Vorwort:
Symbole sind ganz allgemein mehr als nur einfache Gegenstände oder Zeichen oder Gesten. Es sind oft Bedeutungsträger, hinter denen ein tieferer Sinn steht, die stellvertretend für etwas nicht Wahrnehmbares wie Gedanken oder den Glauben stehen, oder sie fassen Prozesse beziehungsweise Ereignisse einfach zusammen. Sie werden gezielt benutzt, sie vermitteln eine Information, die mit den Sinnen nicht direkt wahrnehmbar ist. Und oft lösen sie auch bestimmte Gefühle aus.
Gott redet zu den Menschen durch die Bibel. Er bedient sich in Seinem Wort recht häufig verschiedener Symbole. Er möchte uns auf diesem Weg ganz Bestimmtes - zu unseren Gunsten - von Seinem souveränen Wesen (Heiligkeit und Liebe) mitteilen. Gott möchte mit uns Gemeinschaft haben. Damit wir mit Ihm Gemeinschaft haben können, müssen wir Seine Gedanken und Sein Wort verstehen und lieben lernen. Glauben wir Seinem guten Wort und Hören, werden wir nicht nur mit Freude und Frieden des Herzens gesegnet sein, wir werden Ihm mehr entsprechen, als Seine Nachahmer Ihm ähnlich werden.
Die Instrumente die uns Gott in Seinem Wort vorstellt, sind solche Symbole (mit Ausnahme der sogenannten Danielschen Instrumente). Bei dem Studium der Musikinstrumente der Bibel lernen wir etwas von dem Willen Gottes kennen, und wir lernen ein stückweit die Gesinnung des Menschen kennen.
Das Erforschen dieser gegenständlichen Symbole war mir zum Segen. Die Weisheit Gottes, Seine Heiligkeit, Gnade und Liebe ließ mir die Person des Herrn Jesus Christus, des Sohnes Gottes, größer und wunderbar werden - Er allein ist der eine Mittler zwischen Gott und Menschen. Von ganzem Herzen wünsche ich jedem meiner Leser, dass auch ihm die Person des Menschen Jesus Christus größer und wunderbar wird und er den reichen Segen Gottes erfährt.
Jochen Schneider
Allgemeines über die Musik im biblischen Kontext.
Die Bibel ist das Wort Gottes an uns! Sie ist - und mit diesem Thema wollen wir uns hier ausführlich beschäftigen - die wichtigste und reichste Quelle für das Wissen über das musikalische Leben im alten Israel bis zur Rückkehr der Juden1 aus dem Babylonischen Exil. Sie zeigt ein lebendiges Bild der frühen jüdischen Musikkultur und sie wird durch mehrere Zusatzquellen ergänzt: archäologische Ausgrabungen von Musikinstrumenten und von Abbildungen musikalischer Szenen, vergleichbares Material aus benachbarten Kulturen sowie historische Quellen wie die Schriften von Philo2, Flavius Josephus3, die Apokryphen4 und die Mischna5 geben Einblicke über ihre Ursprung, Gestalt und Funktion.
Es ist kaum möglich, die biblischen Zeugnisse über Musik chronologisch genau einzuordnen, da oft in einer relativ späten Quelle bestimmte Ereignisse einer früheren Periode zugeordnet werden. Ein Beispiel dafür ist der Bericht des Chronisten (nach 538 v.Chr.) über die Aufstellung der Tempelmusik und der herausragende Status der levitischen Sänger durch König David (etwa 1040 - 970 v.Chr.).
Die Musik, das Spielen auf Instrumenten, war offensichtlich schon immer im Herzen Gottes gewesen. Der Mensch musste das nicht erst erfinden. Wir finden in der Bibel zwei Hinweise: In Hesekiel 28,12.13 steht geschrieben: "Menschensohn, erhebe ein Klagelied über den König von Tyrus und sprich zu ihm: ...". Der wegen seines Reichtums stolze und vor Gott überhebliche König von Tyrus ist hier ein deutlicher Typus auf Satan. "... So spricht der Herr, HERR: Der du das Bild der Vollendung warst, voller Weisheit und vollkommen an Schönheit, du warst in Eden, dem Garten Gottes; allerlei Edelgestein war deine Decke: Sardis, Topas und Diamant; Chrysolith, Onyx und Jaspis, Saphir, Karfunkel und Smaragd; und aus Gold war das Kunstwerk deiner Einfassungen und deiner Höhlungen bei dir; an dem Tag, als du geschaffen wurdest, wurden sie bereitet." Für die in unserer Bibelübersetzung benutzten Worte "Einfassung" und "Höhlung" stehen im Hebräischen die Worte (transkribiert6) "neqeb" und "toph". Andere Übersetzungen benutzen hierfür (auch mit anderer Interpunktion, z.B. Elberfelder, Luther, KJV, Vulgata) die Worte "Röhre", "Flöte" oder "Pfeife" und "Tamburin" oder "Pauke". Die aus dem Grundtext übersetzte Elberfelder Bibel7 schreibt: "... und Gold. Das Kunstwerk deiner Tamburine und deiner Pfeifen war bei dir; an dem Tage, da du geschaffen wurdest, wurden sie bereitet."
was prepared that you were created in the day in you and of your pipes of your tabrets the craftmanship
"Neqeb" ist gleichzeitig auch ein Fachbegriff der Juwelierarbeit und er bezeichnet nach Hieronymus8 eine Fassung für einen Edelstein. Das kann darauf hindeuten, dass diese Instrumente ganz aus Gold gemacht und mit Edelsteinen kostbar verziert waren.
In der Parallelstelle, in Jesaja 14,11 lesen wir: "... hinabgestürzt ist ... das Rauschen deiner Harfen." Das bezieht sich auf den König von Babel und seinen Hochmut als Herrscher über die damals bekannte Welt und seiner Auflehnung gegen Gott. Er ist ebenso ein Typus auf Satan, dem Fürsten der Gewalt der Luft und dieser Welt (Eph 2,2; Joh 12,31; 14,30; 16,11).
Beide Bibelstellen verweisen uns in die Ewigkeit, in Geschehnisse, die vor unserer Zeitrechnung lagen. Folgen wir dieser Übersetzung, dann waren das die ersten drei Instrumente, und die hat Gott gemacht: die Flöte, das Instrument für die Melodie, und das Tamburin für den Rhythmus und für die sanften, ruhigen Klänge die "Harfe Gottes" (Off 15,2).
Edelsteine, die wertvollsten Dinge auf der Erde, und Gold, das kostbarste Edelmetall, sind Reichtümer seit dem Augenblick, als Gott im Anfang die Himmel und die Erde schuf (1.Mo 1,1). Es sind Dinge die für Gott wertvoll sind, denn sie zeugen von Seinen Herrlichkeiten. Gold wird gebraucht um auf das hinzuweisen was Gott gehört und was göttliche Gerechtigkeit bedeutet, Edelsteine versinnbildlichen Sein Gnade in denen, die durch den Glauben an Ihn Heilige geworden sind (2.Mo 28,17-20; Mal 3,17: "Eigentum bzw. Sondereigentum"; "Gottes Juwelen", engl. u. franz. Üb. J.N.Darby). Wie diese Kostbarkeiten, mit denen der "schirmende und gesalbte Cherub" anfangs "bekleidet" war, von der Herrlichkeit Gottes zeugen und sie repräsentieren sollte, so sollten diese Instrumente - die Musik - gewiss der Anbetung Gottes dienen. Gott wollte sich also schon immer offenbaren und Er gab Seinen "Menschenkindern" (Spr 8,31) Mittel zur Hand, mit denen sie Ihm Ehre bringen sollten.
Wir finden häufig im Wort Gottes Edelsteine und Musik und Instrumente nebeneinander gestellt, und zwar immer bei besonderen, zentralen Ereignissen die im Zusammenhang mit der Herrlichkeit Gottes einerseits und die Ihm dargebrachte Ehre andererseits stehen:
- Die soeben betrachteten Stellen, als der Engelfürst einmal von Gott eingesetzt worden war um die Erde zum Bewohnen für Menschen und als einen Ort der Anbetung vorzubereiten9 (vgl. Mt 4,9; Lk 4,6).
- Nach der Rettung Seines Volkes Israel, das Gott für sich abgesondert hat, und direkt anschließend in Verbindung mit dem Bau der Stiftshütte, die Grundlage dafür bildete, dass ein Mensch Gott nahen kann (2.Mo 15,20)10.
- König David sammelte vorbereitend für den Tempel Edelsteine (1.Chr 29,2) und organisierte die Tempelmusik (1.Chr 15; 16; 25; 2.Chr 29,25). Sein Sohn, König Salomo, verwendete die Edelsteine beim Tempelbau (2.Chr 3,6) und die Instrumente kamen bei der Einweihungsfeier zum Einsatz (2.Chr 5).
- Die Erlösten werden von der Erde in die himmlische Herrlichkeit entrückt werden. Vor dem Thron Gottes, dem Herrn Jesus Christus, singen sie Ihrem Herrn ein neues Lied, "das Lied des Lammes", und begleiten den Gesang mit Harfenmusik (Off 5,8-10.14). Und in Offenbarung 21,9 - 22,5 werden die Gläubigen der Gnadenzeit kollektiv als das himmlische Jerusalem gesehen, gegründet auf zwölf Edelsteinen, die wiederum Bezug zu den zwölf Aposteln haben (vgl. Eph 2,20).
Wir können also sagen, dass Gott die Musik "erfunden" und sie auf Melodie und Rhythmus festgelegt hat, die auf Blas- und Saiteninstrumente gespielt werden soll. Musik ist also grundsätzlich etwas Gutes. Es gab sie schon vor dem Sündenfall - im Himmel. Das heißt, dass die Musik als ein Mittel genutzt werden soll, das die Ehre Gottes mehrt, bezeugt durch Seine Geschöpfe11.
Nach dem Sündenfall berichtet uns Gottes Wort von Jubal12. Sein Name ist gleichbedeutend mit dem hebräischen "jobel", das in der Bibel 27-mal vorkommt13. Jubal ist in der sechsten Generation ein Nachkommen Kains - des Brudermörders - (1.Mo 4,8). Er ist der zweite Sohn von Lamech - dem Polygamist und Mörder (1.Mo 4,19.23.24) - und Ada. Er ist der Urvater der Musiker. In 1. Mose 4,21 heißt es, "... Jubal; dieser war der Vater all derer, die mit der Laute14 und der Flöte15 umgehen". Es handelte sich um Saiten- und Blasinstrumente. Die Bibel schreibt Jubal nicht zu die Musikinstrumente erfunden zu haben, sie stellt fest, dass er sie benutzte, er war der Erste. Hatte Jubal diese Instrumente bauen und spielen können, dann nur, we...