Eine nachhaltige Wirtschaft als europäische Vision
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Eine nachhaltige Wirtschaft als europäische Vision

Für eine Gründerkultur, in der Gründer und Künstler zusammenarbeiten

  1. 132 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Eine nachhaltige Wirtschaft als europäische Vision

Für eine Gründerkultur, in der Gründer und Künstler zusammenarbeiten

Über dieses Buch

Dieses Buch folgt der Vision einer Gründerkultur als Keimzelle einer nachhaltigen Wirtschaft. Entrepreneurship definiert sich hier als gemeinsames Aktionsfeld von Gründern und Künstlern. Beide Gruppen können voneinander lernen. Sowohl Gründer als auch Künstler sind darauf angewiesen, klare handlungsleitende Visionen zu entwickeln. Die politische Kernaufgabe ist es, Entrepreneurship als kreative Disziplin in allen Branchen zu etablieren. Das Buch formuliert Forderungen für einen anderen Umgang mit Kreativen und beschreibt die Aufgaben, für die sie selbst zuständig sind.So liefert das Buch alle Zutaten zur Schaffung einer medialen Bühne für nachhaltige Ideen. Eine solche Bühne könnte der Anfang sein, die europäische Krise zu überwinden.

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Erster Teil

Künstler und Erfinder

1. Nur eines ist sicher: Alles ändert sich!

Menschen sind Lebewesen und sie reagieren auf Veränderungen. Diese Reaktionen sind so unterschiedlich wie die Menschen selbst. Manche Reaktionen erweisen sich als richtig, andere als falsch. Kommen Veränderungen schnell und unerwartet, können sie für eine Spezies tödlich sein. Die Dinosaurier, die heute nur noch in Büchern und Filmen lebendig sind, haben die Veränderungen nicht überlebt.
Wir Menschen aber sind anders: Wir haben die Möglichkeit, uns auf anstehende Veränderungen vorzubereiten. Wir können Strategien entwickeln, um Veränderungen zu bewältigen. Es gibt zwei Berufsgruppen, die elementar mit Veränderungen zu tun haben. Beide Gruppen reagieren vollkommen unterschiedlich darauf. So unterschiedlich, dass sie bis heute wenig voneinander wissen: die Künstler und die Erfinder.
Die folgende Geschichte stellt eine Einführung ins Thema dar.
Die Insel der lieblichen Vögel
Es war einmal eine Insel mitten im Meer. Darauf lebten 99 Einheimische und ein König.
Allen ging es wunderbar, denn sie lebten sehr gut vom Tourismus.
Es gab ein einziges Unternehmen auf der Insel. Dieses versorgte die Touristen mit strandnahen Hütten, mit Speisen und Unterhaltung.
Eines Tages kam ein Schriftsteller auf die Insel. Er hielt einen Vortrag über den Klimawandel und behauptete, dass die Insel der lieblichen Vögel bald im Meer versinken würde. Diese Vorstellung bedrückte die Inselbewohner. Daraufhin lud der König den Autor in seine königliche Hütte ein und gab ihm einen Umschlag mit Geld für weitere Forschungsarbeiten. Der König stellte nur eine Bedingung: Der Autor durfte nie wieder einen Vortrag auf der Insel der lieblichen Vögel halten!
Solche Behauptungen, selbst wenn sie wahr seien, beunruhigen die Einwohner und am Ende auch die Touristen. Glücklicherweise verdrängten bald die Sorgen des Alltags die beschriebene Apokalypse.
Doch ein halbes Jahr später erregte eine Kunstmalerin Aufsehen. Sie stellte Bilder aus, die zeigten, wie die Insel vom Meer verschluckt wurde. Der König schenkte der Künstlerin eine Hütte. Diese befand sich auf dem Hügel der widerlichen Kröten. Dort, in dem alten Vulkan, lebten die Schwefelkröten, die so ekelerregend waren, dass sich niemals jemand in dieser Gegend aufhielt. Dort würde die Malerin vorerst niemanden mehr erschrecken können.
Bald waren wieder alle glücklich. Nur der König blieb nachdenklich, weil er nicht wusste, ob die Künstlerin dort bliebe. Bald darauf kam dem König zu Ohren, dass ein Schreiner seine Strandhütte auf hohe Pfähle gestellt hatte. Wieder wurden die Einheimischen an den Vortrag erinnert, den sie lieber vergessen wollten. Nun wusste der König, dass er gründlicher nachdenken musste. Das konnte er am Besten, wenn er sich in seiner Sänfte herumtragen ließ und ab und zu seinen Fuß ins Meer tauchte. Alle hielten das für eine Marotte, aber die Wahrheit war, dass ihm auf diese Art die besten Einfälle kamen. Wenn die Probleme groß waren, ließ er sich einmal um die ganze Insel tragen. Der Wind und das Meer, so besagt es ein alter Brauch, würden dem König zuflüstern, was zu tun sei. Doch auch nach der dritten Runde um die Insel sagten weder der Wind noch das Meer irgendetwas zum König. Trotzdem ließ sich der König nicht beunruhigen. Bei großen Veränderungen, hatte ihn sein Vater gelehrt, liegt in der Ruhe die eigentliche Kraft.
Eines Nachts jedoch erwachte der König in Schweiß gebadet. Ein schrecklicher Albtraum hatte ihn heimgesucht. In diesem Traum lebten nur noch die Schwefelkröten auf der Insel der lieblichen Vögel.
Am Tag darauf rief er den erfinderischen Schreiner und die Malerin in die königliche Hütte.
Er sagte zu ihnen: »Du, Malerin, wirst mit dem Schreiner zusammen eine königliche Hütte entwerfen, die auf hohen Pfählen steht, jedoch nicht hässlich, sondern prächtig ist.«
Als die Malerin und der erfinderische Schreiner an die Arbeit gingen, bemerkten sie, dass sie sich gut ergänzten. So war es der Schreiner, der der Malerin vorschlug, die Pfähle mit Vogelmotiven zu verzieren. Als die Hütte des Königs fertig war, schüttelten alle Bewohner den Kopf. Doch einige Wochen später bekamen der erfinderische Schreiner und die Malerin neue Aufträge.
Wenn es jetzt angesagt war, dass man Hütten auf Pfählen baut, sagten sich einige Bewohner, dann wollen sie es dem König gleichtun.
Außerdem waren die Vögel auf den Pfählen schön anzusehen und bei den Touristen beliebt. Die Nachfrage nach den hübschen und sicheren Hütten wuchs. Da der Schreiner und die Malerin die Arbeit nicht mehr alleine bewältigen konnten, mussten weitere Schreiner und Kunsthandwerker eingestellt werden.
Auch der König beauftragte weitere Unternehmer. Kaum ein Jahr später gab es überall auf der Insel Hütten, die auf Pfählen standen.
Der König aber erinnerte sich an seinen Traum und ließ sich hinauf zum Hügel der widerlichen Kröten tragen. Dort hielt er eine Dankesrede an die Schwefelkröten: »Durch euch ist mir klar geworden, dass die Anpassung auch an widerliche Umstände zum Überleben einer Spezies beiträgt. Nur durch euch erkannte ich, dass ihr und die Natur auch ganz ohne uns Menschen auskommt. Nicht die Natur wird sich an uns anpassen, sondern wir müssen uns an die Natur anpassen. So wie ihr Kröten gelernt habt, euch an den Vulkan anzupassen, müssen wir Menschen, wenn wir überleben wollen, anfangen, uns zu verändern!«
Kaum eine Woche später kam ein großer Sturm. Fast die ganze Insel wurde überflutet. Glücklicherweise überlebten die meisten Einwohner und Touristen, weil die Pfahlhütten, die jetzt überall auf der Insel viele Nachahmer gefunden hatten, ausreichenden Schutz boten. Von nun an rief der König in jedem Jahr eine Versammlung ein. Er lud Schriftsteller, Erfinder und Künstler ein, um sich über Fragen der Zukunft auszutauschen. Die besten Ideen wurden immer mit einer goldenen Kröte belohnt.
Ende
Konservative und verändernde Kräfte. Eine Insel und eine Organisation haben etwas gemeinsam: Sie bilden eine Welt für sich, die von Außenstehenden nicht leicht verstanden wird.
Während eine Insel vom Meer begrenzt ist, werden Organisationen von Ideen zusammengehalten. Organisationen sind Verkörperungen von Ideen.
Eine Partei verkörpert zum Beispiel eine politische Idee. Ebenso eine Gewerkschaft: Sie ist geprägt von der Idee, Schutz vor unternehmerischer Ausbeutung zu bieten. Der Lebensnerv einer Hilfsorganisation ist die Idee, den Schaden einer Katastrophe zu mildern oder durch entsprechende Vorbereitung zu vermindern. Wo immer heute Veränderungen umgesetzt werden sollen, wird immer eine Organisation im Spiel sein. Entweder geht es um die Bewältigung von Veränderungen innerhalb einer Organisation, oder um die Umsetzung von Veränderungen zwischen Organisationen. Die dritte Möglichkeit ist die Neugründung einer Organisation.
Um leichter verstehen zu können, was sich beim Eintritt von Veränderungen innerhalb einer Organisation abspielt, übertragen wir die Situation der Insel auf eine Organisation. Auch in Organisationen gilt, was am Anfang gesagt wurde: Menschen reagieren unterschiedlich auf Veränderungen!
Verfolgen wir, wie sich die Veränderungen auf der Insel vollzogen haben und wie die unterschiedlichen Reaktionen der Bewohner darauf sind:
Zuerst hat ein Autor die Auswirkungen des Klimawandels auf die Insel beschrieben. Anschließend hat eine Kunstmalerin die Folgen dieser Auswirkungen für die Insel visualisiert.
Der erfinderische Schreiner reagierte auf diese »Visionen« pragmatisch.
Die Mehrheit der Bevölkerung nahm diese ersten drei Reaktionen weitgehend als Störung wahr. Sie ignorierten die Botschaft der Bedrohung, weil ihre wirtschaftliche Existenz ganz konkret bedroht war, während der Klimawandel und ein Untergang der Insel weniger leicht vorstellbar waren.
Wir wissen: Die Inselbewohner lebten vom Tourismus. Die Idee, die ihre ökonomische Basis darstellte, lautet: »Wir ermöglichen unseren Gästen einen sorglosen, unbeschwerten Urlaub«. Diese Idee wurde nun von drei Seiten infrage gestellt: vom Autor, von der Künstlerin und vom erfinderischen Schreiner. Denn: Die Idee, Gästen einen sorglosen und unbeschwerten Aufenthalt zu ermöglichen, vertrug sich nicht mit der Botschaft: »Unsere Insel ist bedroht!«
Nun kam dem steuernden Herz der Insel, dem König, eine schwierige Aufgabe zu: An ihm lag es nun, konservative Kräfte und verändernde Kräfte in ein Gleichgewicht zu bringen. Dem König war bewusst, dass sich gerade wegen dieser Bedrohung die Sehnsucht nach Stabilität verstärken würde. Er musste handeln!
Darum war sein erstes Anliegen, eine Strategie zu finden, die nicht die Ängste der Bevölkerung verstärkte. Es mussten Wege aufgezeigt werden, die ihren Tatendrang lenkten. Die Strategie des Königs bestand aus drei Schritten und lässt sich in der Kurzform so beschreiben:
Schritt 1: Analysiere die Situation und entwickle einen konkreten Plan.
Schritt 2: Aktiviere die verändernden Kräfte und schaffe die Bedingungen, sodass sich diese Kräfte bündeln und ergänzen.
Schritt 3: Schaffe ein inspirierendes Modell, das von den Bewohnern als Chance und nicht als Bedrohung wahrgenommen wird.
Kreativität: Es gibt zwei viel gebrauchte Begriffe, die von einem konkreten Ziel losgelöst so gut wie nichts aussagen: »Kreativität« und »Innovation«. Sie sind ohne einen Kontext Worthülsen, die ganze Armeen von Gespenstern verbergen. Erst wenn wir fragen: Worauf zielt die Kreativität? Worauf zielt die Innovation? erschließt sich eine inhaltliche Aussage. Mit diesen Begriffen verhält es sich wie mit der Werbung für den Werkstoff Beton: »Es kommt darauf an, was man daraus macht!« Es ist ein Unterschied, ob wir an einer Innovation in der Bombentechnologie basteln, oder ob wir unsere Kreativität dafür einsetzen, dass die Anwendung einer solchen Innovation verhindert wird.
In der Wirtschaftsliteratur gibt es den Begriff der »kreativen Zerstörung«. Gemeint ist damit die Veränderung bestehender Strukturen. Hier ist die Wirkung nicht für alle von Vorteil. Bei einem Strukturwandel treten für manche Branchen schmerzhafte Umbrüche ein. So hat die kreative Zerstörung, die das Internet mit sich bringt, heute ein Zeitungssterben ausgelöst.
Im Zusammenhang mit den Künstlern und Erfindern ist die Frage aufschlussreich: Worauf zielt die Kreativität der Künstler? Worauf zielt die Kreativität der Praktiker? Wir stoßen hier auf bedeutende Unterschiede:
Die Kreativität der Künstler zielt auf eine Erweiterung des Bewusstseins beim Publikum. Wenn ich Publikum sage, so kann damit die gesamte Menschheit gemeint sein. In unserem Insel-Beispiel hat der Autor die Bedrohung der Insel durch den Klimawandel beschrieben. Die Kunstmalerin hat die Auswirkungen der Insel visualisiert.
Obwohl beide Künstler in unterschiedlichen Medien arbeiten, haben sie dieselbe Botschaft vermittelt: »Die Insel ist bedroht!« Künstler arbeiten mit verschiedenen Medien und immer geht es darum, eine geeignete Sprache zu finden, um die Botschaft zu transportieren. Manchmal müssen die Künstler eine völlig neue Sprache erfinden, um sich ausdrücken zu können: Formen-Sprache, Zeichen-Sprache oder eine neue Stilart innerhalb der Literatur.
Das Thema des Künstlers ist nicht von vorneherein klar definiert. Er begegnet seinem Unterbewusstsein und versucht es, zu erforschen. Das heißt, ein Künstler ist in der Lage, durch seine Ausdruckmittel Fragmente aus seinem Unterbewusstsein sichtbar zu machen. Denn: Manchmal wollen die Künstler etwas sagen, was auch das Publikum bereits – unbewusst – weiß.
Der Gitarrist der Rolling Stones, Keith Richards, hat es so ausgedrückt: »Es geht nicht um das, was wir wissen, es geht um das, was wir nicht wissen – so entsteht unsere Musik«(2) Das Publikum kann durch das Werk des Künstlers etwas wahrnehmen, was sich vorher seiner Wahrnehmung entzogen hat. Die Künstler sind sozusagen die Sinneszellen einer Gesellschaft. Sie sind in der Lage, etwas auszudrücken, was andere nicht wahrnehmen können. Sie übermitteln die wahrgenommene Information in Form von Medien.
Das eigentliche Produkt der künstlerischen Arbeit, die Botschaft, ist nicht greifbar. Sie ist abstrakter, geistiger Natur.
Die Kreativität vieler Erfinder zielt auf eine praktische Verbesserung, beispielsweise die Verbesserung eines Werkzeuges oder einer Verfahrensweise. Das Beispiel des erfinderischen Schreiners zeigt, dass der Erfinder auf etwas zurückgreift, was bereits da ist: Pfahlbauten gibt es schon sehr lange. Eine alte Technik ist seine Antwort auf eine aktuelle Bedrohung. Ähnlich dem Künstler reagiert der Erfinder auf eine bevorstehende oder bereits eingetretene Veränderung, wenn sich z. B. Werkstoffe verbessern oder sich eine neue Technologie verbreitet. Doch genau wie beim Künstler wird die Kreativität des Erfinders durch Veränderungen aktiviert.
Sehr oft hat die ursprüngliche Idee mit dem Endprodukt nichts mehr zu tun. So ist es für uns heute schwer nachvollziehbar, dass der motorisierte Individualverkehr auf eine Laufmaschine aus Holz zurückgeht, die den Zweck hatte, eine billigere Alternative zum Pferd darzustellen.
Durch eine Reihe von Missernten um 1812, die die Haferpreise für das Pferdefutter in die Höhe trieben, wurde die Kreativität eines badischen Forstmeisters aktiviert. Dieser steht wie kein Zweiter für die klassische Erfinderfigur. Karl Drais schuf eine Basis-Innovation, ohne die das Auto, wie wir es heute kennen, undenkbar gewesen wäre.
Das Laufrad, aus gut ausgetrocknetem Waldeschenholz gebaut, erreichte durch sein geringes Gewicht bis zu 14 km/h. Der Erfinder selbst erlebte die Weiterentwicklung seiner Erfindung nicht mehr. Die Serie von Missernten hatte nämlich 1817 ein Ende und das Fahrrad brauchte noch einige Zeit, um erfunden zu werden und Verbreitung zu finden.
Obwohl wir bei Karl Drais eine deutliche Lust am Spiel vermuten dürfen, war ein wesentlicher Impuls, kreativ aktiv zu werden, der Wunsch zu helfen. 1821 hatte er z.B. für den am grauen Star erblindeten Vater eine Schreibmaschine mit Tastatur erfunden.
Es ist dennoch kaum vorstellbar, dass alleine das Nützlichkeitsstreben dazu führte, ein Fuhrwerk zu halbieren, und sich selbst als Antrieb einzusetzen. Dass Me...

Inhaltsverzeichnis

  1. Motto
  2. Wie können wir eine Gründerkultur schaffen, in der Gründer und Künstler zusammenarbeiten?
  3. Inhaltsverzeichnis
  4. Erster Teil: Künstler und Erfinder
  5. Zweiter Teil: Rückblick
  6. Dritter Teil: Annäherung an eine Gründerkultur
  7. Verwendete Literatur und andere Quellen
  8. Impressum