
Prävention all inclusive
Gedanken und Anregungen zur Gestaltung institutioneller Schutzkonzepte zur Prävention von sexuellem Missbrauch an Mädchen und Jungen mit und ohne Behinderung
- 200 Seiten
- German
- ePUB (handyfreundlich)
- Über iOS und Android verfügbar
Prävention all inclusive
Gedanken und Anregungen zur Gestaltung institutioneller Schutzkonzepte zur Prävention von sexuellem Missbrauch an Mädchen und Jungen mit und ohne Behinderung
Über dieses Buch
Schutzmaßnahmen zur Prävention von sexuellem Missbrauch in Einrichtungen sind für alle Mädchen* und Jungen* wichtig.Doch wie müssen Schutzkonzepte für Einrichtungen gestaltet bzw. verändert werden, damit sie alle Kinder und Jugendlichen wirksam schützen können? Hierfür braucht es passgenaue, einrichtungsspezifische und inklusive Schutzkonzepte, die auch die Lebenssituation und die Bedarfe von Mädchen* und Jungen* mit Behinderung mitdenken und versuchen, diesen gerecht zu werden.Simone Gottwald-Blaser und Adelheid Unterstaller geben im vorliegenden Buch konkrete und praxisnahe Anregungen zur Gestaltung institutioneller Schutzkonzepte. Dabei behandeln sie insbesondere folgende Aspekte: - Informationen zu sexuellem Missbrauch und zu Präventionsmöglichkeiten von Einrichtungen- Bedeutung einer sensibilisierten präventiven Haltung und eines reflektierten Umgangs mit Nähe und Distanz in professionellen Beziehungen- Inklusive Verfahren zur Partizipation und Beschwerde - Geschlechterrollenreflektierende und -öffnende Arbeit - Elternarbeit im Kontext der Prävention von sexuellem MissbrauchMit Beispielen aus der beruflichen Praxis und hilfreichen Anregungen und Reflexionsfragen werden Leitungs- und Fachkräfte durch dieses Buch bei der Bearbeitung des Themas unterstützt. Ziel ist es, auch bei der Prävention dem Grundsatz der Inklusion immer näher zu kommen: Es ist normal, verschieden zu sein!
Häufig gestellte Fragen
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Information
Kapitel III
Ausgewählte Bausteine für Schutzkonzepte
Baustein 1: Die Haltung macht’s!
Ausgangspunkte
- Sexueller Missbrauch an Mädchen* und Jungen* findet auch in Einrichtungen und Institutionen oder deren Umfeld statt. Täter*innen können nicht nur pädagogische, pflegerische oder therapeutische Fachkräfte sein, sondern auch ungelernte oder nicht-pädagogische Mitarbeitende wie beispielsweise Busfahrer*innen, Küchen- oder Hauswirtschaftskräfte, Hausmeister*innen, Verwaltungsangestellte, Gärtner*innen etc.
- Bei sexuellem Missbrauch durch Familienangehörige oder Personen aus dem sozialen Umfeld des Mädchen*s oder des Jungen* sind die Menschen, denen am ehesten von dem Erlebten berichtet wird, nicht selten Mitarbeitende aus Einrichtungen. Menschen, die beruflich in Kontakt mit Kindern und/oder Jugendlichen sind, haben darum eine große Bedeutung sowohl für die Prävention als auch für die Ermöglichung der Aufdeckung von sexuellem Missbrauch.
- Grundlage dafür, dass Maßnahmen zum Schutz von Mädchen* und Jungen* nachhaltig in Einrichtungen verankert werden, ist eine professionelle präventive und inklusive Haltung der Mitarbeitenden, denn: Aus Haltungen werden im beruflichen Alltag Handlungen. Eine professionelle Haltung ist darum Grundlage für Handlungen von Mitarbeitenden, die den Mädchen* und Jungen* jeden Tag aufs Neue die Erfahrung ermöglichen, respektvoll und achtsam behandelt und ernst genommen zu werden. Grenzverletzungen und sexuelle Übergriffe unterscheiden sich dann deutlich von dem, was die Kinder und Jugendlichen als „normal“ kennen und empfinden. So können auch Mädchen* und Jungen*, die behinderungsbedingt oder auch aufgrund ihrer bisherigen Erfahrungen (z. B. Flucht) wenig Gespür für eigene Rechte und eigene Grenzen entwickeln konnten, Grenzverletzungen eher wahrnehmen und zeitnah Unterstützung suchen.
- Eine professionelle Haltung basiert auf dem Wissen um die Möglichkeiten der Prävention von sexuellem Missbrauch, aber auch auf dem Grundgedanken der Inklusion. Sie erhöht die Bereitschaft, neue und kreative Wege zu suchen und zu gehen, um Maßnahmen für den Schutz aller anvertrauten Mädchen* und Jungen* herzustellen.
- Die Entwicklung und Professionalisierung der Haltung einer Einrichtung und ihrer Mitarbeitenden gelingt nicht durch kurzzeitige, einmalige Aktionen. Sie entwickelt sich durch einen Prozess der Auseinandersetzung mit dem Thema auf individueller, aber auch auf Team- und Einrichtungsebene. Die Anregung und Ermöglichung einer solchen Auseinandersetzung liegt im Verantwortungsbereich des Trägers und der Leitungskräfte. Der Schutz der anvertrauten Mädchen* und Jungen* soll als Aufgabe aller verantwortlichen Erwachsenen wahr- und ernst genommen werden.
Ziele des Bausteins
- dass es sexuellen Missbrauch an Mädchen* und Jungen* mit und ohne Behinderung (auch in Einrichtungen) gibt.
- dass eine professionelle, präventive und inklusive Haltung sehr wichtig für den Schutz der Mädchen* und Jungen* ist.
- dass eine schützende Haltung durch die Auseinandersetzung mit dem Thema und den Austausch im Team entwickelt wird.
- dass eine präventive und inklusive Haltung auch strukturell als „Kennzeichen“ und Qualitätsmerkmal der Einrichtung verankert und regelmäßig auf allen Ebenen kommuniziert werden muss.
Welche Aufgaben ergeben sich für wen?
Aufgaben für Träger und Leitungskräfte
- Für Träger und Leitungskräfte ergeben sich somit folgende Aufgaben:
- Selbstreflexion wagen und Qualifizierungsangebote in Anspruch nehmen, um eine eigene, professionelle Haltung zum Thema entwickeln zu können; sich der eigenen Verantwortung und der eigenen Vorbildfunktion bewusst sein
- Entwicklung einer gemeinsamen Haltung in den Teams/dem Kollegium und der Einrichtung anregen und unterstützen
- Bereitstellung der notwendigen zeitlichen, finanziellen und personellen Ressourcen zur Sensibilisierung und Qualifizierung der Mitarbeitenden durch regelmäßige Fortbildungen, den Austausch im Team sowie professionell begleitete Fall- und Teamsupervisionen
- strukturelle Verankerung einer präventiven und inklusiven Haltung, z. B. im pädagogischen Konzept oder im Leitbild der Einrichtung
- Formulierung von klaren Standards und Schutzvereinbarungen in arbeitsrechtlich tragfähiger Form (siehe Baustein 2)
- Thematisierung von Haltungen in Vorstellungs- und Personalgesprächen
- Kompetenzen im Umgang mit Mitarbeitenden entwickeln, die sich schwer tun, eine professionelle präventive Haltung anzunehmen
- Kommunikation und das Sichtbarmachen der entwickelten Haltung nach außen, z. B. auf der Homepage
Aufgaben für Teams und einzelne Mitarbeitende
- Mitarbeitende und Teams haben darum folgende Aufgaben:
- die Auseinandersetzung mit dem Thema „Sexueller Missbrauch“ sowie mit den Möglichkeiten des Schutzes von Mädchen* und Jungen* im pädagogischen Alltag, z. B. durch die Wahrung von Kinderrechten oder den reflektierten Umgang mit Nähe und Distanz
- die Entwicklung eines Bewusstseins dafür, dass der Schutz der anvertrauten Mädchen* und Jungen* in den eigenen Aufgabenbereich fällt und die Frage dabei nicht „ob“ sein kann, sondern „wie?“
- die Entwicklung einer individuellen Haltung, die gekennzeichnet ist von Wertschätzung und Respekt gegenüber allen Mädchen* und Jungen* – unabhängig von deren Alter, Geschlecht, Behinderung und Beeinträchtigung, sexueller Orientierung, sexueller Identität, Eigenschaften, Fähigkeiten und Interessen, Verhaltensweisen und Einstellungen (insofern diese anderen nicht schaden)
- die Entwicklung einer Kultur der Achtsamkeit, der Fehlerfreundlichkeit und der konstruktiven Kritik, die es ermöglicht, eventuelles Fehlverhalten bei Kolleg*innen und anderen Mitarbeitenden anzusprechen sowie Kritik an der eigenen Person als Chance wahrzunehmen
- die Thematisierung der gemeinsamen Haltung im Rahmen der Einarbeitung neuer Mitarbeitender (auch von Praktikant*innen, FSJler*innen, BFDler*innen oder von ungelerntem oder nichtpädagogischem Personal)
- die Kenntnis von Personen und Anlaufstellen – z. B. guten Supervisor*innen, die bei Problemen und Schwierigkeiten mit dem Thema „Haltung“ unterstützen können
Was ist eine „professionelle Haltung“?
Beispiele aus der Berufspraxis, die zum Nachdenken über die Bedeutung von Haltungen anregen
Inhaltsverzeichnis
- Inhaltsverzeichnis
- Kapitel I: Einige Gedanken vorweg …
- Kapitel II: Basiswissen
- Kapitel III: Ausgewählte Bausteine für Schutzkonzepte
- Kapitel IV: Fazit und Ausblick
- Literaturverzeichnis
- Anhang
- Weitere AMYNA-Publikationen …
- Impressum