
- 184 Seiten
- German
- ePUB (handyfreundlich)
- Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub
Über dieses Buch
Was ist Tango? Jedenfalls kein "trauriger Gedanke, der getanzt wird", meint der langjährige Tangotänzer Peter Ripota. Aber was dann? In amüsanten Anekdoten und romantischen Erzählungen entwirft der Autor ein vielseitiges Portrait dieses einzigartigen Tanzes, der 2009 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Der Tango ist romantisch, satirisch, poetisch, witzig, und vieles mehr. Er ist vor allem ein Tanz, dessen Geschichte in diesem Buch zum ersten Mal ausführlich erzählt wird.
Häufig gestellte Fragen
Ja, du kannst dein Abo jederzeit über den Tab Abo in deinen Kontoeinstellungen auf der Perlego-Website kündigen. Dein Abo bleibt bis zum Ende deines aktuellen Abrechnungszeitraums aktiv. Erfahre, wie du dein Abo kündigen kannst.
Derzeit stehen all unsere auf mobile Endgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Perlego bietet zwei Pläne an: Elementar and Erweitert
- Elementar ist ideal für Lernende und Interessierte, die gerne eine Vielzahl von Themen erkunden. Greife auf die Elementar-Bibliothek mit über 800.000 professionellen Titeln und Bestsellern aus den Bereichen Wirtschaft, Persönlichkeitsentwicklung und Geisteswissenschaften zu. Mit unbegrenzter Lesezeit und Standard-Vorlesefunktion.
- Erweitert: Perfekt für Fortgeschrittene Studenten und Akademiker, die uneingeschränkten Zugriff benötigen. Schalte über 1,4 Mio. Bücher in Hunderten von Fachgebieten frei. Der Erweitert-Plan enthält außerdem fortgeschrittene Funktionen wie Premium Read Aloud und Research Assistant.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja! Du kannst die Perlego-App sowohl auf iOS- als auch auf Android-Geräten verwenden, um jederzeit und überall zu lesen – sogar offline. Perfekt für den Weg zur Arbeit oder wenn du unterwegs bist.
Bitte beachte, dass wir keine Geräte unterstützen können, die mit iOS 13 oder Android 7 oder früheren Versionen laufen. Lerne mehr über die Nutzung der App.
Bitte beachte, dass wir keine Geräte unterstützen können, die mit iOS 13 oder Android 7 oder früheren Versionen laufen. Lerne mehr über die Nutzung der App.
Ja, du hast Zugang zu Tangosehnsucht von Peter Ripota im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Politics & International Relations & Political Freedom. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.
Information
Teil I: Gedanken
Woher kommt der Tango?
Jemandem die Essenz des Tango zu erklären ist genauso schwierig
wie herauszufinden, wann und wo der Tango entstand und welche
Wurzeln er hat. Musikwissenschaftler und Historiker sind sich über
die Ursprünge des Tango ebenso wenig einig wie Tangotänzer
über den richtigen Tanzstil. Deshalb ist diese Darstellung nur ein
unvollkommener Versuch.
Die Urzeit
Die Ursprünge dieses Tanzes verlieren sich im Dunkel der Geschichte. Der Grund: Tango war erst einmal und lange Zeit ein Tanz der unteren Schichten. Diese existierten für die Machthaber nicht, also kümmerte sich auch niemand um sie. Den Tanz selbst konnte man weder fotografierten (dazu müsste man in einem Foto-Atelier posieren, was sich keiner der Tänzer leisten konnte oder wollte) noch videografieren (das gab es damals noch nicht). Auch schrieb niemand die Choreographien des Tanzes auf. Wozu auch: Es gab keine feste Form, der Tanz wurde mit jedem Tanz neu erfunden, die Art des Tanzens wurde durch Anschauung und persönliches Vorbild weitergegeben. Und: In der Frühzeit des Tango gab es auch keine Aufzeichnungen von Musik oder Gesang, denn beides wurde großteils improvisiert.
Allerdings wissen wir: Der Tango entstand in den Hauptstädten an der Mündung des Rio de la Plata, also in Buenos Aires (Argentinien) und Montevideo (Uruguay). Das hat auch die UNESCO erkannt und die in Tangokreisen eher vernachlässigte Hauptstadt Uruguays in ihre Erb-Verpflichtungen mit einbezogen. Deswegen schlagen auch manche Autoren den Begriff "Tango Rioplatense" vor. Der größte Tangosänger aller Zeiten, Carlos Gardel, stammt einer Theorie nach auch nicht aus Toulouse (Frankreich), wie seine offizielle Geburtsurkunde ausweist, sondern aus Tacuarembó (Uruguay).
Wie oben festgestellt: Der Tango ist ein Großstadtphänomen. Erzählt man irgendjemandem in Argentinien außerhalb von Buenos Aires, man wäre des Tangos wegen in sein Land gekommen, erntet man ungläubige Blicke. Wegen was? Von den Tausenden und Abertausenden erzählter Tangos handeln nur zwei vom Land: Adios Pampa mia und Adios muchachos, beide bei Tänzern kaum bekannt und schon gar nicht beliebt. Der Rest handelt vom Leben in der Großstadt, seinen Slums (in Buenos Aires vornehm barrio = Stadtteil und arrabal = Vorstadt genannt), von Armut, verlorener Liebe (und verlorenem Geld), von der verlassenen Heimat und zerplatzten Träumen. Aber nicht vom schönen Landleben.
Dass der Tango in Bordellen entstand und dort bevorzugt getanzt wurde, ist ein Mythos. Allerdings unterschieden sich die Kneipen und Tanzbars nicht sehr von den Rotlichthäusern. Noch in den 1950er Jahren war es für Musiker üblich, bis Mitternacht in einem Salon zum Tanz aufzuspielen, und zu später Stunde in einem anderen Salon als "Vermittler" tätig zu werden. Der Leser soll nicht glauben, dass derartige Tanzsalons Sündenpfuhle par excellence waren. Vor nicht allzu langer Zeit entdeckte man ein geheimes Zimmer in der Pariser Oper, wohin sich reiche Gönner mit den von ihnen ausgewählten Tänzerinnen zurückziehen konnten, in eindeutiger Absicht. Die Pariser Oper ein heimliches Bordell - davon spricht keiner. Nur beim Tango wird das extra erwähnt.
Deswegen gehören Rotlicht und Netzstrümpfe immer noch zum Tango, und eine Veranstaltung wie "Nackter Tango" (in Anlehnung an den Film gleichen Namens) oder "Sinnlicher Tango" findet zunehmend Anklang. Dabei dürfen/können/sollen die Damen sich so kleiden, wie sie (oder die Männer) es gerne haben, während die Männer in Anzug und Fliege Vornehmheit verbreiten. Ein bisschen verrucht soll's schon sein, sonst wird der Tango uninteressant.
Zu den musikalischen Wurzeln des Tango gehört unter anderem die Candombe, die auch heute noch gelegentlich gespielt und als "Milonga" getanzt wird. Sie war ein flotter Tanz der Schwarzen mit Trommelbegleitung. Aus ihm entwickelte sich die schnelle Milonga mit ihrem gleichmäßigen Rhythmus ohne die Möglichkeit zu großen Figuren. Dazu ist sie zu schnell. Dafür ist sie fröhlich und unbeschwert. Sie hat am ehesten ländlich-folkloristischen Charakter und passt am besten in einen Western-Saloon. Dummerweise bedeutet "Milonga" auch eine Tango-Tanzveranstaltung, eine Art informellen Ball.
Die Habanera kommt aus Kuba, fand ihren Weg nach Spanien, dann nach Paris, und von dort auf kürzestem Weg nach Buenos Aires, gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Sie steht rhythmisch dem Tango sehr nahe. Eine typische Habanera finden wir in der Oper "Carmen". Aber auch die Anfangstakte des Uraltschlagers "La Paloma" haben genau diesen Takt. Es klingt schon sehr nach Tango. Von allen Tanz-Vorfahren des Tango ist sie am differenziertesten. Sie lässt Pausen, Synkopen und Rhythmuswechsel zu.
Als die reichen Leute von Buenos Aires (sie nennen sich selbst Porteños = Hafenbewohner) ihr Geld in Paris verjubelten, lernten sie dort um 1900 den zu Hause verachteten Tango kennen, und den Musette-Walzer. Beide Tänze wurden (re-)importiert, und so ist der Vals ein Grundbestandteil jeder Tango-Tanzveranstaltung. Walzer sind romantisch und elegant und passen auf große, vornehme Bälle.
Ab 1890 war der Tango in seiner heutigen Form und mit diesem Namen etabliert, wenngleich von der argentinischen Oberschicht verachtet. Erst als sie ihn in Paris kennen lernten, waren sie begeistert, denn alles, was aus Paris kam, war für die Porteños damals so überlegen wie heutzutage für uns alles, was aus den USA kommt.
La Guardia Vieja - die alte Garde
Die musikalischen Wurzeln des Tango sind vielfältig. Bereits der Ursprung des Worts liegt im Dunkeln. Meist wird der Ausdruck "Tango" in Verbindung mit Musik oder Klang oder Geräuschen gebracht. Manche meinen, in ihm stecke das lateinische Wort "tangere" für "berühren", was sehr gut passen würde. Andere führen seine Bezeichnung zurück auf die spanische Trommel "tambor", die sich über "tambo" zum "tango" wandelte. Wieder andere finden den Ursprung in einer afrikanischen Sprache, da die Sklaven aus Schwarzafrika viel zur Musik Lateinamerikas beigetragen haben: "lango" (ein kongolesischer Tanz), "shango" (ein nigerianischer Gott), "tamgu" (Bantu-Wort für "tanzen"), "tango" (kongolesisch für "geschlossener Ort").
Fakt indes ist, dass zwei Männer die Entwicklung der Tangomusik entscheidend beeinflussten.
Der erste war ein Deutscher: Heinrich Band hatte in Krefeld (Deutschland) eine Fabrik für Concertinas gegründet, das sind achteckige Harmonikas. Eine spezielle Concertina-Konstruktion aus dem Jahr 1856 nannte er nach sich selbst "Bandonion". Unter dem Namen Bandoneón wurde dieses ungewöhnliche und schwer zu spielende Instrument zur Seele des Tango. Doch das Bandoneón ist so schwer zu spielen, dass die Musiker den schnellen Rhythmus der "Milonga", der damals beliebtesten Tanzform, bändigen mussten. So wandelte sich der fröhliche "Negertanz" (der Tango wurde ursprünglich von freigelassenen Sklaven getanzt) zu dem schwermütigen und konzentrierten Tanz, wie wir ihn heute kennen - ein langsamer, intensiver, sehr individueller und zum Großteil improvisierter Paartanz mit ungewöhnlichen Figuren und vielen Pausen.
Trotz der Dominanz des Bandoneons herrscht auch heute noch eine erstaunliche Vielfalt der Instrumentation im Tango; zu seinen Urzeiten war es noch viel bunter. Da begleiteten Sänger sich selbst mit der Gitarre, Flöten spielten auf, Geigen brachten etwas Süßliches in die Musik, das Klavier diente als Melodie- und als Rhythmus-Instrument. Saxofone, Tubas, Harfen - sie alle wurden und werden im Tango verwendet. Nur ein Instrument fehlt seltsamerweise: das Schlagzeug. Weil also niemand den Rhythmus permanent vorgibt, müssen andere Instrumente diesen übernehmen: das Klavier, der Bass, die Geigen (pizzicato), die Gitarre, fast jedes Instrument. Diese Art, sich nicht festzulegen, macht die Musik so vielfältig und faszinierend. Und sie überträgt sich auf den Tanz.
Von den Musikern und Komponisten wissen wir nicht viel. Einer der Tangos aus dieser Zeit heißt "El Choclo" (der Maiskolben, 1903) und bedeutet natürlich etwas Obszönes. Sein Komponist, Angel Gregorio Villoldo, war Fuhrmann, Schlachthof-Angestellter, Zirkusclown und Journalist. Er war Sänger und Gitarrist und spielte auch die Mundharmonika. In seinem Lied heißt es am Anfang selbstbewusst:
Mit diesem Tango,
der spöttisch ist und zuhälterisch,
gab sich der Ehrgeiz meiner Vorstadt Flügel;
mit diesem Tango
wurde der Tango geboren.
Tango Canción - der gesungene Tango
Der zweite Mann, der den Tango wesentlich beeinflusste und über Nacht das Tangolied ("Canzion de Tango") aus der Taufe hob, war der in Toulouse (Frankreich) oder Tacuarembó (Uruguay) 1890 geborene Charles Romuald Gardes. Mit drei Jahren wanderte seine Mutter mit ihm nach Buenos Aires aus - so die Legende - , wo er bald durch seine Gesangskünste glänzte und sich in Carlos Gardel umbenannte. An einem Abend im Januar 1917 besang er im Teatro Esmeralda seine "traurige Nacht" ("Mi noche triste") (die Geliebte hatte ihn verlassen) und wurde mit diesem Lied über eine Nacht sozusagen über Nacht berühmt. Darin heißt es unter anderem:
Du bist verschwunden,
in der Blüte meiner Jahre,
hast meine Seele verwundet
und einen Dorn im Herzen hinterlassen,
wohl wissend, dass ich dich liebte ...
Für mich gibt's keinen Trost mehr,
ich besaufe mich.
Nicht nur, dass Gardel eine beispiellose Karriere begann, die ihn in die USA und nach Paris brachte; mit dieser Form des gesungenen Tango (mit Gitarrenbegleitung) prägte er bis heute Inhalt und Stimmung der Tangolieder und damit auch des Tanzes. Die Lieder sind immer noch voll Melancholie und Abschiedsschmerz, voll Wehmut und Sehnsucht nach einer besseren Zeit, die - das weiß auch der Sänger - in dieser Form nie existierte, sondern nur in der Erinnerung als Illusion fortlebt. Sozialkritik, politische Themen, Arbeitskampf oder gesellschaftspolitische Reflexionen gab es so gut wie keine. Tangotexte sind, nach Gardel,
"Träume voller Sehnsucht nach dem Gestern der alten Zeit, die ich beweine und die niemals wiederkehrt."
1935 kam Gardel bei einem Flugzeugunglück ums Leben. Im Cockpit hatte es offenbar vorher eine Auseinandersetzung und Schüsse gegeben - ein würdiger Abgang für einen Tangosänger. Und noch heute, fast 80 Jahre nach seinem Tod, steckt in den kalten Fingern seines Denkmals am Friedhof "Chacarita" in Buenos Aires immer eine brennende Zigarette. So was Ähnliches gibt es nur noch in Paris, wo am Grab von Edith Piaf auch heute noch stets frische Blumen liegen.
Die Texter seit Gardel hoben den gesungenen Tango weit über das Niveau üblicher Schlager hinaus. Wo Schlager eine unverbindliche heile Welt propagieren, zeigt der Tango die Realität konkreter Situationen in all ihrer Düsterkeit. Zudem dürfen Männer in Tangotexten Gefühle haben und sogar weinen - etwas für lateinamerikanische "Machos" durchaus Ungewöhnliches.
Indes: Die Betonung von Trauer, Melancholie, Schmerz, Abschied, Wehmut usw. ist eine Neuerung des Tango. Ursprünglich waren die Texte eher frivol, listig, spöttisch, mehr vergleichbar einem bayerischen "Schnadahüpferl" als einem amerikanischen Blues, dem sie später sehr ähnelten. Auch im Blues geht es meist darum, dass die Dame des Herzens ihren Liebhaber schnöde verlassen hat und damit an allem Elend der Welt Schuld trägt. Ein wenig von Freude, Spott und sinnlosen Wortspielen ist in manchen deutschen Tangos erhalten geblieben. Max Raabe, der vornehme Sänger grotesker Lieder aus den Zwanzigerjahren, kann die Ironie der frühen Tangos in unnachahmlicher Weise zum Leben erwecken, etwa in dem sinnfreien Stück "Unter den Pinien von Argentinien". Da werden einige Pflanzen zum Leben erweckt, nur des Reimes willen. Das merkt man besonders am Ende, denn "unter den Kakteen ist es dann geschehen". Die armen Liebhaber! Und auch Friedel Hensch und die Zypries haben die alte Tangotradition spöttischer Verse und die Verunglimpfung rührseliger Romantik weiter gepflegt, so in ihrer Hymne an den "Roten Mond von Wanne-Eickel". Allein der Ortsname lässt jegliche Romantik in einem Schauer trivialer Anspielungen zerschmelzen.
Das Goldene Zeitalter
Ab ca. 1935 beginnt das "Goldene Zeitalter" des Tango. Die Orchester wurden immer größer, die Tanzsäle auch. Den Menschen in Argentinien ging es gut, weil sie ihr Rindfleisch gewinnbringend verkaufen konnten. Zudem verbreiteten Radio und Film den Tango in Argentinien und in den USA. Die Musik war immer tanzbar, erscheint uns aber heute wie Barockmusik, also gleichförmig und kaum unterscheidbar. Doch Männer wie Juan D'Arienzo mit seinen starken Rhythmen und Francisco Canaro mit seiner gemütlichen Musik und dem Riesenorchester trugen wesentlich zur Popularität des Tango als Tanz bei. Es ist vielen ...
Inhaltsverzeichnis
- Danksagung
- Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Was ist Tango?
- Wie ich zum Tango kam
- Teil I: Gedanken
- Teil II: Gefühle
- Impressum