Drei Sonnen am Himmel
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Drei Sonnen am Himmel

Erzählungen

  1. 168 Seiten
  2. German
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Drei Sonnen am Himmel

Erzählungen

Über dieses Buch

"Drei Sonnen am Himmel" ist eine Sammlung von zwischen 1904 und 1907 erschienenden Erzählungen des US-amerikanischen Schriftsteller und Journalisten Jack London. Die englischen Originaltitel lauten "The Faith of Men and Other Stories" und "Love of Life and Other Stories".Inhaltsverzeichnis: - Drei Sonnen am Himmel- Die Heirat der Lit-Lit- Jees Uck- Braunwolf- Bastard- Negore, der Feigling- Quartier für einen Tag- Der König und sein Schamane

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Information

Jahr
2018
ISBN drucken
9783744850780
eBook-ISBN:
9783744853439

Quartier für einen Tag

Es war das verfluchteste Wettrennen, das ich je erlebt habe. Mindestens tausend Hundegespanne waren auf dem Eis. Vor Rauch und Dampf konnte man nichts sehen. Zwei weiße Männer und ein Schwede erfroren in jener Nacht und ein Dutzend ruinierten sich die Lungen. Aber hatte ich nicht mit eigenen Augen den Boden des Tümpels gesehen? Er war von Gold so gelb wie ein Senfpflaster. Das war der Grund, daß ich den Yukon nach einem Goldfeld hinablief. Das war es auch, was den Anlaß zu diesem Wettrennen gegeben hatte. Und dann war nichts daran. Das sage ich ja: Es war nichts daran. Und ich hab's immer noch nicht herausgekriegt.
(Bericht Shortys.)
John Meßner klammerte sich mit der einen geübten Hand an die lange Lenkstange fest und hielt den Schlitten auf der Bahn. Mit der andern Hand, die auch durch einen Fäustling geschützt war, rieb er sich Wangen und Nase. Er rieb sich Wangen und Nase jeden Augenblick. Tatsächlich hörte er kaum auf, sie zu reiben, und als ihre Gefühllosigkeit immer schlimmer wurde, rieb er sie sehr kräftig. Seine Stirn lag unter dem Schirm der Pelzmütze, deren Kappen seine Ohren bedeckten. Der übrige Teil des Gesichts wurde durch einen dichten Bart geschützt, der goldbraun durch die Eiskruste schimmerte.
Hinter ihm hüpfte ein schwerbeladener Schlitten hin und her, und vor ihm arbeiteten fünf Hunde in einer Reihe. Das Seil, an dem sie den Schlitten zogen, scheuerte gegen Meßners Bein. Wenn die Hunde einer Biegung der Bahn folgten, sprang er über das Seil hinüber. Es waren viele Biegungen, und er war deshalb oft gezwungen, über das Seil zu springen. Zuweilen trat er dabei auf das Seil oder stolperte darüber, wie er denn die ganze Zeit sehr ungeschickt war und überhaupt eine so große Müdigkeit zeigte, daß der Schlitten hin und wieder sogar gegen seine Fersen stieß. Wenn er eine gerade Strecke erreichte, wo der Schlitten einen Augenblick ohne Führung weiterlaufen konnte, ließ er die Lenkstange los und schlug mit der rechten Hand gegen das harte Holz. Es wurde ihm schwer, den Blutumlauf in der Hand im Gange zu halten. Während er sich die eine Hand windelweich schlug, vergaß er jedoch nicht, sich auch Nase und Wangen weiter zu reiben.
»Auf alle Fälle ist es heute zu kalt zum Fahren«, sagte er. Er sprach laut, wie Leute tun, die viel allein sind. »Nur ein Narr läuft in dieser Temperatur herum. Wenn es nicht achtzig Grad unter Null sind, dann doch wenigstens neunundsiebzig.«
Er nahm seine Uhr heraus, und nach einigem Tasten gelang es ihm, sie wieder in die Brusttasche seiner dicken wollenen Jacke zu stecken. Dann betrachtete er den Himmel und ließ seinen Blick über den weißen Horizont im Süden schweifen.
»Zwölf Uhr«, murmelte er. »Klarer Himmel und sonnenlos.«
Zehn Minuten wanderte er schweigend weiter. Dann fügte er plötzlich, als ob er seine Rede gar nicht unterbrochen hätte, hinzu:
»Und dabei nicht weitergekommen – es ist auch viel zu kalt zum Wandern.«
Plötzlich rief er den Hunden »Prrr« zu und blieb stehen. Er schien sich sehr über seine Hand aufzuregen und begann, mit ihr wütend gegen die Lenkstange zu schlagen.
»Ihr – armen – Teufel!« wandte er sich an die Hunde, die sich schwerfällig auf das Eis hatten sinken lassen, um sich ein wenig auszuruhen. Durch die Heftigkeit, mit der er seine gefühllose Hand gegen das Holz schlug, kamen die Worte nur stoßweise heraus. »Was habt ihr denn verbrochen, daß ein zweibeiniges Geschöpf kommen kann, euch ein Geschirr anlegt, all eure natürlichen Neigungen unterdrückt und solche Sklavenbiester aus euch macht?«
Er rieb sich die Nase, nicht nachdenklich, sondern wild, um das Blut wieder in Umlauf zu bringen, und ließ die Hunde dann wieder laufen. Er wanderte über die gefrorene Oberfläche eines großen Flusses. Der erstreckte sich hinter ihm in einer mächtigen Kurve, die viele Meilen weit war und verlor sich in der Ferne in einem phantastischen Gewirr von Bergen, die sich schneebedeckt und stumm gen Himmel hoben. Vor ihm löste sich der Fluß in viele Kanäle auf, um die Last der vielen Inseln, die er auf seiner Brust trug, zu erleichtern. Auch diese Inseln waren weiß und stumm. Kein Tier flog durch die eisige Luft. Man hörte keinen Laut von Menschen. Und keine Spur von der Tätigkeit von Menschen war zu sehen. Die ganze Welt schlief, und der Schlaf ähnelte dem Tode.
Es schien, als ob John Meßner der allgemeinen Erstarrung unterliegen sollte. Die Kälte begann auch seinen Geist starr zu machen. Er trottete mit gesenktem Kopf, ohne sich umzusehen, weiter und rieb automatisch Backen und Nase, oder hämmerte mit der steuernden Hand gegen die Lenkstange, sobald er sich auf einer geraden Strecke bewegte.
Aber die Hunde hielten die Augen offen. Sie blieben plötzlich stehen, wandten ihre Köpfe und blickten ihren Herrn und Meister mit Augen an, die traurig und voller Fragen waren. Ihre Wimpern waren voller Eis, ihre Mäuler ebenfalls, und Reif und Erschöpfung ließen sie alt und gebrechlich erscheinen.
Der Mann wollte sie schon wieder antreiben, aber er hielt inne, reckte sich mühselig und sah sich um. Die Hunde hatten neben einem Wasserloch haltgemacht – es war kein Riß im Eis, sondern ein richtiges Loch, von einem Menschen mühselig mit einem Beil durch das drei und einen halben Fuß dicke Eis geschlagen. Eine schwere Kruste von frischgebildetem Eis zeigte, daß es seit einiger Zeit nicht benutzt war. Meßner sah es an. Die Hunde wiesen schon den Weg, denn all die sehnsüchtigen, bereiften Mäuler waren auf die unsichere Schneespur gerichtet, die sich von der allgemeinen Fährte am Fluß abtrennte und den Uferhang der Insel hinaufführte.
»Schön, ihr armen, fußwunden Viecher«, sagte er. »Ich werde mal nachsehen. Ihr seid doch nicht um einen Deut weniger als ich darauf versessen, die Arbeit niederzulegen.«
Er erkletterte den Hang und entschwand den Blicken der Hunde. Die legten sich nicht hin, sondern blieben stehen und warteten gespannt auf seine Rückkehr. Der Mann kam auch bald wieder. Er nahm eine Zugleine vorn vom Schlitten und legte sie sich um die Schultern. Dann lenkte er die Hunde nach rechts und ließ sie den Hang im Lauf nehmen. Es war eine schwere Arbeit, aber ihre Müdigkeit verließ sie, als sie sich gegen den Schnee stemmten. Sie winselten vor Eifer und Freude, während sie sich mit dem letzten Aufwand von Kraft hügelan kämpften. Wenn einer von ihnen stolperte oder ausglitt, biß der ihm folgende ihm in die Hinterläufe. Der Mann rief ihnen ermunternd und drohend zu und warf sein ganzes Gewicht in die Zugleine, um den Tieren zu helfen.
Noch ein Ruck, und sie waren oben, bogen nach links ab und strebten einer kleinen, aus rohen Stämmen erbauten Hütte zu. Sie war unbewohnt und bestand nur aus einem Raum, der acht mal zehn Fuß maß. Meßner schirrte die Hunde ab, nahm das Gepäck vom Schlitten und trat in die Hütte. Der letzte Wanderer, der zufällig vorbeigekommen war, hatte etwas Brennholz hinterlassen. Meßner stellte seinen leichten eisernen Ofen auf und machte Feuer. Dann legte er fünf an der Sonne gedörrte Lachse in den Backofen, um sie aufzutauen. Aus dem Wasserloch füllte er Kaffeekanne und Kochtopf.
Während er wartete, daß das Wasser kochen sollte, hielt er sein Gesicht über den Ofen. Sein feuchter Atem hatte sich im Bart festgesetzt und war zu einer Eiskruste gefroren, die er jetzt aufzutauen versuchte. Als sie schmolz und das Wasser auf den Ofen tropfte, zischte es, und ihm stieg Dampf entgegen. Er löste mit den Fingern kleine Eisklumpen aus den Haaren. Sie fielen prasselnd zu Boden.
Wildes Geheul seiner Hunde vor der Tür hob an. Er hörte auch das wolfsartige Knurren und Heulen fremder Hunde und den Klang von Stimmen. Dann wurde an die Tür geklopft.
»Herein!« rief Meßner. Seine Stimme klang dumpf, weil er im Augenblick ein Stückchen Eis zwischen den Lippen hatte, das im Schnurrbart festsaß und das er gerade abzusaugen versuchte.
Die Tür öffnete sich. Meßner warf einen Blick durch die Dampfwolke und sah einen Mann und eine Frau, die an der Türschwelle zögerte.
»Kommen Sie herein!« sagte er gebieterisch. »Und schließen Sie die Tür!«
Da der Dampf seine Augen verhüllte, konnte er sich kein rechtes Bild von ihrer Erscheinung machen. Die ledernen Nasen- und Wangenschützer, die die Frau trug und die Ohrenklappen ihrer Mütze ließen von ihrem Gesicht nur ein dunkles Augenpaar sehen. Der Mann hatte schwarze Augen und war glattrasiert, mit Ausnahme der Oberlippe, doch war der Schnurrbart so vereist, daß er den Mund ganz verbarg.
»Wir möchten gern wissen, ob es noch eine Hütte hier in der Nähe gibt«, sagte er, indem er gleichzeitig seinen Blick über die karge Ausstattung des Raumes schweifen ließ. »Wir dachten, daß die Hütte hier unbewohnt wäre.«
»Sie gehört mir auch nicht«, antwortete Meßner. »Ich habe sie erst vor einigen Minuten gefunden. Kommen Sie nur herein und machen sich's bequem. Platz ist genug da, und Sie brauchen Ihren Ofen nicht erst aufstellen. Hier ist Platz für uns alle.«
Beim Klang seiner Stimme blickte die Frau ihn mit lebhafter Neugier an.
»Zieh deine Sachen aus«, sagte ihr Begleiter zu ihr. »Ich werde die Hunde ausspannen und hole dann Wasser, daß wir kochen können.«
Meßner brachte die aufgetauten Lachse hinaus und fütterte die Hunde. Er mußte sie auch gegen das fremde Gespann schützen, und als er wieder in die Hütte trat, hatte der andere schon das Gepäck hereingeschleppt und Wasser geholt. Meßners Wasser kochte schon. Er goß Kaffee in seine Kanne, mischte ihn mit einer halben Tasse kalten Wassers und nahm dann seinen Topf vom Ofen. Er taute ein paar Sauerteigzwiebacks im Backofen und wärmte gleichzeitig einen Topf mit Bohnen auf, die am Abend zuvor gekocht, aber während der Fahrt am Morgen gefroren waren.
Er nahm all seine Sachen vom Ofen, um den Neuangekommenen Platz zum Kochen zu machen und stellte sein Essen auf die Proviantkiste, während er sich auf die zusammengerollten Bettdecken setzte, um seine Mahlzeit zu beginnen. Zwischen den einzelnen Bissen sprach er über Wanderungen und Hunde mit dem anderen Manne, der seinen Kopf über den Ofen hielt und das Eis in seinem Schnurrbart auftaute. Es befanden sich zwei Bettstellen in der Hütte, und der Fremde warf sein Bettzeug in das eine, sobald er seinen Schnurrbart in Ordnung gebracht hatte.
»Wir wollen hier schlafen«, sagte er. »Wenn Sie nicht diese Bettstelle vorziehen. Sie sind zuerst gekommen und haben also das Recht zu wählen, nicht wahr?«
»Schon gut«, antwortete Meßner. »Ein Bett ist genau so gut wie das andere.«
Er breitete seine eigenen Decken in der anderen Bettstelle aus und setzte sich dann auf den Rand. Der Fremde steckte eine kleine Reisehandtasche, wie Aerzte sie benutzen, unter die Decken am einen Ende der Bettstelle, damit sie als Kissen diente.
»Arzt?« fragte Meßner.
»Ja«, lautete die Antwort. »Aber ich kann Ihnen versichern, daß ich nicht nach Klondike gekommen bin, um zu praktizieren.«
Die Frau war eifrig mit Kochen beschäftigt, während der Mann Speck in Scheiben schnitt und den Ofen heizte. Das Licht in der Hütte war nur schwach. Es sickerte durch ein kleines Fenster herein, dessen Scheibe aus einem mit Speck eingefetteten Bogen Schreibpapier bestand. John Meßner konnte deshalb nicht genau feststellen, wie die Frau eigentlich aussah. Er versuchte es auch gar nicht. Er schien nicht das geringste Interesse für sie zu hegen. Sie hingegen warf von Zeit zu Zeit neugierige Blicke nach der dunklen Ecke, in der er saß.
»Ach, ist das ein herrliches Leben!« rief der Arzt begeistert und hörte einen Augenblick auf, sein Messer am Ofenrohr zu schleifen. »Was ich so daran liebe, ist der Kampf, der Versuch, alles mit eigenen Händen zu tun, die Einfachheit, die Wirklichkeit von allem.«
»Die Temperatur ist jedenfalls wirklich genug«, lachte Meßner.
»Wissen Sie, wie kalt es tatsächlich ist?« fragte der Arzt.
Der andere schüttelte den Kopf.
»Nun, ich will es Ihnen sagen. Vierundsiebzig unter Null auf dem Spiritusthermometer draußen am Schlitten.«
»Das heißt hundertundsechs unter dem Gefrierpunkt. Zu kalt zum Reisen, nicht?«
»Der reine Selbstmord«, lautete das Urteil des Arztes. »Man strengt sich zu sehr an. Man atmet schwer, weil man die ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Inhaltsverzeichnis
  2. Drei Sonnen am Himmel
  3. Die Heirat der Lit-Lit
  4. Jees Uck
  5. Braunwolf
  6. Bastard
  7. Negore, der Feigling
  8. Quartier für einen Tag
  9. Der König und sein Schamane
  10. Impressum