Textil - Kultur - Mode
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40 Jahre Fachverband textil e.V.

  1. 216 Seiten
  2. German
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Textil - Kultur - Mode

40 Jahre Fachverband textil e.V.

Über dieses Buch

Der Fachverband …textil..e.V., Wissenschaft–Forschung–Bildung feiert sein 40-jähriges Bestehen. Der fundamentale Bildungsgehalt des Textilen wird bis heute kaum wahrgenommen. Mit den vielfältigen technologischen, ökologischen, ökonomischen, soziologischen, psychologischen, kulturwissenschaftlichen, historischen und ästhetischen Anteilen trägt das Textile und dessen Vermittlung mit alltagsrelevanten Theorie- und Praxisanteilen zu einer umfassenden zeitgemäßen Allgemeinbildung bei. Der Fachverband …textil..e.V. sieht sich in der Verantwortung, die Relevanz des Textilen in der Bildung zu manifestieren und zu legitimieren.In der vorliegenden Festschrift spiegeln sich sowohl die fachwissenschaftliche Breite als auch das Ringen um die didaktische Weiterentwicklung des Textilunterrichts in Vergangenheit und Gegenwart wider. Alle Autorinnen und Autoren sind dem Fachverband …textil..e.V. als Mitglieder oder Förderer verbunden.

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Roswitha Zwerger

Stroh – ein seltener Werkstoff der Textilkultur

Zur Entwicklung der Strohverarbeitung
Schnitterin mit Strohhut als Sonnenschutz. Manessische Liederhandschrift, um 1340
Mit ‚Stroh‘ im engeren Sinne sind die trockenen und Frucht entfernten Halme und Blätter von Kulturpflanzen wie Getreide, Öl- und Faserpflanzen sowie Hülsenfrüchten gemeint. Im weiteren Sinne zählen dazu auch alle trockenen Stiele, Stängel und Blätter von Wildpflanzen wie Binsen (scirpus), Seegras (carex), Espartogras (spartum) und andere Wildgräser.
Zu den ältesten Originalfundstücken der Strohflechtkunst gehören kleine, beutelförmige Körbchen in Zwirnbindung sowie geflochtene Sandalen in Spiralwulsttechnik aus spanischem Espartogras. Gefunden wurden sie 1857 in der südspanischen Höhle von Murciélagos in der Provinz Granada, wo sich das organische Material unter den subtropischen Klimaverhältnissen ca. 5 000 Jahre lang erhalten konnte. Es sind dies Zeugnisse einer hoch entwickelten Handwerkskunst prähistorischer Korbflechter.
Terrakottafigur mit Tholia, Tanagra, 4.Jh. v.Chr., Staatliche Antikensammlung, München, Foto: R.Z.
Aus der Antike belegen zahlreiche Bild- und Textquellen den intensiven Handel mit Espartogras und Binsen aus Spanien und Nordafrika sowie deren vielseitiger Verwendung für diverse Behälter, Filter- und Presssiebe für die Honig-, Öl-, Most- und Weingewinnung, für Bienenstöcke, Fischreusen und in der Seilerei.
Als geflochtenen Sonnenhut trug der Mann in der Antike den breitkrempigen ‚Petasos‘ und die Frau die scheibenförmige ‚Tholia‘, wie man sie von den Terrakottafigürchen aus Tanagra kennt.
Mit Stroh und Gräsern geflochten wurde weltweit in nahezu allen Kulturen. Bei der Kleidung waren es neben den Kopfbedeckungen gegen Witterungseinflüsse, Grasmäntel als Regenschutz und Graspolsterung in der ledernen Fußbekleidung gegen Kälte und Nässe, wie man sie bei „Ötzi“ fand. Bei der Gestaltung von Schmuck und Behältern aus Stroh haben es Asiaten, Afrikaner und Indianer zu bewundernswerten Höchstleistungen bezüglich Feinheit sowie Muster- und Formgestaltung gebracht. Bereits in vorspanischer Zeit waren indianische Flechtarbeiten in der Region des Pátzcuaro-Sees bedeutende Handelsware. Die heutigen Figurengeflechte aus Weizenstroh sind besonders bei Touristen beliebt.
Indianische Flechtfigur aus Weizenstroh, Mexiko, Foto: R.Z
Beim vorgeschichtlichen Hausbau in ‚Stampfbauweise‘ wurden die Wände aus einer Lehm-Stroh-Mischung, verstärkt mit Kalk und Sand aufgebaut oder man verwendete Stroh als Beimischung und Füllmaterial in den mit Lehm verputzten Geflechtwänden. Stroh- und Grasdächer boten neben der ansprechenden Optik eine hervorragende Wärmeisolierung und erstaunlichen Lärmschutz.
Auch in zahlreichen Erntebräuchen sowie im Totenkult vieler Völker spielt der Symbolgehalt von Stroh eine Rolle und in ‚mageren‘ Zeiten mengte man den Kornspelz zur Streckung unter den Brotteig.
Strohflechten – ein Stück Industriegeschichte in Europa
Bei der Herstellung einfacher Flechtobjekte für den Hausgebrauch bedurfte es keiner besonderen Materialqualität. Strohschuhe, Körbe und Sonnenhüte für die Feld- und Gartenarbeit wurden in den Familien aus den Ernteresten geflochten.
Im 16.Jh. pflegte man zudem in den Badestuben und Schwitzbädern randlose Badehüte aus Strohgeflecht zu tragen. In Wien wird das Original von Philippine Welser (1521-1580) aufbewahrt, das mit Perlen und Gewürznelken appliziert war.
Damenhandtasche, Frankreich, um 1860-1875, geflochtene und gewebte Wohlen), Strohborten (aus Ta ftrosetten und Baumwollfutter © Bayerisches Nationalmuseum München, Foto: Haberland, Walter
Zöger, Rottal, dat. 1799 © Bayerisches Nationalmuseum München, Foto: Haberland, Walter
Zur Heimindustrie entwickelte sich das Strohflechten erst, als sich der Strohhut aus seiner Verwendung als Arbeitskleidung zum modischen Accessoire der Patrizierinnen entwickelte. Dazu trugen die Damen kleine Handtaschen aus feinen Strohborten und die Landfrauen im Rottal und im Inntal Markttaschen aus Strohgeflecht mit Ledereinfassungen und -applikationen, die sog. „Zöger“, auch „Zegerer“ oder „Zecher“ genannt.
Im Fasanenschlösschen von Schloss Moritzburg bei Dresden hat sich eine sehr delikate Strohtapete aus dem 18.Jh. als Wandverkleidung erhalten. In einer 2 ½ jährigen Restaurierungsarbeit mit 80jährigem Stroh aus der Schweiz ist sie seit 2013 wieder zugänglich.
Florentinerhut, um 1910/12, getragen von Marie Henriette Waderé. Münchner Stadtmuseum
Vorreiter für die Strohflechtkunst war Italien, wo das Tragen von Strohhüten angeblich seit der Antike einen kontinuierlichen Verlauf genommen hat. Der berühmte ‚Florentinerhut‘ galt nachweislich seit dem 15.Jh. als modisches Kleidungsstück für die gehobenen Gesellschaftsschichten.
Auf den toskanischen Böden gedieh eine besonders feine und strapazierfähige Strohsorte, die später unter der Bezeichnung ‚Leghorn-Stroh‘ kursierte. Daneben gab es den ‚Marzolano‘, eine besonders kultivierte Art des Sommerweizens, aber auch Haferstroh und Gräser wurden verarbeitet. Ernte und Zurichtung des Getreides waren zeitintensiv und arbeitsaufwändig und boten vielen Menschen der Region Beschäftigung. In den verschiedenen Produktionsbereichen der Strohverarbeitung waren in der Zeit um 1870 allein in der Toscana, dem damaligen Zentrum der europäischen Strohverarbeitung, ca. 80 000 Menschen tätig.
Fahnenfächer, Italien, 2.Hälfte 16.Jh., Strohgeflecht mit angesetzter Goldlahnspitze (geklöppelt) © Bayerisches Nationalmuseum München, Foto: Haberland, Walter
Florenz galt lange Zeit als die Metropole der Strohflechtkunst. Neben Hüten, Taschen und Beutelchen wurden feinste Fächer geflochten. Bereits in vorchristlicher Zeit in China entstanden, beginnt die Geschichte des Fächers in Europa erst im 16.Jh. Fertigungszentren für das Galanteriewesen waren Paris, London, Amsterdam und Wien. Man verwendete kostbarste Materialien wie Elfenbein, Ebenholz, Schildpatt, Perlmutt und Spitzen und dekorierte mit feinsten Schnitzereien, Einlegearbeiten, Applikationen und Miniaturmalereien. Aus Stroh geflochten wurde das Blatt des in Oberitalien besonders beliebten ‚Fahnenfächers‘. Das feste, starre Fächerblatt war mit einer beweglichen Befestigung am Fächerstiel versehen, dessen Konstruktion 1634 von einem gewissen ‚Abt Flatori‘, einem Edelmann aus Florenz, entwickelt worden war. Einem Musterbuch von 1531 zur Herstellung von Fahnenfächern ist zu entnehmen, dass das Flechten von Fächern neben der Herstellung von Körben und Matten als Beschäftigung von Mön...

Inhaltsverzeichnis

  1. Hinweis
  2. Inhaltsverzeichnis
  3. Vorwort
  4. Waltraud Rusch: 40 Jahre Fachverband …textil..e.V. Wissenschaft – Forschung – Bildung
  5. Renate Schwender, Hella Helfrich, Dorothea Didlaukies: Lang ist es her, 40 Jahre – und von Anfang an dabei!
  6. Ingrid Bindzus: Erika Cohn – eins der aktivsten Mitglieder des Fachverbandes
  7. Erika Cohn: Texere
  8. Marlene Seedig: Erinnerungen und Gedanken zu 40 Jahre Fachverband für Textilunterricht
  9. Gert Eberhardt: Glückwunsch zum 40-jährigen Jubiliäum des Fachverbands …textil..e.V. 2015
  10. Jutta Lademann: Kultur als Chance
  11. Iris Kolhoff-Kahl: Von Textil aus kreativ…
  12. Beate Schmuck: Vom Textilen aus! Konzeptionelle Überlegungen zu einer kulturanthropologischen Textildidaktik
  13. Barbara Hanne: Museen heute: Archiv, Schaufenster und mehr?
  14. Norbert Schütz: Traditionelle Webkultur in Litauen
  15. Roswitha Zwerger: Stroh – ein seltener Werkstoff der Textilkultur
  16. Annette Hülsenbeck: Textiles lehren – Komplexität vermitteln, das Selbstverständliche begreifen
  17. Monika Hoede: Trachtenkulturberatung – eine Einrichtung des Bezirks Schwaben
  18. Waltraud Rusch: „Handarbeitslehrerinnenausbildung“ zwischen Perfektion und Ästhetik
  19. Karin Terdenge: Digitale Medien in der beruflichen Bildung
  20. Barbara Denker: Internationalisierung der B5 Modeschulen Nürnberg
  21. Wiebke Harms-Hollmann, Anna Sophie Müller: Bodification an mir Puppe
  22. Anne-Marie Grundmeier: Vogue for me – Mode und Accessoires auf dem Runway
  23. Dorit Köhler: Rokoko goes Outdoor – Kleidobjekte von Studierenden aus Funktionstextilien
  24. Katja Bierkandt-Mühlenz: Monica Menez – Modefotografin und Shootingstar im neuen Genre Fashion-Film
  25. Anni Kropf: Weltumspannend: Kultur – Kleidung – Mode. Mein persönlicher Beitrag
  26. Autorenverzeichnis
  27. Impressum