1. Überblick
„Unsere moderne Gesellschaft steht vor der Herausforderung, eine nachhaltige und ressourcenschonende Gemeinschaft zu entwickeln, die das soziale und wirtschaftliche Leben mit zunehmender Eigenverantwortung und Potentialentfaltung des Einzelnen in vernetzten Gruppen ermöglicht.“2
Diese Erkenntnis fordert gerade im Lern- und Arbeitsfeld Schule ein Umdenken, auch unter Berücksichtigung der neuen Herausforderung Inklusion3.
Forschungsergebnisse aus der aktuellen Hirn- und Lernforschung sprechen für eine Vernetzung von unterrichtlichem Lernen, für eine höhere Partizipation und eine Weiterentwicklung der Lern- und Arbeitsformen im 21. Jahrhundert.
Dabei bietet die Schulform Mittelschule im Sinne einer Gemeinschaftsschule hervorragende Rahmenbedingungen für ganzheitliches, fächerübergreifendes und berufsorientiertes Lernen ab der 5. Klasse. Denn „nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir!“4
Die Aktive Projekt-Schule strebt deshalb überwiegend erlebnisorientiertes und, wenn möglich, selbstbestimmtes Erfahrungslernen an. Sie will ihre Lernenden fit für das Leben machen und weiß, dass es viele Wege zu einem angestrebten höheren schulischen und beruflichen Ziel gibt. Daher besuchen Schülerinnen und Schüler5 mit verschiedener Begabung und mit individuellen Bedürfnissen die Aktive Projekt-Schule.
Der Unterricht an der APS besteht aus den folgenden drei Bausteinen:
Die jungen Menschen lernen in altersheterogenen Gemeinschaften entsprechend ihrer individuellen Entwicklung:
In Sekundarstufe I: Jahrgangsstufen 5, 6 und 7
In Sekundarstufe II: Jahrgangsstufen 8, 9 und 10
Die verschiedenen Lernfelder erschließen sich die Kinder und Jugendlichen durch eigene Fragestellungen und Impulse der Lehrkräfte und beantworten diese im Rahmen von Teamprojekten von Ferien zu Ferien. Dabei müssen die Lernenden in ihren Projekten den Aspekt eines zukunftsfähigen Handelns in einer globalisierten Welt betrachten und reflektieren.
Die Lehrkräfte6 und Lernenden verknüpfen die Fachthemen des bayerischen Lehrplans mit den Projekten und erstellen dazu für jeden Lernenden weitgehend persönliche Projektlernpläne7. Zudem bereiten sie durch Lehrimpulse8 die jeweiligen Fachthemen auf und halten Lernmaterial bereit, so dass die Kinder und Jugendlichen der APS die eigenen Fragen und Impulse im weiteren Lernprozess eigenständig bearbeiten und vertiefen können. Die Lern/bzw. Projektpläne werden von den jungen Menschen sowohl im Rahmen der weiteren Projekt- und konzentrierten Lernzeiten, als auch zu Hause oder am Nachmittag im Rahmen der offenen Ganztagsschule bearbeitet.
Diese neue Methodik des fächerübergreifenden Vernetzens des Lehrplans mit eigenen Themen unter Berücksichtigung des Aspektes Zukunftsfähigkeit mithilfe von Projekten9 zielt auf ein motivierendes, potentialentfaltendes und nachhaltiges Lernen.
In der APS erwerben Kinder und Jugendliche neben Fachwissen auch zukunftweisende Schlüsselkompetenzen. Diese sind vor allem:
- Team- und Organisationsfähigkeit
- Verantwortungsbereitschaft für sich und andere
- Reflexionsfähigkeit (insbesondere zu wirtschaftlichem, ressourcenschonendem und sozial gerechtem Handeln)
- Fähigkeit, sich neues Wissen selbstständig anzueignen10
- Flexibilität
- Hohe soziale Kompetenz11
- Emotionale Intelligenz12
Ein junger Absolvent der APS wird fähig sein, seinen Platz innerhalb wechselnder Teams zu finden und einen konstruktiven Beitrag für das Gemeinwohl im Sinne des Artikels 131 des Bayerischen Verfassungsgesetzes zu leisten.
Mit dem Fokus auf ganzheitliches Lernen in einer heterogenen Gemeinschaft, achtet die APS bewusst auf die Körperwahrnehmung.
In einer Lebenswelt, in der sich Kinder und Jugendliche heute in ihrer Freizeit oft sitzend oder liegend stundenlang mit technischen Medien beschäftigen, bewahrt eine bewusste und tägliche Förderung durch gemeinsame körperliche Aktivitäten die zukünftige Generation vor dauerhaften Fehlhaltungen und Haltungsschäden. Ebenso wird durch die verschiedenen körperaktivierenden Methoden die geistige und seelische Stabilität der jungen Menschen gestärkt.
Der jahrgangs- und fächerübergreifende Unterricht in den Klassenstufen 5 bis 7 und 8 bis 9/10 mit M- und M/R-Zug13 orientiert sich hier am bayerischen Lehrplan für Haupt- bzw. Mittelschulen und führt am Ende des 9. und 10. Schuljahres mittels einer frühzeitigen und professionellen Prüfungsvorbereitung ihre Lernenden - als Team denkend und handelnd - zum erfolgreichen, qualifizierenden Hauptschul- und Mittleren Bildungsabschluss.
Da das pädagogische Konzept auf individuellen Projekt-Lernplänen und Zielvereinbarungen beruht und neue Erkenntnisse aus der Forschung mit einbezieht, wird von einer höheren Lernbereitschaft und Leistungsfähigkeit der Lernenden ausgegangen, sodass wir, sobald eine Teilung möglich ist, keinen einheitlichen R-Zug vorhalten werden, da wir mehr starke als leistungsschwächere Lernende erwarten. Daher nennt die APS diesen Zug M/R-Zug bzw. „Schnittstellenzug“, wo für die Kernfächer bei Bedarf auch Lernmaterial des R-Zuges bereitgehalten wird, ebenso wie Arbeits- und Lernmaterial für Kinder mit körperlicher und geistiger Einschränkung.
Interessierte und motivierte Jugendliche werden zudem ab der 8. Klasse mit Prüfungsinhalten der Realschule und in der 10. Klasse mit maßgeblichen Inhalten der Fachoberschule vertraut gemacht. Somit lassen sich später sämtliche höhere Bildungsabschlüsse erreichen, so dass die APS auch eine Alternative für Kinder ist, die ansonsten auf ein Gymnasium oder eine Realschule gehen würden.
Aufgrund dieses konzeptionell einzigartigen Unterrichtsalltages und des vernetzten Lernens hat die APS Modellcharakter.
Das vorliegende Gesamtkonzept versteht sich für die Gründer, Vorstände und zukünftigen Lernberater bzw. - begleiter der APS als praxisnahe Handlungsanweisung, auf deren engagiertem und selbstkritischem Fundament die praktische Verwirklichung desselben beruht.14
Für interessierte Eltern, Stifter, Sponsoren und gemeinwohlorientierte Investoren dient das vorliegende Buch als ausführliche Informationsbroschüre, um den Kern desselben besser kennenzulernen.
Themenbereiche, die sich an anderer Stelle mehrmals im Konzept wiederfinden, sind bewusst als Vertiefung einzelner Schwerpunkte der APS zu verstehen.