Die Marienkirche auf dem Friedhof Essingen
eBook - ePub

Die Marienkirche auf dem Friedhof Essingen

Beschreibung und Rekonstruktionsversuch

  1. 148 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub

Die Marienkirche auf dem Friedhof Essingen

Beschreibung und Rekonstruktionsversuch

Über dieses Buch

Von der ehemaligen Filialkirche "Zu Unserer Lieben Frau" auf dem Friedhof in Essingen ist nur noch der Chor vorhanden; das Kirchenschiff wurde um das Jahr 1830 abgebrochen. Die einfache, einschiffige Saalkirche ohne Turm wurde vor über 600 Jahren auf den Resten einer romanischen Vorgängerkirche erbaut. 1286 stifteten die Herren von Schnaitberg, sie waren dillingsche Ministeriale, eine Kaplanei für diese Kirche. Die beiden Essinger Kirchensätze wurden 1313 von Graf Ludwig V. von Oettingen im Tauschhandel an Abt Rudolf von Ellwangen abgegeben. 1361 übertrug Kaiser Karl V. die Patronats- und Präsentationsrechte der Essinger Hauptkirche im Ort und ihrer Filiale auf dem Berg an das Zisterzienserkloster Kirchheim am Ries. 1479 gingen die Kaplaneipfründe der Filialkirche samt Stiftungsurkunde von Jörg von Schnaitberg zu Löwenstein an Rennwart von Woellwarth; zu diesem Zeitpunkt ist Kaplan Lazarus in der Filialkirche nachzuweisen. 1538 erwarb Georg Heinrich von Woellwarth das Patronat vom Kloster Kirchheim.Dem 1988 gegründeten Essinger Heimat- und Geschichtsverein gelang es, den verbliebenen Chor der früheren Kirche mit Unterstützung und finanzieller Hilfe der Gemeinde Essingen, des Denkmalamtes Baden-Württemberg, der Denkmalstiftung, des Landratsamtes Ostalbkreis sowie der Vereinsmitglieder zu sanieren und vor dem weiteren Verfall zu bewahren. Nachdem sie fast fünf Jahrhunderte unter einer dicken Tüncheschicht verborgen waren, konnten auch die um 1400 entstandenen gotischen Wandmalereien mit erheblichem finanziellem Aufwand wieder freigelegt werden. Sie sind heute von hohem kulturellem und kunsthistorischem Wert. Mit diesem Beitrag wurde neben der Beschreibung des Chors der Versuch unternommen, anhand der aufgefundenen Dokumente das abgebrochene Langhaus zu rekonstruieren. Am 25. April 2009 konnte die Wiedereinweihung des renovierten Chors der früheren Kirche "Zu Unserer Lieben Frau" gefeiert werden.

Häufig gestellte Fragen

Ja, du kannst dein Abo jederzeit über den Tab Abo in deinen Kontoeinstellungen auf der Perlego-Website kündigen. Dein Abo bleibt bis zum Ende deines aktuellen Abrechnungszeitraums aktiv. Erfahre, wie du dein Abo kündigen kannst.
Derzeit stehen all unsere auf mobile Endgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Perlego bietet zwei Pläne an: Elementar and Erweitert
  • Elementar ist ideal für Lernende und Interessierte, die gerne eine Vielzahl von Themen erkunden. Greife auf die Elementar-Bibliothek mit über 800.000 professionellen Titeln und Bestsellern aus den Bereichen Wirtschaft, Persönlichkeitsentwicklung und Geisteswissenschaften zu. Mit unbegrenzter Lesezeit und Standard-Vorlesefunktion.
  • Erweitert: Perfekt für Fortgeschrittene Studenten und Akademiker, die uneingeschränkten Zugriff benötigen. Schalte über 1,4 Mio. Bücher in Hunderten von Fachgebieten frei. Der Erweitert-Plan enthält außerdem fortgeschrittene Funktionen wie Premium Read Aloud und Research Assistant.
Beide Pläne können monatlich, alle 4 Monate oder jährlich abgerechnet werden.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja! Du kannst die Perlego-App sowohl auf iOS- als auch auf Android-Geräten verwenden, um jederzeit und überall zu lesen – sogar offline. Perfekt für den Weg zur Arbeit oder wenn du unterwegs bist.
Bitte beachte, dass wir keine Geräte unterstützen können, die mit iOS 13 oder Android 7 oder früheren Versionen laufen. Lerne mehr über die Nutzung der App.
Ja, du hast Zugang zu Die Marienkirche auf dem Friedhof Essingen von Heinz Bohn im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Art & Art General. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.

Information

Jahr
2018
ISBN drucken
9783746064475
eBook-ISBN:
9783746054957
Auflage
1
Thema
Art

Stichwortartige Zusammenfassung der Geschichte
der Marienkirche:

Im 12. Jahrhundert

Bau der romanischen Vorgängerkirche mit halbrunder Apsis.

Um 1286

Die Herren von Schnaitberg stiften eine Kaplanei zum „Altar unserer Lieben Frau“.
Wie schon erwähnt, ist es heute allgemein anerkannt, dass sich der „Altar unserer Lieben Frau“ in der Filialkirche auf dem Berg befunden hatte. Dass die Stiftung der Kaplanei zu diesem Altar durch die Herren von Schnaitberg erfolgte, ist nachzuweisen. So stellt sich nur noch die Frage über den Zeitpunkt der Erbauung dieser zweiten Kirche in Essingen.
Nachdem sich die Herren von Schnaitberg um das Jahr 1286 auf dem Schnaitberg als ihrem künftigen Stammsitz angesiedelt hatten, ist die Kaplaneistiftung in die Zeit zwischen 1286 und der ersten urkundlichen Erwähnung des zweiten Kirchensatzes im Jahre 1313 zu datieren. Ob die Herren von Schnaitberg die Kirche neu erbauten oder eine bereits vorhandene Kirche vorfanden, ist nicht bekannt. Bei den erfolgten Ausgrabungen wurden jedoch die Reste einer gemauerten Altarnische eines romanischen Vorgängerbaus aus dem 12. Jahrhundert nachgewiesen.

1313

Der bisher älteste Beleg über zwei Kirchensätze in Essingen datiert vom 22. August 1313:37 Graf Ludwig V. von Oettingen gibt im Zusammenhang mit der dillingschen Klostergründung Neresheim im Tauschhandel die beiden Kirchensätze zu Essingen an Abt Rudolf in Ellwangen und erhält dafür den Kirchensatz zu Elchingen. Mitsiegler des Vertrags sind unter anderem Cuno (Konrad) von Gundelfingen, Albert von Rechberg, Walther von Bopfingen und Diemar von Westhausen.
Staatsarchiv Ludwigsburg B 389 U 280 S. 5

1349

Am 21. Februar 1349 verkaufen „Hiltrud von Westhusen, Craftz saeligen von Oettendorf elychiv wirtin, [Hiltrud von Westhausen war in zweiter Ehe mit Kraft von Oedendorf (Ottendorf) verheiratet] und ihr aus erster Ehe stammender Sohn Ulrich von Roden zwei Güter zu Oberböbingen, die der Schachinger und der Kolbe bauen und dem Herrn Johann von Rechberg vogtbar sind, um 73 Pfund und 5 Schilling Heller an das Kloster Gotteszell.“38
Von den Kindern des Ulrich von Roden, der 1362 Schneggenroden an Ulrich von Westerstetten verkaufte, sind drei bekannt:
  1. Hiltrud von Roden, die 1402 mit Wilhelm von Gronberg vermählt wird
  2. Ulrich II. von Roden, welcher 1405 bis 1423 Abt zu Neresheim ist und
  3. Hans von Roden, verheiratet mit Clara von Leimbach. Deren Sohn Ulrich III. stiftet
1447 seiner verstorbenen Gattin Elisabeth von Schnaitberg einen Jahrestag zu
Aalen.39
Es bestanden also zwischen den Herren von Schneggenroden (Hohenroden) und den Herren von Schnaitberg schon immer enge Beziehungen. Dies sollte beim Versuch, den isolierten Standort der Marienkirche auf dem Berg außerhalb des Ortes und in der Nähe von Hohenroden zu erklären und deren Alter zu bestimmen, auch nicht unberücksichtigt bleiben.

1361

Kaiser Karl V. überträgt das Patronat der beiden Essinger Kirchen an das Zisterzienserkloster Kirchheim am Ries.
Nach der wichtigsten und ältesten Urkunde aus dem woellwarthschen Archiv ist ersichtlich, dass am 28. November 1361 Kaiser Karl IV. das Recht der Pfarrstellenbesetzung für die zwei Kirchen in Essingen dem im Jahre 1270 gegründeten Zisterzienser-Frauenkloster in Kirchheim am Ries übertragen hatte.
Staatsarchiv Ludwigsburg PL 9/2 U 254
Neben der Pfarrkirche wird in der Urkunde auch "et sue filialis ibidem" genannt, also die Kirchenfiliale mit dem Altar zur Lieben Frau. Siegler und Zeugen dieses Verkaufes sind unter anderem Bischof Johannes von Neumarkt, kaiserlicher Hofkanzler Bischof Gerhard von Speyer, Bischof Paul von Freising, Bischof Berthold von Eichstätt, Markgraf Otto von Brandenburg, Herzog Johann von Lothringen, Herzog Riddag von Braunschweig, die Grafen und Brüder Eberhard II. und Ulrich IV. von Württemberg, Graf Ulrich von Helfenstein, Graf Ludwig von Oettingen.40

1410 - 1432

Ab 1410 verkaufen die Herren von Schnaitberg einen Teil ihrer Güter einschließlich der Vogtei, 1432 wird Fritz von Schnaitberg Bürger zu Gmünd.41 Noch vor dem Jahr 1473 erfolgt der Verkauf des Schnaitbergs samt Burg und Hof.

1420

Die Wandmalereien in der Marienkirche sollen um das Jahr 1420 entstanden sein, wie Frau Janine Butenuth in ihrer bereits eingangs erwähnten Arbeit begründet.
Daraus stellt sich aber doch die Frage, warum die Herren von Schnaitberg einerseits teure Wandmalereien in Auftrag gegeben haben sollen, wenn sie sich andererseits schon seit 1410 aus dem Essinger Gebiet zurückziehen und deshalb Zug um Zug ihre Besitzungen verkaufen?

1470

1470 soll die Friedhofskirche auf dem Berg verändert worden sein, da „an dem abgebrochenen Teil der Kirche“42 oder „im abgebrochenen Schiff“43 angeblich die Jahreszahl 1470 zu lesen war.
Pfarrer Eduard Friedrich Jordan, von 1827 bis 1833 zuerst in Lauterburg, dann anschließend bis zu seiner Pensionierung am 4. November 1847 in Essingen amtierend, setzt noch eine weitere Variante hinzu und macht die Verwirrung komplett. Wie schon eingangs erwähnt, machte er in seinem Pfarrbericht von 1847 aus dem bisherigen Quintinusheiligen kurzerhand einen Quirinusheiligen, ohne eine Begründung dafür zu liefern. In seiner im August desselben Jahres abgeschlossenen Sammlung über die Kirchengeschichte von Essingen gerät er dann in schon fast abenteuerlicher Weise erneut von der Realität ab, indem er zu den drei Glocken der Hauptkirche folgendes notiert: „Die drei Glocken auf dem Turm kamen nicht aus derselben Zeit, sondern wurden zu verschiedenen Zeitung umgegossen, je wenn eine zersprungen war. Die mittlere Glocke wurde erst vor acht Jahren (1839) umgegossen. Die kleinste, die nicht mit den zwei größeren gestimmt ist und auch nicht mit diesen zusammen geläutet werden kann, soll ehemals auf dem Turm der Filialkirche bei dem Kirchhofe gehangen haben und vor etwa 70 Jahren mit einer versprungenen auf ihrem jetzigen Platze vertauscht worden sein.“44 Jordan weist wohl an anderer Stelle darauf hin, dass „dies der Sage nach“ geschehen sein soll. In einem seriösen Bericht über die Kirchenhistorie haben aber solche Sagen keinen Platz, denn sie erzeugen unweigerlich Zweifel an der Glaubhaftigkeit des Berichterstatters und führen dadurch in die Irre. Vor allem dann, wenn er gar als Zeitzeuge, er war ja wie erwähnt von 1834 bis 1847 Pfarrer in Essingen (!) und zuvor in Lauterburg, abschließend notiert:“…steht die Inschrift, welche auf dem 1833 abgebrochenen Turm dieser Filialkirche (nach seinen eigenen Angaben bereits 1831 abgebrochen!) mit großen schwarzen Buchstaben geschrieben war: 1470, renoviert 1705.“
Sein Vorgänger Pfarrer Boeckheler beschrieb die Filialkirche in seinem Pfarrbericht von 1827 dagegen wie folgt: „Weil Reparaturen sich nicht mehr lohnen würden, soll sie von der Herrschaft abgetragen werden. Die Kanzel sei zweckmäßig angebracht, die trockene Sakristei sei ein Verschlag. Orgel, Turm, Glocken und Uhr mangeln dieser Kirche.“45
Und dann ist Pfarrer Jordan noch ein weiterer Fehler unterlaufen: In seiner Sammlung von Aufzeichnungen der Kirchengeschichte Essingens, im August 1847 abgeschlossen, schreibt er zu den ehemals vorhandenen vier Gotteshäusern in Essingen: „…sind zwei verschwunden und das dritte seit dem Jahr 1833 bis auf den Chor abgebrochen. Von dem nördlichsten an der Stelle des jetzigen Blümle ist aus der Bezeichnung vom Kaufbrief des Patronatsrechts ersichtlich, dass dort eine Kaplanei war, bestimmt zu einer Frühmesse. Es war natürlich die Wohnung für einen Kaplan dabei, für welchen 1479 die Pfarreigüter besonders angekauft worden sind. Das Patronatsrecht ging 1480 von dem Freiherrn von Schnaitberg, für welchen sein Oheim Diemar von Roden als Vormund die Urkunde unterschrieb, an die Freiherren von Woellwarth über.“
Der von Pfarrer Jordan beschriebene Verkauf bezieht sich aber nicht auf die ehemalige St. Anna-Kapelle beim Blümle, sondern auf den hier beschriebenen „Altar unserer Lieben Frau“, also de...

Inhaltsverzeichnis

  1. Inhaltsverzeichnis
  2. Marienkirche auf dem Friedhof Essingen
  3. Beschreibung des heute noch vorhandenen Chores.
  4. Abriss des Kirchenschiffes um das Jahr 1830
  5. Kostenvoranschlag über die Reparatur der Kirche
  6. Rekonstruktion des Kirchenschiffes
  7. Rekonstruktion des Innbereiches.
  8. Bestätigung des Rekonstruktionsversuchs
  9. Grundriss der ehemaligen Marienkirche
  10. Höhe des ehemaligen Kirchengebäudes
  11. Bemerkungen zu einer möglichen Sondierung
  12. Stichwortartige Zusammenfassung der Geschichte der Marienkirche
  13. Grabanlage von Eugenius von Woellwarth
  14. Grabplatte von Johanne Eberhardine Gayling von Altheim
  15. Gedenktafel für Friedrich Karl von Woellwarth
  16. Grabtafel von Wilhelm von Woellwarth
  17. 2004 Schaden am Putz der Nordwestfassade
  18. 2005 neue Eingangstüre
  19. 2006 Bodenkacheln
  20. 2006 Renovierung der Nordwestfassade
  21. 2006 Marienkirche erstrahlt in neuem Glanz
  22. 2008 Planierung der Fläche vor dem Chor, Stelen an den Eckpunkten des ehemaligen Kirchenschiffs
  23. Die über 600 Jahre alten gotischen Fresco- und Secco-Wandmalereien
  24. Vergleich mit den Wandmalereien in der katholischen Johanneskapelle Zimmern
  25. Übersicht der freigelegten gotischen Wandmalereien
  26. Schlussbemerkungen zu noch offenen Fragen
  27. Dank
  28. Quellenhinweis
  29. Impressum