Die notwendige Bewegung
Warum Bewegung so wichtig ist
Zur Lebensfähigkeit gehört die Bewegungsfähigkeit und die wird im Alter immer mehr eingeschränkt. Aber das muss nicht so sein! Es ist zwar richtig, dass mit zunehmendem Alter Gelenk- und Muskelbeschwerden sehr stark zunehmen. Es ist aber falsch und irreführend diese Häufigkeit als einen normalen Altersverschleiß darzustellen und als gegeben hinzunehmen. Wer sich ständig ausreichend bewegt und keine sonstigen Schäden hat, bleibt auch im Alter ohne Beschwerden voll beweglich.
Unser Körper ist in vieler Hinsicht sehr tolerant. Wenn Sie ihn 20 Jahre lang nicht richtig behandeln, werden Sie zunächst kaum eine Einschränkung verspüren. Doch irgendwann ist die Toleranzgrenze überschritten und das gilt im Alter für einige belastende Faktoren. Zum Beispiel entwickeln sich Gelenkschäden über Jahrzehnte bis es zu einer Arthrose kommt. Um es noch einmal zu betonen, es gibt keinen Altersverschleiß. Der Gelenkknorpel, als der wichtigste Teil des Gelenks, regeneriert sich ständig, unabhängig vom Alter. Aber der Knorpel trocknet aus und die Muskeln schrumpfen, wenn die notwendige und ausreichende Bewegung fehlt.
Um die entscheidende Bedeutung der Bewegung für das Gelenk zu verstehen und vor allem zu beachten, möchte ich Ihnen im Folgenden die Zusammenhänge erläutern. Es geht um die Versorgung der Gelenkknorpel. Die Knorpel bestehen aus lebenden Zellen, die mit Nahrung versorgt werden müssen. Ebenso müssen die verbrauchten Stoffe wieder entsorgt werden. Das gilt natürlich für alle Zellen unseres Körpers. Aber im Gegensatz zu allen anderen Zellen, sind die Knorpelzellen nicht am Blutkreislauf angeschlossen, der die übrigen Zellen ver- und entsorgt. Der Blutkreislauf endet in der Innenhaut der Gelenkkapsel, wo die Zellnahrung in Form der so genannten Gelenkschmiere erzeugt wird. Von dort erfolgt der Transport und die Verteilung ausschließlich durch Bewegung der Gelenke, mechanisch, vergleichbar mit einem Pumpsystem. Die Gelenkschmiere ist sowohl Gleitmittel, als auch der Nahrungsträger für die Knorpelzellen.
Man kann sagen, dass die Gebrauchsanweisung für unseren Körper in uns selbst integriert ist, das heißt, dass wir wissen oder zumindest empfinden können, was für uns gut ist. Dies ist aber durch unseren technischen Fortschritt zum Teil nicht mehr gültig. Alles was gut schmeckt und gut riecht muss heute nicht immer auch gesund sein. Der Zwang sich ständig zu bewegen, um überhaupt existieren zu können, ist weggefallen. Das ist zwar nicht so neu, hat aber jetzt eine Dimension angenommen, die unsere Gesundheit gefährdet. Wir haben uns zu einem sitzenden Menschen entwickelt und wir sind alle davon betroffen.
Es gibt viele Möglichkeiten sich ausreichend zu bewegen, ich habe in den folgenden Abschnitten einige Übungen beschrieben. Es ist nie zu spät, mit Bewegungsübungen zu beginnen. Der gut versorgte Gelenkknorpel regeneriert sich ständig, auch wenn er bereits geschädigt ist. Dazu noch ein wichtiger Hinweis aus eigener Erfahrung: Erst recht, wenn Sie sich längere Zeit kaum bewegt haben, fehlt Ihnen einfach die Lust, jetzt Bewegungsübungen zu machen. Versuchen Sie es trotzdem. Beginnen Sie einmal spontan mit den leichten Basisübungen. Bereits nach wenigen Übungen werden Sie feststellen, dass Sie sich sofort frischer und wohler fühlen. Diese Bewegungsübungen sind nicht anstrengend, sie fördern nicht nur Ihre körperliche Gesundheit, sondern vor allem auch Ihr Wohlbefinden.
Basisübungen
Ihr Übungsprogramm sollte immer mit diesen Basisübungen begonnen werden. Sie dauern nur etwa 5 Minuten und aktivieren in dieser kurzen Zeit Ihren gesamten Bewegungsapparat und Ihren Kreislauf. Die Übungen sind aufeinander abgestimmt und können jederzeit ohne Vorbereitung ausgeführt werden. Die einzelnen Übungen sind leicht und ohne Anstrengung durchführbar, auch bei vorhandenen Beschwerden. Wenn Sie allerdings bei einer Übung Schmerzen bekommen, müssen Sie auf diese Übung verzichten.
Auch wenn Ihnen die Übungen leicht fallen, sollten Sie sanft beginnen und nur langsam die Intensität steigern. Intensität bedeutet einmal die Häufigkeit, zum andern, inwieweit Sie die einzelnen Übungen „ausschöpfen". Zum Beispiel, ob Sie bei der Dehnung nach oben, nur den Arm heben, oder nach oben richtig zugreifen. Nach einer Eingewöhnungszeit sollten die Übungen aber mit einer für Sie richtigen Intensität ausgeführt werden, um die vorgesehene Wirksamkeit zu erreichen.
Die einmal tägliche Anwendung reicht normalerweise aus. Wenn Sie sich sonst wenig bewegen, wäre auch eine zweimalige Anwendung sinnvoll, wenigstens ein längeres Sitzen mit 2-3 Teilübungen zu unterbrechen. Die Intensität der einzelnen Übungsteile wird bei den jeweiligen Übungen erläutert. Als wirksame Häufigkeit empfehle ich für die Standlaufübung mindestens 30 Wiederholungen, mit allmählicher Steigerung auf circa 100. Für alle anderen Übungsteile reichen 10 Wiederholungen, jeweils pro Seite.
Diese Basisübungen habe ich als so genannte „Türrahmenübungen" entwickelt. Die Bedeutung liegt darin, dass der Türrahmen einen besseren Halt gibt und das Körpergewicht entlastet wird. Dafür wäre es gut, wenn Ihr Türrahmen eine umlaufende Kante hätte, an der Sie sich festhalten können. Dies ist aber nicht unbedingt erforderlich. Der größte Teil der Übungen ist auch ohne Türrahmen möglich, so dass Sie die Übungen auch im Freien ausführen können, was sehr zu empfehlen ist. Ich selbst mache diese Übungen regelmäßig im Freien jeweils in Verbindung mit den Atemübungen.
Übung Bas 1 Dehnung vorwärts / rückwärts
Sie stellen sich zwischen den Türrahmen und halten sich am oberen Querrahmen fest. Jetzt pendeln Sie mit Ihrem Körper vor und zurück. Dabei bleiben Ihre Fußsohlen auf dem Boden, das bedeutet, Sie bewegen sich in den Fußgelenken. Die Intensität dieser Übung steigern Sie, indem Sie sich beim Vorwärtspendeln nach vorne durchhängen lassen und beim Rückwärtspendeln die Oberschenkel anspannen. Achten Sie darauf, dass zwischen vorwärts und rückwärts der Körper jeweils entspann ist.
Übung Bas 2 Dehnung seitwärts
Sie stehen ca. 10 cm hinter dem Rahmen und halten sich links und rechts seitlich in Brusthöhe fest. Dann pendeln Sie seitwärts gegen Ihre Hände, die Fußsohlen bleiben wieder auf dem Boden. Die Betonung dieser Übung liegt auf Entspannung und sanfte Verschiebung des Körpers. Halten Sie Ihre Füße zusammen und lasse...