vor Brucellose...
Du, Braune mit dem glänzenden Auge, mögest auf ewig bang-frei sein...
Du, meine bezaubernde Schwarze, bleibe verschont von Galt und Holsteinscher Krankheit...
Du, Liebreizende mit nur einem Horn, sei immerdar gewappnet gegen Panaritium und Maul- und Klauenseuche.“
So spricht er noch weiter.
Wir fädeln, sitzend rundum an den Tischen, Nägel durch Lochplatten.
Der Mann im Zentrum – sein Pult rotiert – jongliert mit Kreidestückchen.
Die Löcher in den stählernen Platten sind unterschiedlich groß. Die Nägel, fingerlang, besitzen breite oder schmale Köpfe.
Wenn wir uns vertun, weil der Augenschein trog, hat uns der Mann gleich am Wickel.
Mit leuchtendem Stab deutet er auf den Fehler, schwenkt den Lichtstrahl, ein hungriges Rot, zur richtigen Seite; dann wird der Nagel passend versenkt.
Neben die Wanduhr, deren Zeiger zittern, postiert sich ein Redner, belfert und blafft einen ellenlangen Text. Wir sind, ermüdet von der Tirade, halb am Schlafen.
Ab und an nickt jemand ein.
Als die Rede vorbei ist, knöchelklopfen wir auf die Tische und stopfen unsere Pausenbrote in die Ranzen, tanzen im Walzerschritt hinaus, gewöhnliche Leute, die nichts miteinander gemein haben.
Einer sprintet die Straße entlang, lässt sich vom Asphalt verschlucken.
Ein anderer, gemächlich, gleitet auf Schienen, knirscht um die Ecke.
Ein Dritter, ein Vierter, ein Fünfter – von denen ist gar nichts zu sagen.
Ein Trunkenbold, vorn an der Kneipe, kreuzt meinen Weg, torkelt und winkt, liegt mir fast in den Armen.
Ich stoße den besoffenen Kerl in den Rinnstein – ein Auto zermalmt ihn – und gehe beruhigt weiter, an einer Kaufhalle vorbei.
Über mir, an Segelmasten befestigt, flackern Laternen, lassen ihr Licht zögernd herab.
Die Häuser auf dem Wall betrachten mich stumm.
Geröll kommt in Sicht, gelagert um Apfelbäume.
Mannshoch ein Stein – dahinter mündet die nächste Straße.
Ich kann das Schild nicht lesen, die Lettern sind verwischt.
Ein älteres Paar – er stöckelt, sie stiefelt – will ich befragen.
Noch ehe ich etwas gesagt habe, antworten sie schon, haben den Namen parat. Sie begleiten mich, zeigen mir – wir schreiten – andere Straßen.
Die Stadt ist mir unbekannt.
Verkaufsstellen, Läden, Geschäfte: flackern vorüber.
An einem Punkt, wo es ruhiger geworden ist, kniet, kurz vor der Ecke, ein unscheinbarer Laden, den ich nun betrete.
Regale. Tische.
Die Verkäuferin trägt eine weiße Kittelschürze.
Ich habe vergessen, weshalb ich hier bin.
„Wegen der Bücher“, sagt die Frau.
Doch wo wären welche?
In den Regalen nicht, und nicht auf den Tischen.
Die Verkäuferin greift in die Luft. Schon schlappen mir Bücher en...

Inhaltsverzeichnis

  1. Inhaltsverzeichnis
  2. Träumerei
  3. Krauses Abenteuer
  4. Der gute Rat
  5. In der Deutschstunde
  6. Langer Winter
  7. Neue Ablass-Briefe
  8. Unverhofftes Glück
  9. Der Weg hinaus
  10. Strandgang
  11. Das Interview
  12. Von den Ebenen
  13. Der Hypnotiseur
  14. Das Melkerleben
  15. Verspielt
  16. Max
  17. Der Wolgaster Hexenstein
  18. Futter für Freud?
  19. Gedenkblatt für Jo
  20. Das Dorf
  21. Der Gefangene
  22. Stadt Land Fluss
  23. Der Sonne Start
  24. Impressum