DAS SALBÖL
2. Mose 30,22-25
Christi Herrlichkeit, das Wohlgefallen des Vaters
Das Salben mit Öl, oder mit wohlriechenden Salben, war zur damaligen Zeit üblich und stellte einen heiligen Vorgang dar. Hier soll das Werk des Heiligen Geistes, den für eine besondere Aufgabe Befähigten zu kennzeichnen, unterstrichen werden. Es ist wichtig zu verstehen, dass die souveräne, die selbständig (nicht unabhängige) handelnde Person Gottes, des Heiligen Geistes zur Zeit des AT nicht auf der Erde war. Aber von Beginn der Schöpfung an war Er auf der Erde wirksam und insofern kam Er auch verschiedene Male über bestimmte Personen. Es ist hier weiter nicht beabsichtigt das Öl (Olivenöl) als Symbol für den Heiligen Geist zu betrachten, dennoch scheint es mir angemessen, ja unerlässlich zu sein festzustellen, dass das Öl auf die volle Genügsamkeit des Heiligen Geistes zum Zeugnis für alles Göttliche hinweist. Und wir wollen festhalten, dass es das verbindende Element der vier Zutaten (Myrrhe, Zimt, Würzrohr, Kassia) war; das Öl ist die Hauptsache, die Grundlage. Gegenstand meiner vorliegenden Arbeit sind in der Hauptsache die bestimmten Zutaten.
In der alttestamentlichen Zeit wurden in dem Volk Gottes auf Gottes Geheiß zuerst Priester gesalbt (2.Mo 28,41; 40,12-16), dann Könige (1.Sam 10,1.6); David wurde dreimal gesalbt: „inmitten seiner Brüder“ (16,13), von „den Männern von Juda“ (2.Sam 2,4) und von ganz Israel (5,3). Drittens wurden Propheten gesalbt (1.Kö 19,16; Ps 105,15).
Das ganze Wort Gottes zielt auf einen einzigen Menschen, und dieser einzigartige ist CHRISTUS, der Sohn des lebendigen Gottes und vollkommener Mensch. Er ist Anfang, Mittelpunkt und Ziel des Wortes Gottes. Und Gott will, dass sich vor Ihm, der litt und starb und aus den Toten auferstanden ist, jedes Knie beugt, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters. Er war dazu bestimmt der Christus Gottes zu sein1. Alle drei Anwendungen des Salböls weisen auf Ihn hin, und die drei Würden und Titel2 sind in seinem Namen vereinten, unter anderem in
| Psalm 2,6; Psalm 45,8, Hebräer 1,8.9: | Der gesalbte König; |
| 3.Mose 8,2.12; Psalm 133,2; Hebräer 9,11: | Der gesalbte Priester; |
| Jesaja 61,1; Lk 4,18: | Der gesalbte Prophet. |
Es gibt aber noch eine vierte Klasse von Menschen die mit dem heiligen Öl gesalbt wurden: Die Aussätzigen. Die Krankheit des Aussatzes weist auf offenbar gewordene Sünde hin, beziehungsweise auf die persönliche Erkenntnis eines Menschen, dass er vor Gott ein Verlorener und Sünder ist. Ein reuiger und bußfertiger Sünder kam mit diesem Bekenntnis zu dem Priester (3.Mo 14). Durch die Anwendung von Blut (V. 6), Wasser (V. 8) und Öl (V. 18) konnte ein solcher für gereinigt erklärt werden. Das war ein von Gott bestimmtes und in dem mosaischen Gesetz aufgenommenes vorgeschriebenes Ritual, um aus Gnade für den Augenblick der Gerechtigkeit Gottes Genüge zu tun.
Im Hinblick auf das Erlösungswerk des Herrn Jesus können wir diese gesetzlich vorgeschriebene Praxis auf unsere Zeit vorbildlich anwenden, aber in dem Bewusstsein, dass nicht mehr der Buchstabe des Gesetzes herrscht zum Tod des Übertreters3. Vielmehr herrscht heute die Gnade durch Gerechtigkeit zum ewigen Leben durch Jesus Christus, unseren Herrn4. Das Blut Jesus Christi, des Sohnes Gottes, hat den begnadigten Sünder von der Sünde befreit; durch die reinigende Wirkung des Wortes kam er zur Erkenntnis der Wahrheit; durch die Gabe des Heiligen Geistes wurde er sozusagen mit dem heiligen Salböl, also mit Heiligem Geist, auf immerdar gesalbt und sein Glaube wird versiegelt bis er zum Schauen gelangt, in der Herrlichkeit Gottes, bei Christus Jesus, unserem Herrn. Dieser glückliche Mensch ist freigemacht von aller Sünde und aller Schuld und er kann sich grundsätzlich der Gemeinschaft mit Gott erfreuen. Durch die Anwendung des Salböls sind dem Wesen nach alle Glaubenden zum Dienst bevollmächtigt5 und erhalten Einblick in göttliche Wahrheiten6. Die Gnade Gottes hat sie zu einem Königtum gemacht, zu Priestern Gottes des Vaters7. Kinder Gottes brauchen diese Salbung für alle Aufgaben im Dienst Gottes und um die Wahrheiten der Wege Gottes zu verstehen; das ist die Seite Gottes und sie ist vollkommen. Aber für einen auf Gott und Mensch ausgerichteten Dienst bedürfen sie der "Erneuerung ihres Sinnes", der "Erneuerung des Heiligen Geistes"8, und das ist die Seite des Gläubigen; er ist erneuert, er hat durch den Heiligen Geist Leben aus Gott. Aber daran muss er sich gelegentlich zurückerinnern was das für ihn heißt und das dann auch in die Praxis, im Denken, Reden und Handeln, umsetzen. Es geht darum sich "mit dem Geist erfüllen" (Eph 5,18), sich vollständig leiten zu lassen. Mögen wir für jede Aufgabe, die durch den Willen Gottes in uns entfacht wird, die Erfahrung des Psalmisten teilen: „Mit frischem Öl werde ich übergossen werden.“ Es ist das „kostbare Öl auf dem Haupt, das herabfließt auf den Bart, auf den Bart Aarons, das herabfließt auf den Saum seiner Kleider“ (Ps 92,11b; 133,2).
Durch die Salbung mit Heiligen Geist sind wir Teilhaber der göttlichen Natur geworden. Wir sind jetzt befähigt und werden zum Fleiß ermuntert und ermahnt, in unserem Wandel das Wort des Lebens darzustellen und die Tugenden dessen zu verkündigen, der uns die größten und kostbarsten Verheißungen geschenkt hat.
Myrrhe
Das hebräische „mor“, bzw. das griechische „smyrna“ wird richtig mit Myrrhe übersetzt und ist in der Botanik als „Commiphora abyssinica“ bestimmt, wenngleich auch andere Arten von „Commiphora“ mit dem biblischen „mor“ gemeint gewesen sein können. Es gibt etwa 100 Arten von Commiphora, früher als Balsamodendron bekannt, wovon zwei in der Bibel ebenfalls von Bedeutung sind: die „Echte Myrrhe“ (lat. „Commiphora myrrha“) und der Balsambaum (bzw. -strauch; lat. „Commiphora gileadensis“ oder „C. opobalsanum“). Die Myrrhe stammt aus dem südlichen Arabien, Äthiopien und Somalia. Sie wurde nie in Israel selbst angebaut. Sie wurde mit Kamelkarawanen eingeführt. Der wohl bedeutendste Handelsweg führte über die sogenannte Gewürzstraße. Es wurde nachgewiesen, dass die ägyptische Königin Hatchepsut 1600 v.Chr. frische Myrrhe-Pflanzen aus Punt (Somalia) nach Ägypten mit Erfolg eingeführte.
Bei der Myrrhe handelt es sich um tropische, 3 - 4 m hohe, dornige, verzweigte Sträucher oder kleine Bäume, die auf steinigen Böden wachsen. Die duftenden Stämme und Äste scheiden auf natürliche Weise Tropfen eines gelblich bis rotbraunen öligen Harzes9 aus (Exsudate), die dann „gepflückt“ werden. Der Ausfluss lässt sich zwar durch Anritzen der Rinde verstärken, doch ist dieses Harz dann von minderer Qualität. Beste, besonders reine und wertvolle Myrrhe ist die selbst ausfließende Myrrhe (auch „edelste, auserlesenste“ Myrrhe genannt), das Harz, das aus der von selbst gerissenen Rinde gleich Tränen hervortritt. Sie ist durchscheinend und von grünlicher Färbung. Aus diesen fettigen Tropfen presst man das wohlriechende Myrrheöl. An der Luft trocknet das Harz ein und verfestigt sich schließlich und kann zu Pulver zermahlen werden; das inwendige ist weiß gefleckt. Myrrhe schmeckt bitter, scharf, kratzend und verbreitet einen aromatischen, angenehm süßlichen Duft.
Als erstes von allen geheiligten wohlriechenden Gewürzen in der Heiligen Schrift wird die von selbst ausfließende Myrrhe genannt. Sie ist erster Bestandteil für das heilige Salböl (sie wurde auch selbständig als Salböl verwendet, z.B. Lk 7,38). Desweiteren beschreibt die Bibel sie als ein königliches Geschenk (Mt 2,11), als ein Schönheitsmittel (Est 2,12) und als Parfüm (Spr 7,17; Hhl 3,6). In alter Zeit bediente man sich der Myrrhe als Arzneimittel, als würzigen Zusatz zum Wein und mit Aloe gemischt gebrauchte man sie als Mittel zur Einbalsamierung und zur Hemmung des Verwesungsprozesses.
Die Myrrhe war ohne Zweifel eine der kostbarsten Spezereien. Sie war das wichtigste und vornehmste wohlriechende Gewürz des Heiligtums. Als Gewürz wird Myrrhe in der Bibel dreizehnmal erwähnt, davon zwölfmal in einem positiven Kontext10. Wenn ich sagte, das Myrrhe in der Schrift dreizehnmal erwähnt wird ist das nicht ganz korrekt: Im Lukasevangelium, in Kapitel 7,36-50 wird uns von einer stadtbekannten Sünderin in Galiläa berichtet. Sie litt immens unter dem Druck ihrer Sünden. Sie tat echte Buße und die Art und Weise wie sie das zum Ausdruck bringt ist vorbildhaft: Offene Haare in der Öffentlichkeit waren für eine jüdische Frau nicht schicklich, es sei denn, dass sie in Trauer war. Und sie war in Trauer. Sie hatte ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz, sie leistete freiwillig den Dienst eines Sklaven: Sie wusch die Füße des Herrn. Sie fing unter Tränen an die Füße Jesu „mit Tränen zu benetzen; und sie trocknete sie mit den Haaren ihres Hauptes und küsste11 seine Füße und salbte sie mit dem Salböl.“ „Salböl“: »Darby gibt in seiner englischen Übersetzung das griechische „myron“ mit „Myrrh (Myrrhe) wieder, was es vielleicht war, denn „myron“ kommt von „myrrha“, „Myrrhe“« (N.Crawford; C.Bruins). Bei dem hier verwendeten Salböl handelte es sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um wertvolles Myrrheöl.
Das eine Mal, wo Myrrhe in einem negativen Kontext zu finden ist, ist es in den Sprüchen Salomos, dem dritten und letzten König des ungeteilten Zwölfstämme-Reiches Israel. Wir dürfen das nicht ganz unbeachtet lassen, denn immer, wo Gott uns die Schönheiten Seines Sohnes vorstellt, ist Satan, der Widersacher Gottes, nicht faul nachzuäffen und als Teufel Chaos anzurichten. In Kapitel 7,17, wird ein „Sohn“, der nach seinem eigenen Willen, entsprechend seiner natürlichen Gefühle und seines (Un-) Verstandes handelt, vor der „fremden Frau“ gewarnt, die ihn zur Hurerei, beziehungsweise zum Ehebruch verführen will12: Sie leidet angeblich unter dem Alleinsein. In Amos 6,6 begegnet uns dieser Sohn wieder, als „die Sorglosen in Zion“ (das Zweistämmereich Juda) und „die Sicheren auf dem Berg von Samaria“ (das Zehnstämmereich Israel). Er hat die Worte seines Vaters nicht bewahrt (Spr 7,1). Es kam die Spaltung des Reiches und nun geht sein Leben zu Ende (Deportation Israels, dann Deportation Judas). Trotz dieses offensichtlich bevorstehenden völligen Zusammenbruchs, des Ruins13 der Zwei-Stämme-Nation schwelgten sie in einem vergnügungssüchtigen Lebensstil. Diese Stelle in Amos 6 lässt uns noch einen weiteren Grund des Untergangs dieser Nation erahnen: Die Israeliten salbten sich selbst mit den „besten Ölen“. Der hebräische Ausdruck „beste Öle“ entspricht dem Text in 2. Mose 30,23ff. Sicher ist das Grundübel des sittlichen und moralischen Verfalls Israels in erster Linie darauf zurückzuführen, dass sie sich ganz bewusst hinter ihrem Gott abgekehrt hatten, indem sie Seine Gebote vorsätzlich missachteten (V. 30-33). Dieser kurze, traurige Exkurs endet in Offenbarung 18 mit den Versen 11-13. Dort werden die Handelswaren der „Kaufleute der Erde“ nach ihrer Wertigkeit aufgelistet; die Exportware Salböl belegt von 29 Dingen den 18. Platz.
Zahlensymbolisch ist es nicht unerheblich, dass die positive Anwendung für das geheiligte Salböl dreizehnmal erwähnt wird: Die Zahl 13 setzt sich zusammen aus 12 + 1. Die Zahl 12 (das ist 3 x 4: der dreieine Gott in Beziehung zu der Welt) steht immer für eine verwaltende Verantwortung unter der Souveränität Gottes und Seinen Anordnungen, die Er Seinem irdischen Volk, beziehungsweise der Versammlung Seines Sohnes übergeben hat. Für die Zahl 13 gilt die gleiche Bedeutung, doch hier tritt in der Zahl „1“ die Oberhoheit Gottes sichtbar auf. Und das wird im 1000-jährigen Reich der Fall sein wenn Jesus Christus herrschen wird als König der Könige und Herr der Herren. Es werden dann im Rü...