Heilige im Gespräch
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Heilige im Gespräch

Ordensgründer, Bettler und Gelehrte

  1. 248 Seiten
  2. German
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Heilige im Gespräch

Ordensgründer, Bettler und Gelehrte

Über dieses Buch

In lockerer und spannender Art werden große Gestalten des Hochmittelalters von ihren Sockeln geholt und als Menschen von Fleisch und Blut vorgestellt. Oberstufenschülern wird ein lesbares Buch zur Maturavorbereitung in die Hand gegeben und Interessierte werden spannende Einzelheiten erfahren, ohne ausführliche Biographien studieren zu müssen. Auch eignet sich das Buch als ideales Firmungsgeschenk. Sie waren aus besonderem Stoff, die Heiligengestalten des Hochmittel-alters, die von Gott in den Dienst genommen wurden. In vollkommenem Vertrauen auf SEINE Führung wählten sie ein Leben in äußerster Armut und Ungeborgenheit, um Christus allein zu dienen. Innerlich eng mit ihrem göttlichen Meister verbunden, gelang es ihnen durch ihre Predigt und das Beispiel ihres Lebens Menschen ihrer Zeit für die christlichen Ideale neu und nachhaltig zu begeistern. Im Dienst der Kirche wurde BERNHARD zur Stütze des Papstes in turbulenten Zeiten, während DOMINIKUS für die Wahrheit des katholischen Glaubens Kraft und Leben einsetzte. Durch das Beispiel seines armen Lebens wurde FRANZ von ASSISI zum glaubhaften Prediger der evangelischen Botschaft und THOMAS von AQUIN zum selbstlosen Diener der Offenbarung, die er mit bewundernswerter Geisteskraft mit den Quellen der antiken Philosophie verknüpfte und damit fundamentale theologische Lehrwerke schuf, die bis heute gelten.

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Information

Franz von Assisi
(1182 bis 1226)

Wohl kein Heiliger hat eine so große Volkstümlichkeit erreicht, wie Franz von Assisi. Ihn kennen auch Menschen, die mit der Kirche nichts zu tun haben wollen, und selbst jene, die sich als Agnostiker oder Atheisten bezeichnen. Bis heute haben sich Facetten seiner Persönlichkeit überliefert, die, legendenhaft ausgeschmückt, an romantischer Überzeichnung nichts zu wünschen übriglassen. Es gibt literarische Interpretationen seines Lebens und auch einen sehr erfolgreichen Film unter dem Titel „Bruder Sonne und Schwester Mond“21 von Zeffirelli über die Jugendjahre des Heiligen.
Als Sohn einer provenzalischen Adeligen und eines reichen Tuchhändlers verlebte Franziskus inmitten einer zauberhaften Landschaft in Asissi seine Jugendjahre. Da der Vater viel unterwegs war, lag seine Erziehung in den Händen der Mutter, die seine musikalische und künstlerische Begabung früh erkannte und unterstützte. Leichtigkeit im gesellschaftlichen Umgang und finanzielle Großzügigkeit gewannen ihm nicht nur jugendliche Freunde, sondern machten ihn zum gesuchten Gastgeber und verwöhnten Liebling der ganzen Stadt. Fasziniert vom Ideal seiner Zeit, huldigte er dem Ritterdienst, der ihm nach einem verlorenen Kampf zwischen Assisi und Perugia Gefangenschaft und eine langwierige Krankheit einbrachte.
Mit einem überwältigenden Erlebnis in der Kirche zu San Damiano, wo ihn Christus vom Kreuz herab aufforderte, „seine Kirche wiederaufzubauen“, begann sein Weg, der ihn bald völlig aus seiner vertrauten Welt herausführen sollte.

Jugendjahre in Assisi

In der Stadt Assisi, in Umbrien, wurde Franziskus 1182 als Sohn eines reichen Tuchhändlers geboren. Sein Vater Pietro Bernardone gehörte – wir würden heute sagen – dem Großbürgertum an und war viel unterwegs. Von seinen Reisen hatte er auch seine Frau mitgebracht, Herrin Pica aus der Provence, aus dem Land, wo geniale Frauen im 12. Jahrhundert das Gesetz der cortezia22 erfanden. Es war eine „Übersetzung“ der emotional-erotischen Beziehung ins Geistige, wenn man so will, die sich unter anderem darin zeigte, dass sich ein Ritter verpflichtete, zur Ehre seiner erwählten Herrin zu kämpfen und Ruhm zu gewinnen. Aus dem Land der Ritter und Minnesänger stammten auch die Romanzen und Lieder, die sie ihrem Sohn Franziskus in provenzalischer Sprache vorsang und worin ihre Sehnsucht nach dem Land ihrer Kindheit so fühlbar mitschwang.
Wenn er als junger Mann die provenzalische Sprache für seine Lieder bevorzugte, dann war es zweifellos der Einfluss seiner Mutter, der sich in dieser Vorliebe widerspiegelte. Auch stammte seine jugendliche Begeisterung für den Ritterdienst wohl aus derselben Quelle.
Von seinen schulischen Erfahrungen schweigen die Texte der Überlieferung. Sicher ist nur, dass er über elementare Kenntnisse im Lesen, Schreiben und Rechnen verfügte. Es war aber keine Rede von einer Ausbildung in den Freien Künsten, die damals in den Domschulen angeboten wurde. Wahrscheinlich war Franziskus schon früh als Nachfolger seines Vaters vorgesehen, also für eine Laufbahn, die keine höhere Bildung, sondern nur ein allmähliches Hineinwachsen in den zukünftigen Beruf voraussetzte.
Und der Jüngling Franziskus bewährte sich im Laden seines Vaters. Strahlend und voll Liebenswürdigkeit zog er die Menschen in seinen Bann und gewann sie mühelos für seine Ziele, egal ob es sich um Kunden oder um Freunde handelte. Seine geschmackvolle, prächtige Kleidung, die seiner Vorliebe für schöne Dinge entsprach, tat das ihrige, um ihm den Rang eines außergewöhnlichen jungen Mannes zu verleihen, der von seiner Umgebung bewundert und wahrscheinlich auch beneidet wurde. Dazu kam der reiche Vater im Hintergrund, der dem Sohn kaum etwas verweigerte. So lud Franziskus immer wieder Freunde und Bekannte zu üppigen Gastmählern, wo gespeist und getrunken, gesungen und getanzt wurde. Vielseitig begabt, konnte er mit den Instrumenten der Zeit nicht nur gut umgehen, sondern mit einer Fülle von Liedern seine Freunde und Bekannten unterhalten, die wahrscheinlich mit mehr Freude und Begeisterung als musikalischer Einfühlung, mitsangen.
Man liebte ihn, den jungen Bernardone – Franziskus – wie ihn sein Vater nannte. Und er war stolz auf seinen Sohn, der so liebenswürdig auf großem Fuß lebte. Doch floss viel Geld des Vaters auch in die Hände der Armen. Mitleid mit den „Brüdern des Heilandes“ erfüllte Franziskus schon früh, und er war groß im Geben, trotz seiner Jugend.
Assisi gehörte zum Machtbereich der Staufer23 und die Nachbarstadt Perugia zu dem der Welfen. Als es 1202 zu einer Fehde zwischen Perugia und Assisi kam, war es Sache der jungen Gefolgsleute, diese Fehde auszutragen. Auch Franziskus war beim Gefecht bei Collestrada dabei, wo die Kämpfer aus Assisi unterlagen. Und er war auch dabei, als ein Teil der jungen Ritter in Gefangenschaft von Perugia geriet. Mehr als ein Jahr verbrachte er als Gefangener in den Mauern des feudalen Perugia, als ihn eine schwere Krankheit niederwarf, die ihm aber gleichzeitig die Rückkehr nach Assisi ermöglichte. Danach dauerte es Monate, bis sich Franziskus erholte und von seinem Krankenlager aufstehen konnte. Als es endlich soweit war, schien er verändert: er war stiller und nachdenklicher geworden. Doch mit zunehmender Kraft erwachte auch die frühere Lebenslust in dem jungen Mann. Als Walter III. von Brienne, ein Lehensmann des Papstes, einen Kriegszug nach Apulien in Süditalien vorbereitete, um dort für den Papst gegen die Staufer die Herrschaft wiederzugewinnen und nach jungen Männern Ausschau hielt, begeisterte sich auch Franziskus für diese Idee und stellte sich dem Grafen als Ritter zur Verfügung.

Beginn seiner „Bekehrung“

Während er in Gedanken an künftige Taten schwelgte und sich mit Eifer zum Aufbruch vorbereitete, hatte er einen Traum, der ihn in seinen Plänen noch bestärkte. Er träumte, dass ihn jemand rief und in einen weiten herrlichen Palast führte, wo es in der Waffenkammer prächtige Rüstungen und Waffen zu sehen gab, die nur darauf warteten, ihren Trägern zu Kriegsruhm zu verhelfen. Als er staunend fragte, wem das alles gehöre, wurde ihm geantwortet, dass die Waffen und der Palast ihm und seinen Getreuen zugedacht seien. Er erwachte und interpretierte den Traum als Vorzeichen „großer Dinge“, die ihn erwarteten, und beschloss nach Apulien zu ziehen.
Am Tag vor dem Traum hatte Franziskus in einem „Anfall von Güte“ seine gesamte Ausrüstung einem verarmten Edelmann geschenkt. Das könnte darauf hinweisen, dass er sich vielleicht gar nicht so sicher war, ob er nach Apulien mitreiten sollte. Doch gestärkt durch den Traum zog er den Anderen nach und kam bis Spoleto.
Als er sich dort am Abend niederlegte, kam ihm vor, als ob ihn jemand fragte, wohin er gehen wolle. Als er seine Pläne enthüllte, fragte ihn die Stimme, wer ihm Besseres geben könnte, der Herr oder der Knecht. Franziskus antwortete: „Natürlich der Herr!“ Darauf die Stimme: „Warum verlässt du dann wegen des Knechtes den Herrn und wegen dem Armen den Reichen?“ Als Franziskus fragte, was er nun tun solle, wurde er aufgefordert, nach Hause zurückzukehren.
Daraufhin folgte er der Stimme und kehrte nach Assisi zurück. Wenige Tage danach wählten ihn die Genossen seines Klubs zum Anführer des Abends, in der Erwartung, dass er ihnen wie früher ein verschwenderisches Gastmahl inszenieren würde. Und sie täuschten sich nicht. Am Ende des Gelages zogen die jungen Leute mit ihrem Anführer Franziskus singend durch die Stadt.
Doch auf einmal blieb er hinter den Anderen zurück. Auch sang er nicht mehr, sondern war in tiefes Nachdenken versunken.
Denn plötzlich und unerwartet hatte ihn der Herr berührt. Und eine „solche Süße“ erfüllte sein Herz, dass er weder reden noch sich bewegen konnte. Nur jene Süße fühlte er und konnte nichts Anderes wahrnehmen. Und so sehr war er der Empfindung der Sinne entrückt – so erzählte er später – dass er sich nicht von der Stelle hätte bewegen können, auch wenn man ihn in Stücke geschnitten hätte.24
Als sich seine Gefährten umwandten und auf ihn warteten, erschien er ihnen wie verwandelt, und sie interpretierten sein Verhalten als Verliebtheit. Lebhaft gab er ihnen zur Antwort: „Ja, wirklich! Und die Braut, an die ich dachte und die ich heimführen möchte, ist edler, reicher und schöner, als ihr jemals eine gesehen!“ Da lachten sie über ihn.
Doch für Franziskus hatte sich eine andere Welt eröffnet, die ihn für sein ganzes Leben in ihren Bann schlagen würde. Diese unerwartete Begegnung mit der göttlichen Gegenwart war wohl sein inneres „Damaskuserlebnis“25, wonach sich ihm alles, was ihm bisher lieb und teuer war, zu entfremden begann. Daher zog sich Franziskus in der Folgezeit, „von der Süße angezogen, immer wieder zu stillem Gebet zurück“– ein Verhalten - das allen, die ihn kannten, wunderlich und seltsam vorkam. Auch seine Mutter war erstaunt über seine Veränderung. Doch ließ sie ihn gewähren, wenn er stundenlang wie abwesend herumging, große Summen an die Armen verteilte und oft mit ihnen zusammen gesehen wurde. Hatte er früher „Almosen“ gegeben, wie es üblich war, so nahm er jetzt aufmerksamen Anteil an ihren Sorgen und half, wo er nur irgendwie konnte.
Die nächste Stufe seiner Bekehrung und seiner inneren Ablösung von der Welt wurde ihm während eines Gebetes geschenkt: Franz, was du bisher geliebt und begehrt hast, das musst du verachten und hassen, wenn du meinen Willen erkennen willst. Hast du erst damit begonnen, so wird dir unerträglich und bitter sein, was dir zuvor liebenswert und süß erschien; und aus dem, was dich vorher erschauern machte, wirst du tiefes Glück und unermesslichen Frieden schöpfen!“
Franziskus, der alles wörtlich nahm, was ihm zu dieser Zeit und auch noch später gesagt wurde, überlegte sicherlich, was ihm am meisten Unbehagen bereitete. Daher wundert es nicht, dass er eines Tages, als er einem Aussätzigen vor der Stadt begegnete, seinen Ekel überwand und vom Pferd stieg. Daraufhin gab er dem Kranken einen Gulden und küsste ihm die Hand.
Kurze Zeit später besuchte er mit einer Summe Geldes das Siechenhaus und ließ alle Aussatzkranken26 um sich versammeln. Dann verteilte er das mitgebrachte Geld unter ihnen und küsste jedem die Hand. Als er sie wieder verließ, „durchzitterte ihn eine nie gekannte Freude.“ Noch in seinem Testament erinnerte er sich, dass es ihm Freude machte, bei ihnen zu sein und ihnen zu dienen.
Wohl keine Erkrankung eignet sich so gut zur exemplarischen Veranschaulichung für den Prozess der Sünde (Trennung von Gott und seiner Güte) und dessen Auswirkungen auf das unsichtbare Ich (Seele), wie der Aussatz. Dass die Begegnung mit den Aussätzigen für Franziskus so wichtig werden konnte, ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass auch Jesus immer wieder Aussätzige heilte.
Im christlichen Handeln geht es nicht zuletzt um die Rückholung der Ausgegrenzten in die menschliche Gesellschaft. Jesus heilte Aussätzige, ja er berührte sie sogar und heilte auch Besessene, Blinde, Gelähmte und Gehörlose. Nur einmal heilte er eine so genannte „normale“ Krankheit, indem er die Schwiegermutter des Petrus von ihrem Fieber befreite. Alle anderen wundersa-men Heilungen bezogen sich auf Krankheiten, wodurch Menschen aus dem gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen waren und durch Jesus ins bürgerliche Leben zurückgeführt wurden.
Dass die Gnade persönliche Züge nicht glättet oder aufhebt, zeigt sich an einer kleinen Geschichte aus seiner Jugendzeit: Eines Tages nahm der Schelm Franziskus einen Gefährten aus seiner wilden Zeit in die Umgebung von Assisi mit und erklärte ihm allen Ernstes, dass er einen kostbaren Schatz gefunden habe. Daraufhin führte er ihn zu einer Höhle, worin er selber verschwand, um zu beten, während sein Gefährte draußen mit den Gedanken an den Schatz beschäftigt war.

Berufung zum Retter der Kirche

Eines Tages, als er gerade an der Kirche von San Damiano vorüber ging, fühlte er sich hineingerufen. Er trat ein und betete innig vor dem Bild des Gekreuzigten. Da kam vom Kreuz eine milde und gütige Stimme, die sprach: „Franz, siehst du nicht, wie mein Haus zerstört wird? Geh und stelle es wieder her!“ Zitternd und staunend über die Worte, die er gehört hatte antwortete er: „Gern will ich es tun, Herr!“ Im ersten Überschwang dachte er, dass damit das Kirchlein von San Damiano gemeint sei, dessen Mauern aus Altersgründen und Vernachlässigung einzustürzen drohten. Als er vor die Kirche trat, noch ganz erfüllt von dem Zauber der Ansprache des Gekreuzigten, und den Priester Pietro dasitzen sah, gab er ihm einen Beutel Geld mit der Bitte, Öl zu kaufen. Damit sollte er vor dem heiligen Kreuzbild eine Lampe installieren, die wie das ewige Licht vor dem Tabernakel brennen sollte, um die Erinnerung an sein Erlebnis für immer wach zu halten.
Abb. 13: Kreuz von San Damiano
Im Ereignis von San Damiano wurde der Kreuzesmystiker Franziskus geboren. Ab nun trug er die Wundmale seines Herrn in seiner Seele und im Herzen“, die lange Jahre danach, am Alvernerberg, auch seinem Körper sichtbar eingebrannt wurden. Noch aber glaubte Franziskus an den konkreten Auftrag, dass er die Kirche von San Damiano wiederaufbauen solle. In alter Gewohnheit machte er sich daher auf, nahm einen Ballen Tuch aus dem Laden seines Vaters und ritt damit nach Foligno. Dort verkaufte er das Pferd mitsamt allem, was er mitgebracht hatte und kehrte zur Kirche San Damiano zurück. Hier traf er noch denselben armen Priester, dem er das Geld zur Renovierung des Kirchleins über-geben wollte. Doch der Priester kannte ihn und wollte das Geld aus Furcht vor dessen Vater nicht annehmen. Daraufhin warf er den Beutel in eine Fensternische. Gleichzeitig bat er um Gastfreundschaft, was der Priester ihm gern gewährte; das Geld nahm er aber trotzdem nicht. Franziskus blieb nun bei ihm und vor allem in der Nähe seines gekreuzigten Heilands, der ihn so tief berührt hatte.
Zu Hause war man natürlich völlig verstört, als der geliebte Sohn nicht nach Hause kam und auch dort nicht zu finden war, wo er sich sonst herumtrieb. Als der Vater seine Gefährten als Kundschafter ausschickte, erfuhr er bald, wo er sich aufhielt und wie er sich verändert hatte. Diese Wendung der Dinge brachte den Vater völlig aus der Fassung. Er beschloss, der Sache ein Ende zu machen und seinen Sohn zurückzuholen. Als Franziskus seinen Vater kommen sah, packte ihn große Angst. Er ver...

Inhaltsverzeichnis

  1. Hinweise
  2. Widmung
  3. Inhaltsverzeichnis
  4. Einführung
  5. Gesellschaftliche Situation im Hochmittelalter
  6. Bernhard von Clairvaux
  7. Dominikus
  8. Franz von Assisi
  9. Thomas von Aquin
  10. Anhang
  11. Literaturverzeichnis
  12. Abbildungsverzeichnis
  13. Danksagung
  14. Über die Autorin
  15. Impressum